Platzhalter für Profilbild

giselaslesehimmel

Lesejury Star
offline

giselaslesehimmel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit giselaslesehimmel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2024

Tiefgründiger Klassiker

Gentleman über Bord
0

Meine Meinung:
Ein tiefgründigerKlassiker

Nicht selten hört man von schwerkranken Menschen, wie selbstverständlich sie doch ihr Leben und ihre Gesundheit genommen haben. Vielen belanglosen Dingen zu viel ...

Meine Meinung:
Ein tiefgründigerKlassiker

Nicht selten hört man von schwerkranken Menschen, wie selbstverständlich sie doch ihr Leben und ihre Gesundheit genommen haben. Vielen belanglosen Dingen zu viel Beachtung schenkten.Was uns allen jedoch die größte Sorge bereitet, irgendwann mal hilflos auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Um sich mit solchen Dingen zu beschaftigen, braucht es jedoch nicht immer eine Krankheit. Ein kleines Missgeschick reicht auch. Ein Ölfleck auf dem Deck ist daran schuld, dass der erfolgreiche New Yorker Geschäftsmann Henry Preston Standish kopfüber im Atlantik landet. Der gut situierte Gentleman möchte nicht laut um Hilfe schreien. Zumal es doch eine Schande ist, wenn jemand in seiner Position so tollpatschig mitten im Atlantik landet. So begutachtet er erst mal den wunderschönen Sonnenaufgang. Schaut dem Schiff dabei zu, wie es immer kleiner wird. Ist sich seiner Hilflosigkeit bewusst.Er kann keine Hilfe erwarten, für den Moment.

Den Gedanken von Henry habe ich sehr gerne gelauscht. Befindet er sich doch das erste Mal in seinem Leben in der Situation, sich mit sich selbst befassen zu müssen. Ganz allein im Atlantik lässt er sein Leben Revue passieren. Sehnt sich nach den Dingen, denen er überdrüssig wurde. Was gäbe er jetzt für einen Scotch mit Soda und einer Zigarette. Dieser Klassiker lebt von der Hoffnung, die die Leserschaft für Henry entwickelt. Henry ist doch ein angenehmer Zeitgenosse. Das haben auch die anderen Passagiere bemerkt. Was zeitgleich auf dem Schiff passiert, scheint nicht von dieser Welt zu sein. Lug und Trug und eine gewisse Befangenheit, hindern die Passagiere daran zu melden, dass Mr. Standish von Bord gegangen ist. Keiner möchte dem ruhigen, in sich gekehrten Standish auf die Pelle rücken.

Henrys Gemütszustand wechselt zwischen Verzweiflung, Zorn und Hoffnung hin und her. War doch sein Leben bisher nie von irgendwelchen Entbehrungen geprägt. Zwischen dem Bewusstsein sterben zu müssen, mischt sich immer wieder die Freude seiner Frau und den Kindern von seinem Abenteuer zu erzählen.

Ich habe darauf gewartet, wann Henrys Abwesenheit bemerkt wird und das Schiff umkehrt. Habe Henry stellenweise um seinen Optimismus beneidet. Mir die Geschichte seiner Familie angehört. Hätte ihm gerne seinen geliebten Scotch mit Soda und eine Zigarette gereicht. Irgendwie war ich mir sicher, Henry wird es schaffen!

Fazit:
Was passiert mit einem Menschen, der mitten im Atlantik unbemerkt über Bord geht? Wir wissen es alle. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ich empfehle das interessante Nachwort von Jochen Schimmang zu lesen. Der Autor Herbert Clyde Lewis ist Henry gar nicht mal so unähnlich.

Erwähnenswert ist das wunderschöne in Leinen gebundene Buch in einem Schuber.

