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Veröffentlicht am 07.10.2021

Wie nachhaltig unsere Vergangenheit unsere Zukunft prägt!

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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„Girl on the Train“ habe ich leider noch nicht gelesen und somit ist „Wer das Feuer entfacht“ für mich der erste Roman von der Autorin Paula Hawkins.

Das Setting dieses Spannungsromans ist London. Auf ...

„Girl on the Train“ habe ich leider noch nicht gelesen und somit ist „Wer das Feuer entfacht“ für mich der erste Roman von der Autorin Paula Hawkins.

Das Setting dieses Spannungsromans ist London. Auf einem Hausboot wird ein junger Mann, Daniel Sutherland, von der auf dem Nachbarboot lebenden Miriam tot aufgefunden. Die junge Laura rückt zuerst ins Visier der Ermittlungen, da Sie blutverschmiert am Tatort gesehen wurde. Die dritte verdächtige Person ist Carla, Daniels Tante. Nur einige Wochen vor Daniels Tod ist seine Mutter Angela, Carlas Schwester, durch einen Treppensturz ums Leben gekommen. Somit ist sie die einzige Verwandte. Alle drei Protagonistinnen stehen in unterschiedlicher Weise in Beziehung zum Opfer und wurden durch tragische Ereignisse im Leben geprägt. Den Frauen wurde in der Vergangenheit Unrecht zuteil. Ist jetzt die Zeit der Vergeltung?

Die Geschichte zieht den Leser sofort in den Bann. Nach und nach erfährt man, welche schrecklichen Schicksale die drei Protagonistinnen erlitten haben. Die Ermittlungen in Zusammenhang mit Daniels Tod werden nur marginal erwähnt und sind von untergeordneter Bedeutung. Die Charaktere sind besonders gut ausgearbeitet. Zu erwähnen wäre auch noch die 80jährige Irene, die Nachbarin von Angela, die in dieser Geschichte die absolute Sympathieträgerin ist und im letzten Drittel des Buches an Bedeutung gewinnt.

Der Roman mit seinen Protagonistinnen und einigen Nebenfiguren, wie die Polizisten und Theo (Carlas Ex), ist sehr gut konstruiert mit seinen Verstrickungen von Vergangenheit und Gegenwart, so dass dem Leser nicht gleich offensichtlich der Täter präsentiert wird. Der Spannungsbogen hat sich schnell aufgebaut und war bis zum Ende gleich hoch, so dass mich die Geschichte ab der ersten Seite gefesselt hat. Den Blick in die Abgründe des menschlichen Daseins hat die Autorin gekonnt in Szene gesetzt, ich bin begeistert. Wobei die Offenlegung des Täters die Bilanz der Ereignisse und Interaktionen war.

Das Cover des Buches ist super auf den Inhalt abgestimmt. Die Frauengesichter sind durch den Rauch nicht ganz greifbar.

Ich kann hier eine absolute Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Traumabewältigung - Das andere Ich

Die andere Tochter
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Antonia, genannt Toni, entrümpelt beruflich die Wohnungen Verstorbener. Nach einem unglücklichen Unfall verliert Sie ihr Augenlicht und erhält durch eine Corneaspende ihre Sehfähigkeit zurück. Da Transplantationen ...

Antonia, genannt Toni, entrümpelt beruflich die Wohnungen Verstorbener. Nach einem unglücklichen Unfall verliert Sie ihr Augenlicht und erhält durch eine Corneaspende ihre Sehfähigkeit zurück. Da Transplantationen in Deutschland anonym verlaufen und es Toni besonders wichtig ist sich zu bedanken, schreibt sie einen Brief an die Spenderfamilie, der über die Cornea-Datenbank weitergeleitet wird. Kurze Zeit später nimmt die Mutter der Spenderin zu ihr Kontakt auf und lädt sie nach Frankfurt ein. Auf Anhieb verstehen sich Clara und Antonia und ihr Umgang ist sehr herzlich, fast schon freundschaftlich. Nachdem sie mehr über die junge Spenderin Zsazsa erfährt, meint sie, in den immer wieder seit der Operation auftretenden Visionen, Gefühle und Botschaften von Zsazsa zu erkennen und zweifelt an ihrer eigenen Identität. Je tiefer sie ins Umfeld der Familie Mertens hineingezogen wird, desto mehr Geheimnissen ist sie auf der Spur, auch in ihrer eigenen Familie, die weit in die Vergangenheit reichen.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen zwischen April 2019 und Oktober 2019. Abwechselnd bewegen sich diese beiden Zeitebenen im Laufe des Buches aufeinander zu.

Das erste Drittel des Buches fand ich ein bisschen zäh, doch dann haben die Handlungen Fahrt aufgenommen und aus dem vermeintlichen Roman ist ein Krimi geworden. Der Spannungsbogen konnte bis zum Ende gehalten werden. Zwischenzeitlich wirkte die Protagonisten auf mich oft verloren und ihre Handlungen waren immer wieder irrational.

Das Cover finde ich super auf den Inhalt abgestimmt, denn die Protagonistin muss Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzen, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Auch die Farbgebung ist sehr passend und es gefällt mir sehr gut. In diesem Buch wurden spannende Themen, wie Organspende, Patientenverfügung, Provenienzforschung und Traumata angesprochen.

Ich habe vorher noch kein Buch von Dinah Marte Golch gelesen und kann dieses nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Tod, Trauer und was kommt dann?

Was bleibt, wenn wir sterben
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Louise Brown beschreibt in diesem Buch sowohl ihre ganz eigenen Erfahrungen von Tod und Trauer als auch die als Trauerrednerin. Sie schreibt über die Zeit nach dem Tod ihrer Eltern und wie sie ihren Beruf ...

Louise Brown beschreibt in diesem Buch sowohl ihre ganz eigenen Erfahrungen von Tod und Trauer als auch die als Trauerrednerin. Sie schreibt über die Zeit nach dem Tod ihrer Eltern und wie sie ihren Beruf als Journalistin aufgegeben und den Quereinstieg als Trauerrednerin gewagt hat.
Für diesen Beruf muss man viel Empathie und Feingefühl mitbringen, muss teilweise bei den Angehörigen die richtigen Fragen stellen und zwischen den Zeilen lesen, um mehr über das Leben, die Eigenheiten, Anekdoten oder den Charakter des Verstorbenen zu erfahren.
Die Autorin beschreibt ihre Erlebnisse und die Begebenheiten, die sie mit Hinterbliebenen beim Gespräch und bei Beerdigungen erfährt. Sie erzählt von sehr traurigen Momenten aber auch von schönen und unerklärlichen Augenblicken, wie z.B. als die Sonne, die zu Beginn der Abschiedsfeier durch das runde Fenster genau auf die Urne einer Sonnenanbeterin scheint.
Viel Raum hat sie der Zeit ihrer eigenen Trauer und Trauerbewältigung gewidmet. Berichtet über Gefühle der Hilflosigkeit am Sterbebett der Mutter oder prägende Momente beim Regeln des Nachlasses.
Für jeden ist der Verlust eines geliebten Menschen ein ganz individuelles Erlebnis. Keiner kann sich darauf richtig vorbereiten, welche Gefühle und welche Ängste damit verbunden sein können. Das Buch gibt Einblicke in die Welt des Verabschiedens, der Trauer und dass man für sich das Leben bewusster erleben kann.
Jedes Leben hat seine Endlichkeit und jeder sollte sich dieser Endlichkeit bewusst sein und für die Angehörigen schon vorsorglich einige Dinge besprechen oder schriftlich festhalten, wie z.B. Lieblingsmusik, Dekoration, Blumen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und einfühlsam. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir ausführlichere Schilderungen über ihre Arbeit gewünscht.
Das Cover gefällt mir besonders gut. Die Vögel verkörpern für mich die Seele, die nach dem Tod den Körper verlässt und gen Himmel steigt.
Ein empfehlenswertes Buch, für alle, die sich näher mit der Thematik auseinandersetzen wollen!

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Achtsamkeit für die Seele

Dein Dreimaleins für die Seele
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Dein DREIMALEINS für die Seele ist ein optisches und inhaltliches schön gestaltetes Buch von Andreas Grunau.

Nach einer kurzen Einleitung und Erklärung zum Buch, sollte man sich schon durchlesen, kommt ...

Dein DREIMALEINS für die Seele ist ein optisches und inhaltliches schön gestaltetes Buch von Andreas Grunau.

Nach einer kurzen Einleitung und Erklärung zum Buch, sollte man sich schon durchlesen, kommt auch schon der eigentliche Teil. Jede Seite ist in drei Abschnitte eingeteilt, so dass der Benutzer ganz individuelle Möglichkeiten hat, die Abschnitte zu variieren, entweder nach dem Zufallsprinzip oder ganz gezielt.

Das Verzeichnis erleichtert dem Leser die Suche nach ganz speziellen Anliegen oder seelischen Bedürfnissen, wie Inspiration, Achtsamkeit, Sinnlichkeit, Selbstausdruck, Hingabe, Selbstliebe, Akzeptanz und Dankbarkeit.

Der erste Abschnitt enthält Glaubensätze oder Selbstbestärkungen, beim zweiten Abschnitt sind es Anleitungen, Übungen und praktische Aufgaben. Hier finde ich auch die Meditationen besonders schön. Der dritte Abschnitt enthält das Tages-Credo.

Das Buch ist in den warmen Farben gelb, orange und rot gehalten. Diese Farbkombination zieht sich einheitlich durch das ganze Buch. Die Rückseite der einzelnen Karten ist mit einem Mandala bedruckt, welches sich, je nachdem wie die Kartenkonstellation gewählt wurde, auch dreifarbig darstellen kann, aber immer eine Einheit bildet.

Diese Buch spricht auch Menschen an, die nicht stark im christlichen Glauben verankert sind. Es kommt immer auf die Sichtweise an.

Für mich ist es ein sehr inspirierendes Buch und täglicher Begleiter.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Generationskonflikte zwischen Tradition und Fortschritt

Wildtriebe
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Nachdem Elisabeth’s Brüder nicht aus dem zweiten Weltkrieg wiederkamen, wird sie die Erbin des Bethches-Hofes. Den Erhalt und den Fortbestand des Hofes sieht sie als ihr Lebenswerk an. Seit Generationen ...

Nachdem Elisabeth’s Brüder nicht aus dem zweiten Weltkrieg wiederkamen, wird sie die Erbin des Bethches-Hofes. Den Erhalt und den Fortbestand des Hofes sieht sie als ihr Lebenswerk an. Seit Generationen geprägt von Traditionen, festen Regeln, im Rhythmus des Jahresverlaufes und der Versorgung der Tiere. Als nun Konrad, ihr einziger Sohn und Hoferbe, Marlies heiratet, ist Lisbeth nicht sehr angetan von der modernen jungen Frau, die keine Bäuerin ist. Dies soll sich unter Lisbeth’s Führung ändern. Doch Marlies kann es ihrer Schwiegermutter nicht recht machen. Sie möchte sich nicht immer unterordnen, sondern ihr Leben selbst bestimmen. Sie nimmt wieder ihren Beruf im Kaufhaus auf, macht den Jagdschein und den Traktorführerschein. Lisbeth ist in ihren Traditionen und Wertvorstellungen so verankert, dass die stillen Kriege tagtäglich zu spüren sind, denn es wird nicht miteinander gesprochen, jeder macht das mit sich allein aus.
Als Marlies Tochter Joanna geboren wird, ist Lisbeth ganz stolze Oma, endlich hat der Hof eine Nachfolgerin. Doch die stillen Kämpfe bleiben, um Mützen, Kinderwagen oder Erziehung. Zwischen Lisbeth und Joanna entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung. Doch auch Joanna hat ihren ganz eigenen Lebensentwurf.

Die Männer in dieser Geschichte bleiben sehr im Hintergrund.

Dieser Roman ist sehr schön und atmosphärisch geschrieben, wobei der Schreibstil bzw. das Stilmittel mit den unvollendeten Sätzen für mich das ein oder andere Mal etwas gewöhnungsbedürftig war.
Die Geschichte spiegelt die Generationsunterschiede und die Lebensmodelle der drei Protagonistinnen, sowie die Landwirtschaft im Wandel der Zeit sehr schön wider.

Das sehr schön gestaltete Cover mit den drei Blumen kann man gut den drei Frauen zuordnen. Der Bezug gefällt mir sehr.

Fazit: Ein unaufgeregter gut zu lesender Roman.

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