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Veröffentlicht am 15.09.2016

Musikalische Grüße aus der Vergangenheit

Kindertotenlied
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Es ist Sommer im Süden Frankreichs und die Leute ätzen unter der Hitze und den Gewittern. Da wird eine Professorin der Elite-Universität Marsac tot aufgefunden: Ertränkt in ihrer Badewanne. Eine Taschenlampe ...

Es ist Sommer im Süden Frankreichs und die Leute ätzen unter der Hitze und den Gewittern. Da wird eine Professorin der Elite-Universität Marsac tot aufgefunden: Ertränkt in ihrer Badewanne. Eine Taschenlampe wurde ihr in den Rachen gesteckt. Es dröhnt laut die Musik von Mahler. Der Commandant Martin Servaz und sein Team, bestehend aus Vincent Espérandieu, Samira Cheung und Pujol, wird mit den Ermittlungen beauftragt. Dabei muss Martin den Spagat zwischen Vater einer Tochter und den Erinnerungen aus der Vergangenheit schaffen. Und die Vergangenheit kommt ihm näher als gewünscht...

Dies war mein erstes Buch von Bernard Minier. Ich fand es gelungen. Die Figuren sind sehr gut beschrieben und verhalten sich durchaus authentisch. Die Verlinkung zum vorherigen Buch ist deutlich, aber nicht unbedingt störend. Die Erzählperspektiven variieren zwischen dem Kommissar, einem seiner Kollegen, einer weiteren Polizistin, seiner Tochter, dem Täter, verschiedenen Verdächtigen und einem Opfer. Zwischenzeitlich muss man das Kapitel etwas weiter durchforsten, um zu erfahren, welche Sichtweise man diesmal eingenommen hat. Somit verschafft der Autor dem Buch allerdings eine gute Breite und man fiebert häufig mit.
Die Story an sich finde ich durchaus gut. Sie ist nach Wochentagen sortiert. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und angenehm zu lesen.
Die Hauptfigur des Martin muss sich mit unterschiedlichen Problemen auseinandersetzen. Die Verknüpfung zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt dem Autor, allerdings ist die Problematik aus seiner eigenen Schulzeit für meinen Geschmack etwas zu ausführlich an manchen Stellen. An diesen Punkten könnte man lieber noch etwas mehr aus der Ermittlungsvorgeschichte erzählen. Ansonsten sind die Figuren aber durchweg sympathisch. Vor allem der Charakter der Samira und der Iréne haben tolle Frauenpower in das Buch gebracht.

Alles in allem ist "Kindertotenlieder" ein guter Roman, auch wenn er manche Schwächen hat. So haben mir persönlich die starken Bindungen in die Verbindung nicht zugesagt. Dies ist aber Geschmackssache. Das Ende des Thrillers ist durchaus eine Überraschung und die 650 Seiten wert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die einige Möglichkeit, ihm zu entkommen, ist der Tod

Für immer mein
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"Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen, Sam", sagte er. "Wie ich es versprochen habe." Louise lächelte verwirrt. "Tut mir leid, aber ich glaube, Sie verwechseln mich."
Das ist einer der letzten ...

"Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen, Sam", sagte er. "Wie ich es versprochen habe." Louise lächelte verwirrt. "Tut mir leid, aber ich glaube, Sie verwechseln mich."
Das ist einer der letzten Erinnerungsfetzen, an die sich Louise Russel klammert, als sie in einem dunklen Raum wieder zu sich kommt. Warum spricht dieser Mann sie mit Sam an? Warum hat er sie ausgewählt?
Auch das Ermittlerduo DI Sean Corrigan und Sally Jones hat viele Fragen, was das Verschwinden der jungen Frau angeht. Es gibt keine Zeugen und als eine Frauenleiche gefunden wird, die Louise zum Verwechseln ähnlich sieht, weiß das Team, dass ihm die Zeit davon läuft.

Der Roman ist gut aufgebaut. Man folgt vier Erzählsträngen, die zum einen jeweils die Sicht eines Ermittlers verfolgen. Dazu kommen jeweils eine Perspektive des Opfers und des Täters. Dies scheint auf den ersten Blick etwas verwirrend, ist aber gut umgesetzt. Nicht zuletzt der klare und definierte Schreibstil des Autors macht es einem möglich, jeder Figur zu folgen. Leider wird somit allerdings auch vorweg genommen, wer der Mörder ist. Man erfährt seinen vollen Namen und kann somit nur noch mitfiebern, wie lange es wohl noch dauern wird, bis die Ermittler dieses Wissen ebenfalls erlangen. Ich bin leider kein Fan von dieser Vorwegnahme.
Die Figuren sind durchaus realistisch und haben eine angenehme charakterliche Tiefe. Manchmal haben sie ein bisschen zu sehr mit persönlichen Nebenschauplätzen oder Köfferchen aus der Vergangenheit zu kämpfen, darüber lässt sich aber hinweg sehen.

Ich muss bei der Bewertung aber leider einen Stern abziehen, da ich, wie oben beschrieben, kein Fan davon bin, den Täter schon gleich zu Beginn vorgestellt zu bekommen. Auch die persönlichen Belange der Ermittler sind mir ein wenig zu ausführlich geraten, aber das ist Geschmackssache.

Wer einen (trotz 604 Seiten) kurzweiligen Thriller nicht verachtet, kann sich "Für immer mein" ruhigen Gewissens zulegen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

„Er wiegt dich sanft in den Schlaf, und wenn du Glück hast, lässt er dich am Leben…“

Der Schlafmacher
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In einem abgelegenen Bauerhaus werden eine Frau und ihre Tochter ermordet aufgefunden. Die Polizei kommt in ihren Ermittlungen nicht weiter und daher wird der Psychologe Joe O’Loughlin von Chief Superintendent ...