Danke Herbert Clyde Lewis. Ein großes Dankeschön an den Mare Verlag, für die Neuauflage dieses Klassikers. Mein Dank geht auch an Klaus Bonn für die Übersetzung. Danke für das informative Nachwort Jochen Schimmang.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.01.2024

Hält nicht, was der Klappentext verspricht

Männer töten
0

Meine Meinung:
Hält nicht, was der Klappentext verspricht
Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen an das Buch, da es mir sehr empfohlen wurde. Ziemlich zwiegespalten hat mich diese Geschichte zurück gelassen. ...

Meine Meinung:
Hält nicht, was der Klappentext verspricht
Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen an das Buch, da es mir sehr empfohlen wurde. Ziemlich zwiegespalten hat mich diese Geschichte zurück gelassen. Einerseits punktet sie durch den flüssigen Schreibstil, anderseits lässt sie mich etwas ratlos zurück. Ich wollte mehr darüber erfahren, warum keiner ernsthaft nach den verstorbenen/vermissten Männern sucht. Stattdessen weiß ich jetzt, wie oft die jungen Frauen besoffen waren und gespeit haben. Habe dazu gelernt, wie man Kühe zum Pudern bringt.

Klar, es handelt sich hier um eine Utopie. Dennoch fehlen mir einige Antworten. Wann genau hat das Matriarchat in Engelhartskirchen seinen Anfang genommen? Hier hätte ich mir intensivere Beschreibungen der Frauen, die die Morde begangen haben, gewünscht. Dachte ich Anfangs dass in dem Buch kaum Männer vorkommen, so wurde ich nun eines besseren belehrt. Wir erfahren die Ereignisse aus der Sicht von Anna Maria. In Berlin hatte sie eine toxische Beziehung zu Friederich. Ihre Romanze war von Drogen und Alkohol geprägt. Nachdem Anna einen heftigen Fahrradunfall in Berlin hatte, nimmt ihr One Night Stand Hannes Anna mit nach Engelhartskirchen auf seinen Bauernhof. Auf dem Hof fragt keiner nach ihrer Vergangenheit. Auch die verwitwete Mutter von Hannes empfängt sie mit offenen Armen. Zu Hannes Bruder Jacob hat sie auch sofort einen guten Draht. Sie wird sofort von den anderen jungen Frauen im Ort gut aufgenommen. Erlebt als erstes eine Polter mit und läuft mit den Frauen und einem Kasten Bier durch den Ort.

Der Zusammenhalt in Engelhartskirchen hat mir gut gefallen. Das Leben auf dem Hof ist gut beschrieben und wirkt einladend. Dennoch habe ich immer auf den großen Knall gewartet. Bekommen habe ich ein kleines, von Blut und Gewalt geprägtes Schüsschen. Das Ende hat mich ein bisschen ratlos zurück gelassen. Ich konnte das Verhalten der Frauen nicht nachvollziehen. Fand ihre Selbstjustiz des öfteren total unangebracht. Das eine oder andere mal konnte ich es verstehen, natürlich nicht befürworten. Es gab zwei Szenen, die hätten gut in einen Cosy Crime gepasst. Aber ansonsten gab es wahrlich nichts zu lachen. Mir war auch der Fokus zu sehr auf Annas Befinden gerichtet. Ich hätte gerne alle Protagonisten näher kennen gelernt.

Fazit:
Die Inhaltsangabe passt, (meiner Meinung nach,) nicht zum Inhalt des Buches. Vor allem macht sich Anna erst sehr spät über irgend etwas im Dorf Gedanken. Hinterfragt nur sporadisch zwischen Saufen und Speien was. Die Autorin hat das Augenmerk auf zu viele Nebensächlichkeiten gerichtet. Zu den Protas konnte ich keine Beziehung aufbauen. Ich bekam sie einfach nicht zu fassen. Die Morde enthalten eine Brutalität, die es für die Geschichte nicht gebraucht hätte. Interessant fand ich das Dorfleben an sich. Die Hochzeit zweier Frauen bringt auch etwas Schwung in das Geschehen. Lesen lässt sich das Buch, trotz Kritikpunkte, wie Butter. Man rutscht förmlich durch die Seiten um zu wissen was noch kommt. Beim Ende blicke ich absolut nicht durch.

