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Veröffentlicht am 20.11.2021

Teuflische Verstrickungen auf hoher See

Der Tod und das dunkle Meer
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Schon bevor die Saardam, ein Schiff der Ostindienflotte, sich im Jahr 1634 auf den langen Weg von Batavia nach Amsterdam macht, steht die Fahrt unter düsteren Vorzeichen. Ein Aussätziger ohne Zunge verflucht ...

Schon bevor die Saardam, ein Schiff der Ostindienflotte, sich im Jahr 1634 auf den langen Weg von Batavia nach Amsterdam macht, steht die Fahrt unter düsteren Vorzeichen. Ein Aussätziger ohne Zunge verflucht das Schiff und geht in Flammen auf. Trotzdem legt das Schiff auf Geheiß des Generalgouverneurs, der mit seiner Frau Sara und der gemeinsamen Tochter reist, ab. Auch mit an Bord sind der Detektiv Sammy Pipps, den man in Ketten gelegt hat und sein treuer Begleiter Arent Hayes. Schon bald mehren sich mysteriöse Vorkommnisse, die nur dämonischen Ursprungs sein können. Arent und Sara tun sich zusammen, um den Fall zu lösen, bevor sich der Fluch des Aussätzigen erfüllt.

Stuart Turton legt hier einen bildgewaltigen, düsteren Roman vor, der nicht nur Züge eines Kriminalromans trägt, sondern ebenso als historischer Roman oder Mystery durchgeht. Auffällig gut sind seine Beschreibungen der Zustände auf dem Schiff, der rauhen See und der Mannschaft aus Matrosen und Musketieren, die alles andere als vertrauenerweckend wirken. An Bord herrscht zudem das Gesetz des Stärkeren, so dass es auch die ein oder andere brutale Szene gibt. Es gelingt Turton eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die einem das Gefühl gibt, mittendrin statt nur dabei zu sein. Auch die Abgehobenheit und Machtgier einiger Charaktere schwingt überall mit.

Personen, die eine Rolle spielen, gibt es nicht wenige, so dauerte es etwas, bis ich einen Überblick über die Beteiligten hatte. Sehr schön war da die Möglichkeit im kleinen Personenverzeichnis nachzuschauen. Doch wenn man erstmal mit den Leuten vertraut ist, stört nichts mehr den Lesegenuss. Ein Plan des Schiffes sorgt dafür, dass man sich auf diesem besser zurechtfindet.

Die Spannung ist mal größer, mal zieht sich die Handlung auch etwas in die Länge, da die Ermittlungen eher schleppend anlaufen. Die Vorkommnisse auf der Saardam sind so mysteriös, dass man sich häufig fragt, ob es auf eine natürliche oder eine übernatürliche Lösung hinausläuft. Gelegenheiten zu kombienieren und mitzurätseln gibt es immer und mit der Zeit wird klar, dass nicht alle das Ziel der Reise erreichen werden. Gegen Ende spitzt sich die Lage immer mehr zu und man fiebert regelrecht dem Showdown entgegen.

Insgesamt waren es die sympathischen Ermittlercharaktere, die düstere Stimmung und das doch überraschende Ende, die das recht umfangreiche Buch zu einem tollen Leseerlebnis gemacht haben. Leseempfehlung und 5 Sterne

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Konnte mich trotz des interessanten Themas nur wenig fesseln

Wie schön wir waren
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Vor Jahrzehnten erlaubte die Regierung eines afrikanischen Landes der amerikanischen Ölfirma Pexton das Bohren nach Öl auf dem Land, das seit Generationen den Einwohnern des Dorfes Kosawa gehörte. Die ...

Vor Jahrzehnten erlaubte die Regierung eines afrikanischen Landes der amerikanischen Ölfirma Pexton das Bohren nach Öl auf dem Land, das seit Generationen den Einwohnern des Dorfes Kosawa gehörte. Die Folgen wiegen schwer: Die Verschmutzung des Wassers und des Bodens durch Lecks an Pipelines und die Verpestung der Luft durch das Abfackeln der Gase machen die Menschen krank, immer wieder Sterben Kinder an den Folgen der Vergiftungen. Versprechungen der Ölfirma, die Lebensituation der Bevölkerung zu verbessern, werden nie eingehalten. So beginnt ein Kampf, der sich hinzieht und in dem alle Hoffnungen in die kluge, in sich gekehrte Thula gesetzt werden.

