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Veröffentlicht am 03.06.2022

Der beste und persönlichste Oldinghaus !

Mord auf Westfälisch
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Fassungslos und voller Wut drischt Jan Oldinghaus auf seinen Boxsack ein, denn er kann nicht glauben, dass sein Bruder Cord tatsächlich sein Erbteil am Hof verkauft hat. Ausgerechnet an den hochnäsigen ...

Fassungslos und voller Wut drischt Jan Oldinghaus auf seinen Boxsack ein, denn er kann nicht glauben, dass sein Bruder Cord tatsächlich sein Erbteil am Hof verkauft hat. Ausgerechnet an den hochnäsigen und versnobten Wurstbaron Piepenbrock, der nur eines im Sinn hat - bloß keinen Stein auf dem anderen lassen und alles einer radikalen Veränderung unterziehen. Die Hiobsbotschaften nehmen kein Ende, denn zwei kaltblütige Morde ziehen nicht nur die mediale Aufmerksamkeit auf sich. Jan muss die Ärmel hochkrempeln, denn es geht nicht nur um die sprichwörtliche Wurst...

Jobst Schlennstedt setzt sich mit "Mord auf Westfälisch" selbst die Krimi-Krone auf und veröffentlicht mit dem fünften Band aus der Jan-Oldinghaus-Reihe den bisher besten und persönlichsten Krimi rund um den sympathischen Ermittler.

Dabei greift die Handlung ein sehr aktuelles Thema auf (Gammelwurst) und bietet viele Einblicke hinter die Kulissen einer florierenden Wurstfabrik, die nur noch den Profit und nicht den achtsamen Umgang mit Lebensmitteln und Mitarbeitenden im Sinn hat.

Jan, hitzköpfig und sarkastisch wie immer, bewegt sich sicher in einem raffiniert gesponnenen Plot, der vom Autor mit vielen pfiffigen Ideen, provokanten und exzentrischen Charakteren und jeder Menge Konfliktstoff bestückt wird.

Die Spannung ist zum Greifen nah und führt den Leser:innen vor Augen, was passiert, wenn eine an und für sich kontrollierte Situation aus den Fugen gerät und zum Selbstläufer wird. Aber auch hier gilt - je schillernder die äußere Hülle, desto schwärzer die seelischen Abgründe. Und so jagt nicht nur Oldinghaus den Indizien und Hinweisen nach, sondern Schlennstedt ermöglicht seiner Leserschaft eine ebenso aufregende und ereignisreiche Fahndung nach dem Übeltäter- Überraschungen inbegriffen.

Für mich der beste und persönlichste Oldinghaus und daher gibt es eine absolute Leseempfehlung und 5 Sternchen !

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben....

Tod in Dubrovnik
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Ausgerechnet der Pfarrer wird Opfer eines grausamen Mordes, bei dem der Täter ein regelrechtes Blutbad anrichtet. Inspektor Matic und seine Kollegin Marlais müssen in der kleinen Gemeinde ermitteln. Aber ...

Ausgerechnet der Pfarrer wird Opfer eines grausamen Mordes, bei dem der Täter ein regelrechtes Blutbad anrichtet. Inspektor Matic und seine Kollegin Marlais müssen in der kleinen Gemeinde ermitteln. Aber wo sie auch nachfragen, scheint jede/r Bewohner/in eine weiße Weste zu haben. Aber je mehr die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr Geheimnisse kommen ans Tageslicht und es scheint als würden Wände Ohren haben....


Die kleinen Gassen am Stadtrand von Dubrovnik locken die Leser:innen und laden zu einer ganz besonderen Tour durch die verwinkelten Straßenzüge ein. Das Ermittlerduo harmoniert sehr gut miteinander und der ganz spezielle Humor, der ihnen beiden gegeben ist, sorgt für verstohlenes Grinsen, wenn die ein oder andere Spitze abgeschossen wird.

Der Pfarrhaushalt mit seinem "Durchgangsverkehr" bietet eine wundervolle Bühne, um hier das Böse sein Unwesen treiben zu lassen und so manche Spekulation anzuheizen. Klatsch und Tratsch gehören zum Alltag und auch eine gehörige Portion Doppelmoral kommt ans Tageslicht. Ranka Keser weiß die südländische Lebensart gekonnt mit den regionalen Besonderheiten zu kombinieren, lässt verführerische aromatische Düfte von einheimischen Gerichten durch die Seiten ziehen und belebt ihre Handlung mit facettenreichen Charakteren.

