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Veröffentlicht am 16.04.2022

Für mich der perfekte Wanderbegleiter

Wander dich glücklich – Allgäu
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Das Allgäu ist mein zweites Zuhause und was liegt da näher, als die Wanderschuhe anzuziehen und die schönsten Fleckchen zu Fuß zu erobern. Wilfried und Lisa Bahnmüller haben mit "Wander dich glücklich ...

Das Allgäu ist mein zweites Zuhause und was liegt da näher, als die Wanderschuhe anzuziehen und die schönsten Fleckchen zu Fuß zu erobern. Wilfried und Lisa Bahnmüller haben mit "Wander dich glücklich - Allgäu" den perfekten Wanderbegleiter herausgebracht, der nicht nur aufgrund seiner handlichen Größe in jeden Wanderrucksack gehört.

30 wunderschöne Wanderungen im Allgäu, die nicht nur glücklich machen, sondern auch für echte Wohlfühlmomente sorgen, laden dazu ein, dieses ganz besondere Fleckchen Bayern mit Herz und Seele kennenzulernen.

Unterteilt in die Rubriken Touren für die Sinne, Touren ohne Uhr, Stille Touren und Touren mit Genuss ist hier für jede Vorliebe die passende Route dabei und es fällt wirklich schwer, sich für ein Highlight zu entscheiden.

Vorbei an beeindruckenden Wasserfällen, die eine Symphonie aus abertausend Tropfen bilden, auf Wegsuche im Labyrinth in Nesselwang, auf dem Weg ins Abenteuer auf dem Drachenweg oder auf den Spuren des Märchenkönigs wandeln - das Autorenduo schickt die Leser;innen auf eine fast schon meditative Entdeckungsreise, weckt mit den ausführlichen Tourenbeschreibungen die Neugier auf die einzelnen Wanderungen und bietet mit den Steckbriefen und Übersichtskarten die ersten Möglichkeiten, um in die Planung einzusteigen. Die GPS-Tracks zum Downloaden sind das Tüpfelchen auf dem i und machen die Vorbereitungen zu einem echten Kinderspiel.

Tipps zum Einkehren kitzeln den Gaumen, denn mit dem Vorgeschmack auf einen leckeren Kaiserschmarrn, eine zünftige Brotzeit oder regionalen Köstlichkeiten aus den an der Strecke liegenden Hofläden wird nicht nur die Wanderung, sondern auch die Pause zu einem echten Genuss.

Für mich steht fest - dieses kleine Büchlein gehört ab jetzt zum festen Wanderequipment !!

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Lebensreise

Das Geschenk eines neuen Glücks
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Nach der Testamentseröffnung bestehen noch so viele Fragen, die Alicia gerne beantwortet hätte. Warum hat ihr ihre Großmutter eine Wohnung in Deutschland hinterlassen, von der bis heute niemand wusste ...

Nach der Testamentseröffnung bestehen noch so viele Fragen, die Alicia gerne beantwortet hätte. Warum hat ihr ihre Großmutter eine Wohnung in Deutschland hinterlassen, von der bis heute niemand wusste ? Was steckt wirklich dahinter ? Um Antworten zu finden, reist Alica von Spanien nach Berlin und lernt vor Ort die Lebensgeschichte ihrer Großmutter kennen...


Carmen Romereo Dorr schriebt mit viel Gefühl und dem Gespür für leise Zwischentöne einen sehr gut zu lesenden Roman, der von Vergeben und Verzeihen, Hoffnungen und Neubeginn erzählt und verwebt dabei die Zeit des Holocaust mit dem Hier und Jetzt.

Dabei gelingt es der Autorin, mit vielschichtigen Charakteren und ihren unterschiedlichen Sichtweisen ihre Leser:innen mit auf die Zeitreise zu nehmen und in das Berlin von einst und das Madrid von heute einzutauchen. Kindertransporte und das Verschwinden von lieb gewonnenen Menschen werden aus der Sicht von Paulina erzählt und geben den Lesenden die Möglichkeit, einen sehr emotionalen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken zu erhaschen. Mit dem Wechsel in das Heute gibt die Schreibende Alicia die Möglichkeit, auf Spurensuche zu gehen und ihre Großmutter von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.

