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Veröffentlicht am 27.09.2024

Ein guter Mensch

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bürgermeister
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Eigentlich hat Suzie nur an der Sitzung des Bauausschusses von Marlow teilgenommen, weil sie einen Unterstützer für einen Antrag sucht, da kippt Bürgermeister Geoffrey Lushington nach den ersten Schluck ...

Eigentlich hat Suzie nur an der Sitzung des Bauausschusses von Marlow teilgenommen, weil sie einen Unterstützer für einen Antrag sucht, da kippt Bürgermeister Geoffrey Lushington nach den ersten Schluck seines Kaffees tot vom Stuhl. Alles sieht nach einer Vergiftung aus. Während die anderen den Rettungsdienst und die Polizei anrufen, informiert Suzie ihre Freundinnen Judith und Becks – schließlich war sie live bei einem Mord dabei, also will sie ihn auch mit ihnen aufklären. DI Tannika Malik geht den Weg des geringsten Widerstandes und ernennt sie offiziell zu zivilen Beraterinnen. „Wir stehen also wieder am gleichen Punkt, meine Damen. Sie wollen ermitteln. Zu dritt. Zum dritten Mal.“ Ausgestattet mit entsprechenden Ausweisen stellt der Marlow Murder Club Untersuchungen unter den Mitgliedern des Bauausschusses an. Doch alle schwärmen davon, was für ein guter, selbstloser und hilfsbereiter Mensch Jeffrey war. Warum musste er dann sterben?!

Ich mag alten Ladys mit ihren Schrullen und Eigenheiten, die trotz ihrer Unterschiede beste Freundinnen und gute Ermittlerinnen sind. Judith prescht zwar gern mal vor, behält aber immer den Überblick und sieht wie bei ihren Kreuzworträtseln, wenn irgendwo etwas nicht aufgeht. Für sie wird dieser Fall sehr persönlich. Einer der Beteiligten erinnert sie an ihre eigene Situation und zeigt ihr auf, dass sie ihr Leben ändern sollte. Außerdem meldet sich ein alter Schulfreund bei ihr und will sie wiedersehen – sie ihn aber nicht.
Suzie kennt alles und jeden und immer die neuesten (oder alten) Gerüchte. Außerdem lässt sie sich nicht so leicht abschrecken oder abwimmeln – entschuldigen kann sie sich zur Not hinterher immer noch.
Becks ist sehr vorsichtig und versucht ihre Freundinnen (meist erfolglos) zu bremsen. Aber diesmal nimmt sie jede Chance wahr, ihrer Schwiegermutter zu entkommen, die sich einfach bei ihnen einquartiert hat und anscheinend nicht mehr gehen will.

Auch der dritte Band der Reihe von Robert Thorogood hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Obwohl sich zu Beginn kein Motiv finden lässt, stoßen die drei Ladys bei ihren Nachforschungen dann doch auf einige Geheimnis der Ausschussmitglieder, die einen Mord rechtfertigen würde. Aber durch die stichfesten Alibis der Verdächtigen bleibt es bis zum Schluss spannend.
Außerdem gefällt mir der leise Humor der Reihe. Und die Sprecherin Christine Prayon konnte mich wieder mit ihrer Interpretation der verschiedenen Charaktere überzeugen.

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Operation Jaguar

Prost, auf Brunngries
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„Jetzt, wo ich es mir so recht überlege, sollte man mal hinterfragen, ob auf dem KRAUSE ein Fluch liegt.“ (S. 202 / 203) Am Morgen nach der feuchtfröhlichen Feier zu Felix Finks Beförderung zum Polizeihauptmeister ...

„Jetzt, wo ich es mir so recht überlege, sollte man mal hinterfragen, ob auf dem KRAUSE ein Fluch liegt.“ (S. 202 / 203) Am Morgen nach der feuchtfröhlichen Feier zu Felix Finks Beförderung zum Polizeihauptmeister wundert sich Hauptkommissar Constantin Tischler, dass sein Jaguar, den er gestern vorm KRAUSE stehengelassen hatte, vor seiner Haustür parkt. Außerdem scheint das Auto in einen Unfall verwickelt gewesen zu sein, sein Autoschlüssel steckt im Zündschloss und das Wageninnere ist verschmutzt, obwohl er es erst gereinigt hatte. Aufgrund des Restalkohols kann Tischler nicht klar denken, setzt sich in den Wagen und vernichtet dabei eventuelle Spuren. Doch das Schlimmste kommt noch. Am gleichen Morgen wird in einem Straßengraben in Richtung Traunstein eine weibliche Leiche gefunden. Tischler erkennt sie sofort wieder: Katja Brendel war am Vorabend ebenfalls im KRAUSE, zudem waren sie zusammen auf der Polizeischule. Als an ihrer Kleidung Spuren vom roten Lack seines Jaguars gefunden werden, suspendiert Polizeioberrat Schwenk Tischler und überträgt Fink den Fall.

