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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2020

Gegen das Vergessen und Verleugnen

Rote Kreuze
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Diesen klugen, berührenden, wichtigen und gut recherchierten Roman musste ich erst mal sacken lassen, weil ich am Ende eigentlich aus den Tränen nicht mehr herauskam.
Nie hätte ich nach solch einem witzigen, ...

Diesen klugen, berührenden, wichtigen und gut recherchierten Roman musste ich erst mal sacken lassen, weil ich am Ende eigentlich aus den Tränen nicht mehr herauskam.
Nie hätte ich nach solch einem witzigen, sehr lebendigen Beginn gedacht, dass er in eine der schwärzesten Abgründe der Stalinzeit führt.

Sascha, Fußballschiedsrichter, zieht aus Russland nach Minsk. Nach dem Tod seiner Frau möchte er mit seiner kleinen Tochter einen Neuanfang wagen. Hier lernt er nun die betagte, von Demenz betroffene Nachbarin Tatiana kennen. Sie erzählt Sascha ihr ergreifendes und erschütterndes Schicksal.
Zu Stalins Zeiten arbeitete sie als Sekretärin im Auswärtigen Amt. Als der Krieg durch Hitler begann, musste ihr Mann an die Font. Irgendwann erfährt sie, aufgrund einer Liste des Internationalen Roten Kreuzes, dass ihr Mann in Kriegsgefangenschaft gelangt ist und sie gerät in Panik. Kriegsgefangene galten nämlich, laut Stalins Anweisungen, als Deserteure. Das sind nun Staatsfeinde und hierfür sind ebenfalls die Familienmitglieder, die Frauen und Kinder verantwortlich zu machen. Das heißt konkret: Verhaftungen, Folter, Kinderheim, Gulag, Erschießungen. Tatiana fürchtet um ihren Mann, um sich und ihr Töchterchen Assja und entschließt sich, die Liste zu fälschen...

Das Werk nahm mich absolut gefangen, ich konnte es irgendwann nicht mehr aus der Hand legen.
Der belarussische Autor, der in Russland lebt, kann einerseits sehr witzig und lebendig schreiben, andererseits aber auch tief berühren.
Seine Figuren sind einfühlsam gezeichnet und gehen zu Herzen. Er schreibt sehr direkt, detailliert und überzeugend über die Verhältnisse unter Stalin, für die er Originaldokumente sichtete und diese teils im Roman wiedergab. Er zeigt die Unmenschlichkeit, das Absurde von Totalitarismus und Krieg und legt den Fokus auf den Umgang mit Kriegsgefangenen, den Massensäuberungen sowie den Zuständen in den Gulags.

Die titel gebenden roten Kreuze haben im Roman übrigens ganz viel gestaltliche Bedeutungen, man begegnet ihnen immer wieder auf verschiedenste Weise. Ebenfalls begegnet man russischen Gedichten oder Liedtexten und den einschlägigen Denkmalwitzen..:)

Einen Kritikpunkt habe ich dennoch: bei näherer Betrachtung ist die Rahmenhandlung vielleicht etwas kitschig und klischeehaft. Insbesondere diese junge Nachbarin, die sich Sascha gleich an den Hals wirft, das gefiel mir nicht so ganz.

Insgesamt bin ich dennoch tief beeindruckt und wurde sehr nachdenklich gestimmt. Ich freue mich zudem sehr, dass diese Dinge wieder in das öffentliche Bewusstsein geraten.Vieles wurde noch nicht verarbeitet. Oder aber im Gegenteil, der Autor zeigt auch, wie sogar heutzutage noch Stalin verehrt wird und dessen Terror, Willkür und Massenmorde verleugnet werden. (Da haben wir Deutschen ja ebenfalls unsere eigenen einschlägigen Erfahrungen.)

Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 13.02.2020

Dreizehn jüdisch-russische Familiengeschichten

Sieben Versuche zu lieben
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Erst kürzlich las ich Billers Roman "Sechs Koffer", der 2018 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand. Er gefiel mir sehr gut, so dass es sich anbot, den vorliegenden Erzählband zu lesen. Hier sind ...

