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Veröffentlicht am 03.09.2022

Magisches Leseabenteuer

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
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Auf den ersten Blick ist Harrsion das bravste Kind, was sich Eltern wünschen könne. Aber wehe, wenn er einen seiner Wutanfälle bekommt. Dann heisst es nämlich in Deckung gehen und hoffen, dass der Zorn ...

Auf den ersten Blick ist Harrsion das bravste Kind, was sich Eltern wünschen könne. Aber wehe, wenn er einen seiner Wutanfälle bekommt. Dann heisst es nämlich in Deckung gehen und hoffen, dass der Zorn ganz schnell verraucht. Selbst auf einer Kindergeburtstagsparty kann sich Harrison nicht zügeln und rastet aus. Zum Ende der Feier bekommt jedes Kind eine Luftballon geschenkt und Harrison erhält den wohl Außergewöhnlichsten - ein Schwarzes Loch. Harrsion kann nach Lust und Laune alles in diesem Schwarzen Loch verschwinden lassen, was ihm so richtig auf den Keks geht. Doch das Schwarze Loch hat großen Hunger und verschlingt auch Dinge, die Harrison am Herzen liegen...


Es gibt Bücher, die ziehen die Leser:innen mit Haut und Haaren in ihre Story hinein und verschlingen sie - wie ein Schwarzes Loch. Und genau so ein Buch ist "Der Junge, der die Welt verschwinden ließ", denn es ist magisch, fantastisch und lehrreich zugleich.

Harrison ist ein wirklich netter kleiner Kerl, der immer alles richtig machen will. Aber seine Wut bekommt er einfach nicht in den Griff. Er versucht zwar immer, alles herunterzuschlucken, aber je mehr er dagegen ankämpft, desto größer wird der Igel im Bauch, der ihn piekst.

Mit dem Schwarzen Loch scheint sich sein Problem fast wie von selbst zu lösen, denn alles, was Harrison nervt, wirft er in das Schwarze Loch und er hat seine Ruhe. Klingt verführerisch und Harrison macht auch wirklich oft und gerne Gebrauch von dieser Möglichkeit der "Entsorgung". Doch je mehr er in das Schwarze Loch hinein wirft, desto einsamer wird er und merkt, dass es besser ist, über seine Gefühle und Stimmungen zu reden, anstatt sie in sich hineinzufressen.

Der Autor erzählt eine wahrhaft fantastische Geschichte und fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen mit seinem Ideenreichtum. Das Buch steckt voller Abenteuer, die spannend und zugleich lehrreich erzählt werden. Ein bisschen Sci-Fi, ein bisschen Humor und ganz viel Gefühl lassen selbst komplexe Physik verständlich werden und erläutern die Entstehungsdynamik von Schwarzen Löchern.

Die Story ist wendungsreich und voller Überraschungen, sodass Jungen und Mädchen ab 10 Jahren eine faszinierende Geschichte erleben und sie gerne lesen. Die Botschaft, die der Autor in seinem Buch verpackt, ist klar und deutlich zu formuliert: Hab den Mut, zu deinen Gefühlen zu stehen und rede drüber. Denn auch Wut kann hilfreich sein, um zu zeigen, dass du dich nicht verstanden fühlst .Alle deine Gefühle sind erlaubt und werden akzeptiert.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Mehr Fantasy-Romanze als historischer Roman

Das Verschwinden der Sterne
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Jona kennt nur das Leben draussen in der Wildnis, denn nach ihrer Entführung dir Jerusza ist sie zwischen Bäumen, Sträuchern und fernab der Zivilisation aufgewachsen. So bleibt vor ihr verbogen, was in ...

Jona kennt nur das Leben draussen in der Wildnis, denn nach ihrer Entführung dir Jerusza ist sie zwischen Bäumen, Sträuchern und fernab der Zivilisation aufgewachsen. So bleibt vor ihr verbogen, was in der Welt wirklich vor sich geht und in welchen dunklen Zeiten sie lebt. Das ändert sich schlagartig, als sie im Wald auf eine Gruppe jüdischer Geflüchteter stößt, die den Nazis entkommen sind. Denn sie erzählen von Hass, Hetze und Grausamkeiten, die unvorstellbar sind. Jona stellt ihr Wissen den Gefllüchteten zur Verfügung, um deren Überleben in der Wildnis zu sichern. Aber auch hier schläft der Verrat nicht und Jona muss fliehen...


Kristin Harmel schreibt Bücher voller Emotionen, berührenden Schicksalen und spannenden Handlungen. Mit "Das Verschwinden der Sterne" spielt sie mit dem Mystischen, Geheimnisvollen und lässt Übersinnliches miteinfließen.

Irgendwie werde ich nicht richtig warm mit der ganzen Materie, auch wenn ich die Herangehensweise an die Thematik interessant und neu finde. Auf mich wirkt aber alles ein bisschen zu gewollt und dick aufgetragen, sodass ich mich eher vom Buch zurückziehe, anstatt eine echte Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Gerade der Beginn des Romans wirkt befremdlich und sehr konstruiert und wer sich nicht mit dem Paranormalen befasst, wird hier verdutzt dreinblicken und sich fragen, wie Harmel auf die Idee kommt, die schrecklichen Erlebnisse des Holocaust mit dem Übersinnlichen zu verbinden.

An der Recherche zum Buch gibt es, wie immer, nichts auszusetzen und Harmel beweist wieder, dass sie sich intensiv mit der Thematik befasst, um nicht nur selbst, sondern auch ihren Leser:innen Zugang zu verschaffen. Meine Erwartung an das Buch ist aber leider nicht erfüllt worden, da ich hier eher eine Handlung über Personen im Widerstand erwartet habe. Harmel verlässt aber diesen Pfad und geht einen ganz neuen Weg, in dem sie die Geschichte mehr und mehr ins Genre Fantasy verlegt und ihr den Anstrich einer Fabel verpasst. In meinen Augen eine nicht ganz so glückliche Kombination, da die Schrecken des Zweiten Weltkrieges grausame Realität sind.

Auch wird im Verlauf des Buches sehr häufig erkennbar, wie sich die Handlung entwickeln wird. Zwar versucht die Autorin, ihre Leser:innen an die Seiten zu fesseln, aber die ein oder andere Wendung in der Geschichte ist schon recht früh zu erahnen und sorgt nicht unbedingt für großartige Überraschungsmomente. Auch finde ich manche Passagen wenig sinnhaft und fraglich, denn woher erhält Jona ihr Wissen über bestimmte Ereignisse, wenn sie im Wald abgeschottet von jeglicher Zivilisation lebt und keinen Zugang zu Radiogeräten oder Tageszeitungen hat ?

Die Ideen der Schreibenden finde ich im Ansatz gut, aber die Mischung aus Fantasy-Romanze und historischem Roman in Verbindung mit dem Holocaust ist nicht wirklich geglückt. 2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Ein echtes Highlight !

Die leise Last der Dinge
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Es heißt immer, die Zeit heilt alle Wunden, aber auch nachdem ein Jahr vergangen ist, sitzt die Trauer bei Benny und seiner Mutter noch tief. Das Leben ohne Vater, ohne Ehemann ist mit einem Schmerz durchzogen, ...

Es heißt immer, die Zeit heilt alle Wunden, aber auch nachdem ein Jahr vergangen ist, sitzt die Trauer bei Benny und seiner Mutter noch tief. Das Leben ohne Vater, ohne Ehemann ist mit einem Schmerz durchzogen, der tief sitzt und sich von innen nach aussen frisst. Es ist ein Schmerz, der den Alltag verwandelt - Bennys Mutter Annabelle wird zum Messi, um ihre Verlustängste zu kompensieren und Benny selbst hört plötzlich die Gegenstände um ihn herum sprechen. Dieses Stimmengewirr in seine Ohren kann er nicht mehr ertragen und er flüchtet in eine Bibliothek, in der zwar die Dinge mit ihm sprechen, aber auf eine erträgliche Weise. Doch die Trauer ist übermächtig und scheint Mutter und Sohn immer mehr zu vereinnahmen, bis beide auf ein Buch stossen, das eine besondere Bedeutung für sie hat...

