Gesellschaftsroman mit mysteriösen Krimi Elementen
Der Gott des WaldesDer für einen Thriller ungewöhnliche Titel „Der Gott des Waldes“ und das mysteriöse Cover haben mich gleich neugierig auf Liz Moores Geschichte rund um ein verschwundenes Mädchen gemacht. Auch das Setting ...
Der für einen Thriller ungewöhnliche Titel „Der Gott des Waldes“ und das mysteriöse Cover haben mich gleich neugierig auf Liz Moores Geschichte rund um ein verschwundenes Mädchen gemacht. Auch das Setting (ein Feriencamp in den 70er Jahren) ist eher ungewöhnlich und spannend. Den Bezug zum Titel lässt die Autorin von der Camp-Leiterin T.J. herstellen:
Sie erzählte, das Wort [Panik] komme vom griechischen Gott Pan, dem Gott des Waldes. Er liebte, es die Menschen zu täuschen und ihre Sinne zu verwirren, bis sie die Orientierung verloren. Und den Verstand.
Wer in Panik gerät, sagte T.J, macht sich den Wald zum Feind. Wer ruhig bleibt, ist sein Freund.
Sehr passend finde ich – auch die Leserinnen werden hier gezielt getäuscht und verwirrt. Dabei ist „Der Gott des Waldes“ für mich viel mehr ein Gesellschaftsroman als ein reiner Thriller. Geschickt verwebt Liz Moore mehrere Erzählstränge, Perspektiven und Zeiträume. Was zunächst verwirrend erscheint, entwirrt sich schnell zu einem packenden Kriminalfall gespickt mit Gesellschaftskritik. Der Roman begleitet sowohl das Verschwinden der Tochter der reichen Camp-Betreiber Familie – Barbara Van Laar, als auch die Ereignisse 14 Jahre zuvor – als Barbaras Bruder Bear ebenfalls auf dem gleichen Grundstück verschwand.
Mir hat hier insbesondere das Setting eines wochenlangen Feriencamps für Kinder aus wohlsituierten Familien sehr gefallen, da es sich eben nicht vornehmlich um Teenie-Dramen dreht, sondern soziale Ungleichheit, Privilegien, Machtgefälle und Wohlstandsverwahrlosung pointiert darstellt. Auch wenn die Geschichte größtenteils in den 70ern oder sogar 50er Jahren spielt, sind viele der Mechanismen aktueller denn je. Für mich hat sich beim Lesen eine starke Sogwirkung entwickelt – ich habe das Buch an einem Wochenende durchgelesen und mich dabei sehr gut unterhalten gefühlt. Setting, Sprache, Protagonistinnen – für mich stimmte alles.
Rückblickend kann ich zwar doch einige Kritikpunkte in der Story finden – diese sollen allerdings nicht in die Wertung einfließen, da „Der Gott des Waldes“ mich – wie erwartet – bestens unterhalten hat.