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Veröffentlicht am 10.06.2022

"Mantje, mantje, Timpe te, Buttje, Buttje in der See"

Fischers Frau
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Die Welt von Mia Sund beherbergt so manch wertvolles Stück aus der Vergangenheit, denn als Kuratorin hat sie den Blick für Kunst, kann echt von falsch unterscheiden und Qualitätsarbeit beurteilen. Ein ...

Die Welt von Mia Sund beherbergt so manch wertvolles Stück aus der Vergangenheit, denn als Kuratorin hat sie den Blick für Kunst, kann echt von falsch unterscheiden und Qualitätsarbeit beurteilen. Ein Fischerteppich mit seiner unglaublichen Farbintensität weckt ihre Aufmerksamkeit. Das Grün changiert und fasziniert Mia und so betrachtet sie sich das handwerkliche Ausnahmestück etwas genauer. Der Teppich ist nicht einfach nur ein Teppich, er erzählt eine unglaubliche Geschichte, der Mia auf den Grund gehen muss...

Karin Kalisa erzählt in "Fischers Frau" eine Art modernes Märchen, das in Anlehnung an das Märchen der Brüder Grimm für ein sehr phantastisches Grundgerüst sorgt. Ihre Erzählstränge gleichen Fäden, die mal, mehr mal weniger dicht gezwirbelt sind, mal glänzende, mal stumpfe Garne enthalten und die es gilt, zu einem Gesamtbild zuknüpfen.

Dabei greift sie die Tradition des Knüpfens von Fischerteppichen auf und verwebt diese mit einer fiktiven Geschichte, die in leisen, aber kraftvollen Worten von zwei Frauen erzählt, die ihren Weg in die Welt und zu sich selbst ernst noch finden müssen.

Beide Frauen eint, dass sie unschöne Erfahrungen machen mussten, die den Lebensfaden beschneiden, ihn ausdünnen und auch mal reißen lassen. Und trotzdem knüpfen beide immer wieder neue Verbindungen, um ihren Weg zu gehen und mit den Narben (hier versinnbildlicht als Knoten) das Bild zu vervollständigen.

Dabei fließen immer wieder Teile des Märchens ein, dienen las Wegbereiter und Türöffner, um die Welt von Mia und Nina mit offenen Augen zu sehen, jedoch wird es hier vollkommen anders interpretiert. Viele Symbole im geknüpften Teppich stehen für ein prägendes Ereignis und Mia muss diese Botschaften entschlüsseln, um hinter das Geheimnis zu kommen. So lernt Mia nicht nur Nina besser kennen, sondern erfährt auch viel über sich selbst und durchlebt eine Wandlung, die sie selbst am allerwenigsten für möglich gehalten hätte.

Das Cover verbindet beide Frauen miteinander, die zwar in unterschiedliche Richtungen blicken, aber durch Meer und Wellen vereint sind. Fast erscheint es so, als würden beide Frauen eine Symbiose eingehen.

Karina Kalisa zeichnet zwei Frauenbilder mit feiner Feder, macht ihre Gefühls-& Gedankenwelt zugänglich und fängt ihre Leser:innen mit einem fein gesponnenen Netz wie eine Menschenfischerin ein. Mal poetisch, mal aufwühlend, mal geheimnisvoll, aber immer auf den Punkt - für mich großartige Erzählkunst und deswegen vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Ich habe noch nie eine Grenze gesehen. Aber ich habe gehört, dass diese im Kopf einiger Menschen existieren (Heyerdahl)

Der Duft von Erde nach dem Regen
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Die ganze Welt scheint nur noch Kopf zu stehen, denn die völkischen Ideologien verbreiten sich immer mehr in Köpfen. Leopold ist regelrecht besessen davon, sieht im Wirken der Faschisten seine Zukunft ...

Die ganze Welt scheint nur noch Kopf zu stehen, denn die völkischen Ideologien verbreiten sich immer mehr in Köpfen. Leopold ist regelrecht besessen davon, sieht im Wirken der Faschisten seine Zukunft und schließt sich ihnen an. War der Riss zwischen ihm und seiner Schwester Franziska vorher schon deutlich zu erkennen, ist der endgültige Bruch nun nicht mehr aufzuhalten.Während Franziska versucht, den Apfelhof als Pension in Schwung zu bringen, schreiten die politischen Auswüchse immer weiter voran und ein drohender Krieg schwebt über Südtirol wie ein Damoklesschwert...


Waren meine Gefühle nach Band eins noch gespalten und mit einer gewissen Enttäuschung verbunden, da ich nicht wirklich Zugang zu den Figuren und ihrer Geschichte gefunden habe, so bin ich froh und dankbar, dass ich Band zwei gelesen habe. Denn Anna Thaler legt in diesen Folgeband alles hinein, was es zu einem guten historischen Roman braucht, um die Leser:innen nicht nur zu begeistern, sondern sie mit in die Geschichte hineinzuziehen.

Franziska und Wilhelm haben eine enorme Entwicklung hingelegt und jetzt endlich kann ich ihnen ihre tiefe, innige Verbundenheit glauben. Die Autorin zeichnet eine sehr liebevolle, von gegenseitigem Vertrauen und Verständnis geprägte Ehe, die zugleich Stütze und Kraftquelle für beide Ehepartner ist.

Das Leben auf dem Hof könnte so idyllisch sein, wenn da nicht Leopold wäre. Diesem querschädeligen Dickkopf ist nichts heilig, seinen Verstand hat er mehr oder weniger versoffen und bereitet so dem braunen Gedankengut einen Nährboden, bei dem die dunkle Saat nur allzu bereitwillig aufgeht.

Thaler beschreibt mit sehr ergreifenden Worten die Zeitspanne vom Frühjahr 1936 bis zum Kriegsausbruch am 01.September 1939 und holt mitunter grausame Bilder aus ihrem imaginären Familienalbum hervor, die schockieren und lange nachwirken. Es sind Schicksalsschläge, die den Zusammenhalt der Dorfbewohner:innen fordern, aber auch die Auswirkungen der zunehmenden Judenverfolgung sind deutlich zu spüren. Bei Aarons Heimkehr habe ich weinen müssen, obwohl der versucht, die erlitten Demütigung mit Fassung zu tragen. Doch seine Würde ist gebrochen...

Die Autorin verknüpft ihre fiktive Handlung mit dem damaligen Zeitgeschehen, verwischt somit die Grenzen zwischen Historie und Dichtung und bewirkt so, dass sich die Vergangenheit neu zusammensetzt und um ein weiteres Handlungsfeld in Südtirol ergänzt wird. Personen kommen und gehen, hinterlassen Spuren auf dem Apfelhof sowie in den Herzen der Lesenden und teilen mit ihnen ein Schicksal, das berührt und betroffen macht.

Mit diesem Folgeband hat mich Anna Thaler komplett überzeugt und ich warte nun gespannt auf das Finale, denn ich möchte unbedingt wissen, was aus den Südtiroler:innen geworden ist.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Wenn die schwarze Asche fällt...

Schwarzer Sand
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Während der Ätna wütet, seine Vulkanasche in die Atmosphäre schleudert und alles in schwarze Nebel hüllt, kommt ein grausames Verbrechen ans Tageslicht In einer alten Villa sitzt eine mumifizierte Frauenleiche ...

Während der Ätna wütet, seine Vulkanasche in die Atmosphäre schleudert und alles in schwarze Nebel hüllt, kommt ein grausames Verbrechen ans Tageslicht In einer alten Villa sitzt eine mumifizierte Frauenleiche gekrümmt im Speiseaufzug und gibt den Ermittelnden Rätsel auf. Nur anhand der Kleidungsreste, ihrer Perlenkette und einem Schminkköfferchen kann eine erste Einschätzung abgegeben werden und es stellt sich heraus, dass die Tat schon Jahrzehnte zurückliegen muss. Giovanna Guarrasi muss ermitteln und sieht sich Fragen über Fragen gegenübergestellt, für die es scheinbar keine Antworten gibt. Mit Kommissar a. D. Panté erhält sie hilfreiche Unterstützung und beide müssen eine Zeitreise unternehmen, die mehr als eine unschöne Überraschung für sie bereit hält....

