Cover-Bild Frau in den Wellen
(9)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 26.09.2022
  • ISBN: 9783446274792
Beatrix Kramlovsky

Frau in den Wellen

Roman
Joni wächst in der provinziellen Enge der Nachkriegsjahre auf. Als junge Diplomatengattin beschreitet sie das politische Parkett Ostberlins. Zu ihren Kindern, die beim Vater leben, hält sie engen Kontakt, während sie als Regierungsberaterin um die Welt jettet. Und während Joni versucht, den Erwartungen als Frau und Mutter zu genügen, wird ihr unangepasstes Leben plötzlich öffentlich debattiert. Sie muss erkennen: Auch ein noch so unabhängiges Frauenleben bleibt fragil.
Beatrix Kramlovsky erzählt die mitreißende Geschichte einer willensstarken, unkonventionellen Frau, die stets auf dem Drahtseil zwischen Unabhängigkeit und Eingebundensein balanciert.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2022

Eine starke und unkonventionelle Frau

1

„Frau in den Wellen“ ist ein Roman der in Niederösterreich lebenden Autorin Beatrix Kramlovsky.

Erzählt wird die Geschichte von Joni. Sie ist verheiratet, bekommt zwei Kinder, lässt sich scheiden und ...

„Frau in den Wellen“ ist ein Roman der in Niederösterreich lebenden Autorin Beatrix Kramlovsky.

Erzählt wird die Geschichte von Joni. Sie ist verheiratet, bekommt zwei Kinder, lässt sich scheiden und überlässt ihre Kinder ihrem Exmann während sie beruflich um die Welt reist. In den 1990er Jahren ist sie damit eine Ausnahme und wird entsprechend kritisch gesehen, da es nicht der klassischen Rollenverteilung entspricht. Ihr Exmann heiratet wieder und kümmert sich liebevoll um die gemeinsamen Kinder. Auch Joni versucht diesen bei jeder Gelegenheit nahe zu sein. Aber dennoch besteht ihr Leben aus Reisen, sie ist überall zu Hause, macht erfolgreich Karriere und hat viele Freunde. Letztendlich führt ihr Lebensstil auch zu Anfeindungen, da sie sich nicht wie die typische Mutter verhält.

Joni ist eine starke Persönlichkeit. Ihr Leben ist beeindruckend und faszinierend, aber sicherlich auch anstrengend. Auf mich wirkte sie rastlos, fast ein wenig getrieben. Auch wenn ihr viel an ihrer Arbeit liegt, spürt man, dass ihre Kinder, ihre Familie bei ihr an erster Stelle stehen.

Anhand von Joni werden gesellschaftliche Themen aufgegriffen, über die es sich lohnt nachzudenken und denen Joni einfach einmal anders begegnet als allgemein erwartet wird.

Der Schreibstil der Autorin ist abwechslungsreich. Sie bedient sich verschiedener Stilmittel, wechselt die Perspektiven, schreibt mal eher nüchtern und dann wieder sehr lebendig. Mir hat das gut gefallen.

Auch wenn ich einige Kapitel benötigt habe, bis ich mich in die Handlung hineingefunden habe, für mich waren die Einblicke in Jonis leben interessant und lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2022

Joni geht ihren eigenen Weg

0

Eigen war Joni schon immer: allein durch ihren Vornamen aus der Zeit gefallen, sie war nämlich von ihren Hippie-Eltern, die sich eher umeinander als um sie kümmerten, nach Joni Mitchell, deren Idol benannt ...

Eigen war Joni schon immer: allein durch ihren Vornamen aus der Zeit gefallen, sie war nämlich von ihren Hippie-Eltern, die sich eher umeinander als um sie kümmerten, nach Joni Mitchell, deren Idol benannt worden. Und das in Westdeutschland Mitte der 1960er Jahre, wo so etwas eher ungewöhnlich war.

Sie heiratete früh und wurde Mutter, begann dann erst so richtig mit ihrer beruflichen Karriere, die das Zentrum ihres Daseins wurde. Jedenfalls der Punkt, um den sie den Rest ihres Lebens ansiedelte - Kinder, Mann bzw. inzwischen der Ex mit neuer Partnerin und ihre Männer - eine zunächst verwirrende Masse für mich.