Die Leser:innen werden ein Teil der kleinen Gemeinde und überlegen, genau wie die beiden Ermittelnden, wem sie vertrauen können, wer die Wahrheit spricht und wer immer wieder geschickt versucht, sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen. Die leichten Startschwierigkeiten zu Beginn des Buches werden durch den flotten Schreibstil und den dekorativen Bildern aus Kroatien, die fast wie eine überdimensionale Fototapete wirken, wieder ausgemerzt. Gute Ideen, bei denen die Lesenden auch mal um die Ecke denken müssen, begeistern und haben sich von der breiten Masse in diesem Genre ab.

Ein empfehlenswerter Krimi, der nicht nur im Kroatien-Urlaub für Abwechslung und Spannung sorgt.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Braucht lange, um in Fahrt zu kommen, aber dann gibt es kein Halten mehr

Späte Rache im Luberon
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Capitaine Malbec steht der Sinn mehr nach einer Auszeit am Meer, als nach einer rätselhaften Mordermittlung in einem provenzalischen Bergdorf. Aber gegen Unheil ist nun mal kein Kraut gewachsen und so ...

Capitaine Malbec steht der Sinn mehr nach einer Auszeit am Meer, als nach einer rätselhaften Mordermittlung in einem provenzalischen Bergdorf. Aber gegen Unheil ist nun mal kein Kraut gewachsen und so versucht Malbec, die ersten Puzzleteile in Trouvac zu finden. Zwischen den wiederbelebten Ruinen des Dorfes sieht auf den ersten Blick alles heimelig und nach trautem Zusammenleben aus, aber der Capitaine weiß, dass nichts so sehr täuschen kann, wie eine heile Fassade. Und die gilt es zu durchbrechen....


Die Leser:innen merken deutlich, dass sich Ralf Nestmeyer in der Provence auskennt wie in seiner Westentasche, denn der Autor setzt stimmungsvolle Akzente, malt wunderschöne Bilder aus Worten und lässt das kleine Dörfchen Trouvac aus den Seiten steigen. Die Gastfreundschaft überträgt sich auf die Lesenden und eine entspannte Urlaubsatmosphäre macht sich breit.

Und genau liegt auch das Problem, denn bis gut zur Hälfte des Krimis bleibt alles recht unaufgeregt und relaxed. Die Handlung lebt von der idyllischen Landschaft, vom Verzehr regionaler Köstlichkeiten und einem guten Tropfen Wein. Für mein Empfinden passt dies eher in einen unterhaltsamen Reisebericht, aber weniger in einen Krimi.

Ab der Mitte des Buches zieht aber Nestmeyer die Schubladen seines Könnens auf und überrascht die Leser:innen mit guten Ideen, unvorhergesehenen Wendungen und einer spannenden Handlungsabfolge. In den letzten Kapiteln jagt der Schreibende nicht nur Malbec von einer erhellenden Erkenntnis zur andern, auch die Leser:innen beginnen die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen, um ein überraschendes und verblüffendes Gesamtbild zu erhalten.

So beeindruckend und spannend hätte ich mir alle 221 Seiten des Romans gewünscht, denn hier wird viel Potenzial einfach auf der Straße liegen gelassen. Schade, denn zwischen übereifrigen Schatzsuchern, gewinnorientierten Immobilienmaklern und Schatten der Vergangenheit gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die auch einen Provence-Krimi so richtig in Fahrt bringen.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Am Rand des menschlichen Abgrunds

Kaltes Herz fast Eis
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Caro kann und will sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass ausgerechnet ihr Verlobter Alex, ein echter Bergfex, in den Bergen tödlich verunglückt ist. Damit ihre wunde Seele heilen kann, reist sie an ...

Caro kann und will sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass ausgerechnet ihr Verlobter Alex, ein echter Bergfex, in den Bergen tödlich verunglückt ist. Damit ihre wunde Seele heilen kann, reist sie an den Ort des Geschehens, um nachvollziehen zu können, was passiert ist. Als Samuel auf der Bildfläche erscheint, wirkt es so, als könne sie ihre Trauer besser verarbeiten. Denn Samuel ist nicht nur ein Beteiligter aus der Rettungseinheit, er kann Caro auch die Faszination des Kletterns näher bringen, damit sie besser versteht. Doch Caro ahnt nicht, dass sie nur eine Schachfigur in einem bösen Spiel ist...


