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Veröffentlicht am 04.09.2024

Bildlich gesehen "hui, sprachlich "pfui"

Der Salon der kühnen Frauen
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Autor:innen sind, bildlich gesehen, "Menschenfänger:innen" die mit der Gestaltung von Buchcovern und kurzen, Neugier weckenden Klappentexten auf Leser:innenfang gehen. "Der Salon der kühnen Frauen" ist ...

Autor:innen sind, bildlich gesehen, "Menschenfänger:innen" die mit der Gestaltung von Buchcovern und kurzen, Neugier weckenden Klappentexten auf Leser:innenfang gehen. "Der Salon der kühnen Frauen" ist wieder so ein Buch, das mich mit der edlen Optik und den faszinierenden Worten regelrecht bezirzt hat und ich konnte einfach nicht anders, als es zu lesen.

Wenn Sätze wie "Ein Roman wie ein Glas Champagner, ausgetrunken, bevor man es in der Hand bemerkt" suggerieren, dass hier ein ganz besonderes Buchschätzchen in der Hand liegt, sind die Erwartungen dementsprechend groß. Umso härter und enttäuschender die ist Landung auf dem Boden der Tatsachen, wenn eben dieses Glas Champagner zerschellt und statt des perlenden und prickelnden Genusses nur Scherben und eine, sich mit dem auf dem Boden befindlichen Schmutz verbindende, dreckige Lache entsteht.

Genauso ist es mit diesem Buch, das mit einer unglaublichen Authentizität das Kaminzimmer von Marie d'Aulnoys bildlich aus den Seiten steigen lässt. Aber wehe, wenn die sogenannten Damen und anwesenden männlichen Personen den Mund öffnen. Das schöne Bild mit den Brokat bezogenen Stühlchen, Spitzenschühchen, pompösen Kleidern, gepuderten Perücken und Schönheitspflästerchen wird regelrecht zerschnitten, denn das, was sich als "Märchen" den Weg aus den ach so feinen Mündern bewegt, ist in Wahrheit ein Springbrunnen aus Obszönitäten, vulgärer Sprache, krankhaften (sexuellen) Fantasien und Peinlichkeiten.

Sexszenen, die noch nicht einmal im entferntesten mit sinnlicher Erotik zu tun haben; Erzählungen, die weder Magie noch glitzernden Zauber versprühen, stattdessen skandalös, peinlich und abstoßend sind. Meine Erwartung, dass ich ein französisches Pendant zu "Märchen aus 1001 Nacht" lesen werde, ist leider nicht erfüllt worden. Es reicht gerade noch für 1,5 Sternchen :(

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich (frei nach Erich Kästner)

Die Schwarze Gräfin. Geheimnisse an der Eisenstraße
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Magdalena hat unter den Ausschweifungen und den Misshandlungen ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Ehemannes zu leiden. Sie hat es satt, sich alles gefallen zu lassen und will nur eines: Raus aus den ...

Magdalena hat unter den Ausschweifungen und den Misshandlungen ihres trunksüchtigen und gewalttätigen Ehemannes zu leiden. Sie hat es satt, sich alles gefallen zu lassen und will nur eines: Raus aus den ärmlichen Verhältnissen, raus aus den Demütigungen und Erniedrigungen und hinein in ein bequemes Leben, das ihr ihrer Meinung nach zusteht. Die Menschen im Dorf sollen zu ihr aufsehen und sie mit dem respektvollen Titel "Schwarze Gräfin" ansprechen. Bis dahin ist es ein langer Weg und Magdalena fasst einen teuflischen Plan, der auch vor der Geistlichkeit nicht Halt macht....