Erst kürzlich las ich Billers Roman "Sechs Koffer", der 2018 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand. Er gefiel mir sehr gut, so dass es sich anbot, den vorliegenden Erzählband zu lesen. Hier sind 13 Erzählungen, die allesamt schon veröffentlicht wurden, unter dem (Unter-)Titel "Familiengeschichten" zusammengefasst. Sie beschäftigen sich mit Themen, Konstellationen und Motiven, mit denen sich auch "Sechs Koffer" auseinandersetzt. Dies geschieht sehr facettenreich, so dass es nie langweilig wird, ganz im Gegenteil, aufgrund der thematischen Dichte und der wiederkehrenden Motive gerät der Gesamtblick dadurch sehr eindrucksvoll und einprägsam.

Letztendlich sind dies zwar fiktionale Geschichten, Biller verwebt hier jedoch autobiographisch gefärbte Stoffe, immer auch im Kontext ganz konkreter politischer, gesellschaftlicher oder kultureller Begebenheiten. So nimmt er oft auch Bezug zu anderen Schriftstellern oder Journalisten, wie Kafka, Ehrenburg, Zatewa, Schulz – Gerstein uva.

Im Kern geht es oft um Familiendynamiken. Die (jüdisch- russische) Familie besteht dabei zumeist aus Vater, Mutter und Sohn, wobei der Sohn häufig der Ich-Erzähler ist. Manchmal ist noch eine Schwester mit dabei, manchmal sind die Eltern getrennt, manchmal zusammen, manchmal schon verstorben.
Der Sohn versucht Familiengeheimnisse zu lüften, geht verschwommenen Erinnerungen oder auch Lügen auf den Grund. Auf der Suche nach der einen "alles erklärenden" Wahrheit, nicht zuletzt auch deshalb, um sich selbst besser zu verstehen. Familienstreitigkeiten, Grenzüberschreitungen, Verrat, Kindheitserlebnisse und natürlich die Beziehungen untereinander spielen immer wieder eine Rolle. Es gibt Krisen, es gibt Brüche, Schwierigkeiten im Beruf und in der Liebe sowie Schwierigkeiten dabei, den eigenen Weg zu finden.
Dies alles wird in einem historisch- politischen Kontext und immer auch aus einer jüdischen Perspektive betrachtet. So geht es um den Holocaust, um die Judenverfolgung in Russland/ Sowjetunion, es geht um den Prager Frühling, den Einmarsch der Russen, um eine erneute Flucht nach Deutschland. Der Verlust von Heimat, die Frage nach Herkunft, die Suche nach Wurzeln, das Ringen um Sprache und Kultur werden wiederkehrend thematsiert.
"[...D]er Wahnsinn dieses ganzen Jahrhunderts und der Wahnsinn und Unsinn meines eigenen Lebens..." korrelieren miteinander. Zudem wird deutlich, wie prägend die Erlebnisse der Vorfahren sind und so politische Schrecknisse noch Jahrzehnte später Wirkkraft haben.

Ich mag Billers Schreibstil. Er beobachtet scharf und erzählt tiefgreifend. Die Erzählungen lesen sich komisch, lustig, liebenswürdig und weniger liebenswürdig, hart und provokant, aber auch weich und gefühlvoll. Die Erzählungen wirken ganz unterschiedlich, jede an sich ist aber lesenswert. Mal mit leiser Pointe, mal mit lauter Pointe; mal sehr intensiv, mal eher ruhig. Verdichtet oder auch ausschweifend, mal eher in Andeutungen, mal sehr direkt, zwingen sie in jedem Fall zur Auseinandersetzung. Sie berühren und hallen nach.

Veröffentlicht am 07.02.2020

Berührendes und phantastisch komponiertes Kaleidoskop einer Familie, in der die Grenzen verschwimmen

Je tiefer das Wasser
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Die Teenager Mae und Edith (14 + 16 Jahre) wohnen mit ihrer Mutter Marianne in Louisania. Nachdem diese einen Suizidversuch unternahm und von Edith gerettet wurde, werden sie vom Vater mit nach New York ...