Tischler hat diesmal ein ganz schlechtes Karma. Sein heißgeliebtes Auto ist kaputt, er ist der einzige Verdächtige und dann „erwischt“ ihn Britta, der er nichts von alldem erzählt hat, in einer leicht missverständlichen Situation mit einer ehemaligen Kollegin aus München.
Dafür läuft es für Fink richtig gut. Er darf zu ersten Mal die Ermittlungen zu einem Mordfall leiten. Natürlich mischt sich Tischler trotzdem ein und unterstützt ihn tatkräftig. Denn: „Wie sollen wir den Fall denn mit der T-U-F-Methode lösen, wenn das T fehlt?“ (S. 310) Sie untersuchen Katjas Umfeld und entdecken, dass sie sich bei ihrer Arbeit in einer Sicherheitsfirma nicht nur Freunde gemacht hat. Vor allem als Türsteherin einer Disko hat sie sich gern mit den Gästen angelegt und ist dabei schnell handgreiflich geworden.

Auch der 10. Teil der Reihe von Friedrich Kalpenstein hat mich wieder sehr gut unterhalten und bis zum Ende miträtseln lassen. Fink dreht diesmal richtig auf und gibt Tischler und Schwenk ordentlich Kontra. So langsam mausert er sich und macht seinen Chefs echt Konkurrenz. Wenn er sich jetzt noch von den Trachtenjankern trennt, steht der ganz großen Karriere sicher nichts mehr im Weg. Im Weg steht sich dafür Tischler selbst. Erst steigt er in sein eindeutig kaputtes Auto, dann weiht er Britta nicht ein und verschweigt er ihr seine Münchner Kollegin. Kein Wunder, dass es da zu Missverständnissen kommt.

Auch sonst ist in Brunngries ist wieder jede Menge los. Im KRAUSE gibt es jetzt Gästezimmer und eine weibliche Mieterin fällt aus dem Rahmen. Zudem leistet sich Steiner, Tischlers Schrauber mit der schon lange nicht mehr weißen Weste, ein ordentliches Ding. Ich bin schon sehr gespannt, was als nächstes in Brunngries passiert, denn langweilig wird es dort nie. 5 Sterne für diese unterhaltsame Cosy Crime.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

„Alte“ Freunde

Wie man würdelos altert
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„Wann zum Kuckuck war sie eine alte Frau geworden? Wo war die Zeit bloß hin?“ (S. 19) Fünfzehn Jahre hat sich Daphne in ihrer Wohnung mehr oder weniger verkrochen, ist nur 1-2-mal die Woche zum Einkaufen ...

„Wann zum Kuckuck war sie eine alte Frau geworden? Wo war die Zeit bloß hin?“ (S. 19) Fünfzehn Jahre hat sich Daphne in ihrer Wohnung mehr oder weniger verkrochen, ist nur 1-2-mal die Woche zum Einkaufen ausgegangen. Und obwohl sie raucht wie ein Schlot, ist sie dank täglichem Pilates und Gymnastik immer noch topfit. Aber jetzt wird sie 70 und sehnt sich nach Gesprächen mit echten Menschen, statt immer nur mit ihren Fotos und Pflanzen (Außer der Yucca-Palme, der traut sie nicht!). Sie hat keine Ahnung, wie man als Erwachsene Freunde findet, aber Lydias Aushang im Mandel Community Center spricht sie an. Die sucht Mitglieder für den neuen Seniorenclub, den sie dreimal in der Woche leiten soll. Auch der ehemalige Theaterschauspieler Art, der nicht einsieht, dass seine Zeit längst vorbei ist, stolpert über die Anzeige und überredet seinen besten Freund William (einen ehemaligen Paparazzo), mitzugehen. Neben ihnen gehören noch Ruby und Anna dazu, deutlich weniger Leute, als sich Lydia erhofft hatte, aber dafür halten die sie ordentlich auf Trab. Und dann ist da noch Maggie, die alte Mischlingshündin, die sie auf ihrer ersten Zusammenkunft „geerbt“ haben.

Clare Pooley hatte mich schon mit „Montags bei Monica“ und „Das Wunder von Bahnsteig 5“ begeistert, und auch „Wie man würdelos altert“ ist wieder ein sehr humorvoller, warmherziger und gleichzeitig gesellschaftskritischer Roman, der uns vor Augen führt, was Freundschaft bedeutet und wie die Gesellschaft und wir als Einzelne mit älteren Mitbürgern umgehen. Meist werden sie nämlich einfach übersehen und übergangen. So geht es auch dem Seniorenclub, der zusammen mit dem Center geschlossen werden soll. Dann würde nicht nur Lydia ihren ersten Job seit Jahren verlieren, sondern die Rentner ihre „Ersatzfamilie“, zu der sie ganz schnell füreinander geworden sind. Art hat eine Idee, wie sie das verhindern können und Daphne plant die Aktion, denn darin war sie schon früher unschlagbar. Dafür brauchen sie Maggie und Ziggy, einen Teenager, der bereits Vater ist und ihre Dienste als Babysitter mit seinem Computer- und Social-Media-Wissen bezahlt.

Lydia war früher eine bekannte Foodstylistin, jetzt ist sie nur noch das Anhängsel ihres Mannes, überflüssig und unsichtbar. Wenn er überhaupt was zu ihr sagt, sind es hämisch Kommentare und Kritiken. Außerdem scheint er sie zu betrügen, aber sie will es lieber nicht zu genau wissen. Denn was würde aus ihr, wenn er sie verlässt?
Daphne regt sich über diese Haltung auf und versucht, Lydia zu emanzipieren. Sie ist nämlich keine unauffällige Frau, die zurücksteckt. Sie schert sich nicht darum, was andere über sie denken, liebt auffällige Designerklamotten und zu viel zu großen Modeschmuck, ist sehr exaltiert, gerissen, manipulativ, intelligent und legt Wert auf gute Manieren. Deswegen rauscht sie auch immer wieder mit Art zusammen. Der ist nicht nur ständig pleite und vernachlässigt sein Äußeres, sondern hat auch einen Hang zum Ladendiebstahl. Aber er ist auch seit über 70 Jahren ein loyaler Freund für William, der sich seinerseits sehr um Art sorgt.
Ruby fällt in die Kategorie „stille Wasser sind tief“. Sie sagt nie etwas, sondern strickt ununterbrochen. Aber was hat sie mit den übergroßen Klamotten vor, die keinem normalen Menschen passen dürften?
Anna ist eine ehemalige Truckerfahrerin und fünffache Witwe, schiebt sich mit ihrem Rollator rigoros und rücksichtslos durch jede Menschenmenge, hat ein Faible für verrückte Haarfarben und immer ihr Megafon dabei, mit dem sie ihre Meinung lautstark kundtut – ob man sie nun hören will oder nicht.

Man muss Clare Pooleys Protagonisten einfach lieben und möchte sie sicher nicht zum Feind haben. Mit Hilfe ihrer speziellen, nicht immer ganz legalen Kenntnisse und Fähigkeiten können sie immer noch die Welt verändern. Dabei kommen nach und nach ihre strenggehüteten, zum Teil sehr überraschenden Geheimnisse ans Licht.

5 Sterne und meine Leseempfehlung für diesen zauberhaften Generationenroman.

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Ohne Filter

I still care
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„Mein Ziel war, die Pflege zu verändern. Erreicht habe ich das nicht. Erreicht habe ich, dass jeder in Deutschland mitbekommen hat, wie mies es um unser Gesundheitssystem steht.“ (S. 224) – aber geändert ...

