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Veröffentlicht am 11.12.2023

Die Welt ein kleines bisschen besser machen

Südstern
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Das wollen Vanessa und Deniz. Sie ist gelernte Pharmakologin, arbeitet jedoch in einer Bar, das Geld reicht nicht für eine kleine Wohnung in Berlin. Kurzerhand macht sie sich selbständig mit einem ganz ...

Das wollen Vanessa und Deniz. Sie ist gelernte Pharmakologin, arbeitet jedoch in einer Bar, das Geld reicht nicht für eine kleine Wohnung in Berlin. Kurzerhand macht sie sich selbständig mit einem ganz besonderen Kurierdienst. Als der junge und idealistische Deniz auf sie trifft, ahnt er nichts von ihrem Job. Ist ihm auch egal. Denn als Streifenpolizist zwischen Doppelschichten und der Pflege seines geliebten Vaters möchte er nur eines, Vanessa wiedersehen.
Um die entstehende Romanze der beiden erzählt Schriftsteller Tim Staffel in seinem Roman "Südstern" von Menschen in Berlin. Sie alle sind mehr oder weniger am kämpfen. Er thematisiert unterbesetzte Kliniken und Polizeireviere. Der Wunsch nach einer bezahlbaren Pflege im Alter.
Doch so neu sind die Themen Pflegenotstand und fehlendes Fachpersonal nicht für mich. Mit Vanessa würde ich beim Lesen nicht so richtig warm. Anstatt die Probleme ihrer Mitmenschen zu lösen, dealt sie mit Medikamenten und Drogen, profitiert von dem System. Deniz hingegen ist mir ans Herz gewachsen, er gibt im Dienst alles im Menschen in Not zu helfen, kümmert sich rührend um seinen Vater, der an Parkinson erkrankt ist. Leider konnte mich der Roman nicht richtig fesseln und mir fehlte bei den gesellschaftskritischen Punkten der Tiefgang, das Ende des Romanes war für meinen Geschmack zu schnulzig.
Wer jedoch eine unterhaltsame Hauptstadt-Story sucht, wird mit diesem Buch bestimmt glücklich.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Rückblickend betrachtet...

Er oder ich
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..sind die Erinnerungen an vergangene Liebesbeziehungen oftmals sehr verschieden. Manchmal gibt es Überschneidungen, manchmal komplett entgegengesetzte Sichtweisen.
In "ER oder ICH" blickt Journalistin ...

..sind die Erinnerungen an vergangene Liebesbeziehungen oftmals sehr verschieden. Manchmal gibt es Überschneidungen, manchmal komplett entgegengesetzte Sichtweisen.
In "ER oder ICH" blickt Journalistin und Schriftstellerin Fee Zschocke zurück auf ihre ganz persönlichen Männergeschichten: Manuel - Der Erste, Rüdiger - Der Schwiegermutterscgwarm, Peter - Der Vielgeliebte, Sebastian - Der Runaway Man, Henning - Der Urknall, Stefan - Der Womanizer, Jan - Der Kopf-Mann, Wolf - Der Traum-Mann, Nico - Der Männer-Mann.
Jeweils zuerst schildert Fee das jeweilige Kennenlernen, die Beziehung und wie diese auseinanderging. Darauf folgt der Bericht des jeweiligen Ex-Partners. In die Berichte der ehemaligen Beziehungen regelrecht versunken. Es war einerseits eine Zeitreise in die späten 1960er, 1970er und 1980er Jahre. Andererseits war ich fasziniert von Fees Offenheit gegenüber neuen Partnern, aber auch von ihrem Willen eine selbständige Frau zu sein. Die Rückblicke sind intensiv, bildstark. Manchmal herzerwärmend, schockieren, lustig und brutal. Bei einigen Männern dachte ich beim Lesen: was wollte sie denn mit dem!?! Der hat doch überhaupt gar nicht zu ihr gepasst. Manchmal tat mir Fee leid in Bezug auf ihren entsprechenden Partner, Mal tat mir der Ex-Mann leid. Mir hat das Buch gezeigt, dass Liebe und die Definition einer solchen individuell sehr unterschiedlich gelebt wird und betrachtet wird. Sie kann körperlich sein, seelisch oder auch in verschiedenen Schattierungen beider Anteile.
Mich hat die Lektüre immer auch nachdenklich gemacht und habe an an meine Verflossenen gedacht. Definitiv ein großartiges Buch über die Liebe und wie unterschiedlich sie betrachtet wird. Überaus lesenswert 🤗

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Obsessionen

Passagen
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Ich gebe zu, ich lese eher selten Texte aus dem Genre Prosa. Aber an "Passagen" von Ann Quin - aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Fletscher @maerzverlag wollte ich mich dann doch versuchen.
Quin ...