Die Teenager Mae und Edith (14 + 16 Jahre) wohnen mit ihrer Mutter Marianne in Louisania. Nachdem diese einen Suizidversuch unternahm und von Edith gerettet wurde, werden sie vom Vater mit nach New York genommen. Die Mutter verbleibt in einem Psychiatrischen Krankenhaus.
Zu ihrem Vater hatten die Schwestern seit seinem Weggang keinen Kontakt. Edith war damals 4 Jahre alt und kann sich noch an ihn erinnern. Geblieben ist aber vor allem eine riesige Verlassensangst.
Während Mae sich nun freut, beim Vater zu sein und erleichtert über den Abstand zu ihrer sehr vereinnahmenden Mutter ist, weigert sich Edith, sich näher einzulassen. Stattdessen zieht es sie wieder nach Hause, aus Verantwortlichkeit zu ihrer Mutter zurück.

Der Vater war und ist ein erfolgreicher Schriftsteller. Marianne, die auch schrieb, war damals seine Muse. Sie beide trennt ein großer Altersunterschied, als sie heirateten, war Marianne 17 und Dennis 32 Jahre alt. Marianne gab das Schreiben irgendwann auf. Zudem wurde sie depressiv, auch ein Stück wahnhaft und psychotisch.

Schon auf den ersten Seiten nahm mich dieser Roman gefangen, fesselte mich und lockerte erst gegen Ende ein wenig seinen Griff.
Die Sprache und die Komposition fand ich einfach phantastisch! Die Sprache ist zart und kraftvoll, klar und poetisch. Der Ton ist ruhig, tief und mitreissend. Der Roman ist multiperspektivisch aufgebaut, kapitelweise wechseln sich die verschiedenen Erzählperspektiven ab. Mae und Edith haben hier den Hauptanteil inne, es kommen aber auch viele Nebenfiguren zu Wort. Außerdem gibt es Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Arztprotokolle und Interviews. Auch die Erzählzeiten wechseln, so erfährt man in Rückblenden auch von der Beziehung zwischen Dennis und Marianne.

Diese Multiperspektivität ermöglicht dem Leser sehr interessante Einsichten. Jede der Figuren hat eine eigene Sicht, eine eigene Wahrheit sowie eine eigene Wertung der Dinge. So sagt Mae auch einmal: "Manchmal denke ich, wir sind in verschiedenen Familien aufgewachsen". Seite um Seite legt sich, einem Puzzle gleich, der Gesamtblick auf diese Familie frei, was mich in Gänze sehr berührte und auch erschauern liess. "Wie kann man etwas nicht erkennen, was sich direkt vor einem abspielt?" Dieser Satz könnte symptomatisch für die Geschehnisse innerhalb dieser Familie stehen.

Eine weitere große Stärke des Romans ist die Figurenzeichnung. Die Figuren sind tief, komplex und auch widersprüchlich angelegt, dabei sensibel und wertschätzend beschrieben. Sie wirken, ebenso wie die Dialoge, unheimlich echt und lebendig. Eine der Personen, die mir anfangs noch sehr sympathisch war, verlor nach und nach meine Sympathie. Diesen Prozess fand ich überaus gelungen. Die Dynamik zwischen den Familienmitgliedern wird ebenfalls sehr fein gezeichnet. Die Verwischung ihrer Grenzen, das immer deutlicher Werden des Missbrauchs hat die Autorin sehr gut dargestellt.

Der Roman berührte mich sehr, manchmal kam mir sogar wirklich Gänsehaut. Gegen Ende wurde ich ziemlich traurig, da die psychische Grausamkeit größer und das Leid insbesondere von Mae, aber auch von Edith so deutlich spürbar wurde. Gleichzeitig erschien alles so schrecklich absurd. Das alles zog mich jedoch kaum runter, einfach weil der Roman insgesamt so phantastisch erzählt wurde. Dennoch ist das Beschriebene sehr eindrücklich und nachhallend.

