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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schuld und Sühne in der amischen Gemeinde

Mörderische Angst
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„Doch es gab Dinge im Leben, von denen man sich nie erholte. Natürlich existierte man weiter, man verliebte sich und heiratete, hatte Kinder und zog sie groß. Aber man vergaß nie, dass das eigene Leben ...

„Doch es gab Dinge im Leben, von denen man sich nie erholte. Natürlich existierte man weiter, man verliebte sich und heiratete, hatte Kinder und zog sie groß. Aber man vergaß nie, dass das eigene Leben eine einzige Lüge war.“
In ihrem 6. Fall ermittelt Kate Burkholder in einer grausamen Mordserie, die innerhalb weniger Tage mehrere Todesopfer in der kleinen Ortschaft Painters Mill fordert, die noch dazu auf grausame Art und Weise getötet wurden. Alle waren angesehene Mitbürger ihrer Gemeinde und hatten sich Zeit ihres Lebens nichts zu Schulde kommen lassen. Dennoch scheint die einzige Verbindung zwischen den Mordopfern ein längst verjährter Unglücksfall mit Todesfolge vor 35 Jahren gewesen zu sein. Damals wurde eine amische Familie ausgeraubt, der Vater getötet, die Mutter entführt und das Haus mit vier kleinen Kindern fiel den Flammen zum Opfer. Nie wurden die Schuldigen gefunden und der einzige überlebende Sohn der Familie trägt das Trauma seines Lebens immer noch mit sich herum. Doch die neue Mordserie scheint ein einziges Ziel zu verfolgen – die Rache an denjenigen, die der Familie Hochstetler dieses Leid zugefügt haben. Aber wer kennt die Verantwortlichen, die ihre Schuld nie gesühnt haben?
In diese Thriller-Reihe bin ich gleich mit dem derzeit aktuellsten Fall eingestiegen, ohne Vorkenntnisse der anderen Bände und es ist mir ausgesprochen leichtgefallen in die Geschichte hineinzufinden. Das liegt wohl auch daran, dass die einzelnen Fälle in sich abgeschlossen sind und lediglich die ermittelnde Hauptkommissarin Kate Burkholder eine gewisse Entwicklung durchläuft.
Dieser Thriller hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil er nicht nur spannend geschrieben ist und eine Vielzahl von Möglichkeiten offenlässt, sondern eine ganz subtile Gruselspannung erzeugt und das inmitten einer sehr gottesfürchtigen Gemeinde. Zwar steht hier in erster Linie die gute alte Polizeiarbeit im Vordergrund und die einzelnen Ermittlungserfolge der Gesetzeshüter, doch sehr oft wechselt auch die Perspektive hinein in die letzten Stunden der Opfer, in das Grauen der Erkenntnis und ihr einsames Sterben. Auch das Hauptmotiv ist ein bekanntes, doch hier auf so überzeugende Art und Weise herausgearbeitet, dass man es in allen Punkten nachvollziehen kann. Auch der Schachzug mit einer längst verjährten Tat und die damit verbundene Wiederaufnahme des Cold Case, hat mir gut gefallen, weil diese vergangene Handlung, der Gegenwart eine besondere Note verleiht.
Fazit: An dieser Reihe habe ich auf Anhieb Gefallen gefunden und werde mir sicherlich noch weitere Bände rund um Chief Kate Burkholder zulegen. Ich vergebe volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle Liebhaber von Spannungsliteratur, die auch mit weniger blutrünstigen Szenen zufrieden sind und die es lieben, beim Lesen ein Gänsehaut-Feeling zu erleben. Ein wenig Grusel, eine ansprechende Kulisse und eine Mordserie mit historischem Hintergrund sind die Pfeiler des Romans und sie entführen den Leser in die dunklen Geheimnisse der amischen Gemeinde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Abschied auf Zeit

Etta und Otto und Russell und James
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„Deshalb möchte ich etwas tun und tun und nie mehr aufhören. Wenn wir etwas tun, dann leben wir, und wenn wir leben, dann siegen wir, oder?"

Seit ihrer Jugend verbindet Etta, Otto und Russell eine ganz ...

„Deshalb möchte ich etwas tun und tun und nie mehr aufhören. Wenn wir etwas tun, dann leben wir, und wenn wir leben, dann siegen wir, oder?"