Ich gebe zu, ich lese eher selten Texte aus dem Genre Prosa. Aber an "Passagen" von Ann Quin - aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Fletscher @maerzverlag wollte ich mich dann doch versuchen.
Quin erzählt hier sehr überlappend von einer Frau, welche ihren geliebten Bruder sucht. Ja, auf mich wirkt die Dame regelrecht besessen von ihrer Suche. Begleitet auf ihren Reisen auf eine/mehrere Inseln, welche nach meiner Sicht im Mittelmeer liegen, wird sie von einem Mann mit jüdischer Herkunft. Was sie eint ist die Begeisterung für das Meer. Doch auch der Begleiter hat seine eigene Obsessionen: eine Sehnsucht nach der körperlichen Vereinigung mit einem jungen Mädchen, gemischt mit Gewaltfantasien und griechischen Mythen.
Ob ich die Texte alle richtig interpretiert habe, kann ich nicht sagen. Aber Leseeindrücke sind ja eh etwas ganz individuelles. Fasziniert hat mich, wie Ann Quin hier die Themen Sehnsucht, Krieg, Vergänglichkeit unter einen Hut bringt. Auch die Beschreibung der Meeresküste hat mir sehr gefallen. Vieles ist mir im Kopf zu Bildern geworden.
Definitiv war es Mal eine interessante Abwechslung zu meinen üblichen Lektüren.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Das Schweigen brechen

Haus aus Stein
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Dies ist das Ziel von Zamani seit er bei Abednego und Mama Agnes als Untermieter wohnt. Damit sie sich ihm öffnen, flöst er seinem Ersatzvater Alkohol ein und manipuliert auch Ersatzmutter Agnes gekonnt. ...

Dies ist das Ziel von Zamani seit er bei Abednego und Mama Agnes als Untermieter wohnt. Damit sie sich ihm öffnen, flöst er seinem Ersatzvater Alkohol ein und manipuliert auch Ersatzmutter Agnes gekonnt. Doch es liegt auch großer Kummer in der Luft, denn der leibliche Sohn der Ersatzeltern, Bukhosi ist seit einiger Zeit spurlos verschwunden.
In "Haus aus Stein" von Novuyo Rosa Tshuma aus dem Englischen übersetzt von Simone Jakob @ikontinental verwebt die Autorin gekonnt eine fiktive Familiengeschichte mit der wahren Historie Simbabwes. Denn die Ersatzfamilie Zamani's hat schlimmes erlebt in den 1980er Jahren, als die Unabhängigkeit der ehemaligen britischen Kolonie Rhodesien erschüttert wird von einem brutalen Völkermord Gukurahundi. Der Roman hat mir viel über das Land im Süden des afrikanischen Kontinents gelehrt. Aber auch über die Menschen dort und ihr tiefes Trauma, welches mit eisernem Schweigen weggeschlossen ist. Die Handlung ist intelligent, philosophisch, empathisch geschrieben. Die Taten während des Völkermords werden Rasierklingen scharf beschrieben und haben mich bis in meine Träume verfolgt.
Der Roman ist definitiv nichts für schwache Nerven, aber doch so wichtig und überaus lesenswert. Ich hoffe sehr, dass er noch weit mehr Menschen erreichen und bereichern wird.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Wenn das alles nie geschehen wäre

Herzkönig
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Wäre ihr Mann, ihr Herzkönig, dann bei ihr geblieben?
Izolda ist frisch verheiratet, als Polen von den deutschen Nazis besetzt wird. Doch dann wird der frisch gebackene Ehemann nach Auschwitz deportiert. ...

Wäre ihr Mann, ihr Herzkönig, dann bei ihr geblieben?
Izolda ist frisch verheiratet, als Polen von den deutschen Nazis besetzt wird. Doch dann wird der frisch gebackene Ehemann nach Auschwitz deportiert. Izolda könnte das nötigste packen und fliehen, doch sie will nur eines: ihren Mann befreien. Es beginnt ein Verstecken der eigenen, der jüdischen Identität. Sie verändert ihr Äußeres, färbt sich die Haare, lernt den Rosenkranz zu beten und nimmt einen polnischen Namen an. Sie bemüht sich bei den unterschiedlichsten Menschen um Hilfe, verkauft Schinken im Schwarzhandel, pflegt als Krankenschwester Typhuserkrankte. Eine Odyssee durch Osteuropa beginnt, welche sie bis nach Wien führt. Nahe verwandte sterben entweder elendig an Krankheiten im Ghetto oder im KZ oder werden auf andere Weise von den Nazis ermordet. Jeden Tag könnte auch ihr Leben enden. Doch dann, im Mai 1945 findet sie ihren Mann wieder. Beide sind gezeichnet von dem Erlebten. Sie haben überlebt und sich wiedergefunden, doch das Leben hat sie getrennt.
"Herzkönig" von Hanna Krall aus dem Polnischen übersetzt von Renate Schmidgall @buechergilde ist ein schmaler aber geballter Bericht über das alltägliche Leben verfolgte jüdischer Menschen in Polen zur Zeit der deutschen Besatzung unter Adolf Hitler. Die Geschichte hat mich immer wieder massiv betrübt, erschüttert, mir die Kehle zugeschnürt. Und obwohl Izolda dieses finstere Kapitel Europas überlebt, ist dies nur ein kleines Happyend für mich. Denn zu viele jüdische Mitmenschen wurden ermordet, oder sind an den damaligen Umständen gestorben. Überlebende bis in meiner Generation traumatisiert. Das Buch ist definitiv ein Mahnmal - wir sollten niemals vergessen, was in unserer Mitte geschen ist.
Große Leseempfehlung meinerseits 🤗

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