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Veröffentlicht am 03.10.2023

Etwas dramalastiger Ostsee-Roman über ein unerwartetes Erbe und eine interessante Farbmühle, leicht und unterhaltsam erzählt.

Die kleine Farbmühle an der Möwenbucht
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Es kam Annalotta so vor, als würde Isolde ihr über die Schulter schauen und sie sanft berühren. "Ich werde in Gedanken immer bei dir sein, denk daran, egal wo du bist " (...)
Und Annalotta ist in Paris ...

Es kam Annalotta so vor, als würde Isolde ihr über die Schulter schauen und sie sanft berühren. "Ich werde in Gedanken immer bei dir sein, denk daran, egal wo du bist " (...)
Und Annalotta ist in Paris bei ihrem Kunststudium, als sie die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter Isolde erhält. Rasch reist sie nach Pelzerhaken, um sich zu verabschieden ... und um zu erfahren, dass sie die Farbmühle ihrer Großmutter geerbt hat. Also muss sie doch länger als geplant bleiben und die Dinge regeln.
Sehr zur Freude des Zinoberclubs, einer Damenrunde, die in der Farbmühle regelmäßig Malunterricht bei Isolde genommen hat. Und auch zur Freude Leonards, ein Restaurantbesitzer, der Interesse an der Mühle hat - und rasch auch an Annalotta.
Es braucht nicht viel, um mein Leserherz zum Hüpfen zu bringen. Hier ist auf den ersten Blick alles vorhanden: ein netter Ort an der Ostsee, eine Frauenrunde, die zusammenhält, eine sich anbahnende Liebesgeschichte - und als Zuckerguss noch eine Farbmühle, Pigmente, wie schön!
Und wir bekommen sie, die Ostsee, Lübeck, den Strand, tolle Frauen, alles locker und flüssig erzählt.
Doch leider hat die Autorin kaum ein künstliches Drama auf dem Weg zum unweigerlichen Happy End ausgelassen. Sabotage in der Mühle, unerwartete Ansprüche, Missverständnisse, die mit wenigen Sätzen aus dem Weg geräumt wären aber lieber ewig aufrecht bleiben. Das war mir etwas zu viel, ein Strudel aus sich teilweise wiederholenden Schwierigkeiten. Dabei wurden die Herausforderungen, die die Übernahme eines Objektes nach einem Todesfall mit sich bringt, komplett außer acht gelassen. Dadurch verliert die Geschichte Glaubwürdigkeit.
Ich hätte mir ein wenig mehr Pigmente und Ostseeflair, dafür weniger Drama erhofft.
Fazit: Etwas dramalastiger Ostsee-Roman über ein unerwartetes Erbe und eine interessante Farbmühle, leicht und unterhaltsam erzählt.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Ein ruhiger, unaufgeregter, wunderschöner Roman

Die Buchverliebten
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"Ich möchte Ihnen gerne erklären, warum ... also ... warum ich vor dem Buchladen weggelaufen bin. Ich möchte Ihnen erzählen wieso ... also ... das mit mir und den Büchern ..."

Ja, das mit Gesa Grambeck ...

"Ich möchte Ihnen gerne erklären, warum ... also ... warum ich vor dem Buchladen weggelaufen bin. Ich möchte Ihnen erzählen wieso ... also ... das mit mir und den Büchern ..."

Ja, das mit Gesa Grambeck und den Büchern - einst ihre besten Freunde und treuesten Wegbegleiter, hat sie vor langer Zeit den Büchern abgeschworen und nie wieder einen Blick hineingetan. Doch sie verdient ihr Geld damit, soll eine Bücherelementarversicherung unter die Leute bringen. Da begegnet ihr Ole Oevermann, der nie etwas mit Büchern anfangen konnte, und sie seit einem schweren Schicksalsschlag als Rettungsanker begriff. Heute ist er Buchhändler und verdient seinen Lebensunterhalt damit. Doch nicht nur das, für jede Lebenslage hat er ein passendes Zitat griffbereit! Wie können diese zwei so unterschiedlichen Menschen zusammenfinden?

