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Veröffentlicht am 02.10.2024

Der übervorsichtige Serienmörder

Signora Commissaria und der lachende Tod
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„Ich habe den Toten lächeln sehen. Und gleichzeitig sah er so aus, als habe er das Schlimmste gesehen, kurz vor seinem Ende.“ (S. 84)
Nach ihrem ersten Fall hat sich Commissaria Giulia Ferrari nach Florenz ...

„Ich habe den Toten lächeln sehen. Und gleichzeitig sah er so aus, als habe er das Schlimmste gesehen, kurz vor seinem Ende.“ (S. 84)
Nach ihrem ersten Fall hat sich Commissaria Giulia Ferrari nach Florenz versetzen lassen, allerdings eigentlich noch Urlaub, als sie angerufen wird. Es gab einen, bzw. zwei grausame Morde. Beide Opfer wurden mit einem Lächeln im Gesicht inszeniert. Während das beim ersten Toten noch nicht aufgefallen war, ist es beim zweiten jetzt überdeutlich. Dazu kommt, dass der Täter Hinweise auf das jeweils nächste Opfer hinterlässt, aber keinerlei Spuren an den Leichen, keine DNA oder Fingerabdrücke. Es sieht aus, als hätte er sie aus einer sterilen Umgebung an die Fundorte gebracht. „Ein Serienmörder, der nicht gefunden werden will und mit übertriebener Vorsicht seine Opfer tötet.“ (S. 96)
Giulia holt sich wieder Ex-Commissario Luigi Battista und den blinden Sergente Enzo Aleardi, einen absoluten Computer Nerd, in ihr Team. Zusammen suchen sie nach Gemeinsamkeiten der Opfer, aber die schienen sich nicht gekannt zu haben und auch sonst finden sie lange keine Überschneidungen.

Die drei Ermittler sind schon ein eingespieltes Team, haben es aber nicht leicht. Der Questore und die Presse hängen ihnen im Nacken und der Täter scheint nicht zu stoppen, mordet inzwischen mitten am Tag in aller Öffentlichkeit – und doch ungesehen.
Giulia ist langsam in Florenz wieder angekommen, hat das alte Haus ihrer Familie renoviert und macht jetzt den Garten wieder urbar. Aber all das erinnert sie an ihre traurige Vergangenheit, den Verlust ihrer gesamten Familie bei einem Unfall. Das alles macht sie sehr nahbar und auch irgendwie sympathisch, gerade weil sie sich im Beruf gegen männliche Kollegen und Vorgesetzte durchsetzen muss.

„Signora Commissaria und der lachende Tod“ ist der zweite Band einer Reihe. Den ersten, der unter dem Pseudonym Pietro Bellini erschienen ist, kann ich Euch auch sehr empfehlen.
Alexander Oetker verbindet die brutalen Fälle mit viel dolce Vita. Zum einen ist der Tatort die malerisch Stadt Florenz mit ihren berühmten Sehenswürdigkeiten und Hügeln, und Luigi, der jede Trattoria kennt und fast immer einen Espresso in der Hand hat, führt mit seiner Frau Carla ein kleines Restaurant, dessen Tagesgerichte als Rezepte im Buch auftauchen und zum Nachkochen einladen.
Und auch wenn ich relativ früh eine Idee hatte, wie alles zusammenhängt, war der Fall bis zum Ende sehr spannend. Ich freue mich hoffentlich weitere Fälle.

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Veröffentlicht am 30.09.2024

Bibliophiler Liebesroman

Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff
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„Dass ausgerechnet sie als Landratte einmal ein Schiff ihren Hafen nennen würde, hätte sie auch nicht gedacht.“ (S. 36)
Miris und Katjas Plan ist aufgegangen und das kleine Bücherschiff im Hamburger Hafen ...

„Dass ausgerechnet sie als Landratte einmal ein Schiff ihren Hafen nennen würde, hätte sie auch nicht gedacht.“ (S. 36)
Miris und Katjas Plan ist aufgegangen und das kleine Bücherschiff im Hamburger Hafen nicht mehr wegzudenken. Die Freundinnen haben sich ihren Traum erfüllt, als nächstes steht Miris Hochzeit an. Natürlich lässt es sich Katja als Trauzeugin nicht nehmen, alles zusammen mit dem Trauzeugen Mathis zu organisieren. Dumm nur, dass der nichts von starren Plänen und Zeitabläufen hält und sich die Meetings als Dates entpuppen. Der gutaussehende Steinmetz hat einen Narren an ihr gefressen, und auch sie ist nicht abgeneigt. Doch sie ist noch nicht über die Kontrollsucht und Erniedrigungen ihres Ex-Mannes hinweg. Dass Mathis oft einfach über sie bestimmt, um sie zu überraschen, erinnert sie stark an diese ungesunde Beziehung. Dann kommt auch noch Post von der Sparkasse, dass sie endlich ihren Kredit abbezahlen soll, sonst wird das Bücherschiff gepfändet – sie hat aber gar keinen aufgenommen?!

Der zweite Band des Bücherschiffs dreht sich um Katja. Die gelernte Floristin liebt es zu planen und organisiert für ihr Leben gern. Dass daran das Trauma, das ihr Ex-Mann verursacht hat, schuld ist, versteht sie erst spät und schämt sich, es Miri und Mathis zu sagen, was zu einigen Missverständnissen führt.

Das Flair der schwimmenden Buchhandlung mit ihren Stammgästen und Lesungen als Kaperfahrten kommt wieder sehr gut rüber. Dazu nistet sich noch ein kleiner Kater über den Winter im Bücherschiff ein und bringt das Herz aller zum Schmelzen.

Bibliophile Leser werden sich freuen, dass viele reale Bücher und Schriftsteller erwähnt werden und man mehr über sie erfährt. In einer Szene kommt ein berühmter Koch vor, dessen Namen zwar geändert ist, aber versierte Kochsendungsfans erkennen ihn garantiert.

„Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff“ ist eine schöne Liebesgeschichte mit winterlichem Flair. Mich hat nur gestört, dass Katja zu problembeladen ist und sich und ihrem Glück oft selbst im Weg steht. Fast alle ihre Gedanken drehen sich nur um ihre Konflikte mit ihrem Ex-Mann und ihre Angst, es Miri und Mathis sagen zu müssen. Das hätte man m.E. nicht so oft so ausführlich erwähnen müssen.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Das Haus am Strand

Woher wir kamen
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Nach dem Tod ihres Vaters erbt Jane ein Haus auf Cape Cod, von dem sie noch nie gehört hat, zusammen mit einem Brief von ihm und einer Schachtel ihrer Mutter. Sie erfährt, dass das Haus am Strand in den ...

Nach dem Tod ihres Vaters erbt Jane ein Haus auf Cape Cod, von dem sie noch nie gehört hat, zusammen mit einem Brief von ihm und einer Schachtel ihrer Mutter. Sie erfährt, dass das Haus am Strand in den 60er Jahren von den Eltern ihrer Mutter erbaut und bis zum Tod bewohnt wurde. Im Karton ihrer Mutter, die schon früh gestorben ist, entdeckt sie erste Hinweise auf ihre deutschen Wurzeln. Ihre Großeltern haben früher in Berlin gelebt, ihre als Großmutter war ein Revuestar und ihr Großvater, ein Findelkind, hat im ersten Weltkrieg gekämpft. Im Haus findet Jane dann weitere Unterlagen, die sie tief in die Vergangenheit der Familie eintauchen lassen.

Ulrike Schweikert erzählt in ihrem neuen Roman eine spannende, 100 Jahre umfassende Familiengeschichte. Alles beginnt 1911/12 in Berlin mit dem Kennenlernen von Janes Großeltern Emilia und Benno. Emilia wächst bei ihrer Mutter und dem Großvater auf, der Hausmeister im neuen Admiralspalast ist. Darum ist sie schon früh von Musik und (Eis-)Tanz fasziniert und trainiert hart, um eines Tages dort auftreten zu können. Benno flieht zu der Zeit aus dem Waisenhaus, weil er die unmenschliche Behandlung und sexuellen Übergriffe nicht mehr erträgt. Die beiden werden erst beste Freunde und verlieben sich später, doch dann beginnt der erste Weltkrieg.

Parallel dazu erfährt man in Rückblicken Janes Geschichte. Sie war, genau wie ihr Vater und Bruder, Berufssoldatin im Irakkrieg. Da ich bisher kaum etwas darüber gelesen hatte, fand ich das besonders spannend. Als Tochter eines schwarzen US-Marines und einer weißen Krankenschwester ist sie für die einen zu weiß und die anderen zu schwarz, aber in der Army sind endlich alle gleich, da zählen nur Einsatz und Leistung, wie sie ihr schon ihr Vater eingetrichtert hat.
Eine interessante Parallele ist, dass auch ihr Großvater im 1. WK im Osmanischen Reich (und damit u.a. im Irak) war. Zwei Kriege im gleichen Gebiet, bei beiden geht es um religiöse Fragen und Völkermord, und bei beiden schafft es die besetzende Armee nicht, sich rechtzeitig aus dem Krieg zurückzuziehen und dass die Einheimischen unter sich regeln zu lasen.

Dieses Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Zu Beginn hat es mich extrem gefesselt, dann aber immer mehr nachgelassen. Das Leben von Janes Großeltern im Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts war zwar interessant, vor allem, da es sich überwiegend im Admiralspalast und damit der Kunst- und Kulturszene abgespielt hat, aber leider waren mir die Erzählungen aus dieser Zeit zu ausschweifend. Und dann hören sie auch noch in dem Moment auf, als sie Deutschland verlassen und sich in Amerika ein neues Leben aufbauen. Gerade das hätte mich brennend interessiert.
Dafür war Janes Einsatz im Irak mit den physischen und psychischen Anforderungen und ihre persönliche Entwicklung sehr spannend, wenn auch manchmal mit etwas viel Pathos.

Wer ausführliche Familiengeschichten und den Vibe Berlins vor und während dem ersten Weltkrieg mag und mehr über den Irakkrieg wissen wollte, bekommt mit diesem Buch auf jeden Fall einen guten Eindruck.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Ein guter Mensch

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bürgermeister
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Eigentlich hat Suzie nur an der Sitzung des Bauausschusses von Marlow teilgenommen, weil sie einen Unterstützer für einen Antrag sucht, da kippt Bürgermeister Geoffrey Lushington nach den ersten Schluck ...

Eigentlich hat Suzie nur an der Sitzung des Bauausschusses von Marlow teilgenommen, weil sie einen Unterstützer für einen Antrag sucht, da kippt Bürgermeister Geoffrey Lushington nach den ersten Schluck seines Kaffees tot vom Stuhl. Alles sieht nach einer Vergiftung aus. Während die anderen den Rettungsdienst und die Polizei anrufen, informiert Suzie ihre Freundinnen Judith und Becks – schließlich war sie live bei einem Mord dabei, also will sie ihn auch mit ihnen aufklären. DI Tannika Malik geht den Weg des geringsten Widerstandes und ernennt sie offiziell zu zivilen Beraterinnen. „Wir stehen also wieder am gleichen Punkt, meine Damen. Sie wollen ermitteln. Zu dritt. Zum dritten Mal.“ Ausgestattet mit entsprechenden Ausweisen stellt der Marlow Murder Club Untersuchungen unter den Mitgliedern des Bauausschusses an. Doch alle schwärmen davon, was für ein guter, selbstloser und hilfsbereiter Mensch Jeffrey war. Warum musste er dann sterben?!

Ich mag alten Ladys mit ihren Schrullen und Eigenheiten, die trotz ihrer Unterschiede beste Freundinnen und gute Ermittlerinnen sind. Judith prescht zwar gern mal vor, behält aber immer den Überblick und sieht wie bei ihren Kreuzworträtseln, wenn irgendwo etwas nicht aufgeht. Für sie wird dieser Fall sehr persönlich. Einer der Beteiligten erinnert sie an ihre eigene Situation und zeigt ihr auf, dass sie ihr Leben ändern sollte. Außerdem meldet sich ein alter Schulfreund bei ihr und will sie wiedersehen – sie ihn aber nicht.
Suzie kennt alles und jeden und immer die neuesten (oder alten) Gerüchte. Außerdem lässt sie sich nicht so leicht abschrecken oder abwimmeln – entschuldigen kann sie sich zur Not hinterher immer noch.
Becks ist sehr vorsichtig und versucht ihre Freundinnen (meist erfolglos) zu bremsen. Aber diesmal nimmt sie jede Chance wahr, ihrer Schwiegermutter zu entkommen, die sich einfach bei ihnen einquartiert hat und anscheinend nicht mehr gehen will.

Auch der dritte Band der Reihe von Robert Thorogood hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Obwohl sich zu Beginn kein Motiv finden lässt, stoßen die drei Ladys bei ihren Nachforschungen dann doch auf einige Geheimnis der Ausschussmitglieder, die einen Mord rechtfertigen würde. Aber durch die stichfesten Alibis der Verdächtigen bleibt es bis zum Schluss spannend.
Außerdem gefällt mir der leise Humor der Reihe. Und die Sprecherin Christine Prayon konnte mich wieder mit ihrer Interpretation der verschiedenen Charaktere überzeugen.

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Operation Jaguar

Prost, auf Brunngries
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„Jetzt, wo ich es mir so recht überlege, sollte man mal hinterfragen, ob auf dem KRAUSE ein Fluch liegt.“ (S. 202 / 203) Am Morgen nach der feuchtfröhlichen Feier zu Felix Finks Beförderung zum Polizeihauptmeister ...

„Jetzt, wo ich es mir so recht überlege, sollte man mal hinterfragen, ob auf dem KRAUSE ein Fluch liegt.“ (S. 202 / 203) Am Morgen nach der feuchtfröhlichen Feier zu Felix Finks Beförderung zum Polizeihauptmeister wundert sich Hauptkommissar Constantin Tischler, dass sein Jaguar, den er gestern vorm KRAUSE stehengelassen hatte, vor seiner Haustür parkt. Außerdem scheint das Auto in einen Unfall verwickelt gewesen zu sein, sein Autoschlüssel steckt im Zündschloss und das Wageninnere ist verschmutzt, obwohl er es erst gereinigt hatte. Aufgrund des Restalkohols kann Tischler nicht klar denken, setzt sich in den Wagen und vernichtet dabei eventuelle Spuren. Doch das Schlimmste kommt noch. Am gleichen Morgen wird in einem Straßengraben in Richtung Traunstein eine weibliche Leiche gefunden. Tischler erkennt sie sofort wieder: Katja Brendel war am Vorabend ebenfalls im KRAUSE, zudem waren sie zusammen auf der Polizeischule. Als an ihrer Kleidung Spuren vom roten Lack seines Jaguars gefunden werden, suspendiert Polizeioberrat Schwenk Tischler und überträgt Fink den Fall.

Tischler hat diesmal ein ganz schlechtes Karma. Sein heißgeliebtes Auto ist kaputt, er ist der einzige Verdächtige und dann „erwischt“ ihn Britta, der er nichts von alldem erzählt hat, in einer leicht missverständlichen Situation mit einer ehemaligen Kollegin aus München.
Dafür läuft es für Fink richtig gut. Er darf zu ersten Mal die Ermittlungen zu einem Mordfall leiten. Natürlich mischt sich Tischler trotzdem ein und unterstützt ihn tatkräftig. Denn: „Wie sollen wir den Fall denn mit der T-U-F-Methode lösen, wenn das T fehlt?“ (S. 310) Sie untersuchen Katjas Umfeld und entdecken, dass sie sich bei ihrer Arbeit in einer Sicherheitsfirma nicht nur Freunde gemacht hat. Vor allem als Türsteherin einer Disko hat sie sich gern mit den Gästen angelegt und ist dabei schnell handgreiflich geworden.

Auch der 10. Teil der Reihe von Friedrich Kalpenstein hat mich wieder sehr gut unterhalten und bis zum Ende miträtseln lassen. Fink dreht diesmal richtig auf und gibt Tischler und Schwenk ordentlich Kontra. So langsam mausert er sich und macht seinen Chefs echt Konkurrenz. Wenn er sich jetzt noch von den Trachtenjankern trennt, steht der ganz großen Karriere sicher nichts mehr im Weg. Im Weg steht sich dafür Tischler selbst. Erst steigt er in sein eindeutig kaputtes Auto, dann weiht er Britta nicht ein und verschweigt er ihr seine Münchner Kollegin. Kein Wunder, dass es da zu Missverständnissen kommt.

Auch sonst ist in Brunngries ist wieder jede Menge los. Im KRAUSE gibt es jetzt Gästezimmer und eine weibliche Mieterin fällt aus dem Rahmen. Zudem leistet sich Steiner, Tischlers Schrauber mit der schon lange nicht mehr weißen Weste, ein ordentliches Ding. Ich bin schon sehr gespannt, was als nächstes in Brunngries passiert, denn langweilig wird es dort nie. 5 Sterne für diese unterhaltsame Cosy Crime.

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