Bis mir klar wurde, das Joni ihr gesamtes kleines Imperium mit absolut klarer Hand und Respekt gegenüber anderen regiert, sich Gedanken macht und auf ihre ureigenste Weise sowohl ein großes Guthaben als auch eine ganz besondere Art von Familie erschuf. Bis diese Erkenntnis allerdings in mir reifte, brauchte es einige Zeit, wobei es am Ende zu einer riesigen Krise kommt, die nur durch Jonis ganz besondere Art gemeistert werden konnte. Ein Roman, für den ich einen extrem langen Atem brauchte, der für mich am Ende aber doch ausgesprochen rund und schlüssig erschien, trotz etlicher Stolpersteine auf dem Weg dahin.

Beatrix Kramlovsky ist eine sehr ungewöhnliche deutschsprachige Autorin. Sie macht es mir als Leserin nicht leicht, dennoch empfinde ich die Auseinandersetzung mit ihrem Werk als durchaus bereichernd.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Unkonventionell

0

Joni ist eine ungewöhnliche Frau, die durch ihre Arbeit auf der ganzen Welt unterwegs ist und somit ein unkonventionelles Leben mit wechselnden Männern und als Mutter auf Zeit lebt.
So besonders wie seine ...

Joni ist eine ungewöhnliche Frau, die durch ihre Arbeit auf der ganzen Welt unterwegs ist und somit ein unkonventionelles Leben mit wechselnden Männern und als Mutter auf Zeit lebt.
So besonders wie seine Protagonistin ist auch die Machart dieses Romans. Schon der Prolog, der Einsichten darüber gibt, “warum Joni vielleicht so ist, wie sie ist” versteht es zu fesseln. Im weiteren Verlauf wechseln sich drei Stile ab, neben der auktorial erzählten aktuellen Zeit gibt es Mitschnitte aus Vernehmungen und Rückblenden, in denen Joni geduzt wird. “Noch hast du keine Ahnung, dass deine schmerzvollste Aufgabe sein wird, geheime Lasten für viele zu tragen, Fakten zu kennen, von denen andere zu wenig wissen oder die sie gegebenenfalls verschweigen wollen.”
Die Lektüre erfordert Konzentration, da es keinen stringenten Handlungsverlauf, dafür aber jede Menge Nebenfiguren gibt. Ich mochte es, wie nach und nach die verschiedenen Ebenen Details preisgaben und dass das Buch in keine Schublade passt.

Veröffentlicht am 12.11.2022

Man muss sich darauf einlassen

0

Die Rezension zu diesem Buch fällt mir sehr schwer. Es hat gemischte Gefühle bei mir erzeugt und der Einstieg war alles andere als einfach.
Da ich aber bereits ein Buch der Autorin gelesen habe (Die Lichtsammlerin) ...

Die Rezension zu diesem Buch fällt mir sehr schwer. Es hat gemischte Gefühle bei mir erzeugt und der Einstieg war alles andere als einfach.
Da ich aber bereits ein Buch der Autorin gelesen habe (Die Lichtsammlerin) wusste ich, dass ich noch einiges erwarten konnte....und so war es auch.

Im ersten Drittel wusste ich nicht so recht wohin uns die Autorin führen will und was uns Joni erzählen möchte. Beatrix Kramlovsky schreibt ihre Geschichte nicht linear, sondern springt in den Zeiten und dies oftmals sehr willkürlich. Das macht es den Leser:innen etwas schwer.
Am Beginn lernen wir Joni als Kind kennen, die im österreichischen Alpenvorland - nicht weit von mir entfernt - aufgewachsen sein muss. Ihre Beschreibungenm vom Leben auf dem Lande bei ihrer Tante Federspiel ähnelt meinem in vielen Bereichen. Nur das Elternbild ist ein völlig anderes, denn Jonis Eltern sind Hippies. Trotz ihrer angesehenen Berufe - Helli ist Notarin, Didi Professor am Gymnasium - bevorzugen sie den eher unsteten Lebenswandel mit Drogen und Demonstrationen in der Wiener Hauptstadt.