"Die Bucherverliebten" ist ein außergewöhnliches Buch, sanft, langsam, führt es uns in die Lebensgeschichten von Gesa und Ole, an die Bücher heran. Und auch an die Liebe.

"Gesa und die Liebe, das passte nicht zusammen. Dafür gab es unwiderlegbare Beweise." Doch im Laufe des (Hör-)Buches mehren sich die Beweise, dass es vielleicht doch passen kann, dass man auch in späten Jahren noch lieben und sich verlieben kann.

Wie objektiv ich dieses Hörbuch bewerten kann? Ich gebs zu, diesmal gar nicht, denn erstens wird es von Eva Gosciejewicz gesprochen, für mich DIE Hörbuchsprecherin, sie könnte das Telefonbuch vorlesen und ich würde gebannt zuhören. Und während ich dem Hörbuch gefolgt bin, hat es sich ergeben, dass mich eine Kurzreise in naher Zukunft überraschend genau nach Lübeck führt, weshalb ich jede Silbe darüber gebannt verfolgt, jeden Hinweis auf ein wenig Ostseeflair aufgesaugt habe.

Denn neben Gesa und Ole ist auch Lübeck ein Star des Buches, Marzipan, Travemünde und natürlich auch Bücher. Alte Bücher, Neuerscheinungen, gebrauchte Bücher, nasse Bücher ... was will man als Buchverrückte mehr?

Obwohl - oder gerade weil - das Buch ruhig und unaufgeregt erzählt wird (trotz vieler spannender Momente), habe ich mich davon tragen lassen und mich weggeträumt.

Fazit: Ein ruhiger, unaufgeregter, wunderschöner Roman über späte Liebe, Liebe zu Büchern, neue Herausforderungen und Lübeck.

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Perfekter Provinzkrimi – spannend und unterhaltsam!

Prost, auf die Pfennigfuchser
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„Passen Sie auf, dass Sie sich da nicht in eine falsche Richtung verrennen.“
„Die Art, wie ich meine Ermittlungen führe, lassen Sie gerne meine Sorge sein.“

Oder meine Sorge, denn nur zu gerne bin ich ...

„Passen Sie auf, dass Sie sich da nicht in eine falsche Richtung verrennen.“
„Die Art, wie ich meine Ermittlungen führe, lassen Sie gerne meine Sorge sein.“

Oder meine Sorge, denn nur zu gerne bin ich mit dabei, wenn in Brungries auf die bewährte T-U-F-Methode ermittelt wird! So sehr ich Kalpensteins Einstieg in die Krimiwelt schon beim ersten Band bewundert habe, umso mehr steigert er sich und meine Freude mit jedem neuen Mord!
Dieses Mal will Tischler eigentlich nur Ruhe vor seiner penetranten Nachbarin Frau Kneidinger. Damit diese ihren Frieden hat, bringt er sie halt zu ihrer Freundin, die sie versetzt hat. Wie es aussieht, waren ihre Sorgen durchaus berechtigt, denn besagte Freundin Frau Zettlwieser liegt tot in ihrem Wohnzimmer. Wem ist die etwas steife und herrische Filialleiterin einer Bank so auf die Zehen getreten, dass sie dafür sterben musste?!
Schnell stoßen Tischler und Fink auf Ungereimtheiten in der Bank, während sie alle Hände voll zu tun haben, um Frau Kneidinger vom Ermitteln abzuhalten.
Wie gesagt, ich war bei fast jedem Fall in Brungries dabei und liebe diese Provinzkrimis. Sie haben genau den richtigen Mix aus humorvollen Szenen, Wiedersehen mit alten Bekannten und einem spannenden Fall – samt überraschender aber schlüssiger Auflösung. Auch die lose Rahmenhandlung, die für Quereinsteiger kein Problem darstellt, trägt zur Unterhaltung bei.
Was soll ich sagen? Beim nächsten Mal bin ich wieder mit dabei!
Fazit: Perfekter Provinzkrimi – spannend und unterhaltsam!

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Interessanter Lebensbericht mit tollen Denkansätzen.

Du hast da dieses Funkeln
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„Auch in dir schlummert etwas Einzigartiges. Etwas, das dir Energie gibt und raus in die Welt will. Doch wenn es etwas ist, wofür du wirklich brennst, wird es deine Welt (…) ein Stück heller machen. Und ...