Manchmal gibt es Bücher, die suchen sich ihren Weg zu den Leser:innen, weil die Geschichten, die sie erzählen, einfach anders sind. Anders im Sinne von noch nie dagewesen, unerwartet, magisch, bewegend und berührend. Und genau so ein Buch ist "Die leise Last der Dinge", denn es erzählt mit einem unglaublichen Einfühlungsvermögen vom Anderssein, von Trauer und Verlust und doch ist es voller Liebe, Trotz und Zuversicht. Es ist ein Buch, das sich bewusst gegen den Mainstream stellt und zeigt, wie verletzlich trauende Seelen sind.

Ruth Ozeki gelingt es dabei, eine einzigartige Mischung aus einfühlsamen und berührenden Worten zu finden, magische Szenen zu erschaffen und mit einer Prise Humor und Mitgefühl zu würzen.

Die Leser:innen begleiten Benny auf seinem Weg durch die Trauer und sehen sich selbst ganz oft mit der Handlung konfrontiert, die zum Nach- & Überdenken einlädt. Was für Benny real ist, erscheint für andere als Hirngespinst. Die brüllende Stille der inneren Leere wird mit unnützem Konsum gefüllt und spendet dabei nur kurzfristig Trost und Befriedigung. Sind wir in unserer Trauer wirklich allein ? Ist alles real, was wir hören und sehen? Wer trägt uns mit Liebe und Mitgefühl durch eine Zeit, in der wir manchmal keine Worte, sondern einfach nur stille Zuwendung brauchen ?

Ruth Ozeki ebnet mit diesem außergewöhnlichen Buch den Weg, sich mit existenziellen Fragen zu beschäftigen und über die eigene Lebensweise nachzudenken. Was bleibt, wenn man sich die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt ?

Ein Buch, das viele Geschichten in der Geschichte erzählt, die man nur hören kann, wenn man zwischen den Zeilen liest. Großartig umgesetzt mit manchmal skurrilen Charakteren und einer wundervollen Botschaft: Liebe ist das einzige, was alle Wunden heilt

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Wunderschöne Weihnachtsgeschichte

Der kleine Engel Raphael
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Dicke Scheeflocken tanzen vom Himmel, als Christian am Fenster steht und hofft, dass sein Wunschzettel nicht einschneit. Doch was ist das ? Mitten im Schneegestöber ist ein heller Fleck zu sehen, der sich ...

Dicke Scheeflocken tanzen vom Himmel, als Christian am Fenster steht und hofft, dass sein Wunschzettel nicht einschneit. Doch was ist das ? Mitten im Schneegestöber ist ein heller Fleck zu sehen, der sich direkt auf das Fenster zu bewegt. Verwundert schaut Christian aus dem Fenster und sieht einen echten Briefträgerengel, der seinen Wunschzettel an sich nimmt und direkt in den Himmel fliegt...


Kinder lieben Geschichten, erst recht in der Weihnachtszeit. Überall glitzert und funkelt es, kleine und große Wünsche finden den Weg auf die Wunschzettel und ein ganz besonderer Zauber liegt in der Luft. Und genau diese Stimmung fängt Jutta Langreuter für die Kleinsten ein und erzählt eine warmherzige Geschichte, die sich mit ganz viel Liebe und schelmische kleinen Engeln einen Weg in die Herzen von Kindern und Erwachsenen bahnt.