Ganz nebenbei, aber auch bemerkenswert, geht es um die Rassentrennungskonflikte der 60er/ 70er Jahre und um Kunst, insbesondere um das Schreiben und die bildene Kunst.

Fazit: Ein berührender atemraubender Familienroman, der einen tiefen Einblick in eine missbräuchliche und von psychischer Krankheit betroffene Familie gibt. Er wird multiperspektivisch, einem Kaleidoskop ähnelnd, in einer wunderbaren Sprache erzählt.

Veröffentlicht am 03.02.2020

Ruhige, melancholische Erzählung, die mich leider nicht erreicht hat

Die Überflüssigkeit der Dinge
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Hamburg. Ina ist momentan arbeitslos. Sie wohnt in einer WG mit Falk, der als Fotograf in einem Leichenschauhaus tätig ist. Nun ist Inas Mutter gestorben und sie muss sich um die Beerdigung kümmern. ...

Hamburg. Ina ist momentan arbeitslos. Sie wohnt in einer WG mit Falk, der als Fotograf in einem Leichenschauhaus tätig ist. Nun ist Inas Mutter gestorben und sie muss sich um die Beerdigung kümmern. Einst war ihre Mutter eine Schauspielerin am Theater, doch irgendwann blieben Rollenangebote aus, Männer kamen und gingen, nur der Alkohol wurde ein treuer Begleiter. Auch die Beziehung zu Ina hat sehr gelitten. Ina ist sich nicht sicher, ob der Tod ihrer Mutter ein Unfall oder doch eher ein Suizid war.
Über den Vater zu sprechen war verboten. Ina kennt nur seinen Namen. In ein paar Wochen wird er allerdings ein Stück am Hamburger Theater inszenieren und sie hat einen Plan, wie sie ihm näher kommen könnte.

Der Beginn gefiel mir sehr gut. Eine interessante Ausgangssituation, ein schwarzer, sarkastischer Humor, eine direkte Sprache, der Ton traurig und etwas bitter.
Nach einem relativ rasanten witzigen Beginn begann sich die Geschichte leider etwas zu ziehen. Die Beziehung zwischen Ina und ihrem WG- Mitbewohner Falk nahm einen zu großen Raum ein und interessierte mich einfach nicht. Ich fand Falk langweilig und ich fand die Beziehung der beiden langweilig. Ina selbst ist auch nicht die unbedingt spannendste Protagonistin. Sie vergammelt ihr Leben, trifft keine Entscheidungen und wirkt etwas konturlos. "Die letzten Jahre waren in einer Art Lähmung verstrichen, einer Mischung aus Furcht und Ungeduld, und das Warten auf das richtige Leben machte bereits der Ahnung Platz, dass es das hier tatsächlich schon sein sollte."
Sie tat mir irgendwann einfach leid und das nervte mich und zog mich auch etwas herunter. Das war mir zuviel an Depression, Aggression und passivem, missglücktem Leben. Ich wurde irgendwann müde der Schilderung der trübsinnigen, niedergeschlagenen und morbiden Hauptprotagonistin zu lauschen.
Zudem hatte ich Mühe diese schwierige Mutter-Tochter Beziehung zu verstehen, diese wirklich nachzuvollziehen. Ich fand es merkwürdig, dass Ina ihr in Jugendzeiten, obwohl sie zu viel trank und Alkoholikerin war, immer wieder nachschenkte und sie betrunken machte. Ja, sie wollte, dass die Mutter über den Vater spräche, aber dennoch... Das kenne ich von Betroffenen so eher nicht. Ich verstand auch letztendlich nicht, warum sie überhaupt miteinander so psychisch grausam waren.

Irgendwann begann ich Absätze zu überlesen. Zwar konnten mich einzelne Absätze immer wieder in den Bann ziehen, aber ich langweilte mich einfach zu oft, fieberte nicht mit, wurde zu wenig berührt, erfuhr nichts, was nicht schon tausende Autor*innen vorher beschrieben haben und war genervt von den Figuren, von denen niemand klare Worte verliert und kaum einer das tut, was er eigentlich möchte.
Der Klappentext verrät für meinen Geschmack auch zu viel, so dass Überraschungsmomente vorweg genommen werden, in dieser ansonsten überraschungsarmen, ruhigen, melancholischen Erzählung.
Insgesamt haben mir dennoch das Setting im Theater und der Sprachwitz gefallen.

Empfehlenswert vielleicht für Leute in den 20ern, die nicht so recht wissen, was sie mit sich anfangen sollen und hier einen Spiegel finden.

Veröffentlicht am 02.02.2020

Sehr schön und lehrreich

Ausgestorben - Das Buch der verschwundenen Tiere
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Ein sehr schön illustriertes Sachbuch für Wissensdurstige von 8 bis 108 Jahren.

In diesem großformatigen Bilderbuch werden ausgestorbene Tiere vorgestellt. Das Buch ist dabei zeitlich geordnet. Es beginnt ...

Ein sehr schön illustriertes Sachbuch für Wissensdurstige von 8 bis 108 Jahren.

In diesem großformatigen Bilderbuch werden ausgestorbene Tiere vorgestellt. Das Buch ist dabei zeitlich geordnet. Es beginnt im Devon, vor 395 Millionen Jahren und endet in der heutigen Zeit.
Je Zeitabschnitt werden die verschiedenen Tiere gemeinsam auf einer Doppelseite in ihrem natürlichen Lebensraum abgebildet. Vorgestellt werden zuerst Amphibien, Reptilien und Dinosaurier. Dann folgen Tiere, wie Mammut, Säbelzahntiger, Riesenhirsch, Moa, Dodo, Tarpan, Quagga und viele andere. Viele von ihnen werden dabei nun auf einer Seite etwas genauer betrachtet. Insgesamt werden zumeist der Lebensort, das Fressverhalten, etwaige Besonderheiten sowie die Gründe des Aussterbens benannt. Mit der Vorstellung aktuell bedrohter Tierarten endet das Buch.
Zwischendurch finden sich zudem extra Übersichten über die Evolution, über große Museen, über bekannte Paläontologen, über die größten Säugetiere und Vögel. Darüber hinaus gibt es eine fossile Weltkarte, Theorien werden vorgestellt, die zum Aussterben der Dinosaurier führten und es werden die Hauptursachen für das Aussterben der Tiere erläutert.

Die Informationen erscheinen mir vom Umfang genau richtig. Sie erschlagen nicht, sind aber ausreichend, um einen aussagekräftigen Einblick zu erhalten. Die Texte sind unterhaltsam, dabei stets sachlich und fundiert sowie zumeist kindgerecht formuliert. Dabei gibt es, natürlich, sehr viel lateinische Bezeichnungen und auch einige Formulierungen, bei denen ein Grundschulkind sicher nachfragen muss.
Die Illustrationen und generelle Gestaltung des Buches gefällt mir ausnehmend gut. Visuell und haptisch ist das Buch wirklich sehr schön. Es macht Freude, darin zu verweilen. Etwas auffallend fand ich, dass ein Teil der Tiere traurig oder etwas böse guckt. Hier würde mich interessieren, ob dies mit einer Absicht geschah bzw. welche Intention dahinter steckte. Ich selbst wurde im Verlauf der Lektüre auch etwas traurig und betroffen, da sehr deutlich wurde, dass neben Naturkatastrophen und Klimaveränderungen, bei der Mehrheit der Tiere tatsächlich der Mensch der Auslöser des Verschwindens war und ist. Durch Jagd, Veränderung und Vernichtung der Ökosysteme und Lebensräume, durch die Einführung neuer Fressfeinde und Konkurrenten.

Fazit: Ein sehr schön gestaltetes Sachbuch, das wichtig, lehrreich und auch berührend ist. Es macht Freude zu lesen und setzt den verschwundenen Tieren ein kleines Denkmal. Die Faszination über die Wunder der Tierwelt ist deutlich spürbar und überträgt sich. Zudem wird Interesse an biologischen Zusammenhängen und Forschung geweckt. Gleichzeitig wird klar gezeigt, welche Verantwortlichkeit der Mensch hier inne hat.

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