„Auch in dir schlummert etwas Einzigartiges. Etwas, das dir Energie gibt und raus in die Welt will. Doch wenn es etwas ist, wofür du wirklich brennst, wird es deine Welt (…) ein Stück heller machen. Und das, ohne dass du ausbrennst. Begib dich mit Jen auf Spurensuche.
(Klappe)

Das und nicht weniger verspricht der Klappentext! Und die Kapitelüberschriften klingen vielversprechend! Autorin Jennifer Fulwiler schreibt locker von der Leber weg, nimmt uns mit auf ihren Lebensweg und zeigt uns auch den anderer, die sich aus ihrem Fahrwasser hinausbegeben haben und jetzt in völlig neuen Gewässern glücklich fischen.
Darauf habe ich mich gefreut, auf eine Suche in mir mit neuen Entdeckungen. Bereits in einem der ersten Kapitel lädt sie die Leser:innen ein, sich über die eigenen Fähigkeiten, Stärken und vermeintlichen Schwächen klarer zu werden um ein Bild zu bekommen, was noch so in einem schlummert.
Diesen Teil fand ich besonders spannend und interessant. Leider wurde dieser Weg für mich zu wenig weiterverfolgt. So unterhaltsam und aufschlussreich, ja auch bereichernd ich ihre Geschichten und Themen fand, wie es mir bei meinem Funkeln weiterhilft habe ich jetzt noch nicht gesehen.
Jennifer Fulwiler hat spät zum Glauben gefunden und ihre religiösen Überzeugungen spielen immer wieder eine Rolle in den Kapiteln, damit kann sicher nicht jede:r.
„Du hast da dieses Funkeln“ hat tolle Denkansätze, wie zB sich mit dem Scheitern anzufreunden, sein eigenes Tempo zu erkennen und anzuerkennen, oder auch, wie hilfreich genau diese ärgerlichen Störungen sein können, die einen selbst so ärgern. Es hat mich inspiriert, wenn auch nicht ganz so, wie es der Klappentext verspricht.
Fazit: Interessanter Lebensbericht mit tollen Denkansätzen.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Etwas zäher Lokalkrimi im Jagdmilieu.

Steirerwald
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An einem drückend schwülen Augusttag bringt der Jagdhund Bari ein ganz besonderes Fundstück: Eine halb verweste menschliche Hand! Schnell wird auch der Rest gefunden.
War es ein Jagdunfall? Oder ein Racheakt ...

An einem drückend schwülen Augusttag bringt der Jagdhund Bari ein ganz besonderes Fundstück: Eine halb verweste menschliche Hand! Schnell wird auch der Rest gefunden.
War es ein Jagdunfall? Oder ein Racheakt an einem immer verschrobener gewordenen Regisseur? Gemeinsam mit Sandra Mohr ermitteln wir im Jagdmilieu.
Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Cosy Crime mit Lokalkolorit! Entweder mit ganz viel Augenzwinkern und Humor, oder mit Spannung, gerne sowohl als auch.
So leid es mir tut, bei Steirerwald fehlte es mir ein wenig an beidem. Die Autorin hat gut recherchiert und bringt uns die Jagd mit all ihren Begriffen nahe. Und hier hatte ich das Gefühl, dass es ihr manchmal wichtiger war, diese Infos an die Leserschaft zu bringen als eine besondere Geschichte zu erzählen.
Ich kenne ein paar der Steirerkrimis und weiß, wie Claudia Rossbacher erzählen kann. Deshalb tut es mir besonders leid, dass hier der Funke einfach nicht überspringen wollte. Ermittlerin Sandra kämpft auch privat, mit den Folgen ihres letzten Einsatzes und mit ihrer losen Beziehung zu ihrem Nachbarn. Diese Elemente haben die Geschichte etwas aufgelockert und einen anderen Wind reingebracht.
Dennoch war es etwas zäh, auch wenn die Auflösung überraschend und das Motiv schlüssig war.
Fazit: Etwas zäher Lokalkrimi im Jagdmilieu.