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Veröffentlicht am 23.09.2024

Hohe Erwartungen - leider enttäuscht

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Die Unmöglichkeit des Lebens von Matt Haig habe ich sehnsüchtig erwartet – und wurde beim Lesen dann leider enttäuscht.

Die Geschichte klang vielversprechend – eine pensionierte Mathelehrerin erbt ein ...


Die Unmöglichkeit des Lebens von Matt Haig habe ich sehnsüchtig erwartet – und wurde beim Lesen dann leider enttäuscht.

Die Geschichte klang vielversprechend – eine pensionierte Mathelehrerin erbt ein Haus auf Ibiza und erlebt ein spannendes Abenteuer. Vielleicht beginne ich mal beim Positiven und berichte, warum ich insgesamt noch auf eine Wertung von drei Punkten komme. Der typische, trockene Matt Haig Humor ist im Buch deutlich anwesend. Auch die poetische Sprache, die ich so mag. Versteckt im Buch finden sich viele tröstliche Weisheiten und schöne Sätze zum Unterstreichen. Das Thema Mathematik ist gelungen im Buch verwoben und die Protagonistin Grace hat mir nochmal einen ganzen anderen Blickwinkel darauf vermittelt.

Warum es nur drei Punkte sind? Humor und Sprache waren leider meine einzige Motivation, das Buch bis zum Ende zu lesen. Den plötzlichen Sprung zu einer sehr mystischen Handlung hätte ich durchaus so akzeptiert – wenn denn ein roter Faden dagewesen wäre. Gerade im Mittelteil verfranzt sich Haig in vielen Details mit schleppenden Längen. Geht es eher Richtung Krimi oder Science Fiction? Auch mit dem Erzähltempo konnte ich mich nicht anfreunden. Lange passiert eigentlich gar nichts, dann alles auf einmal - und viel zu einfach. Insgesamt konnte das Buch meine (vielleicht zu hohen) Erwartungen nicht erfüllen.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Unterhaltsames Gesellschaftsportrait

Pineapple Street
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An Jenny Jacksons "Pineapple Street" hat mich zuerst das moderne Cover angelockt - und die Frage warum darauf eine Orange abgebildet ist, wenn es doch um eine Pineappel (Ananas) geht. Schnell wird klar: ...

An Jenny Jacksons "Pineapple Street" hat mich zuerst das moderne Cover angelockt - und die Frage warum darauf eine Orange abgebildet ist, wenn es doch um eine Pineappel (Ananas) geht. Schnell wird klar: Es geht um die Fruit Streets in Brooklyn Heights – eine kleine Blase mitten in New York, in der die Upper Class weitestgehend ohne Kontakt zu „normalen Menschen“ lebt. Daher finde ich das Cover passend – es vermittelt mir ein New York Cocktail Hour Gefühl.
Pineapple Street dreht sich rund um die beiden Schwestern Darley und Georgiana und ihre Schwägerin Sasha, die aus bodenständigeren Verhältnissen stammt und in die Familie mit Geld eingeheiratet hat. Jacksons Schreibstil hat mich gleich auf den ersten Seiten gefesselt und ich musste bei ihren treffenden Darstellungen der Millenial Generation mehrfach schmunzeln. Der Roman fängt den Zeitgeist einfach so haarscharf ein. New York City ist so weit weg, kam mir jedoch beim Lesen ganz nah! Brooklyn Heights ist wirklich wie eine andere Welt und Jackson beschreibt sie humorvoll und teilweise sarkastisch. Besonders spannend sind hier die Familiendynamik und der unterschiedliche Umgang der Geschwister Geld und ihr Bewusstsein ihrer Privilegien.
Auf den ersten Seiten habe ich mir sehr viel von dem Roman versprochen, rückblickend entwickelte sich für mich die Geschichte jedoch zu sehr in Richtung „feel good“ und zu weit weg von einer Gesellschaftskritik. Interessant finde ich, dass die Autorin selbst aus Brooklyn Heights stammt. Fazit: Eine unterhaltsame Sommerlektüre und spannendes Gesellschaftsportrait!

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Kinder suchen Abenteuer

Die wilden Robbins (Band 1)
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„Die wilden Rob(b)ins“ von Nina Weger und Iris Hardt hat mich direkt mit dem Cover neugierig gemacht: Eine wilde Kinderbande in einem Baum – das sieht nach Spaß und Abenteuer aus. Auch thematisch habe ...

„Die wilden Rob(b)ins“ von Nina Weger und Iris Hardt hat mich direkt mit dem Cover neugierig gemacht: Eine wilde Kinderbande in einem Baum – das sieht nach Spaß und Abenteuer aus. Auch thematisch habe ich das Buch als sehr passend für meine Kinder empfunden: Ausbrechen aus der akkuraten Welt der Erwachsenen, eigene Abenteuer suchen, die Welt erkunden, neugierig sein und erfinderisch – alles Themen, die im Buch ausführlich behandelt werden. Dazu kommt noch die Rivalität zweier Kinderbanden und wie sie überwunden werden kann. Da Freundschaften und Gruppen im Grundschulalter sehr viel Raum einnehmen, finde ich es super, das hier darauf eingegangen wird. Die Kapitel haben eine gute Länge zum Vorlesen und es sind ausreichend viele Illustrationen enthalten, um die kleinen Leser:innen zu motivieren. Ich habe das Buch vorgelesen, denke aber, dass es ab ca. 8 Jahren (dem empfohlenen Alter) auch für Selbstleser zu bewältigen ist. Obwohl mich Inhalt und Aufmachung sehr angesprochen haben, bin ich aber doch nicht restlos begeistert von dem Buch, denn es gab einige Punkte, mit denen ich so nicht einverstanden war, u.a. das wiederholt der Körper eines der Kinder kommentiert wird und der Umgang mit dem Thema Lügen. Da ich das Buch vorgelesen habe, konnte ich diese Punkte noch im Nachgang mit meinen Kindern besprechen. Meine Kinder fanden die Geschichte spannend – ich bleibe aber mit gemischten Gefühlen zurück.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Genau so, wie es immer war?

Genau so, wie es immer war
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Claire Lombardo war mir bisher kein Begriff, doch bei „Genau so, wie es immer war“ hat mich aber ganz die Kombination aus Cover und Titel sofort neugierig gemacht. Das Cover ist grün und modern, es zeigt ...

Claire Lombardo war mir bisher kein Begriff, doch bei „Genau so, wie es immer war“ hat mich aber ganz die Kombination aus Cover und Titel sofort neugierig gemacht. Das Cover ist grün und modern, es zeigt eine schöne, ordentliche Nachbarschaft. Der Buchtitel ist etwas versteckt – ein Hinweis darauf, dass sich hinter ordentlichen Kulissen immer etwas versteckt.

Die Geheimnisse der Protagonistin Julia legt Lombardo in diesem Familienroman durch viele Rückblenden und Zeitsprünge offen. Eingebunden in den eigentlich unscheinbaren Familienalltag reflektiert Julia komplexe und vielschichtige Beziehungen. Zentral stehen die Themen Mutterschaft, Familiendynamik, Bindung, Beziehung, Vertrauen und Freundschaft.

Den Titel finde ich für das Buch sehr passend. Gerade bei einer Frau, die mitten im Leben steht und scheinbar alle klassischen Ziele (Haus, Mann, Kinder) erreicht hat, könnte man meinen, ihr Leben wäre immer geradlinig verlaufen. Welche Hindernisse, verborgene Struggle und Zufälle hinter diesem Leben stehen und wie komplex die nach außen perfekten Beziehungen sind, wird erst beim genauen Hinsehen deutlich.

Lombardos Schreibstil ist unterhaltsam und detailreich beobachtend. Auf den rund 700 Seiten sind mir war auch Längen begegnet, insgesamt habe ich die Geschichte aber als unterhaltsam und spannend empfunden und an einem Wochenende gelesen. Eine schöne Urlaubslektüre!

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Können wir unseren Erinnerungen trauen? Spannender Pageturner

So ist das nie passiert
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So ist das nie passiert – oder? Sarah Easter Collins gelingt mit ihrem Debüt ein spannender Pageturner rund um die Verlässlichkeit von Erinnerungen. Was ist wirklich passiert, welche Erinnerungen sind ...

So ist das nie passiert – oder? Sarah Easter Collins gelingt mit ihrem Debüt ein spannender Pageturner rund um die Verlässlichkeit von Erinnerungen. Was ist wirklich passiert, welche Erinnerungen sind konstruiert?
Als Willa noch ein Teenager ist, verschwindet ihre jüngere Schwester Laika spurlos. Ein Ereignis, das Willas Leben unweigerlich in ein Vorher und ein Nachher teilt. Viele Jahre später trifft sie auf einer Dinnerparty ihrer Freundin Robyn auf eine Frau, in der sie Laika zu erkennen glaubt.
„Alles lässt sich reparieren“ sagte Robyns Vater, ein Töpfer einmal, als er eine zerbrochene Schale wieder zusammensetzte. Aber gilt das auch für Willas Leben?
Wie Fragmente einer Schale setzt Easter Collins im Roman die einzelnen Teile der Geschichte aneinander. Verschiedene Zeitebenen und Perspektiven ergeben langsam zusammen ein großes Ganzes. Dabei geht es um große Themen: Wie beeinflusst ein großer Verlust das Leben? Was bedeutet Familie? Wie prägen uns Beziehungen?
Trotz der schwerwiegenden Themen ist der Roman nicht schwer zu lesen – im Gegenteil: Die Geschichte entwickelt einen starken Sog, wurde für mich zu einem richtigen Pageturner. Für mich war es die perfekte Sommerlektüre: Spannend, unterhaltsam und mit Überraschungen an den richtigen Stellen. Ich werde Sarah Easter Collins definitiv im Blick behalten.

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