Musikalische Grüße aus der Vergangenheit
KindertotenliedEs ist Sommer im Süden Frankreichs und die Leute ätzen unter der Hitze und den Gewittern. Da wird eine Professorin der Elite-Universität Marsac tot aufgefunden: Ertränkt in ihrer Badewanne. Eine Taschenlampe ...
Es ist Sommer im Süden Frankreichs und die Leute ätzen unter der Hitze und den Gewittern. Da wird eine Professorin der Elite-Universität Marsac tot aufgefunden: Ertränkt in ihrer Badewanne. Eine Taschenlampe wurde ihr in den Rachen gesteckt. Es dröhnt laut die Musik von Mahler. Der Commandant Martin Servaz und sein Team, bestehend aus Vincent Espérandieu, Samira Cheung und Pujol, wird mit den Ermittlungen beauftragt. Dabei muss Martin den Spagat zwischen Vater einer Tochter und den Erinnerungen aus der Vergangenheit schaffen. Und die Vergangenheit kommt ihm näher als gewünscht...
Dies war mein erstes Buch von Bernard Minier. Ich fand es gelungen. Die Figuren sind sehr gut beschrieben und verhalten sich durchaus authentisch. Die Verlinkung zum vorherigen Buch ist deutlich, aber nicht unbedingt störend. Die Erzählperspektiven variieren zwischen dem Kommissar, einem seiner Kollegen, einer weiteren Polizistin, seiner Tochter, dem Täter, verschiedenen Verdächtigen und einem Opfer. Zwischenzeitlich muss man das Kapitel etwas weiter durchforsten, um zu erfahren, welche Sichtweise man diesmal eingenommen hat. Somit verschafft der Autor dem Buch allerdings eine gute Breite und man fiebert häufig mit.
Die Story an sich finde ich durchaus gut. Sie ist nach Wochentagen sortiert. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und angenehm zu lesen.
Die Hauptfigur des Martin muss sich mit unterschiedlichen Problemen auseinandersetzen. Die Verknüpfung zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt dem Autor, allerdings ist die Problematik aus seiner eigenen Schulzeit für meinen Geschmack etwas zu ausführlich an manchen Stellen. An diesen Punkten könnte man lieber noch etwas mehr aus der Ermittlungsvorgeschichte erzählen. Ansonsten sind die Figuren aber durchweg sympathisch. Vor allem der Charakter der Samira und der Iréne haben tolle Frauenpower in das Buch gebracht.
Alles in allem ist "Kindertotenlieder" ein guter Roman, auch wenn er manche Schwächen hat. So haben mir persönlich die starken Bindungen in die Verbindung nicht zugesagt. Dies ist aber Geschmackssache. Das Ende des Thrillers ist durchaus eine Überraschung und die 650 Seiten wert.