Seit ihrer Jugend verbindet Etta, Otto und Russell eine ganz besondere Freundschaft, die auch jetzt im Seniorenalter fast ungetrübt weiterbesteht. Einst war Etta die gleichaltrige Lehrerin der beiden jungen Männer, die sich aus ganz verschiedenen Gründen in sie verliebt haben. Doch dann kam der Krieg und erstickte jedwede Zuneigung direkt im Keim. Mit Otto verbindet sie fortan eine intensive Brieffreundschaft, die schon bald ihr beider Lichtblick wird und Russell, der auf Grund seiner körperlichen Behinderung ausgemustert wurde, bleibt vor Ort ihr wichtigster Ansprechpartner und Vertrauter.
Doch als der Krieg zu Ende geht, wandelt sich ihre Beziehung, damit sie allen Beteiligten gerecht wird und was als komplizierte Dreiecksbeziehung hätte enden können, findet einen Kompromiss. Nach all den Jahren gehen die drei immer noch einen gemeinsamen Weg, der sie erst im hohen Alter voneinander trennt, denn da beschließt die nunmehr 83-jährige Etta, sich einen Lebenstraum zu erfüllen: einmal das Meer sehen. Und zurück bleiben die zwei Männer, die nun wiederrum ganz unterschiedlich mit dieser Trennung umgehen.

Der Roman von Emma Hooper kombiniert viele interessante Themen miteinander, denen alles eins gemeinsam ist: Wie nehmen Menschen Abschied, welche Pläne schmieden sie und warum und wie trägt uns die Hoffnung durchs Leben, so dass wir ein Wiedersehen feiern, statt eine Entscheidung zu bedauern. So wird der Leser im Laufe der Geschichte zum Beobachter einer lockeren und doch innigen Freundschaft zwischen drei Menschen, die sich gegenseitig Halt geben und einander die Welt bedeuten. Wir finden hier große Gefühle im Briefwechsel, dann wieder in Rückblenden und berührenden Kindheitserinnerungen und schließlich in uneigennützigen Handlungen, die von Liebe geprägt sind.

Dabei bedient sich die Autorin einer kindlichen, teils naiv wirkenden Sprache, die kurze Leseabschnitte mit verschiedenen Zeitebenen verbindet. Daraus entwickelt sich ein einfühlsamer, stiller Roman mit ganz eigenen, durchaus besonderen Hauptprotagonisten, die einerseits sehr bedeutsam für die Geschichte sind aber andererseits nur durch ihre Interaktion miteinander ihre volle Wirkung entfalten.

Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für diesen sinnerfassenden Roman über Freundschaft, Liebe, einen trennenden Krieg, eine verbindende Nähe und den Mut und die Kraft einen unerwarteten Neubeginn zu wagen, ganz egal wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Reise nach Japan, eine Reise zu sich selbst

Wer ist Mr Satoshi?
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"Aber ich vermute mal, wenn man einen alten Menschen mit den Augen eines jungen Menschen sieht, hat man immer das Gefühl von etwas Verlorenem oder Verpasstem."

Inhalt

Nach dem Tod seiner betagten Mutter ...

"Aber ich vermute mal, wenn man einen alten Menschen mit den Augen eines jungen Menschen sieht, hat man immer das Gefühl von etwas Verlorenem oder Verpasstem."

Inhalt

Nach dem Tod seiner betagten Mutter kommt ihr Sohn, Robert Fossick in den Besitz einer alten Kiste, deren Inhalt ganz unbedingt einem gewissen Mr. Satoshi zugestellt werden muss. Satoshi lebte zuletzt in Japan und scheint der Jugendfreund der verstorbenen Alice gewesen zu sein. Da Robert nicht weiß, wie er mit den Dokumenten in der Kiste verfahren soll, beschließt er sich direkt nach Japan zu begeben und den ominösen Freund ausfindig zu machen. Doch die Suche nach dem Mann gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn weder die Adresse noch die Namensbezeichnung ist korrekt. Doch durch einige glückliche Zufälle und akribische Recherchearbeit gelingt es Robert schließlich den gesuchten Mann ausfindig zu machen. Der lebt mittlerweile in einer Betreuungsanstalt und blickt auf ein Leben voller Geheimnisse zurück ...