Von mir knappe 3 Sterne und eine bedingte Leseempfehlung.

Danke Eva Reisinger

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2024

Wissenschaft in poetischer Sprache

Der Zauberer vom Cobenzl
0

Meine Meinung:

Wissenschaft in poetischer Sprache

Den Schwestern Hermine und Ottone erscheint ein selbstbestimmtes Leben so fern, wie ihres Vaters Wissenschaften. Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach ...

Meine Meinung:

Wissenschaft in poetischer Sprache

Den Schwestern Hermine und Ottone erscheint ein selbstbestimmtes Leben so fern, wie ihres Vaters Wissenschaften. Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach möchte die Existenz von Od bestätigen. Nur mit Sensitiven kann er weiter forschen. Seine Töchter und der Freiherr höchst persönlich, sind nicht in der Lage, die Kraft, welche aus verschiedenen Dingen per Licht strömt, zu sehen. Überhaupt scheint der ehemalige Industrielle, zum Scheitern verurteilt. Egal was er anpackt.
Während Hermine ein Händchen für die Pflanzenwelt hat, entlockt Ottone dem Klavier liebliche und höchst professionelle Töne. Den Begabungen seiner Töchter begegnet der Freiherr wohlwollend und unterstützt diese sehr. Nur heiraten erlaubt er den Töchtern nicht. Sollen sie doch lieber ihre Talente nutzen und dem Vater zur Seite stehen.

Die Geschichte spielt im 19.Jahrhundert. Die anspruchsvolle Sprache kommt oftmals sehr poetisch daher. Es handelt sich hier um einen biografischen Roman. Das macht die Geschichte zu etwas ganz Besonderen. Konnte ich mich auch des öfteren nicht entscheiden ob ich den Freiherrn für verrückt halten soll, so kam ich doch nicht umhin, seinen unermüdlichen Eifer zu bewundern. Mit großem Interesse habe sämtliche Wissenschaften verfolgt, die damals noch in Kinderschuhen steckten. Dennoch waren sie Wegweiser für spätere Erkenntnisse. Meteoriten spielen eine Rolle, deren Gesteinsbrocken Reichenbachs Interesse erweckten. Überhaupt brannte Reichenbach ziemlich schnell für ungewöhnliche Erscheinungen.

Den Werdegang der Töchter habe ich noch lieber verfolgt. Waren sie doch einerseits gesegnet, ob der vielen beruflichen Möglichkeiten, so mussten sie sich beim Vater vehement durchsetzen, damit ihre Herzen nicht verhungerten. Beruflich erfolgreiche Frauen, bekamen schließlich keine Ehemänner ab. Zwischen Revolution und Erfindergeist hatte jedoch auch die Liebe noch Platz.

Der Schreibstil hat mir außerordentlich gut gefallen. Es dauerte ein bisschen, bis ich mich darauf einlassen konnte. Aber dann wollte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Die Geschichte kommt irgendwie ein bisschen Fantasy - lastig daher. Geheimnisvoll und stellenweise charmant.

Fazit:

Zwischen Erfindergeist und Hungertuch kämpft Freiherr von Reichenbach um Beachtung. Ein Mann, der zu seinen Überzeugungen steht und dafür kämpft. Der anscheinend seinen tiefen Fall als letzter bemerkt. Zwei junge Frauen, die den Weg für uns Frauen heute, ein Stück weit geebnet haben. Diese interessante Familiengeschichte empfehle ich gerne weiter. Habe ich doch das Leuchten auch gesehen. In den Augen von Hermine und Ottone. Ein Leuchten, welches nur Verliebte in ihren Augen haben.
Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Bettina Balàkas.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2024

Es war mir eine große Freude

Kleine Freuden
0

Meine Meinung:

Es war mir eine große Freude

Kleine Freuden ist ein Titel, der an Untertreibung nicht zu überbieten ist. Dieses Buch war mir eine große Freude. Es kommt ohne reißerische Protagonisten ...