Italo-affine Leser:innen, die einfach nicht genug aufregende Lektüre aus ihrem Sehnsuchtsland zwischen die Finger bekommen können, müssen unbedingt zu dieser Krimi-Reihe greifen, denn hier stimmt einfach alles.

Das Konzept der Autorin geht voll auf, denn schon zu Beginn zeichnet sie eine aufregende und faszinierende Landschaft, in dem sie den Feuer spuckenden Ätna als dramatische Hintergrundkulisse wählt.

Der Fall ist ebenfalls gut durchdacht und wirft zu Beginn viele Fragen auf, die anscheinend unlösbar sind. Giovanna lässt sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen, weiß sich zu behaupten und kratzt so bei der ein oder anderen Figur am Selbstvertrauen. Sie eckt an, nimmt das aber bewusst in Kauf, aber ihre Hartnäckigkeit bringt sie auch bei den Ermittlungen voran.

Die Nachforschungen lüften so manches Mäntelchen des Schweigens und Vergessens, denn wie ein Verbrechen im wahrsten Sinne des Wortes so totgeschwiegen wird, da wartet sicherlich noch ein zweites. Panté bekommt hier seinen großen Auftritt und kann beweisen, dass er, trotz Ruhestand, noch geschärfte Sinne hat.

Nicht nur die Ermittelnden, auch die Leser:innen schieben die Puzzleteilchen hin und her, aber da scheint es jemanden zu geben, der mit aller Macht verhindern will, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Das sorgt für zusätzliche Spannung und hält die Leser:innen bei der Stange, um im trüben Teich aus Neid und Habgier nach den Tatsachen zu fischen.

Ein gelungener Start in die sizilianische Krimi-Reihe, die mit einer großen Portion Atmosphäre, tollen Landschaftsbildern und einer außergewöhnlichen Hauptfigur punkten kann.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Wenn das Leben dir Zitronen gibt...

Mord und Limoncello
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Nein, so hat sich Charlotte ihren Urlaub am Gardasee nicht vorgestellt. Statt romantischen Abenden mit ihrem Mann Jens auf der Terrasse mit Blick über den See zu verbringen, muss sie selbigen betrauern. ...

Nein, so hat sich Charlotte ihren Urlaub am Gardasee nicht vorgestellt. Statt romantischen Abenden mit ihrem Mann Jens auf der Terrasse mit Blick über den See zu verbringen, muss sie selbigen betrauern. Ausgerechnet ihm, der so penibel, je fast schon pedantisch in seiner Arbeit als Polizist ist, pustet jemand das Lebenslicht aus. Commissario Fabio Angelotti muss nicht nur Mordfall ermitteln, sondern er merkt auch, dass sich zwischen ihm und Charlotte etwas anbahnt. Aber das ist erst einmal zweitrangig, denn es gilt, den Täter zu überführen...

Schon das Cover entführt die Leser:innen nach Limone, lässt den warmen Sommerwind über die Arme streifen, der Duft von Zitronen liegt in der Luft...und wird jäh von einem Mord erschüttert. Elisabeth Horn schafft es spielend leicht, die mediterrane Atmosphäre in die heimischen Lesezimmer zu zaubern und beim Gang durch die Limonaia Sehnsüchte zu wecken.

Und doch ist ihr Gardasee-Krimi keine allzu leichte Kost, denn die Handlung hat es in sich. Charlotte ist so herrlich unkonventionell und trägt das Herz auf der Zunge, was ihr manchmal zum Verhängnis wird. Ich mag sie sehr, denn irgendwie hat sie so etwas Mütterliches, freundliches an sich, dass mein Herz ganz weit öffnet und ihr einen festen Platz darin reserviert.