In einem abgelegenen Bauerhaus werden eine Frau und ihre Tochter ermordet aufgefunden. Die Polizei kommt in ihren Ermittlungen nicht weiter und daher wird der Psychologe Joe O’Loughlin von Chief Superintendent Ronnie Cray um Hilfe gebeten. Der Psychologe trifft gleich auf mehrere Verdächtige: Einen betrogenen Ex-Ehemann, zahlreiche Liebhaber der Mutter und auch der Freund der Tochter scheint etwas zu verbergen. Bald darauf wird eine weitere Leiche gefunden, welche ein großes „A“ in die Stirn geritzt hat. Damit beginnt der Alptraum erst, welcher auch vor O’Loughlins Familie nicht Halt macht.
Ich habe schon einige Bücher von Michael Robotham gelesen und wieder einmal hat er mich fasziniert. Die Figur des Psychologen ist unglaublich authentisch und sein Parkinson-Leiden macht ihn umso sympathischer. Die Denkweisen und Ermittlungsgänge dieser Hauptfigur erinnern an Sherlock Holmes und regen einem zum Mitraten an, wer der Mörder sein könnte. Der Wechsel in den Erzählsträngen zwischen dem Ermittler und dem Mörder macht die Handlung sehr spannend und lässt einen die Seiten geradezu verschlingen. Die Entwicklungen werden immer dramatischer und das Ende hat es wirklich in sich; sowohl emotional als auch kriminologisch.
Ein tolles Buch, welches in seinen 413 Seiten alles unterbringt, was es für einen guten Psychothriller braucht. Ich muss leider einen Stern abziehen, weil ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bisschen anderer Laymon

Der Gast
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Neal ist ein kleiner Angsthase. Selbst wenn er sich nur ein paar Filme zur Viedothek zurückbringen möchte, bewaffnet er sich sicherheitshalber mit einer Pistole. Zu Recht, wie sich diesmal zeigt, denn ...

Neal ist ein kleiner Angsthase. Selbst wenn er sich nur ein paar Filme zur Viedothek zurückbringen möchte, bewaffnet er sich sicherheitshalber mit einer Pistole. Zu Recht, wie sich diesmal zeigt, denn er kann eine Frau vor einem Serienkiller befreien, in dem er ihn niederschießt.
Zum Dank für seine Heldentat schenkt ihm diese Frau ein Armband, welches einem ermöglicht, in den Körper einer anderen Person zu schlüpfen. Mit allen Gefühlen und Wahrnehmungen, ja sogar die Gedanken des anderen soll man wahrnehmen können. Fasziniert beginnt Neal einige "Ausflüge" mit diesem Armband zu unternehmen und findet dabei schnell heraus, dass er den Serienkiller leider nicht so ganz aus dem Leben geräumt hat wie gewünscht.
Dieser Laymon-Roman ist mal ein bisschen anders. Der Umfang von 748 Seiten ist mehr als der übliche Horror-Splatter von ihm und auch die Ausführung ist ein bisschen anders. Natürlich fehlen die Hauptbestandteile seiner Romane nicht, aber die Akzentuierung innerhalb der Geschichte ist anders gesetzt. Die Hauptfigur Neal wird sehr viel facettenreicher dargestellt als Charaktere in anderen Büchern und auch die Handlung an sich ist ein bisschen mehr mit Tiefe versehen. Die Idee mit Armband finde ich sehr speziell und innovativ.
Wer Richard Laymon mag, wird auch dieses Buch mögen. Er muss sich allerdings auf ein bisschen mehr Tiefgang einstellen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn jemand dein altes Ich nur zu gut kennt

Hab acht auf meine Schritte
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Die 10-jährige Liza ist ein Mädchen der Tat. So kommt es dazu, dass sie, als ihre Mutter von ihrem gewalttätigen Ex-Mann angegriffen wird, einen Revolver als Waffe auf diesen Mann richtet. Allerdings kommt ...

Die 10-jährige Liza ist ein Mädchen der Tat. So kommt es dazu, dass sie, als ihre Mutter von ihrem gewalttätigen Ex-Mann angegriffen wird, einen Revolver als Waffe auf diesen Mann richtet. Allerdings kommt es zum Kampf und in eben diesem erschießt das Kind aus Versehen seine eigene Mutter. Sie wird zur Waisen und taucht unter. Im Alter von 34 Jahren kehrt Liza, die sich nun Celia nennt, in ihren Heimatort zurück, da ihr Mann dort ein Haus gekauft hat. Es passieren merkwürdige Dinge und Liza sieht sich gezwungen, sich mit ihrem Kindheitstrauma auseinander zusetzen, denn jemand versucht seinen Fehler aus der Vergangenheit wieder zu bereinigen.
Mary Higgins Clark versteht es, die Leser „abzuholen“. Man wird gut in die Vorgeschichte Lizas eingeführt und baut eine Sympathie auf. So ist es nicht verwunderlich, dass das Buch ein Pageturner ist, da man mit der Hauptfigur mitfiebert, - leidet und – ermittelt. Das Ende ist nach einiger Zeit zwar zu erahnen, allerdings dann doch noch gut ausgearbeitet. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen.
„Hab acht auf meine Schritte“ ist definitiv weiterzuempfehlen. Die geringe Seitenzahl des Buches mindert den Lesespaß zwar etwas (man möchte immer weiter und weiter lesen), so wurde allerdings auch nichts unnötig in die Länge gezogen.