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Veröffentlicht am 06.12.2019

So endet eine große Liebe

Das Versprechen
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„Mein Großvater war der Mann, der sich an sein Wort hielt. Weil er glaubte, dass ein Mann sich an das halten muss, was er sagt. Weil es sich so gehörte. Nur einmal hat er es nicht getan. Ein einziges Mal ...

„Mein Großvater war der Mann, der sich an sein Wort hielt. Weil er glaubte, dass ein Mann sich an das halten muss, was er sagt. Weil es sich so gehörte. Nur einmal hat er es nicht getan. Ein einziges Mal nur hat er sein Wort gebrochen. Verziehen hat er sich das nie.“

Inhalt

Edwin und Ria haben ein bewegtes Leben hinter sich, denn obwohl sie sich schon als Jugendliche liebten, haben sie jeweils aus ihren Verpflichtungen heraus andere Partner geheiratet. Erst im Alter von 50 Jahren sind sie wirklich frei füreinander und beschließen fortan immer zusammenzubleiben. Edwin verspricht seiner Ria, sie nun nicht mehr gehen zu lassen und hält sich 39 weitere Lebensjahre daran. Doch hochbetagt, wie die beiden sind, müssen sie sich neuen Herausforderungen stellen. Denn während Rias Welt auf Grund ihrer zunehmenden Demenz immer unbeständiger wird, muss sich Edwin eingestehen, dass er ein enges Zusammenleben mit Ria nicht mehr erträgt, dass er nicht mehr Teil ihrer Erinnerungen ist, sondern ein Fremder, mit dem sie nichts mehr verbindet. Und so sieht er sich gezwungen, sein Versprechen zu brechen, um zu bewahren was einmal war …

Meinung

Erzählt wird dieser biografische Roman von der Enkeltochter des Paares, die beide Großeltern sehr mochte und gerade mit ihrem Opa, der nicht einmal ihr leiblicher war, engen Kontakt pflegte. Die Lebens- und Liebesgeschichte des Paares beeindruckt die junge Autorin und sie beschließt ihren Großeltern ein Denkmal zu setzen, indem sie deren Weg beschreibt, durch Höhen und Tiefen, ein gemeinsames Leben in Ruhe und Einverständnis aber auch die Last, die ihnen am Ende abverlangt wird, als einer der beiden einsehen muss, dass er den anderen verloren hat, an eine Krankheit, aus der es kein Entrinnen gibt und an eine Gegenwart, in der es keine Vergangenheit mehr gibt.

Der Untertitel „Eine Geschichte von Liebe und Vergessen“ trifft es ziemlich gut, denn es gelingt Nadine Ahr aus einer persönlichen Sicht und dennoch mit dem entsprechenden Abstand das Leben von Edwin und Ria lebendig werden zu lassen. Dazu schreibt sie einmal in Rückblenden, die das vergangene Glück beschreiben, gefolgt von Gegenwartssituationen, die alle Kräfte einfordern bis hin zu zukünftigen Überlegungen, die sie selbst aus ihren Erfahrungen zieht. Geprägt ist die Erzählung vor allem durch Warmherzigkeit und ein tiefes Verständnis. Immer wieder entsteht der Eindruck, wie besonders die Menschen, über die sie schreibt, waren und was ihren Charakter ausgemacht hat. Und gleichzeitig zieht sich der Aspekt der Trauer wie ein rotes Band durch die 192 Seiten des Buches. Der Respekt vor dem Leben, der Glaube an die Verantwortlichkeit für Mitmenschen und die eigenen Schuldgefühle kommen immer wieder zur Sprache und obwohl es in keiner Weise eine Entschuldigung für Unterlassungen oder kleine Notlügen ist, zeigt sich dennoch die Fehlbarkeit der Menschen, selbst wenn sie lieben und leiden bis zu ihrem Tod.