Meinung

Die Grundidee und der ansprechende Klappentext haben mich dazu bewogen, dass Buch bereits zum Erscheinungstermin im Jahr 2015 auf meine Wunschliste zu setzen und nun habe ich endlich die Zeit gefunden mich dieser Lektüre zu widmen.
Der Roman zehrt von einer wunderschönen, schnörkellosen Sprache, die ebenso geradlinig wie aussagekräftig ist und viele schöngeistige Passagen enthält. Doch leider konnte mich die Geschichte so ganz und gar nicht in ihren Bann ziehen, weil die Distanz zwischen den Protagonisten und dem Leser konstant aufrecht erhalten wurde. So ist es nicht nur das fremde Japan, die etwas schrägen, individualistischen Charaktere sondern in erster Linie die fehlende Spannung, die hier zum Punktabzug führt. Gut die Hälfte des Buches wird Zeit damit verschwendet, die Hintergründe und dramatischen Ereignisse aus Roberts Leben aufzurollen und die Frage nach Mr. Satoshi rückt so weit in Vergessenheit, dass ich mich stellenweise gefragt habe, was uns der Autor hier eigentlich mitteilen möchte.
Erst auf den letzten 40 Seiten bekommt der Roman jenen Glanz, den ich so gern schon vorher gespürt hätte, denn dann lernen wir nicht nur Satoshi kennen, sondern auch sein Geheimnis und die Gründe, die dazu führten, dass er seine geliebte Alice förmlich über Nacht verlassen hat. Doch aus dieser Geschichte hätte man deutlich mehr machen können.

Fazit

Ich vergebe 3 Sterne für einen sprachlich schönen Roman, der die unterschiedlichen Werte und Befindlichkeiten von Menschen gekonnt einfängt, dabei aber immer wieder von der Haupterzählung abschweift und sich stellenweise in unschöne Längen verliert. Und geht es auch um das Thema verlorene Liebe, schweres Schicksal und unwiderrufliche Fehlentscheidungen, so können hier die Charaktere nicht wachsen, sich nicht entwickeln und durchlaufen ein vom Zufall bestimmtes Leben, welchem sie kaum etwas entgegensetzen. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nur bedingt erfüllen und wandert daher in die Kategorie: Kann man lesen, muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Ungleichgewicht der Liebe

Das Leuchten meiner Welt
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„Jeder Brief zeugt von dem Versuch, die Fehltritte des anderen zu übertreffen, solange, bis sich ein Fehltritt nicht mehr rückgängig machen ließ und ihre Trennung schließlich ihr Leben wurde.“

Inhalt

Mit ...

„Jeder Brief zeugt von dem Versuch, die Fehltritte des anderen zu übertreffen, solange, bis sich ein Fehltritt nicht mehr rückgängig machen ließ und ihre Trennung schließlich ihr Leben wurde.“

Inhalt

Mit 15 Jahren entdeckt Irenie die Geheimkiste ihrer Mutter und weiß plötzlich ganz instinktiv, dass sie nicht mehr lebt, denn wenn sie nur verschwunden wäre, wie es ihr Vater behauptet, dann hätte ihre Mutter die Kiste mitgenommen. Der Inhalt der Box führt die Jugendliche hinein in einen intensiven Briefwechsel zwischen ihrer Mutter Yazmeen und deren Jugendliebe Ahmed, die sich über Jahre hingezogen hat und anscheinend doch keine Erfüllung fand. Um endlich Licht in die lückenhafte Vergangenheit zu bringen, beschließt Irenie nach Pakistan zu reisen, um ihre Großmutter und den Rest der Verwandtschaft nach dem geheimnisvollen Paar zu befragen. Doch weit entfernt von zu Hause muss sie erkennen, dass ihre Mutter eine ganz eigene Wahrheit ihrer Welt vertrat und das sowohl Irenie als auch ihr Vater kaum Anteil hatten an den tragischen Ereignissen, die zum Tod von Yazmeen geführt haben.

Meinung

In ihrem Debütroman entführt uns die junge Autorin Sophia Khan in eine bunte, schillernde Welt voller Geheimnisse und zwischenmenschlicher Stolperfallen. Vor dem Hintergrund einer tragischen Familiengeschichte, die die Hauptprotagonistin bereits im zarten Alter von 10 Jahren ereilt, entwirft sie eine emotionale, ebenso dramatische Liebesgeschichte, der Elterngeneration. Dabei geht es ebenso um Fehlentscheidungen, wie um gesellschaftliche Zwänge, um verletzten Stolz und unsinnige Rachegelüste. Oder einfach nur darum, wie traurig das Leben von Liebenden verlaufen kann, wenn sie sich nicht zueinander bekennen und über Jahre hinweg einer Idee nachtrauern, ohne jemals eine ernstgemeinte Veränderung herbeizuführen.