Meine Meinung:

Es war mir eine große Freude

Kleine Freuden ist ein Titel, der an Untertreibung nicht zu überbieten ist. Dieses Buch war mir eine große Freude. Es kommt ohne reißerische Protagonisten aus. Vielmehr punktet jeder einzelne mit absoluten Erkennungswert. Der bildhafte Schreibstil hat mich die 50er Jahre in England miterleben lassen. Der eingestreute englische Humor hat mir des öfteren ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Dabei hat mich die Inhaltsangabe ganz und gar nicht angesprochen. Durch die Empfehlung einer Bücherfreundin, habe ich mich dann doch an das Thema der unbefleckten Empfängnis (Parthenogenese) herangewagt.

Was macht die Geschichte so liebenswert? Keiner führt ein problemloses Leben. Dennoch geht einem die Liebenswürdigkeit jedes einzelnen ans Herz. Es passierten Dinge in der Vergangenheit, deren Erklärungen mir spannende Lesestunden beschert haben. Des Rätsels Lösung habe ich zwar von Anfang an erahnt, dennoch war ich auf das endgültige Ergebnis sehr gespannt.

Fazit:
Die kleinen Dinge, die Freude machen, haben das Buch zu etwas sehr Großen gemacht. Die Suche nach einem kleinen bisschen Glück hat mein Herz berührt. Das Ende war am Anfang schon zu lesen. Doch wen es betroffen hat, ließ mich traurig zurück. Das offene Ende lässt mein Kopfkino weiter arbeiten.

Danke Clare Chambers. Sie haben mir das erste Highlight 2024 beschert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2024

Sehr emotional und dennoch nüchtern erzählt

Das späte Leben
0

Meine Meinung:

Sehr emotional und dennoch nüchtern erzählt

Ich weiß nicht, was ich mir von dem Buch erhofft habe. Ich weiß nur, meine Erwartungen wurden übertroffen. Das mag daran liegen, dass die Geschichte ...

Meine Meinung:

Sehr emotional und dennoch nüchtern erzählt

Ich weiß nicht, was ich mir von dem Buch erhofft habe. Ich weiß nur, meine Erwartungen wurden übertroffen. Das mag daran liegen, dass die Geschichte so alltäglich daher kommt. Martin erzählt nüchtern von seiner Diagnose und wie er damit umgeht. Auf kräftezehrende Behandlungen verzichtet er. Erst denkt er, der Arzt hat seine Diagnose mit jemandem anderen verwechselt. Doch schon sehr bald findet er sich mit der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs ab. Er möchte mit seiner jungen Frau und dem kleinen Sohn noch ein paar gute Wochen verbringen. Doch nicht immer läuft alles harmonisch ab. Martin macht das beste daraus. Er lüftet Geheimnisse und versucht alles in gute Bahnen zu lenken. Für seinen kleinen Sohn schreibt er einen Brief. Wenn er älter geworden ist, hat er dadurch wieder ein kleines bisschen Kontakt zu seinem Vater. Nichts wird hier beschönigt. Schon gar nicht unnötig dramatisiert. Dennoch kann man große Gefühle zwischen den Zeilen spüren. Sterben gehört zum Leben. Wie wertvoll die letzten Wochen sein können, hat Bernhard Schlink sehr gut rüber gebracht.

Fazit:

Vor dem Sterben nochmal richtig leben. Noch einmal ans Meer.



Diese ausdrucksstarke Geschichte ist sehr berührend, ohne zu sehr gewollt auf die Tränendrüse zu drücken.

Danke Bernhard Schlink für diese wertvolle Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere