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Veröffentlicht am 29.05.2023

Der Strandphilosoph

Sonntags am Strand
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„Das waren sie, seine sechs Quadratmeter.“ (S. 13) Seit 41 Jahren betreibt Enzo zwischen April und Oktober ein Bagno an der italienischen Küste. Früher hat seine Frau jeden Mittag vorzügliche Pasta für ...

„Das waren sie, seine sechs Quadratmeter.“ (S. 13) Seit 41 Jahren betreibt Enzo zwischen April und Oktober ein Bagno an der italienischen Küste. Früher hat seine Frau jeden Mittag vorzügliche Pasta für die Gäste gekocht, seit ihrem Tod kocht er in Gedenken an sie. An diesem 15. August, Ferragosto, macht er zum ersten Mal ihre Pasta Carbonara. Für die Stammgäste ist damit klar, dass er langsam über ihren Tod hinwegkommt.
Sein Tag am Strand folgt festen Abläufen, genau wie der seiner meisten Gäste, die er zum Teil schon seit Jahren oder Jahrzehnten kennt. Da ist der Fischer Signor Conte, der den ganzen Sonntag bei ihm an der Bar verbringt. Da sind Felice und Alberto, die sich sehr lieben, aber anscheinend zu verschiedene Ansichten haben. Da ist Giacopo, gerade 16, der heimlich in eine Mitschülerin verliebt ist und sich ganz toll um seine jüngeren Geschwister kümmert, während sich seine Eltern immer heftiger streiten und ihre Ehe zu zerbrechen droht.

Alexander Oetkers „Sonntags am Strand“ lässt sofort Urlaubsgefühle aufkommen. Man spürt die Hitze, den Sand unter den Füßen und hat das Wellenrauschen im Ohr. Er beschreibt sehr ruhig ganz alltägliche Szenen, wie man sie selber schon erlebt oder gesehen und für die man sich im Nachhinein vielleicht auch geschämt hat, denn der Strand ist voll und alle bekommen die Streitigkeiten mit.
Er zeigt aber auch, was hinter den Problemen der Paare steht und dass man sich manchmal gegenseitig nur richtig ansehen und hinhören muss, um seinen Partner zu verstehen. Es ist also nicht nur eine leichte Sommerlektüre, sondern auch ein kleiner Beziehungsratgeber.

Die Geschichten gehen zu Herzen, ganz besonders die von Enzo, der mich am Ende zum Strahlen gebracht hat.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Der Mann ihrer Träume

Wo du mich findest
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„Meine Welt stand Kopf, mein Rhythmus wurde ein anderer. Ich ging früh schlafen, träumte von dir, stand auf, um das Erlebte festzuhalten. Nacht für Nacht. Tag für Tag.“ (S. 27) Im Urlaub auf Rügen stolpert ...

„Meine Welt stand Kopf, mein Rhythmus wurde ein anderer. Ich ging früh schlafen, träumte von dir, stand auf, um das Erlebte festzuhalten. Nacht für Nacht. Tag für Tag.“ (S. 27) Im Urlaub auf Rügen stolpert ein Mann über Sophies Hundeleine und sie verschüttet ihren Kaffee auf seinem Hemd. Sie wechseln ein paar freundliche Worte und gehen auseinander. Wochen später beginnt sie von dem Fremden zu träumen, von ihrem Leben mit IHM. Doch sie ist verheiratet. Sie flüchtet immer öfter immer früher aus dem Schlafzimmer, um diesen Träume nachzuspüren und sie aufzuschreiben. Bald muss sie sich der Frage stellen, ob ihre Ehe gescheitert ist und macht sich dafür auf die Suche nach dem Mann aus ihren Träumen.

Anne Barns neues Buch „Wo Du mich findest“ ist anders als ihre bisherigen „Frauenromane“, obwohl auch er an der Ostsee spielt, es um Verluste und Neuanfänge, Freundschaft und Familie und die Suche nach der wahren Liebe geht. Sie schreibt sehr poetisch und ruhig, lässt ihren Figuren viel mehr Raum, um sich zu entfalten, geht noch tiefer in deren Gedanken und Gefühle.

Sophies hat erst vor kurzem ihren Vater und ihre beste Freundin verloren und kann den Verlust nicht verarbeiten, ihr Ehe scheint daran gescheitert zu sein. Einzig ihre Träume von IHM geben ihrem Leben noch einen Sinn. „Zu wissen, dass du in meinen Träumen wartetest, gab mir Halt. Nur noch schlafen, einfach nie wieder aufwachen.“ (S. 44)

Anne Barns hat einen ungewöhnlichen Erzählstil gewählt und lässt Sophie in der Rückschau erzählen. Es ist eine wahnsinnige tolle, extrem berührende Geschichte, die man, obwohl sie relativ kurz ist, nicht mal so nebenher lesen kann, dazu geht einem Sophies Traurigkeit zu nah. Diese Schwermut begleitet sie auch auf Rügen noch eine gewisse Zeit, wird zum Glück aber immer seltener, weil die Suche nach ihrem „Traummann“ Ablenkung bietet und sie dabei neue Freunde findet, zur Ruhe kommt und zu sich selber findet.

Und ohne zu viel verraten zu wollen, ich liebe das Ende, das so voller Hoffnung und Zuversicht ist, ohne kitschig zu sein.

herzensbuch

lieblingsbuch

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Irrt sich der Mann, der nichts vergessen kann?

Der Fall San Marino
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Endlich ist die Pandemie vorbei und das Hotel, das Paolo Ritter von seinem Bruder Felix geerbt hat und zusammen mit seiner Partnerin und Köchin Lucia führt, ist ausgebucht. Sein Leben als LKA-Ermittler ...

Endlich ist die Pandemie vorbei und das Hotel, das Paolo Ritter von seinem Bruder Felix geerbt hat und zusammen mit seiner Partnerin und Köchin Lucia führt, ist ausgebucht. Sein Leben als LKA-Ermittler scheint endgültig vorbei. Da taucht ein Gast auf und will eine Schneekugel zurückkaufen, die er Felix vor über 10 Jahren geschenkt hat. Paolo lehnt ab, er hängt an den Erinnerungsstücken, die ihm von seinem Bruder geblieben sind. Doch dann wird bei ihm eingebrochen und kurz darauf stürzt der neugierige Gast in San Marino vom berühmten Felsen Monte Titano – und plötzlich interessiert sich Interpol für das Hotel und Felix‘ Vergangenheit.

„Der Fall San Marino“ ist bereits der dritte Band mit dem „deutschen Monk“ mit dem episodischen Gedächtnis. Paolo hat sein altes Leben hinter sich gelassen und in Italien neue Freunde gefunden, die sich nicht an seinen Ticks stören. Er führt das Leben, um das er sein Bruder immer beneidet hat. Doch der Tote und der Agent von Interpol geben ihm zu denken. Was weiß er wirklich von Felix?

Paolo ist und bleibt ein Eigenbrötler. Weil er dem Mann von Interpol aus einem unbestimmten Gefühl heraus nicht traut, hält er Informationen zurück und stellt eigene Nachforschungen an. Als er dabei Felix‘ bestgehütete Geheimnisse entdeckt, muss der Mann, der nichts vergessen kann, seine Erinnerungen geraderücken.
Auch in seinem Privatleben bahnt sich eine Veränderung an. Seine Freunde sind der Meinung, dass er seine Beziehung zu Lucia endlich auf die nächste Stufe heben sollte, aber er hat Angst, sie mit seinen Schrullen auf lange Sicht zu enttäuschen.

Dani Scarpa hat einen extrem vielschichtigen und spannenden Fall konstruiert, der Paolo in die benachbarte Republik San Marino führt. Der Zwergstaat liegt mitten in Italien und war lange eine Steueroase und der ideale Ort für allerlei nicht ganz legale Geschäfte. Außerdem ist er für sein Mittelalterfestival berühmt, das in Paolos Ermittlungen bald eine zentrale Rolle spielt.

Wie schon in den ersten beiden Bänden kommt auch hier la Dolce Vita nicht zu kurz. Land und Leute werden sehr lebendig beschrieben und machen Lust auf Urlaub in Italien. Zudem lassen einem beim Lesen die regionalen Gerichte das Wasser im Mund zusammenlaufen. Am Ende des Buches gibt es das Rezept für Lucias frittata al basilico, das ihr unbedingt probieren müsst.

Mich hat der Krimi sehr wieder gut unterhalten. Ich bin schon gespannt auf Paolos und Lucias nächstes Abenteuer.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Mein Ein und Alles

Der letzte Sessellift
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Adam war ein absolutes Wunschkind. Er wurde von seiner Mutter vergöttert und verwöhnt, obwohl sie als Skilehrerin nur wenige Monate im Jahr zu Hause war. Sie ließ sich bei den Skimeisterschaften 1941 in ...

Adam war ein absolutes Wunschkind. Er wurde von seiner Mutter vergöttert und verwöhnt, obwohl sie als Skilehrerin nur wenige Monate im Jahr zu Hause war. Sie ließ sich bei den Skimeisterschaften 1941 in Aspen schwängern, weil sie ein Kind nur für sich, ohne Mann und ohne Konsequenzen haben wollte. Also wächst Adam bei seinen Großeltern auf. Während Nana ihm Melvilles Moby-Dick vorliest, was in ihm den Wunsch weckt, selber Schriftsteller zu werden, spricht sein Großvater nie und vergreist immer mehr.
Die Frage nach seinem Vater begleitet Adam schon seit deiner Kindheit, doch erst als Erwachsener fährt er endlich nach Aspen, um ihn zu suchen und sich den Geistern der Vergangenheit zu stellen.

„… Schriftsteller können nicht aufhören zu schreiben.“ (S. 1079) legt John Irving Adam am Ende des Buches in den Mund und ich denke, dass er sich damit selber meint. Ich glaube nicht, dass er existieren kann, ohne zu schreiben, auch wenn es die immer gleichen Themen sind, die er in seinen Büchern verarbeitet: Sex, Familie, die Suche nach mindestens einem Elternteil, Geister, Sport, vor allem Ringen, und die Uni Exeter. Selbst die Bären haben wieder eine winzige Nebenrolle.

Wobei man das Wort Familie nicht zu eng fassen sollte. Die Mitglieder in Adams Familie sind nicht zwingend miteinander verwandt, sondern haben sich gefunden. Auch die Geister Verstorbener gehören dazu, die sich, sehr zum Schrecken von Adams Freundinnen, unter die Lebenden mischen.

Adam wächst im Umfeld starker Frauen auf. Seine Nana hält die Familie zusammen, seine Cousine outet sich schon früh als homosexuell und lebt das auch offen auf der Bühne aus, seine Mutter will keinen Mann außer Adam. Der kann bei so viel weiblicher Dominanz ja gar nicht selbständig werden und lässt sich selbst seine Frau von seiner Mutter aussuchen.

John Irving schreibt sehr sensibel und eindringlich über Themen, die er aus seiner Familie kennt: Homosexualität und die damit einhergehende Homophobie, Aids als Strafe Gottes und Transsexualität, über die Gefahren, denen sich die Betroffenen aussetzen, um so zu leben, wie sie wollen. „Adam, wir können Sicherheit nicht zum obersten Gebote in unserem Leben machen. Wir können nur die sein, die wir nun mal sind, und tun, was wir nun mal tun.“ (S. 292 / 293)
Er zeichnet auch ein sehr umfassendes Bild der gesellschaftlichen und politischen Strömungen und Entwicklungen in den USA in der Zeit von Adams Geburt bis heute, wie sich die verschiedenen Regierungen auf das Leben auswirkten.