Fazit

Ich vergebe 5 Lesesterne für diesen tieftraurigen und doch hoffnungsschenkenden Roman, der mich betroffen macht und ähnlich wie die Autorin selbst zum Nachdenken anregt über die Frage, wann es an der Zeit ist, die große Liebe ziehen zu lassen, ob die Zeit überhaupt kommen wird und wie elementar die Konsequenzen aus den entsprechenden Handlungen auch für die nächste und übernächste Generation sein können. Und obwohl Nadine Ahr selbst zu dem Schluss kommt, dass die Erinnerungen längst nicht das einzige Paradies sind, aus dem man verdrängt werden kann, so ist es ihr doch gelungen eine wunderbare Geschichte über die Liebe zu schreiben und ihren verstorbenen Großeltern auf sehr schöne Art und Weise nahezubleiben, in dem sie erzählt, wie es sein kann, wenn Liebe nicht vergeht sondern vergessen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2019

Gelernt, im Verborgenen zu leben

Winterbienen
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„Ich kann nichts anderes tun, als die jetzige Welt mir so tief einzuprägen, dass ihr wirkliches Wesen und das mögliche Glück darin für mich sichtbar werden.“

Inhalt

Egidius Arimond war einst Lateinlehrer, ...

„Ich kann nichts anderes tun, als die jetzige Welt mir so tief einzuprägen, dass ihr wirkliches Wesen und das mögliche Glück darin für mich sichtbar werden.“

Inhalt

Egidius Arimond war einst Lateinlehrer, doch zu Beginn des Jahres 1944 kommt auch der Krieg in seinen kleinen Heimatort in der Eifel und schon lange ist das öffentliche Leben lahmgelegt und jeder bemüht sich, ein klein wenig Alltag aus der Vorkriegszeit zu bewahren. Egidius ist immer noch passionierter Bienenzüchter, wie einst seine Vorfahren. Doch anders als diese verdingt er sich auch als Schleuser, indem er Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze transportiert, um damit seine teuren Medikamente zu finanzieren. Als Epileptiker ist er auf regelmäßige Medikamentenzufuhr angewiesen und der ortsansässige Apotheker beäugt ihn ohnehin misstrauisch, denn jeder, der nicht an der Front fürs Vaterland kämpft, sondern daheimgeblieben ist, gilt fast als Vaterlandsverräter und wer immer wieder Anfälle hat und trotzdem mit den hübschen Frauen verkehrt, macht sich umso verdächtiger. Und während Egidius verzweifelt hofft, dass seine Notration bis Kriegsende reicht, fliegen die feindlichen Bomber immer tiefer über den Köpfen der Menschen …

Meinung

Dieser Roman aus der Feder des deutschen Autors Norbert Scheuer, hat es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2019 geschafft und beschäftigt sich mit den letzten Kriegsjahren aus Sicht eines Außenseiters, der nichts weiter möchte, als in Frieden zu leben und sein bescheidenes Dasein zu führen.

Doch die Zeit, in der er lebt, lässt keinen unbehelligt, sie fordert Opfer an allen Fronten, nicht nur in den ersten Reihen, sondern auch weit im Hinterland, wo man hoffen konnte, nicht ins Visier zu geraten, sich den Kriegswirren zu entziehen und vielleicht ein klein wenig Freude an der Unbeirrbarkeit der Natur zu finden. Und so spitzt sich die Überlebenschance für den Bienenzüchter immer weiter zu, denn seine Krankheit lähmt ihn, sie geißelt sein Bewusstsein und macht ihn abhängig von der Reaktion anderer.

Diese Ausweglosigkeit nicht nur aus dem Kriegsgeschehen heraus, sondern vielmehr wegen der persönlichen Gesundheit wird hier erschreckend deutlich. Allein die differenzierten Tagebucheinträge des Protagonisten, der anfangs noch Zeit findet, sich um die Familienchronik zu kümmern, später verzweifelt nach den Notizen seiner Auftraggeber Ausschau hält, um zuletzt den Apotheker um Gnade anzuflehen, bringen den Zustand und Verfall der bürgerlichen Welt in vollem Umfang zum Ausdruck.

Dieser Roman lebt von den Worten zwischen den Zeilen, er schlägt stille Töne an, baut auch eine gewisse Distanz auf und hält sämtliche Emotionen flach – all das passt durchaus zusammen, auch wenn ich mir persönlich gerne mehr Nähe zu Egidius und seinem Leben erhofft hätte. Doch seine Maxime lautet: nur weil ich gelernt habe, im Verborgenen zu leben, ist es mir überhaupt möglich so lange überlebt zu haben.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen facettenreichen, interessanten Roman, der sich sowohl der Bienenzucht als auch den Schrecken des 2. Weltkrieges widmet und nicht zuletzt die Bedrohungen einer chronischen Erkrankung in Notzeiten heraufbeschwört. Ein buntes Potpourri an Beschränkungen umgibt hier die Erzählung, führt sachlich und strikt durch die Begrenzungen einer verheerenden Epoche und widmet sich intensiv dem Überlebenswillen aller, angesichts der Kriegszerstörungen in unmittelbarer Nähe.

Wäre die Handlung etwas spannender und komprimierter in Erscheinung getreten, dann hätte mir dieser Roman sicherlich noch besser gefallen. Manchmal waren mir die Episoden aus der Vergangenheit zu langatmig und die Wirkung aller Bienen im Bienenstock mit ihren zahlreichen Aufgaben zu mühsam, während die Flüchtlinge im Bienenkorb eher unscheinbar blieben. Insgesamt jedoch ein Lesevergnügen für alle, die eine ungewöhnliche Perspektive auf das Kriegsgeschehen kennenlernen möchten.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Vom großen und vom kleinen Kurt

Kurt
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„Wir sitzen noch eine Weile nebeneinander, sehen auf unsere Füße, um nicht die geballte Macht des Zimmers ertragen zu müssen, und denken auf unseren Gedanken rum.“

Inhalt

Lena ist mit ihrem Freund Kurt ...

„Wir sitzen noch eine Weile nebeneinander, sehen auf unsere Füße, um nicht die geballte Macht des Zimmers ertragen zu müssen, und denken auf unseren Gedanken rum.“

Inhalt

Lena ist mit ihrem Freund Kurt in ein Haus gezogen, im schönen Brandenburg, im Grünen, mit Garten und dem ganz besonderen Charme eines eigenen Zuhauses. Dort müssen sich die beiden noch einrichten, die Umzugskisten leerräumen und für Kurts Sohn aus erster Beziehung ein heimeliges Plätzchen schaffen. Denn der Kleine, der genauso wie sein Vater heißt, wohnt abwechselnd bei seiner Mutter und dem großen Kurt. Doch während Lena langsam Gefallen an ihrer Rolle als die neue Freundin des Vaters findet und sich mit dem Patchwork-Familienleben anfreundet, passiert ein großes Unglück. Kurt Junior verunglückt – einfach so, im zarten Alter eines Erstklässlers, der gerade die Milchzähne verliert. Die Lücke die er hinterlässt, scheint unüberbrückbar und Lena verliert immer mehr den mentalen Zugang zu den Gedanken ihres Freundes. Plötzlich ist ihr Leben als potentielle Stiefmutter ausgehebelt und sie fragt sich, ob ihre Paarbeziehung diese Belastungsprobe überstehen wird …

Meinung

Dies war mein erster Roman der Autorin, die mit ihren Büchern anscheinend existentielle Themen aufgreift und diese eher direkt und einfühlsam bespricht, förmlich wie aus dem Leben gegriffen. Wahrscheinlich hat sie damit auch großen Erfolg, denn „KURT“ habe ich mir zugelegt, weil mich so viele positive Lesermeinungen angefixt haben und ich unbedingt wissen wollte, ob das Thema wirklich so traurigschön, wie versprochen umgesetzt wurde. Allerdings wird schon nach wenigen Seiten klar, dass mich die alltägliche, fast flapsige Auseinandersetzung mit den Ereignissen in der Familie Horstmann/ Rieß, nicht begeistert. Gerade der erste Teil, in dem der kleine Kurt noch putzmunter ist, liest sich für mich wie ein seichter Frauenroman, ein ganz alltäglicher, kaum beachtenswerter Inhalt.


Leider ändert sich der Erzählton auch im folgenden Text, der durch den Unglücksfall wesentlich mehr Innerlichkeit besitzen müsste, nur geringfügig. Und spätestens da verfehlt diese literarische Umsetzung meinen Lesegeschmack. Das mag daran liegen, dass ich eine komplett andere Erwartungshaltung an dieses Buch hatte (obwohl ich zahlreiche Meinungen wahrgenommen habe, die den Text als mitreißend und emotional beschrieben haben). Ganz klar, die Thematik Trauerbewältigung kann und muss mich nicht nur im Alltäglichen ansprechen, nein sie muss mich zum Nachdenken animieren, sie muss mein Herz erreichen und meine Gedanken – sehr gern sitze ich dann mit Taschentuch da und leide mit den Protagonisten. Und all das, war hier nicht drin, weil sich der Tod eines Kindes irgendwie am Rande abspielt, weil die Gartengestaltung, die Wohnungseinrichtung und das konkrete Leben wesentlich mehr Augenmerk bekommen als das verlorene Kind.


Vielleicht hätte mir eine andere Erzählperspektive besser gefallen, denn die Hauptprotagonistin ist sich selbst nicht sicher, welche Rolle sie im Leben des kleinen Kurt gespielt hat und welche Rolle sie nun bekommt. Auch die Paarbeziehung leidet, wie erwartet, dennoch bleibt auch dieses Miteinander blass. Jeder sitzt irgendwo und betrachtet die Lücke und pflanzt bestenfalls einen Baum, oder vergräbt eine Schaufel oder findet sich mit der Zeit in einem Leben wieder, in dem die Hoffnung über die Trauer siegt.

Fazit

Ich vergebe nur 2 Lesesterne für diesen Roman, der mein Herz nicht erreichen konnte. Viel zu oberflächlich wird der Tod und das Fehlen eines geliebten Menschen greifbar, viel zu einfach sind die Handlungen, viel zu unbedeutend die Ausführung. Wenn ich etwas über den Verlust lernen möchte, etwas über Endlichkeit des Lebens und die Liebe zu Familienangehörigen, muss ich hier mühsam suchen ohne direkt fündig zu werden. Der lockere Schreibstil passt nicht zum Thema, er macht es irgendwie unbedeutend und die Geschichte verliert dadurch ihren Glanz. Gerade eben denke ich an einen kürzlich gelesenen Familienroman mit einer ähnlichen Dramatik (Rhiannon Navin – Alles still auf einmal), der ganz im Gegensatz dazu wirklich emotional und traurig gestaltet ist. Literatur über das Sterben muss für mich traurig sein und nicht so unbestimmt bleiben. Alle die etwas Ähnliches wie ich suchen, sollten sich überlegen, ob sie „Kurt“ entdecken möchten, sicherlich empfiehlt sich eine Leseprobe als Entscheidungshilfe.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Wir treffen uns im Paradies wieder

Opfer 2117
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„Auch jetzt war diese Ablenkung sein bester Selbstschutz, denn sein momentaner Gemütszustand ließ sich mit diesem giftigen Cocktail aus Verzweiflung und Apathie vergleichen, der Menschen in Schützengräben ...

„Auch jetzt war diese Ablenkung sein bester Selbstschutz, denn sein momentaner Gemütszustand ließ sich mit diesem giftigen Cocktail aus Verzweiflung und Apathie vergleichen, der Menschen in Schützengräben dazu bringt, in einer zerbombten Umgebung aufzustehen und mit offenen Armen die Kugeln des Feindes zu erwarten.“

Inhalt

Assad, der ambitionierte Mitarbeiter vom Sonderdezernat Q, entdeckt in einer Zeitung das Bild einer ihm gut bekannten Frau aus seiner eigenen Heimat, die lapidar als Opfer 2117 bezeichnet wird – sie ist eine der vielen Flüchtlinge, denen ihre Reise übers Mittelmeer nicht geglückt ist, denn sie ist tot. Doch nicht das Meer und die Umstände brachten sie ums Leben, sondern ein Mann, der ihren Tod wollte. Und Assad weiß genau, um wen es sich dabei handelt, denn seine Frau und die geliebten Töchter befinden sich ebenfalls in den Händen dieses Mannes. Assad braucht dringend die Unterstützung seines Chefs Carl Mørck, wenn er Ghaalib, seinen Erzfeind finden und vernichten will, bevor dieser ihm zuvorkommt. Und so erzählt er seinen Kollegen Episoden aus seiner Vergangenheit, die er lieber für sich behalten hätte, doch nur so gelingt es den Ermittlern, die Spur des Terroristen aufzunehmen und ihm nach Deutschland zu folgen. Assad weiß, dass er sich auf ein Spiel um Leben oder Tod einlässt und dass es nur einen Gewinner geben wird – aber viele Verlierer und Menschenopfer, wenn der Falsche siegt.

Meinung

Der dänische Bestsellerautor Jussi Adler Olsen setzt für den 8. Fall des Sonderdezernat Q auf ein hochaktuelles Thema: Die Flüchtlingskrise und die Folgen des Terrorismus, denen nicht nur ein Land, sondern ganz Europa ausgesetzt sind. Gleichzeitig kombiniert er den Fall mit einer ganz persönlichen Hintergrundgeschichte, die den undurchschaubaren Hafez-al-Asadi, besser bekannt unter dem Namen Assad ins Zentrum des Geschehens rücken. Darüber hinaus greift er auch noch einen dritten, jedoch untergeordneten Handlungsstrang auf, in dem die Mitarbeiter des Sonderdezernates gegen die Zeit arbeiten, weil ein Jugendlicher Gamer beschlossen hat, mit dem Erreichen des Levels 2117 in einem Kampfspiel einen geplanten Amoklauf zu starten und mehrere Menschen grausam hinzurichten.

Als Fan dieser Reihe ist der neueste Fall natürlich eine absolute Pflichtlektüre für mich, insbesondere weil es der Autor immer wieder schafft, nicht nur spannende Kriminalfälle zu entwerfen, sondern diese auch auf eine sympathische Art und Weise mit den Protagonisten seiner Arbeitsgruppe zu verbinden. Denn obwohl er schriftstellerisch nicht allzu brutal agiert und sich im Wesentlichen auf die Zusammenhänge zwischen den Opfern und Tätern konzentriert, kommt doch niemals der Humor zu kurz. Sein Schreibstil ist gewissermaßen einmalig und das Team des Sonderdezernats ist mir über die Jahre sehr eng ans Herz gewachsen.

Vollkommen fesselnd und sehr intensiv gestaltet er auch hier das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Assad und Ghaalib und der unwiderruflichen Tatsache, dass es nur einen geben kann und es den anderen alles kosten wird, was ihm etwas Wert ist. Und obwohl der Leser gerade in diesem Teil der Reihe sehr viel Neues und Interessantes über das Privatleben eines Mitglieds der Sonderermittlungsgruppe erfährt, fügt sich der Fall nicht ganz so geschmeidig und hochbrisant in das Gesamtergebnis ein, weil weniger die Opfer im Zentrum stehen, sondern mehr die Beweggründe der Täter. Auch die Nebenhandlung mit einem Verrückten Amokläufer, der persönliche Rache üben will ist spannend, trifft aber nicht punktgenau ins Schwarze.