"Sie schwammen auf den Wellenkämmen des Wiederaufbaus und leisteten sich den Luxus, sich darüber lustig zu machen. Es war durch und durch verlogen; vielleicht konnte der Hanf einen Schleier darüberlegen" - Zitat Seite 13

Hellis Schwangerschaft ist nicht geplant und so bleibt Joni ein eher unerwünschtes Anhängsel, dass Liebe und Geborgenheit allein bei ihrer Tante Federspiel findet. Im Nachbarsmädchen Uli findet sie eine gute Freundin, die sie ihr Leben lang begleiten wird.
Diese Fakten musste ich mir oftmals vor Augen halten, wenn ich mit der erwachsenen Joni wenig anfangen konnte. Joni ist Anfang Fünfzig und eine Karrierefrau durch und durch. Sie lebt das Leben eines karrierebewussten Mannes und liebt ihr rastloses Leben. Es hat ihr ein Einkommen beschert, von dem die meisten Frauen nur träumen können. Für sie hat sich die Gleichberechtigung tatsächlich erfüllt. Sie hat einige sehr gute Freunde, die in der ganzen Welt verstreut sind und ein ähnliches Lebensbild leben.

Schon die Werbung für den Roman suggeriert, dass es bei Männern als ganz normal wahrgenommen wird, wenn sie ihre Karriere forcieren und wenig zu Hause sind. Doch wenn eine Frau durch die Weltgeschichte reist und die Kinder beim Ehemann aufwachsen, zerreißt man sich das Maul. Dass war aber nicht der Punkt, warum ich sie nicht immer verstehen konnte. Joni blieb mir einfach zu fremd. Sie wirkt wie eine Überfrau, die sich die Sahnestückchen im Leben herausnimmt. Ich hatte eher einen Roman erwartet, der den herausfordernden Spagat zwischen Beruf, Familie und Kinder beschreibt. Mit einer "perfekten" Frau, die sich einzig dem Beruf widmet und den Rest ihrer Familie die Alltagsprobleme erledigen lässt, hatte ich nicht gerechnet. Erst als Jonis heranwachsender Sohn mit einer unbedachten Social Media-Post eine Lawine von Shitstorms und Hasskommentaren lostritt, ändert sich etwas in ihrem Leben. Doch die überprivilegierte Frau erscheint trotzallem unnahbar, um am Cybermobbing zu zerbrechen. Sie lässt lieber andere agieren und handeln...

Der vielschichtige Roman berührt so einige typische Themen unserer Zeit: Geschlechterrollen, Rassismus und globale Ungerechtigkeiten. Und trotzdem will er einfach zu viel. Es gibt mehrere Handlungsstränge, sowie eine Vielzahl an aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. Alles wird eher nur angerissen, aber nicht intensiver beleuchtet.

Der Schreibstil ist anspruchsvoll, oftmals poetisch und der Plot dicht. Man sollte diesen Roman nicht parallel mit einem anderen Buch und eher zügig lesen, damit man sich völlig der Geschichte widmen kann. Die vielen Zeitsprünge und einige Figuren erfordern anfangs ganze Konzentration. Man muss in Jonis Geschichte hineinfinden - mögen muss man sie trotzdem nicht.

Fazit:
Ein eher schwieriges Buch, welches wichtige, aber zu viele Themen anspricht. Es fordert heraus und lässt einem seine Rolle im Leben reflektieren. Ich mag den Schreibstil der Autorin und fand ihn schon in "Die Lichtsammlerin" großartig. "Frau in den Wellen" lässt mich hingegen zwiespältig zurück. Ich kam nicht nur Joni nicht nah, sondern fand auch nur teilweise richtig in die Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine Karrierefrau, wie sie im Buche steht

0

Beatrix Kramlovsky erzählt von der „Frau in den Wellen“, von Joni, einer erfolgreichen Frau, die – so scheint es mir – stets sich selbst als erstes sieht. Sie ist unkonventionell, willensstark, sie ist ...

Beatrix Kramlovsky erzählt von der „Frau in den Wellen“, von Joni, einer erfolgreichen Frau, die – so scheint es mir – stets sich selbst als erstes sieht. Sie ist unkonventionell, willensstark, sie ist selbstbestimmt und über die Maßen selbstbewusst. „Ihr solitäres Leben wäre Beweis für Überheblichkeit und Bindungsangst…“ so wird sie von außen betrachtet.

