„Liebe ist nicht nur etwas für gute Zeiten.“
Die Alchemie der Nähe
Der siebzehnjährige Giovanni lebt zusammen mit seinem Vater, einem Notar, in Verona. Seine Eltern trennten sich, als er mal gerade drei Jahre alt war. Auch hat Giovanni eine Zwillingsschwester. Selvaggia ...
Der siebzehnjährige Giovanni lebt zusammen mit seinem Vater, einem Notar, in Verona. Seine Eltern trennten sich, als er mal gerade drei Jahre alt war. Auch hat Giovanni eine Zwillingsschwester. Selvaggia hingegen lebt bei ihrer Mutter, einer Kommissarin, in Genua. Nach langer Trennung haben die Eltern beschlossen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Nun haben Giovanni und Selvaggia wieder Kontakt zueinander. Viele Jahre haben sie sich nicht gesehen und sind nun wieder täglich zusammen. Sofort ist da etwas zwischen ihnen. Die Gefühle, die Giovanni gegenüber seiner Zwillingsschwester empfindet, können aber nicht natürlich sein. Er begehrt sie aus tiefstem Herzen und auch Selvaggia kann ihre Augen nicht von ihrem Bruder lassen.
Nach vielen vorsichtigen Annäherungen kommt immer wieder „das darf man doch nicht, das ist unmoralisch und verboten!“ bei Beiden zum Vorschein. Aber sie können nicht miteinander und ohneeinander auch nicht. Sie fühlen sich magisch voneinander angezogen. Langsam aber sicher rutschen sie immer tiefer in den Sog der Liebe. Als es dann zum Letzten kommt, können Beide nicht mehr aus ihrer Haut. Sie lieben sich über alle Maßen und müssen sich trotzdem vor Allen verstecken.
Doch Selvaggia traut sich, ihrer Freundin einen Hinweis zu geben. Auf einer Silvesterparty lüften sie ihr schwer gehütetes Geheimnis und sofort halten alle Freunde Abstand.
Ihre Eltern ahnen von nichts, nur kommt es ihnen doch manches Mal komisch vor, dass die Beiden immer so eng zusammenhängen. Als dann Selvaggia eines Morgens über extreme Übelkeit klagt und sie sich ständig übergeben muss, wird die befreundete Ärztin gerufen.
Nun kommt alles, was die Beiden eigentlich geheim halten wollten, ans Tageslicht.
Mehr verrate ich nicht. Lest selbst.
Fazit:
Die sehr junge Autorin Gaia Coltorti hat hier ein Buch geschrieben, was wirklich sehr in die Tiefe geht. Ein absolut schwieriges Thema, was ständig totgeschwiegen wird, weil nicht sein darf, was nicht sein kann. Aber es gibt immer diese Ausnahmen von der Regel.
Der Schreibstil ist sehr schön. Mich allerdings störte die Form schon ein wenig. Fast ein ganzes Buch in der dritten Person zu schreiben, macht es dem Leser nicht leicht, den Stoff richtig zu verinnerlichen. Aber nach vielen Seiten habe ich mich dann daran gewöhnt und hing förmlich an den Lippen des Erzählers.
Die Figuren beschreibt die Autorin sehr klar und mit viel Herz und Einfühlungsvermögen. Ich konnte mich sofort in die Charaktere hinein fühlen, was mir so manches Mal eine Gänsehaut verursachte. Giovanni und Selvaggio sind wirklich gut getroffen. Er, derjenige der mehr der ruhende Pol ist und Selvaggio doch mehr die durchgeknallte, aber doch tiefgründige Persönlichkeit.
Viele tolle Sätze, die das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis werden lassen, sind hier zu lesen, wie auch meine Überschrift, die in mir ein Aha-Erlebnis auslösten. Hier noch eine kleine Kostprobe: „Entweder du entscheidest dich für eine Ewigkeit ohne mich oder für ein Leben mit mir.“
Von mir gibt es hier die volle Punktzahl und eine eindeutige Leseempfehlung.