Das wuselige Treiben in der Engelswerkstatt, die vielen Herzenswünsche und die verführerischen Düfte aus der Himmelsbäckerei sorgen bei Kindern für große staunende Augen und sie verfolgen aufgeregt die Handlung. Die Illustrationen sind liebevoll und mit vielen Details versehen, bringen wunderbar die geheimnisvolle Weihnachsstimmung zur Geltung und lassen Kinderherzen höher schlagen. Beim großen Auftritt vom Weihnachtsmann halten Jungen und Mädchen kurz den Atem an und schauen fasziniert nach dem Schlitten, den vielen Geschenken und den Rentieren.

Das Glitzern vom Buchcover findet sich im Glitzern in den Kinderaugen wieder, wenn sie diese wunderschöne Weihnachtsgeschichte von Geheimnissen, Wünschen und kleinen pfiffigen Engeln hören. Die stabilen Seiten des Buches sind robust, sodass auch kleine Kinderhände neugierig und voller Spannung die Seiten umblättern können.

Ein liebenswertes Buch, das die Wartezeit aufs Fest mit einer bezaubernden Geschichte verkürzt.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Dem Zufall die Hand reichen, damit ein Wunder geschehen kann (Monika Minder)

Briefe für dich
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Hannah hat sich das alles so wunderbar vorgestellt, aber die Realität sieht anders aus. In ihrem kleinen gemütlichen Buchcafé sollte so es kurz vor Weihnachten so richtig brummen, aber die Kundschaft ist ...

Hannah hat sich das alles so wunderbar vorgestellt, aber die Realität sieht anders aus. In ihrem kleinen gemütlichen Buchcafé sollte so es kurz vor Weihnachten so richtig brummen, aber die Kundschaft ist noch recht rar gesät. Eine Dame mit Hund, die unter allen Umständen Hannahs Angebot um Hundekekse erweitert haben möchte und ein junger Journalist, der jetzt nicht ganz Hannahs Vorstellungen entspricht, mausern sich schnell zu Stammgästen. Ach ja, ein unbekannter Briefeschreiber ist auch noch dabei und der lässt Hannahs Herz höher schlagen...


"Briefe für dich" ist eine Adaption des amerikanischen Films "E-Mail für dich" und entführt die Leser:innen in die gemütliche Atmosphäre von Hannahs Buchcafé. Die köstlichen Aromen von frisch aufgebrühtem Kaffe , der Duft von leckeren Kuchen und Gebäck, sowie die ganz besondere Stimmung, die es eben nur in der Advents- & Weihnachtszeit gibt, laden zum Wohlfühlen und Genießen ein.

In 24 kurzen Kapiteln erzählen die Autorinnen eine romantische Liebesgeschichte, die zwischen Büchern und nostalgischer Dekoration in Hannahs Laden sich nach und nach entfaltet - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die einzelnen Kapitel sind hinter aufklappbaren Buchseiten versteckt, die für nostalgische Romantiker;innen oder romantische Nostalgiker:innen ein Fest für die Augen bedeuten. Es sind die weihnachtlichen Oblatenbilder, die Erinnerungen an die Kindheit wecken und dem kleine Büchlein ein bisschen das Aussehen eines Poesiealbums verliehen. Sie fangen die Stimmung in den Kapiteln gut ein und stellen mitunter die gerade gelesene Szenen nach.

Einziger Wehrmutstropfen - so schön die nostalgischen Motive auch sind, wirken sie doch, gerade was die Darstellung der menschlichen Figuren betrifft, ein wenig unpassend. Hier wäre eine Kombination aus Antik und modern etwas passender gewesen, um den Bezug zum Inhalt nicht nur herzustellen, sondern auch Bild und Sprache perfekt miteinander zu kombinieren.

Die Charaktere sind authentisch und nehmen die Leser:innen an der Hand, um sie durch die gefühlvolle Geschichte und die adventliche Kulisse zu führen. Ich mag die Entwicklung und die kleinen Hürden, ebenso den Austausch der kleinen Briefchen, die der Anfang einer romantischen Beziehung sind.

Manchmal ist es der Zufall, der für kleine Wunder sorgt.

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