Dieses Buch ist einfach nur der helle Wahnsinn wenn es darum geht, in menschliche Abgründe zu blicken, Narzissmus und Selbstgefälligkeit in Perfektion zu erleben. Michaela Kastel entführt ihre Leser:innen in die verschneite Bergwelt und lässt die Natur in ihrer gewaltigen Schönheit, jedoch auch mit allen Facetten der von ihr ausgehenden Gefahr aus den Seiten steigen.

Die Geschichte lebt von den unterschiedlichen Charakteren und den verschiedenen Perspektiven, aus denen die Handlung erzählt wird. Samuel verdient wirklich die Bezeichnung selbstgefälliges A......, denn er sonnt sich im Glanz seines Erfolges, kommandiert seine Mitmenschen in einem überheblichen Tonfall herum und zwingt ihnen mehr oder weniger seinen Willen auf.

Sein Bruder Oliver erträgt fast schon mit stoischer Gelassenheit die Launen seinen Bruders. Wenn er aber mal aus der Haut fährt, knallen zwei Sturköpfe aufeinander, die keinen Zentimeter von ihrem Standpunkt abrücken. Der dauerhaft schwelende Bruderzwist ist wie ein giftiger Stachel, der sich immer tiefer bohrt.

Caro wirkt wie eine Schachfigur in einem bitterbösen Spiel der verletzten Eitelkeiten- sie wird hin und her geschubst, mal vor diesen, mal vor jenen Karren gespannt und erkennt erst nach und nach, dass es hinter den mühsam errichteten Fassaden heftig brodelt. Denn je mehr die Masken fallen, desto herzloser werden die Menschen um sie herum. Es gibt Geheimnisse, die besser im Verborgenen geblieben wären.

Kastel schreibt eindringlich und scheut sich nicht, den Finger in die Wunde zu legen und beim Schaulaufen der Bornierten Öl ins Feuer zu gießen. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen, denn es zeigt was passiert, wenn aus Traurigkeit erst Wut, dann Arroganz und schließlich eiskalte Berechnung wird.

Für mich ein echtes Lesehighlight !

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Gedämpfte Geburtstagsfreude

Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag (Pappbilderbuch)
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Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die kleine Hummel Bommel hat Geburtstag. Aber o weh, Papa hat die Einladungskarten vergessen und Mama kein Blütenstaubpuder mehr für den Geburtstagskuchen. Bommel ...

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn die kleine Hummel Bommel hat Geburtstag. Aber o weh, Papa hat die Einladungskarten vergessen und Mama kein Blütenstaubpuder mehr für den Geburtstagskuchen. Bommel macht sich trotzdem auf den Weg und fragt seine Freunde, ab sie Zeit für eine hummelige Party haben. Doch er bekommt nur Absagen...

Das kleine stabile Pappbilderbuch liegt gut in der Hand und ist robust genug, um auch von kleinen Kinderhänden gehalten und umgeblättert zu werden. Die Zeichnungen im beliebten und bekannten Hummel-Bommel-Style haben eine großen Wiedererkennungswert und wecken die Neugier auf die Geschichte. Liebevoll werden die Szenen illustriert und zum Leben erweckt, sodass jede Seite voll ist mit tollen Ideen und vielen Details .

Leider gibt es aber ganz viele traurige Kindergesichter beim Vorlesen, denn im Verlauf der Geschichte hagelt es Absage über Absage und nicht nur Bommel lässt ganz geknickt den Kopf hängen. Es tauchen Fragen auch, warum denn niemand von Bommels Freunden Zeit hat, denn so eine Geburtstagsfeier ist doch etwas ganz Schönes.

Auch wenn für die Vorlesenden das Happy End schon von Beginn der Geschichte feststeht, fällt es den Kleinsten nicht leicht, bei der großen Überraschungsparty ebenfalls Freude zu empfinden, da die Enttäuschung über die vielen negativen Erlebnisse von Bommel aus den vorhergehenden Seiten überwiegt und für gedämpfte Partystimmung sorgt.


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