Auch Fabio Angelotti ist der Knaller, denn seine verstecken Liebesbekundungen, die er mal ebenso galant aus dem Ärmel gleiten lässt, sind nicht nur für Charlotte Seelenschmeichler :) Er weiß ganz genau, wie er Frauen im Allgemeinen und Charlotte im Besonderen um den Finger wickeln kann.

Die Handlung bietet viel Abwechslung, öffnet das Kapitel der Schwarzhemden am Gardasee, sodass hier Vergangenheit und Gegenwart ineinander fließen und einige Rätsel zu lösen sind.

Immer vorneweg Angelotti und Charlotte, die ein echt gutes Team sind - auch außerhalb der Ermittlungen. Auch wenn manchmal die Spannung nicht ganz so hoch angesetzt ist, bleiben die Leser:innen am Ball und fügen die kleinen Mosaiksteinchen zusammen, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Zwischen Zitronengärten, leckerer Pasta und Geheimniskrämereien können sich die guten Ideen der Autorin wie ein Schmetterling entfalten, der von Zitronenblüte zu Zitronenblüte flattert.

Wer es nicht ganz so düster und blutig mag, der darf gerne zu diesem Krimi greifen, denn er hat charmante Figuren, eine gut durchdachte Handlung und lässt ein Hauch Urlaubsstimmung zurück.

Für mich die perfekte Einstimmung auf einen Sommer am Gardasee. Ich bin gespannt, welche Überraschungen in den Folgebänden darauf warten, aus der Schale gepellt zu werden :)

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Den Reiz der Bergwelt am Drahtseil erleben

Drahtseiltanz am Fels
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Schnödes Wandern ist zu langweilig, Bergsteigen zu klassisch - da gibt es nur eine Lösung, um dem Ruf der Berge zu folgen: Klettersteige.

Sie ermöglichen, den Reiz der Bergwelt am Drahtseil zu erleben, ...

Schnödes Wandern ist zu langweilig, Bergsteigen zu klassisch - da gibt es nur eine Lösung, um dem Ruf der Berge zu folgen: Klettersteige.

Sie ermöglichen, den Reiz der Bergwelt am Drahtseil zu erleben, unwegsames Gelände zu überwinden und in atemberaubende Panoramen einzutauchen. Dabei ist das Gehen am Seil keinesfalls ein Kinderspiel, auch wenn in diesem Buch Routen zu finden sind, die mit Kindern gegangen werden können. Trittsicherheit, eine entsprechend gute Kondition und eine passende Ausrüstung sind enorm wichtig, um den Wunsch nach dem vertikalen Kick ohne Risiken und Verletzungen in die Tat umzusetzen.

Das Buch bietet 50 Klettersteige in Österreich und der näheren Umgebung und entführt die Leser:innen auf fantastische, abwechslungsreiche Bergtouren, die keine Wünsche offen lassen, das Adrenalin in die Adern pumpen und für spektakuläre Wow- Momente sorgen. Unterteilt in die Kategorien Einsteiger, Genießer, Fortgeschrittene und Experten und nach Schwierigkeitsgrad aufgelistet, finden Klettersteiggeher:innen die passende Route für das ultimative Bergabenteuer.

Die Beschreibung der Routen ist in sehr ausführlichen Texten zusammengefasst, die aber nicht staubtrocken, sondern humorig und einfallsreich formuliert sind. Die beigefügten Skizzen enthalten alle notwendigen Informationen, weisen Ratsplätze (auch ungewöhnlicher Art, wie etwa ein Lift-Sessel oder ein Bergsofa) und Besonderheiten auf. Jede Hänge- oder Seilbrücke, Leiterpassagen , steile Klammern oder Flying Fox sind eingezeichnet, um sich schon einmal einen ersten Eindruck über die Tour zu verschaffen und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen.

Das Buch lebt von den eindrucksvollen Aufnahmen, die atemberaubende Szenen am Klettersteig und beeindruckende Bergansichten ermöglichen. Für Einsteiger:innen eine Inspiration, für bereits Geübte ein wahres Füllhorn an neuen Touren, die es noch zu entdecken gilt.


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