John Irving kann richtig gut erzählen, aber er neigt zu Wiederholungen und zur Ausführlichkeit. Das hat es mir diesmal erschwert, durchzuhalten. Mir fehlte der rote Faden, bzw. schien er ihn zwischendrin verloren zu haben. Die Handlung plätschert seitenweise vor sich hin, es gibt zu viele Dopplungen und der literarische Kniff der integrierten Drehbücher hat mich einfach überfordert. Dazu kommen die ganzen Toten und Geister, der zu viele und ausführliche Sex. Ich war echt traurig, dass mich der emotionale Höhepunkt, die Erklärung für den Buchtitel, dann gefühlsmäßig nicht mehr erreichen konnte, weil er zu vorhersehbar und ich schon ausgelaugt war. Vielleicht war ich auch einfach nicht in der richtigen Stimmung für die 1088 Seiten. Darum werde ich das Buch in ein paar Jahren auf jeden Fall noch einmal lesen.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Lecker und schnell gemacht

Mittags gut kochen für eine Person
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Oft sind die Rezepte in Kochbüchern für 4 oder mehr Personen ausgelegt. Da wir nur zu zweit sind, muss ich dann immer umrechnen und ein Ei z.B. lässt sich nur schwer teilen. Leichter ist es natürlich, ...

Oft sind die Rezepte in Kochbüchern für 4 oder mehr Personen ausgelegt. Da wir nur zu zweit sind, muss ich dann immer umrechnen und ein Ei z.B. lässt sich nur schwer teilen. Leichter ist es natürlich, ein Rezept zu verdoppeln, darum war ich gespannt auf dieses Kochbuch.
Schon beim ersten Durchsehen habe ich die Rezepte markiert, die ich nachkochen möchte – einfacher wäre es gewesen, die zu markieren, die ich nicht kochen will, denn sie sehen alle sehr lecker aus und viele sind vegetarisch oder vegan.
Etwas irritiert hat mich nur, dass es doch recht viele Nudelgerichte sind (wobei man die wirklich super für nur einen kochen kann) und die Käsemengen sehr großzügig bemessen wurden, die habe ich ehrlich gesagt oft reduziert.
Zudem sind einige Rezepte für mehr als eine Portion ausgelegt mit dem Hinweis, die Reste einzufrieren oder am nächsten Tag zu essen – oder sich Freunde einzuladen. Dann sind sie nur nicht wirklich für eine Person …

Wir haben inzwischen schon fleißig nachgekocht und zu unseren bisherigen Favoriten gehören z.B. die Maissuppe, die schnell und einfach gemacht und sehr sättigend ist, und eine Tortilla, die durch den Tomaten-Kapern-Salat den letzten Pfiff bekommt und zum 5 Sterne-Rezept wird.
Falls ihr mal jemanden beeindrucken wollt, lege ich Euch die Süßkartoffelgnocchi mit schaumiger Käsesauce ans Herz – mein Mann hätte auch 3 Portionen davon verdrücken können.
Mein Highlight war die Pasta mit Karottenpesto, auch wenn da die Zubereitung etwas uneindeutig beschrieben wird – der Geschmack war spitze.

Mir gefällt, dass die schwedische Autorin Cina Risberg Resten den Kampf ansagt und z.B. Käseränder mitkocht, darauf wäre ich nie gekommen. Außerdem hat sie die Rezepte für ihr Lieblingsöle, -saucen und rettende Dips ins Buch aufgenommen, mit denen man jedem Gericht schnell noch das gewisse Etwas verleihen kann.

Die Rezepte stammen aus verschiedenen Kulturkreisen und passen zu den unterschiedlichen Jahreszeiten, für ausreichend Abwechslung ist also gesorgt. Neben Pasta und Kartoffelgerichten gibt es Suppen und Salate, Toast- bzw. Sandwichvarianten und Burger, verschiedenen Puffer und Omelette, Pizza und sogar süße Kleinigkeiten und Getränke für den perfekten Start ins Wochenende.

Mein Fazit: Ein schönes Kochbuch für Singles, das auch für Kochanfänger geeignet ist.

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