„Mein Ziel war, die Pflege zu verändern. Erreicht habe ich das nicht. Erreicht habe ich, dass jeder in Deutschland mitbekommen hat, wie mies es um unser Gesundheitssystem steht.“ (S. 224) – aber geändert hat sich nichts. Zu diesem Fazit kommt Franziska Böhler, bekannt als #TheFabulousFranzi, als sie nach vier Jahren als Pflegeaktivistin einsehen musste, dass ihre Arbeit und Aufklärung in den (sozialen) Medien umsonst und sie physisch und psychisch am Ende war. Dabei hatte alles ganz harmlos mit Posts von ihrer Arbeit als Intensivkrankenschwester angefangen, in denen sie die Realität zeigte und auch offen sagte, was in der Pflege schief läuft. Fast über Nacht wird ihre Reichweite immer größer, sie berühmter, und dann kommt Corona – endlich sehen alle, dass es so nicht weitergehen kann. Es wird geklatscht, die Regierung macht Versprechungen und Franziska arbeitet bis zum Umfallen im Krankenhaus und klärt auf ihrem Insta-Kanal auf, gibt Tipps, Interviews und beantwortet bis zu 3000 Nachrichten pro Tag. Schnell kommen Neider wegen ihrer „Berühmtheit“, sie wird verbal angegriffen und bedroht und ohne, dass sie es merkt, entgleitet ihr nicht nur die Situation, sondern ihr Leben. Sie hat Schlafstörungen, Panikattacken, Angstzustände – und macht trotzdem weiter. Geht auf Arbeit, bespielt Insta. Familie und Freunde dringen nicht mehr zu ihr durch. Sie muss funktionieren. Bis sie zusammenbricht.

Die Arbeitszeit endet erst, wenn der letzte Patient versorgt ist, sagt Franziska an einer Stelle, und nicht, wenn die Schicht vorbei ist. Ich kannte sie vor diesem Buch nicht, aber ich kenne die Problematik. Mein Mann ist seit über 30 Jahren Pfleger und hatte auch schon einen Burnout, ist danach aber ebenfalls in seinen Beruf zurückgekehrt.

Franziskas Buch rüttelt auf und macht wach. Sie zeigt die Schattenseiten der Pflege, aber auch, was Social Media mit uns macht: Wenn man denkt, immer präsent und perfekt sein, alle (An-)Fragen beantworten zu müssen, wenn Social Media unser Leben und den Alltag bestimmt. Sie schreibt extrem persönlich und schonungslos offen und ehrlich, vor allem auch sich selbst gegenüber, was sie alles falsch gemacht und wer bzw. was sie aufgefangen und gerettet hat.
Jeder, der mit dem Gedanken spielt, in der Pflege zu arbeiten, sollte das Buch lesen.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Schnitzeljagd durch Amsterdam

Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben
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„Ich habe zwei Probleme. An meiner Wand fehlt ein Bild, und in meinem Sessel sitzt ein toter Mann.“ (S. 11) Onno, Maddies und Isas Vermieter, ruft nicht die Polizei sondern die Hausbootdetektive zu Hilfe, ...

„Ich habe zwei Probleme. An meiner Wand fehlt ein Bild, und in meinem Sessel sitzt ein toter Mann.“ (S. 11) Onno, Maddies und Isas Vermieter, ruft nicht die Polizei sondern die Hausbootdetektive zu Hilfe, da das gestohlene Bild eine von ihm angefertigte Kopie eines berühmten, vor 50 Jahren verschollenen Gemäldes von Jan Vermeers Tochter Aleydis ist und der Tote ein gelbes Rokoko-Rüschen-Kleid trägt – genau wie eine der Frauen auf dem Bild.
Bei ihrer Suche erfahren sie von dem Gerücht, dass das Original noch existieren soll und der letzte Besitzer es für eine Schatzsuche versteckt hat. Die einzelnen Hinweise sind als Rätsel formuliert und haben alle etwas mit Katzen und Amsterdam zu tun. Auf ihrer Jagd nach den Gemälden (der Kopie und dem Original) lernen sie ihre Stadt von völlig neuen Seiten kennen.

Ich mag die Hausbootdetektive und ihre tierische Unterstützung. Mit zum Teil recht ungewöhnlichen Methoden und immer ein kleines Stück über dem, was erlaubt ist, ermitteln sie in einem faszinierenden Kunstraub – bzw. in zwei, denn falls das Original wirklich noch existiert, wollen sie das natürlich auch finden. Dabei ist unklar, ob das Bild von Vermeers Tochter oder sogar von ihm selber stammt und was es wert ist.

„Tödliche Farben“ ist bereits der 4. und für mich bisher beste Teil der Reihe mit den Hausbootdetektiven. Amy Achterop schreibt extrem temporeich und lässt die Detektive kaum zu Atem kommen, da die Hinweise immer schwieriger werden und ihnen nicht nur die Polizei auf den Fersen ist. Außerdem bleibt es nicht bei der einen Leiche. Ich fand die Suche und auch den künstlerischen Hintergrund, ob Vermeers Töchter nun gemalt haben oder nicht, sehr spannend.

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