Dabei entsteht ein äußerst vielschichtiger Roman, der zahlreiche kausale Zusammenhänge schafft und dadurch ein realistisches, sehr menschliches Geschehen abbildet. Mittels zweier Erzählperspektiven wird einerseits das Gedankengut der Tochter und anderseits die Gefühlswelt des verwitweten Vaters offenbar, so dass man immer tiefer in die Geschichte eintauchen kann. Allerdings sorgt hier ein willkürlicher Wechsel der Erzähler dafür, dass man eher verwirrt als informiert ist, gerade zu Beginn des Buches empfand ich diese Wechsel etwas holprig und manchmal sogar störend, doch man stellt sich nach einer Weile darauf ein.

Fazit

Ich vergebe 4 Sterne für einen intensiven, nachdenklich stimmenden Familienroman, der sich mit Liebe und Schuld beschäftigt aber auch mit Unverständnis und Unglück, dessen Grundaussage aber dennoch eine sehr positive ist, denn am Ende des Romans ist man sich sicher, dass es viel wichtiger ist, auf sein Herz zu hören, als auf die Ansprüche anderer. Ein vielschichtiger Roman mit Potential für ansprechende Lesestunden – empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hardcore-Thriller in bekannter Carter Manier

I Am Death. Der Totmacher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 7)
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Denn ich bin der Tod … Mit diesen Worten macht ein brutaler Serienmörder in Los Angeles von sich Reden, denn er hinterlässt immer eine Botschaft direkt in unmittelbarer Nähe der Leiche, damit das Ermittlungsteam ...

Denn ich bin der Tod … Mit diesen Worten macht ein brutaler Serienmörder in Los Angeles von sich Reden, denn er hinterlässt immer eine Botschaft direkt in unmittelbarer Nähe der Leiche, damit das Ermittlungsteam um Robert Hunter und Carlos Garcia die richtigen Schlüsse ziehen kann. Doch die gerade begonnene Mordserie in der Stadt der Engel, vollzieht sich nicht nur dramatisch schnell, sondern vor allem vollkommen willkürlich. Denn während eine erste Leiche brutal gefoltert und vergewaltigt wurde, sieht der modus operandi beim zweiten Mord ganz anders aus und auch die Opfer scheinen abgesehen von der Geschlechtszugehörigkeit, keine weitere Gemeinsamkeit oder Schnittstelle aufzuweisen. Hunter tappt im Dunkeln und muss auf glückliche Umstände oder eine spektakuläre Entdeckung hoffen, um seinen 7. Fall erfolgreich zum Abschluss zu bringen.
Nachdem ich im vergangenen Jahr voller Begeisterung meinen ersten Chris Carter Thriller gelesen habe („Die stille Bestie“), musste ich natürlich mit dem aktuellen Roman nahtlos an meine positiven Erfahrungswerte anknüpfen. Auch Robert Hunters 7. Fall offenbart die Grausamkeiten der menschlichen Seele und noch viel Schlimmeres. Denn detailliert beschriebene Mord- und Folterszenen dominieren den Thriller und gehen hart ans Limit des Erträglichen. Definitiv nichts für einen schwachen Magen und zarte Seelen. Stellenweise empfinde ich die hier geschilderte rohe Gewalt etwas übertrieben und könnte gut und gerne mit mehr psychologischen Raffinessen und weniger Blutrausch leben. Hinzu kommt eine gewisse Gewöhnungshaltung, die sich bei Chris Carter bereits nach dem zweiten Band einstellt. Mir kommt sowohl der Handlungsablauf, als auch die Gewaltbereitschaft und der blutige Thrill äußerst bekannt vor und das nur auf Grundlage des Vorgängerromans. So dass ich dazu neige, mit Chris Carter eine ganz eigene, individuell erkennbare Schreibweise zu koppeln, die mich zu der Aussage verleitet: „Kennst du einen Carter, kennst du alle.“
Fazit: Ich vergebe gute 4 Sterne für einen temporeichen, spannenden und grausamen Thriller, der an die Substanz geht und trotz fehlender psychologischer Komponente einen ganz eigenen Stil entwickelt. Engagierte Ermittler, ein sadistischer Täter und bemitleidenswerte Opfer begegnen dem Leser hier auf knapp 400 Seiten und ziehen ihn mit sich fort in einem Strudel aus Voyeurismus und Abscheu. Rein inhaltlich bietet dieser Hardcore-Thriller aber wenig Neues, es sei denn man möchte sich mit phantasievollen Tötungsmöglichkeiten auseinandersetzen. Dem Hype um den gefeierten Bestsellerautor aus Brasilien schließe ich mich deshalb nur bedingt an.