Fazit

Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen Thriller, der vielleicht nicht ganz so glaubwürdig und erschütternd wirkt, wie so mancher Vorgänger, sich aber dramatisch und aktuell profilieren kann und gerade für Fans der Reihe ein gelungenes Buch darstellt. Zahlreiche Perspektiven und mehrere Handlungsstränge sorgen für Abwechslung und Dynamik. Gespannt warte ich nun auf den 9. Fall der Reihe, auch wenn es mir etwas schwerfällt, mir vorzustellen, wie es Assad und seinen Lieben in der Zukunft ergehen wird.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Eine Frau sucht ihren Mann

ATME!
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„Manche denken, dass man Liebe lernen kann. Dass man sie berechnen kann. Oder bestellen. Dass man an sich selber arbeiten muss. Oder an dem anderen. Dass man dafür sehr besonders sein muss. Oder so wie ...

„Manche denken, dass man Liebe lernen kann. Dass man sie berechnen kann. Oder bestellen. Dass man an sich selber arbeiten muss. Oder an dem anderen. Dass man dafür sehr besonders sein muss. Oder so wie alle. All das ist falsch. Das weiß ich. Denn das Einzige, was man wirklich braucht dafür, ist der passende Andere.“

Inhalt

Nile steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem geliebten Ben, den sie nun bald heiraten wird. Doch während sie in einer Umkleidekabine ihr zukünftiges Brautkleid anprobiert, verschwindet Ben ohne ein Wort des Abschieds aus dem Geschäft, er geht nicht mehr an sein Handy und kehrt auch nicht am Abend nach Hause zurück. Die Polizei bleibt gelassen, als sie ihn vermisst meldet, ist doch noch kaum ein Tag vergangen, doch ihre Ängste werden immer schlimmer. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Flo, Bens fast Exfrau, die sie zwar hasst, die allerdings auch die einzige zu sein scheint, der ähnlich viel an Ben liegt, wie ihr selbst. Gemeinsam, wenn auch nicht freiwillig, beschließen sie den Vermissten auf eigene Faust zu suchen und stoßen dabei auf eine heiße Spur in Bens Handykontakten. Er hat mit einem Mann telefoniert, den Nile am liebsten tot wüsste, denn er hat sie einst vergewaltigt und nun ist auch er verschwunden. Klar ist, nur einer der beiden wird wieder auftauchen und Nile hofft, das es der Richtige sein wird …

Meinung

Die Grundstory klingt sehr verlockend und der Klappentext verspricht einen psychologischen Thriller, der wie ein Vexierspiel voller doppelter Böden und verblüffender Wendungen auftritt – doch tatsächlich ist es die eigentliche Geschichte, die mich zunehmend frustriert hat. Nile ist das reinste Nervenbündel, außerdem hat sie eine gar seltsame Vorstellung von Recht und Unrecht und stürzt getrieben durch die Handlung, wüsste man nicht genau, dass sie ihren Mann sucht, könnte man meinen, dass sie selbst die Verfolgte ist. Der Schreibstil hat mir gut gefallen: eine klare, präzise Sprache, viele Cliffhänger, ein hohes Tempo – genau so stellt man sich einen mitreißenden Thriller vor. Leider bleibt dieses Plus so ziemlich das Einzige, was auf der positiven Bilanzseite aufzuführen wäre – danach verliert sich die ganze Handlung in unlogischen, an den Haaren herbeigezogenen Entwicklungen und setzt sich darüber hinaus mit traumatisierenden Erlebnissen auseinander, die ihrerseits leider nicht genügend Licht ins Dunkel bringen und viel zu wenig Aufklärungsarbeit leisten.

Fazit

Für diesen Spannungsroman möchte ich nur 3 Lesesterne vergeben, weil er wirklich nicht über den Durchschnittsroman des Genres hinausreicht. Er liest sich flott und hält den Leser bei der Stange, präsentiert aber eine vollkommen überzogene Handlung mit unsympathischen, nervigen Protagonisten, die ich mir so gar nicht vorstellen kann. Besonders enttäuscht war ich von der psychologischen Komponente, denn die ist wirklich nur stümperhaft ausgearbeitet und wirkt durch die einseitige Erzählperspektive weder fesselnd noch einladend. Abschließendes Urteil: Kann man lesen muss man aber nicht, es bietet zwar Unterhaltungswert bleibt aber dennoch blass.