Warum ist Joni so, wie sie ist? Die Kindheit prägt – natürlich! Sie ist ganz anders als ihre Eltern und doch ist sie ihnen in ihrem Freiheitsdrang sehr ähnlich. So nach und nach erfahre ich mehr von ihr, sie begibt sich auf die politische Ebene mit Georg, er nimmt sie mit nach Ostberlin in seiner Funktion als Diplomat. Gattin sein ist ihr nicht genug, da kann ich sie gut verstehen. Sie will mehr, auch ihre Tochter steht ihr dabei nicht im Weg, gibt es doch noch den Vater dazu. Und hinter ihm steht seine österreichische Familie, da kann Joni unbesorgt um die Welt jetten. Joni habe ich als selbstbewusste, ja als egoistische Karrierefrau wahrgenommen, die sich gerne selbst beweihräuchert, die groß denkt, für das tägliche Allerlei jedoch keine Zeit verschwenden will. Eine Frau, die alles erreicht hat und mit ihren Kindern glänzen kann, ihnen den Alltag jedoch strikt verweigert. Sie ist einfach nicht da. Auch als ihr Sohn geboren wird, hält sie nichts in der Bürgerlichkeit. Sie widmet sich voll und ganz ihrer Karriere, die Kinder werden in den wenigen gemeinsamen Stunden mit Luxus überschüttet.

Diese Frauen mag es geben, keine Frage. Aber eher legt so ein konsequentes Verhalten ein Mann an den Tag und wird von seiner Frau, seiner Familie nach Kräften unterstützt. Hier ist es umgekehrt und schon wird „Die Frau in den Wellen“ kritisiert.

Aus mehreren Blickwinkeln betrachte ich Joni. Sie erzählt sich selbst ihre Gedanken, spricht über ihr Leben. Über die weltoffene Frau mit ihren globalen Kontakten, auch über ihre Rolle als Mutter zweier Kinder, die eher mit Abwesenheit glänzt als das sie für sie da wäre. In diesen kursiv gehaltenen Passagen habe ich zwar viel von ihr erfahren und doch waren mir diese Eindrücke zu steril, zu fremd. Gelesen habe ich sie dennoch, war aber jedes Mal froh, wenn diese ihre Zwiesprache mit sich selbst ein vorläufiges Ende hatte.

Ein weiterer Erzählstrang widmet sich dem Cybermobbing und seinen Auswüchsen, die ins echte Leben abgleiten. Diese Einblicke waren sehr interessant, die Wirklichkeit in den gar nicht so sozialen Foren spricht genau diese Sprache.

Überfrachtet war Jonis Weltbild mit politischen und gesellschaftlichen Einwürfen, die allesamt in diese Zeit passen. Überfrachtet deswegen, weil vieles angeschnitten wurde und doch keine Tiefe fand.

„Eine Frau geht ihren eigenen Weg und zahlt dafür einen Preis.“ So wird das Buch beworben. Aber welcher Preis ist damit gemeint? Sie nimmt sich alles, lässt für die anderen nur das übrig, was sie sowieso nicht will. Nein, einen Preis zahlt sie nicht, den zahlen eher die anderen.

Für das Buch habe ich mir Zeit gelassen, die Person Joni mochte ich meistens nicht. Ihre Geschichte ist gut erzählt und auch da mochte ich die Selbstgespräche am wenigsten, sie waren mir zu langatmig. Es ist kein Buch, das ich mal so nebenbei lese. Nicht mal eins, das ich am Stück konsumiere, mir kurz Gedanken mache, ein paar Zeilen schreibe und – das Nächste bitte! Nein, in Jonis Geschichte musste ich mich hineinfinden. Es war nicht immer einfach, zu sperrig waren viele Seiten. Das antiquierte Rollenbild wird hier aufgebrochen, keine Frage. Aber mit welchen Mitteln? Eine starke Frau mit Anhang kann immer nur dann stark sein, wenn andere für sie bedingungslos da sind. Und so ein Agieren nenne ich verantwortungs- und rücksichtslos. Das hat nichts mit Stärke zu tun.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere