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Veröffentlicht am 03.11.2022

Frostige Welt

Das Leuchten der Rentiere
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Auf Skiern fährt die kleine 9-jährige Samin Elsa zum Rentiergehege ihrer Familie. Stolz will sie beweisen, dass sie eine echte Rentierhirtin ist und die Tiere allein füttern kann. Doch als sie dort ankommt ...

Auf Skiern fährt die kleine 9-jährige Samin Elsa zum Rentiergehege ihrer Familie. Stolz will sie beweisen, dass sie eine echte Rentierhirtin ist und die Tiere allein füttern kann. Doch als sie dort ankommt wird sie Zeugin wie der Schwede Robert ihr geliebtes Rentierkalb Nástegallu brutal tötet. Als sie von ihm gesehen wird, droht er ihr. Fortan trägt Elsa nun ein dunkles Geheimnis mit sich herum, dass das Kind in schwere Gewissensnöte bringt, denn das Töten hört nicht auf. Immer öfter finden die Rentierhirten ihre Tiere grausam verstümmelt und zu Tode gequält vor. Über die Jahre wächst die Wut und Verzweiflung bei den Samen. Die Polizei stuft die Taten als Diebstähle von geringer Priorität ein und bleibt untätig. Elsa und ihre Familie kämpfen viele Jahre um ihr Recht und um Frieden zwischen den Samen und den schwedischen Dorfbewohnern.
Dies war für mich ein sehr außergewöhnliches Buch. Das Volk der Samen kannte ich oberflächlich. Ihr Kampf um Anerkennung ihrer Rechte, war mir bisher jedoch verborgen geblieben. Wenn ich an Schweden denke, ist es für mich das Schweden von Astrid Lindgren. Ein Land wie Bullerbü, in dem alle Kinder glücklich zusammenleben. In diesem Roman von Ann-Helén Laestadius haben die Kinder der Samen Angst zu Schule zu gehen. Ihnen schlägt Hass und Gewalt entgegen. Sie werden beschimpft und verprügelt. Auch der Hass gegenüber ihren Rentieren hat mich sehr betroffen gemacht. Ihr Tod wurde oft billigend in Kauf genommen, um Samen zu schaden. Was mir gut gefiel, war das es in diesem Roman nicht nur Gut und Böse gab, sondern die Auseinandersetzung mit beiden Seiten. Die Autorin thematisiert auch die altmodischen und starren Konventionen der Samen. Das Ablehnen und Abgrenzung von jedem der nicht zu ihrem Volk gehörte oder nicht konservativ leben möchte, war ebenso ein Thema wie die überholten Rollenbilder von Mann und Frau.
Das Siedlungsgebiet der Samen (Sápmi) erstreckt sich über Teile Schwedens, Finnlands, Norwegen bis zur russischen Halbinsel Kola. Doch bisher wurden die Samen ausschließlich von Norwegen unter den Schutz der internationalen ILO-Konvention 169 gestellt. Dies lässt Bullerbü in meinen Augen leider zerbröseln. Dieses Buch dagegen ist absolut lesenswert und besonders!

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Eine andere Familie

Frau in den Wellen
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„Frau in den Wellen“ von Beatrix Kramlovsky
Joni hat eine sagenhafte Karriere. Für ihren Job reist sie um die ganze Welt. In Wien leben ihre Kinder bei ihrem Ex-Mann. Diese sehen ihre Mutter nur selten, ...

„Frau in den Wellen“ von Beatrix Kramlovsky
Joni hat eine sagenhafte Karriere. Für ihren Job reist sie um die ganze Welt. In Wien leben ihre Kinder bei ihrem Ex-Mann. Diese sehen ihre Mutter nur selten, erleben die Besuchszeit jedoch sehr intensiv. Kraft und Erfüllung erfährt Joni durch ihre zahlreichen Freunde, diese sie auf ihrem Weg begleiten. Dann jedoch wird ihr Lebensmodel auf eine harte Probe gestellt. Sie sanften Wellen um Joni beginnen zu wogen und drohen, sie in die tiefe zu reißen.
Gerade hier, beim Schreiben dieser Rezension wird für mich sehr deutlich, wie schwer es mir fällt, diesen Roman zusammenzufassen. Die Handlung plätschert sehr lange vor sich hin, bis zum letzten Drittel des Buches endlich mal etwas zu passieren scheint. Wobei ich auch diese Handlung sehr konstruiert empfand. Die Figuren, inklusive Joni blieben für mich total farblos. Nur ein einziges Mal hatte ich das Gefühl ihren Charakter begreifen zu können. Aber auch dieser Moment war dann schnell wieder verflogen. Das von dem ich glaubte, dass es den Hauptbestanteil des Buches ausmachen würde, nämlich den Konflikt zwischen dem Muttersein und der Karriere, wurde für mich nicht realistisch dargestellt. Joni geht ihren Weg (weg von der Familie), eine andere übernimmt ihre Mutterrolle, aber Konflikte gibt es nicht. Alle sind zufrieden und glücklich und haben volles Verständnis für den anderen. Auch scheint Joni mehrere Liebhaber an unterschiedlichen Orten zu haben und auch das wirft keine oder einfach nicht thematisierte Konflikte auf. Vieles wird in diesem Roman nicht gesagt, warum blieb mir leider verborgen. So blieb die Geschichte und auch die Protagonisten für mich unnahbar und konnte mich nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Der vergessene Valentinstag

Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?
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Es ist Valentinstag und drei Frauen warten aufgeregt auf ihr Date. Nur leider taucht Joseph Carter nicht auf. Das Frühstück wollte er eigentlich mit der Geschäftsfrau Siobhan genießen. Zum Valentins-Lunch ...

Es ist Valentinstag und drei Frauen warten aufgeregt auf ihr Date. Nur leider taucht Joseph Carter nicht auf. Das Frühstück wollte er eigentlich mit der Geschäftsfrau Siobhan genießen. Zum Valentins-Lunch war er mit der sportlichen Miranda verabredet und den Abend wollte er mit der schüchternen Jane verbringen. Nicht nur die Frauen auch die neugierige Leserin will natürlich dringend wissen, was hier gespielt wird. Doch Joseph ist ein Mann voller Geheimnisse. Und so lässt er uns lange im Dunkeln über sich und sein Liebesleben. Am Ende kam dann die große Überraschung. Und das hat mich dann auch wieder mit dem Buch versöhnt. Zwischendurch hatte es seine Längen und ich musste es auch mal weglegen. In Ruhe hat es mich aber dennoch nicht gelassen und wurde deshalb ja auch immer wieder vorgeholt. Wir erleben die Story im Wechsel aus der Sicht der drei Frauen und erfahren dabei auch so langsam welches Geheimnis die jeweilige umgibt. Denn so ganz einfach sind ihre Lebenswege bisher nicht gewesen. Und jede hat ihren ganz speziellen Charakter. Manchmal war mir dies aber auch zu plakativ, da die Figuren dadurch sehr klischeehaft wirkten. Dennoch für mich, ein Buch für den gemütlichen Couchsonntag bei Schmuddelwetter.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Der Fluss des Lebens

Der Junge im Fluss
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Da mich schon das Buch „Der Junge der auf einem Esel ritt“ tief bewegt hat, musste ich unbedingt auch dieses zweite Buch des Autors lesen. Es handelt von einem jungen Mann, der auf einer Insel wohnt, die ...

Da mich schon das Buch „Der Junge der auf einem Esel ritt“ tief bewegt hat, musste ich unbedingt auch dieses zweite Buch des Autors lesen. Es handelt von einem jungen Mann, der auf einer Insel wohnt, die dem Untergang geweiht ist. Viele Bewohner haben die Insel bereits verlassen, aber Ben möchte unbedingt an allem Alten und Vergangenem festhalten. Sein Bruder kommt zurück auf die Insel, um ihn zum Weggehen zu bewegen. Er selbst ist der Abenteuer in der Familie und schon viel rumgekommen. Doch Veränderungen machen Ben Angst. Dennoch muss er diese Reise antreten, denn das, was er bewahren wollte, ist nicht mehr.
Bens Reise, ist auch die ganz persönliche Reise des Lesers. Während der Lektüre gingen mir so manche Gedanken durch den Kopf. Vorm sich-zu-Hause-fühlen im Vergangenen bis hin zur Angst vor Wandel und Neuem. Aber auf sehr durchdachte und wundersame Weise bringt einen Nestor T. Kolee dazu, die Zeit und das Leben von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das Bewahren des Vergangenen und der Wandel durch die Zukunft werden zusammengeführt. Sie stehen sich nicht mehr als Gegensatz gegenüber. Am Ende des Buches war ich völlig verblüfft von der Erkenntnis und sah das Vergangene und die Zukunft mit anderen Augen. Ich habe das Gefühl etwas über mein Leben erfahren zu haben, dass ich noch nicht wusste. Wie können so wenige Worte nur so eine große Kraft haben?

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Der zweite Fall für Carla Stach

Wenn das Böse nach Brandenburg kommt
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Eigentlich soll sich die Kriminalhauptkommissarin Carla Stach noch von den Ereignissen des letzten Falls erholen, doch das Böse wartet nicht auf ausgeruhte Polizisten. Und so geht es für sie gleich weiter, ...

Eigentlich soll sich die Kriminalhauptkommissarin Carla Stach noch von den Ereignissen des letzten Falls erholen, doch das Böse wartet nicht auf ausgeruhte Polizisten. Und so geht es für sie gleich weiter, und zwar mit ziemlich üblen und niederträchtigen Morden. Im Fokus des Mörders sind rüpelige, männliche Jugendliche. Und die Art des Mordens lässt auf einen Psychopathen schließen. Carla und ihr Team haben mordsmäßig zu tun, ihm auf die Schliche zu kommen. Titel und Cover ließen mich schon vermuten, hier erwartet einen kein seichter Cosy Crime, hier geht’s zur Sache! Es beginnt spannend und bleibt spannend. Und zwar so, dass ich mal wieder meine S-Bahnhaltestelle verpasst habe und kurz vor Ende des Buches meinen Kindern lieber Pizza bestellt habe, als liebevoll Brote zu schmieren (eine sogenannte „Win-win-Situation“). Die Story hat eine ziemliche Dynamik und lässt einen nicht so leicht wieder los. Es ist alles dabei, um die schwachen Nerven zu strapazieren: Lost Places, Gruselhäuser, dunkle Wälder und eine erschreckende Ahnungslosigkeit, bis einen am Ende die Erkenntnis wie ein Schlag trifft. Richtig gelungen war nicht nur der Regionalbezug als Ort des Geschehens, sondern auch ein Blick in die Vergangenheit der DDR. Für mich somit ein rundum 1a Krimi mit Nackenhaarsträubungsatmosphäre.

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