Das Buch hat mich thematisch sehr angesprochen, da man sich immer wieder vor Augen führen sollte, welche Folgen unser Konsumverhalten für die Bevölkerung und die Umwelt in ärmeren und ärmsten Ländern hat, nicht erst in der Gegenwart, sondern schon seit Jahrhunderten. Ich hatte sehr große Erwartungen an das Buch, welche leider nur zum Teil erfüllt wurden.

Es war sehr interessant etwas über die Denk- und Lebensweise der Menschen von Kosawa zu erfahren, ihre Bräuche, ihren Glauben an den großen Geist, der in jedem Einzelnen wohnt, das Hochhalten der Traditionen, die schon die Ahnen kannten. Schrecklich hingegen auf der anderen Seite die Ölfirma, die sich darum überhaupt nicht schert und aus reiner Profitgier den ganzen Landstrich vergiftet. Ebenso schrecklich das Verhalten der Regierung und eines machthungrigen Anführers, der sich kein bisschen für die Bevölkerung seines Landes interessiert. Imbolo Mbue hat da wirklich einen starken Konflikt als Thema gewählt.

Erzählt wird das Ganze aus Sicht verschiedener Menschen aus Kosawa, oft in ganz einfachen Gedanken und Sätzen. An der ein oder anderen Stelle habe ich mich gefragt, ob die Denkstrukturen wirklich so primitiv oder auch naiv sind. Natürlich führen die Leute im Buch ein sehr einfaches Leben nach alten Traditionen, nur glaube ich schon, dass auch sie die Folgen ihres Handelns besser abschätzen können. Jedenfalls wirkt alles etwas esoterisch, beinahe märchenhaft und ruhig. Emotionen kamen nur selten bis zu mir durch. Wegen der unterschiedlichen Perspektiven wiederholte sich das ein oder andere Detail auch. Zudem gab es viele Zeitsprünge, die Personen greifen in ihren Erzählungen oft mehrmals Ereignisse in ihrer Vergangenheit auf, die für mich das Ganze sehr in die Länge gezogen haben. Sehr schade eigentlich.

Mag sein, dass das beabsichtigt war, um den jahrelangen, ausweglosen Kampf zu verdeutlichen, das nützt aber nichts, wenn ich mich dann stellenweise zum Weiterlesen zwingen muss. Ich habe sehr lang für das Buch gebraucht, weil es mich bedingt durch die Erzählweise einfach nicht sehr gefesselt hat. Erst auf den letzten 100 Seiten wurde es dann etwas besser. Für die Länge der Vorgeschichte kam das Ende für mich dann auch etwas zu kurz. Dennoch nehme ich einiges aus der Geschichte mit, das mein Handeln beeinflussen kann, auch wenn der Traum von einer Welt ohne Macht- und Geldgier wohl ein solcher bleiben wird. Und trotz aller Längen konnte ich so manchen sehr weisen Satz in diesem Buch lesen.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Gaumenfreuden mit Käse

Say Cheese!
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Mit Say Cheese! kommt geschmolzener Käse ganz groß raus. Ob als Zutat für sämige Suppen und Soßen oder etwas krosser beim Überbacken, hier wird Käse zur Leidenschaft. Das kompakte Buch startet mit einem ...

Mit Say Cheese! kommt geschmolzener Käse ganz groß raus. Ob als Zutat für sämige Suppen und Soßen oder etwas krosser beim Überbacken, hier wird Käse zur Leidenschaft. Das kompakte Buch startet mit einem kleinen Inhaltsverzeichnis. Die Gerichte sind geordnet nach den Lebensmitteln, mit denen der Käse kombiniert wird, also Brot, Nudeln, Gemüse oder ohne Partner. Es folgt eine kurze Einleitung zum Buch selbst, zur Geschichte des geschmolzenen Käses, Tipps zur Verarbeitung und eine Übersicht der im Buch verwendeten Käsesorten. In mehr als 65 Rezepten mit Bild finden sich Toasts, Sandwiches, Pizza, Aufläufe, Gratins, Suppen und vieles mehr. Zu jedem Rezept werden die Zutaten übersichtlich aufgelistet. Die Zubereitung ist übersichtlich gestaltet. Auch die Anzahl der Portionen wird angegeben. Ein Register rundet das Buch ab.

Allein schon die Stabilität und das kompakte Format dieses Käse-Kochbuchs tragen dazu bei, dass ich es gerne in die Hand nehme. Das Cover gibt einen sehr guten Einblick in das, was mich im Buch erwartet. Jede Menge köstliche Rezepte mit oder aus Käse. Besonders vielfältig sind die Aufläufe und Gratins, die ich mit diesem Buch ohne allzu großen Aufwand zaubern kann und die wirklich der ganzen Familie schmecken. Ein Highlight sind auch die verschiedenen Ofenkäse-Varianten und Fondues, die vor allem bei gemütlichen Abenden mit Gästen Anklang finden. Toll ist, dass das Buch Hinweise auf Varianten gibt. In der Übersicht der Käsesorten findet man Hilfe, falls man in einem Rezept die Käsesorte tauschen möchte, denn nicht jeder Käse schmilz gleich.

MIr ist immer besonders wichtig, dass es zu allen Rezepten ein Foto gibt, so dass man sieht, wie das Gericht aussehen sollte. Die Fotos hier, lassen dem Betrachter sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen und sind einfach toll anzuschauen. So fällt die Entscheidung für das nächste Gericht nicht schwer. Super schön finde ich das Register, das nicht einfach die Namen der Gerichte alphabetisch geordnet auflistet. Man kann hingegen gezielt nach Zutaten (Käse-/Gemüsesorte) oder Art der Speise suchen. Habe ich also Lust auf Käse in Kombination mit Tomaten, kann ich unter dieser Zutat sofort passende Rezepte finden. Alle bisher probierten Gerichte sind gelungen und haben toll geschmeckt.

Say Cheese wird garantiert jedem Käseliebhaber ein Lächeln ins Gesicht zaubern. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Aus alt mach neu und nützlich

Neue Dinge aus alten Stoffen
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Alte Kleidung wegwerfen war gestern... Smarticular, bekannt für seine tolle selber machen statt kaufen - Reihe, zeigt uns in "Neue Dinge aus alten Stoffen", dass alte Shirts, Jeans, Pullover, Hemden und ...

Alte Kleidung wegwerfen war gestern... Smarticular, bekannt für seine tolle selber machen statt kaufen - Reihe, zeigt uns in "Neue Dinge aus alten Stoffen", dass alte Shirts, Jeans, Pullover, Hemden und Handtücher, ja selbst Stoffreste viel zu schade zum Wegwerfen sind, da diese Textilien ganz leicht wiederverwendet und in nützliche und hübsche Dinge verwandelt werden können. Es ist allgemein bekannt, dass die Herstellung von Kleidung alles andere als ressourcenschonend ist, je länger wir sie also verwenden, umso besser ist das für die Umwelt, denn wir produzieren weniger Müll und kaufen weniger neue Dinge. Das schont auch den Geldbeutel. Um die Ideen aus dem Buch zu verwirklichen, braucht man auch nicht unbedingt eine Nähmaschine, sondern nur Nadel und Faden, bei einigen nicht mal diese.

Am Anfang des Buches findet man zwei Inhaltsverzeichnisse. Eines, das uns neben Einleitung, Techniken und Tipps zeigt für welche Bereiche wir neue Dinge aus den alten Stoffen herstellen können z.B. fürs Bad, die Küche, für Kinder oder unterwegs, zum Verschenken oder als Accessoires. Witziger ist das zweite, das anhand abgebildeter alter Kleidungsstücke, also der Stoffart zeigt, welche Produkte daraus entstehen können. Nach einer kurzen Einleitung geht es dann auch schon los. Wichtige Begriffe und Arbeitsweisen werden kurz und gut verständlich erläutert. Besonders toll, bevor es an das Verwerten geht, gibt es nochmal Tipps, wie man die Kleidung reparieren oder durch einfache Methoden wieder tragbar machen oder aufwerten kann.

Es folgen zahlreiche, wirklich nützliche und wunderschöne Dinge, die man am liebsten alle sofort ausprobieren würde. Nicht nur Deko-Gegenstände sondern auch Dinge, die man täglich nutzt und oft auch zur Einmalbenutzung kauft. Genial einfach zum Beispiel die waschbaren Alternativen von Kaffeefilter, Staubwedel, Staubsaugerbeutel und Spültuch. Genial deshalb, weil man Wegwerfware UND Kleidungsmüll vermeidet. Das Buch ist ein wahrer Schatz an Ideen. Alle Projekte sind mit wenig Aufwand umzusetzen und die Anleitung erfolgt leicht verständlich, gut bebildert und Schritt für Schritt. Man muss wirklich kein Fachmann an der Nähmaschine sein, um hier gute Ergebnisse zu erzielen. Zusätzliches Material ist kaum nötig.

Ich habe mir viel von dem Buch erwartet, meine Erwartungen wurden aber bei Weitem übertroffen. Selten findet man so kompakt so viele Anregungen, die ohne großen Aufwand ein nachhaltigeres und umweltbewussteres Leben ermöglichen und dabei noch viele unserer Lieblingkleidungsstücke vor der Tonne retten und Geld sparen. "Neue Dinge aus alten Stoffen" ist wirklich ein Schatz, der in keinem Haushalt fehlen sollte. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Aufwändig gereimte Geschichte der Mathematik

Wie die Mathematik in die Welt kam
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Wie kam die Mathematik in die Welt? Dieser Frage geht der Autor Rainer Kirsch in seinem Kinderbuch nach. Doch wer jetzt denkt das klingt langweilig, wird überrascht sein, denn der Text steht nicht etwa ...

Wie kam die Mathematik in die Welt? Dieser Frage geht der Autor Rainer Kirsch in seinem Kinderbuch nach. Doch wer jetzt denkt das klingt langweilig, wird überrascht sein, denn der Text steht nicht etwa kleingedruckt und dichtgedrängt auf hunderten Seiten, sondern kommt in Reimform daher. So erläutert der Autor die Meilensteine der Entwicklung mathematischer Strukturen von den ersten Zahlen bis hin zur höheren Mathematik. In einem Nachwort werden dann auch aktuelle Errungenschaften von Mathematiker kurz erläutert. Eine Seite mit Worterklärungen rundet das Ganze ab. Die Illustrationen sind ein kunstvoller Mix aus Zeichnungen und Collagen.

Von einem Buch, das in Reimform mathematische Zusammenhänge aufzeigt, war ich sehr angetan. Hier handelt es sich aber vornehmlich um ein recht langes Gedicht, das die Entwicklung mathematischer Strukturen im Laufe der Zeit aufzeigt. Die Verse erläutern, wie Zahlen entstanden sind, Maßeinheiten, Rechenarten, Geometrie usw. Auch wichtige Personen, denen wir diese Erkenntnisse zu verdanken haben, werden erwähnt. Natürlich kann ein Kinderbuch da keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, es soll eher zeigen, dass Mathematik allgegenwärtig ist. Die Reime sind teilweise witzig, manchmal aber auch etwas holprig, weil das Versmaß nicht ganz passt. Es besteht beim Vorlesen die Gefahr, dass man mal hängenbleibt oder das Ganze zu sehr herunterleiert.

Die Illustrationen waren für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile finde ich sie doch sehr künstlerisch gemacht. Es gibt sehr viel zu entdecken, manches nicht ganz zum Reim passend. Ich könnte mir vorstellen, dass jüngere Kinder sich eher weniger angesprochen fühlen. Für meine Tochter im Grundschulalter war es jedenfalls etwas zu viel. Das Buch empfehle ich eher für größere Kinder und mathematikinteressierte Erwachsene. Sicher auch ein witziges Geschenk für den gymnasialen Mathelehrer.

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