Astrid Miglar legt mit "Die Schwarze Gräfin" einen historischen Roman vor, der die Bezeichnung "Seitenfresser" mehr als verdient hat. Denn genau das passiert, wenn die Lesenden die Buchdeckel öffnen und Teil eines ausgefeilten Planes werden. Magdalena erscheint nämlich nur auf den ersten Blick als brave Dorfbewohnerin und hinter ihrer bildhübschen Fassade brodelt es. Zugegeben, über ihr Martyrium zu lesen ist und die Züchtigungen als unmenschlich zu bezeichnen, jedoch ist ihre Kaltschnäuzigkeit und Abgebrühtheit auch nicht ohne und fast schon teuflisch zu nennen (im Tierreich gibt es eine Spinne, die als "Schwarze Witwe" bekannt ist - Ähnlichkeiten mit Magdalena sind mit Sicherheit zufällig und nicht beabsichtigt :) )

Die Autorin verfasst ein Sittengemälde zur Zeit Mitte des letzten Jahrhunderts und lässt Bigotterie, herrschende Moralvorstellungen und den Stand der Frauen in einer dörflichen Alpengegend sehr lebendig werden. Die wirtschaftliche Bedeutung der ortsansässigen Hammerschmiede, den daraus resultierenden Wohlstand, das gesellschaftliche Ansehen und die Veränderung, die mit dem technischen Fortschritt einziehen, werden glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.

Ebenso fällt es leicht, sich unter die Dorfbewohner:innen zu mischen und den Stammtischweisheiten, Dorfklatsch und hinter vorgehaltener Hand weitergegebenen "Weisheiten" zu lauschen. Mittendrin Magdalena, die sich immer wieder behaupten muss, aber keinen Meter breit von ihrem Weg abweicht. Fast könnte man meinen, dass sie mit dem Teufel unter einer Decke steckt, jedoch muss sie auch viel ertragen, um endlich an ihr Ziel zu kommen.

Eine mehr als gelungene Mischung aus Regio-Krimi, historischer Betrachtung und Feminismus, die sehr gut verfilmt werden könnte. Als weibliche Hauptrolle - Ursula Strauss. Sie wird die Figur der Magdalena mit einer Authentizität verkörpern, als wäre ihr die Rolle auf den Leib geschneidert.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Wahnsinn - warum schickst du mich in die Hölle (W.Petry

Deine Wahrheit ist der Tod
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Klara hat sich nach einem schweren Schicksalsschlag komplett eingeigelt. Erst als Jonas auf der Bildfläche erscheint, taut sie wieder auf und versucht erste zaghafte Schritte in ein normales Leben. Doch ...

Klara hat sich nach einem schweren Schicksalsschlag komplett eingeigelt. Erst als Jonas auf der Bildfläche erscheint, taut sie wieder auf und versucht erste zaghafte Schritte in ein normales Leben. Doch schon bald kann Klara nicht mehr unterscheiden, was normal ist, denn das, was sich Leben nennt, wird immer mehr zu einem schlechten Film. Sie weiß nicht mehr, was Trugbilder oder Realität ist und rutscht vollkommen ab.Wer kann sie jetzt noch aus diesem Sumpf befreien ?


Wow, einfach nur wow! was Andrea A.Walter hier zu Papier bringt. Sie liefer nicht nur einen ausgefeilten Plot mit viel Konfliktstoff, sondern sie dreht auch an der Spannungsschraube, die bis fast zur Atemlosigkeit reicht. Es fällt den Leser:innen leicht, sich an die Seite von Klara zu stellen und gemeinsam mit ihr durch die Handlung zu gehen.

Der Rollentausch ist schleichend ein schleichender Prozess und lässt sich nicht aufhalten, genauso wieder der perfide Plan im Buch. Wie feinste Spinnseide ziehen sich die Fäden durch die einzelnen Kapitel, um nicht nur Klara nach und nach einzuwickeln, sondern auch die Leserschaft in das Netz zu ziehen. Perfekte Täuschungen und Manipulation finden ihren Höhepunkt darin, dass der Duft des Parfums aus dem Buch plötzlich in den eigene vier Wänden zu vernehmen ist.

Ein kluger Schachzug, denn so wird die Verwandlung von Klaras Liebesnest in ihre ganz persönliche Hölle auf Erden noch eindrucksvoller und nachvollziehbarer für die Lesenden. Die Handlung ist logisch aufgebaut und es ist immer eine unterschwellige Bedrohung zu spüren. Die strategischen Schachzüge und die olfaktorische Beeinflussung sind mit List und Tücke ausgearbeitet, dass sogar die visuelle Wahrnehmung der geschickten Täuschung erliegt und die Bilder letztendlich als echt annimmt, die vermeintlich zu sehen sind.

Stark ausgearbeitete Charaktere spielen ein doppeltes Spiel, verführen, betören und bluffen wirklich meisterhaft, sodass es der Leserschaft schwer fällt, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Raffinierte Twists kombiniert mit Lovestory, Landschaftseindrücken und dem emotionalen sowie psychischen Konflikt, der sich zwischen den Hauptfiguren entfaltet, lassen diese Buch zu einem echten Pageturner werden - überraschender Schlussakkord inklusive.

Chapeau!

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Krasse Szenen im bisher wohl besten Krimi dieser Reihe

Tod in der Wiek
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Dass der Besitzer eines Fischrestaurantkette einmal selbst als sogenanntes Fischfutter im Wasser treiben würde, wäre ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn gekommen. Aber wer hat ein Interesse daran, ihn lieber ...

Dass der Besitzer eines Fischrestaurantkette einmal selbst als sogenanntes Fischfutter im Wasser treiben würde, wäre ihm zu Lebzeiten nie in den Sinn gekommen. Aber wer hat ein Interesse daran, ihn lieber tot als lebendig zu sehen ? Morten Sandt und seine Kolleg:innen müssen ermitteln und erhalten ungeahnte Einblicke in eine Familie, die nach dem Motto "Außen hui, innen pfui" gelebt hat. Es tun sich menschliche Abgründe, die nur eines zum Ziel haben: Vernichten, was zerstört....


Bevor ich zur Bewertung des Buches komme, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Es werden in diesem Roman psychische Erkrankungen, Misshandlungen, körperliche und seelische Gewalt thematisiert. Falls ihr auf diese Themen sensibel reagiert, lest dieses Buch vielleicht lieber mit einer vertrauten Person, mit der ihr den Roman auch unterbrechen könnt, um euch über das Gelesene zu unterhalten.


Jobst Schlennstedt entwickelt seine Figuren immer weiter, lässt sie eigene traumatische Erfahrungen durchleben und daran wachsen und trotzdem, oder gerade deswegen gelingt es ihm immer wieder, seine Fälle aufregend, abwechslungsreich und hochspannend zu schreiben. In "Tod in der Wiek" lässt er tief blicken und ermöglicht seinen Leser:innen Eindrücke, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Mitunter ist das Zischen des Ledergürtels und der Metallschnalle dicht am Ohr zu hören und der körperliche Schmerz geht unter die Haut.

Die einzelnen Kapitel sind kurz und präzise verfasst und geben den Hauptfiguren die Möglichkeit, sich auf die wechselnden Gegebenheiten einzustellen. Morten, selbst noch nicht ganz auf der Höhe, versucht immer wieder Alleingänge, für die er zwar nicht unbedingt von seinen Kolleg:innen bejubelt wird, aber das ein oder andere zielführende Detail kann er zu den Ermittlungen beisteuern. Sein kleines amouröses Abenteuer hat er sich allerdings anders vorgestellt und es bleibt zu hoffen, dass er irgendwie die Kurve bekommt, um mit einem sprichwörtlichen blauen Auge das ganze zu beenden.

Es gibt krasse Szenen, die durch schockierende Bilder und einprägsam formulierte Worte vom Autor zum Leben erweckt werden. Das Trauma einer Kindheit wird nicht nur in Worten nachvollziehabr, sondern auch physisch und psychisch miterlebt. Mitunter stockt der Atem und die Leser:innen müssen eine kurze Pause einlegen, denn das, was dort Schwarz auf Weiß steht, ist manchmal nur sehr schwer zu ertragen.

Auch hier gilt: Je weißer die Weste, desto schwärzer die Seele und Schlennstedt kitzelt alles an Antipathie, offen zur Schau getragener Ablehnung, verantwortungslosen Charakterzügen und rücksichtslosem Verhalten aus seinen Figuren heraus. Der vermeintliche Täter ist schnell gefunden, jedoch müssen Ermittelnde und Lesende ihr Urteil revidieren und neuen Fährten folgen. Bis zum Schluss gelingt des dem Autor nämlich, Sackgassen und Irrwege geschickt in den Handlungsverlauf zu integrieren, um den Spannungsbogen gestrafft und die Leseneugier hoch zu halten.

Der Krimi ist der wohl beste aus dieser Reihe und zeigt, dass auch nach 13 Büchern noch lange nicht die Luft raus ist. Frische Ideen, emotionale Sprachbilder und ein dynamischer Schreibstil sind Garanten für Gänsehaut und Krimiunterhaltung mit 5 Sternen

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Das Glück der kleinen Dinge

Mister O'Lui sucht das Glück
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Mister O'Lui hat alles, was sich ein Biberbär wünschen kann. Sein Lieblingsessen ist Käsebrot mit Marmelade, dazu ein Schlückchen Kakao aus seinem Lieblingsbecher. Sein Zuhause ist gemütlich und kuschelig...aber ...

Mister O'Lui hat alles, was sich ein Biberbär wünschen kann. Sein Lieblingsessen ist Käsebrot mit Marmelade, dazu ein Schlückchen Kakao aus seinem Lieblingsbecher. Sein Zuhause ist gemütlich und kuschelig...aber ist er auch wirklich glücklich ? Um das herauszufinden, packt er seinen Rucksack und geht auf sie Suche nach dem Glück. An seiner Seite: Rupert, das keine Wildschwein. Doch überall, wo Mister O'Lui meint ,das Glück zu finden, steht Rupert schon vor ihm und die Suche gestaltet sich dadurch etwa schwieriger als gedacht. Ob Glückspilz, Glücksschwein und Pusteblumenschirmchen wirklich Glück bringen ?


Dieses wunderschöne Kinderbuch macht wirklich glücklich ! Warum ?, werdet ihr euch fragen und die Antwort ist ganz einfach. Denn manchmal liegt das Glück in den kleine Dingen, die um ins herum sind. Und genau da setzt das Buch von Silke Siefert und zeigt, dass es ganz wenig braucht, um wirklich glücklich zu sein. Vorlesen ist nämlich schon eine Sache, die Kinder glücklich macht und dazu eignet sich dieses Buch hervorragend.


Die Illustrationen sind einfach und in gedeckten Farben gehalten, lenken somit nicht vom Wesentlichen ab, sondern legen den Fokus ganz auf Mister O'Lui und den kleinen Rupert. Die Seiten enthalten kleine Botschaften, die Jungen und Mädchen zum Nachdenken anregen, ihnen aber auch positive Gefühle vermitteln, sodass sie sich in und mit der Geschichte wohlfühlen.

Die kurzen, einfachen Sätze sind vom Inhalt und in ihrer Aussage leicht verständlich und geben Kindern die Möglichkeit, das Gelesen zu verinnerlichen, es auf ihre eigen Situation anzuwenden und sind gleichzeitig eine liebevolle Anleitung, um selbst glücklich zu sein, das Glück in den kleine Dingen zu finden und sich über das wundervolle Geschenk der Freundschaft zu freuen.

Ein sehr warmherzig und liebevolles Vorlesebuch, das positive Gefühle und kleine Glücksmomente schenkt.

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