Leider bliebt Alicia manchmal, etwas kühl und unnahbar, sodass ihr nicht immer die die uneingeschränkte Sympathie der Leser;innen gehört, aber im Großen und Ganzen kann sie über weite Strecken von sich überzeugen.

Die Autorin beschwört die Bilder der Schreckensherrschaft der Nazischergen geradezu herauf, zeichnet die Widrigkeiten und die daraus resultierenden Probleme und familiäre Belastungen sehr genau nach und bindet so historisch belegte Fakten in ihre fiktive Handlung ein.

Ist zu Beginn des Buches noch eine gewisse Faszination für die Geschichte zu spüren, wird diese im Verlauf der Handlung etwas getrübt, da sich die Autorin mitunter an doch recht vielen Klischees bedient, um ihre Geschichte auszuschmücken. Dafür muss ich leider einen Stern abziehen, da der Inhalt auch sehr gut ohne die Nutzung dieser abgegriffenen Schablonen ausgekommen wäre.

Ansonsten ein sehr gelungenes Familienporträt im Wandel der Jahrzehnte.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Irgendwo, auf der Welt, gibt's ein kleines bisschen Glück und ich träum davon in jedem Augenblick (Lilian Harvey)

Was wir Glück nennen
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Jordis ist Restauratorin und ihr nächster Auftrag führt sie nach Lüneburg, um sich dort im Rathaus bei den Instandsetzungsarbeiten Hand an zu legen. Das Rathaus ist kein unbekannter Ort, denn bereits ihr ...

Jordis ist Restauratorin und ihr nächster Auftrag führt sie nach Lüneburg, um sich dort im Rathaus bei den Instandsetzungsarbeiten Hand an zu legen. Das Rathaus ist kein unbekannter Ort, denn bereits ihr Urgroßvater und ihre Großmutter haben in den frühen 1960er Jahren mit dem Blick fürs Wesentliche und handwerklichem Geschick einige Restaurationsarbeiten dort ausgeführt. Aber nicht nur die alten Gemälde faszinieren Jordis, sondern auch ein Familiengeheimnis, dem sie auf die Spur kommt...


Jan Steinbach rührt mit "Was wir Glück nennen" kräftig die Werbetrommel für die ARD-Telenovela "Rote Rosen" und verbindet seine eigene Geschichte geschickt mit einem kostenlosen Marketing für die Stadt Lüneburg. So oft, wie beides im Buch genannt wird, ist dies schon recht auffällig.

Die Handlung erstreckt sich über zwei Erzählstränge und lässt die Leser:innen eine Zeitreise in die frühen 60er Jahre des letzten Jahrhunderts unternehmen, in denen Beatles, Bienenkorbfrisur und das Motto Kinder, Küche, Kirche für die weibliche Bevölkerung noch sehr in den Denkweisen der Köpfe fest verankert ist.

Vater Hansen ist ein vehementer Verfechter des Patriachats und übersieht dabei das Wohl und die Träume seiner Kinder. Während Monika nicht nur ein Händchen für die Restaurierungen besitzt, sondern auch ihr Herz für diesen wundervollen Beruf schlägt, verbietet ihr Hansen senior das öffentliche Auftreten und die Zurschaustellung ihres Könnens. Vielmehr zwingt er Sohn Wolfgang seinen Willen auf und merkt dabei nicht, wie unglücklich ihn das alles macht.

Der Autor zeichnet ein sehr realistisches Sittengemälde und belebt dieses mit sehr authentischen Figuren, die die Lesenden auf ihre Lebensreise mitnehmen.

Der Sprung in das Hier und Jetzt zeigt deutlich, wie sich nicht nur die gesellschaftlichen, sondern auch beruflichen Aspekte für Frauen verändert haben und ermöglichen den Leser:innen Jordis zu begleiten.

Fachspezifische Recherche zur Thematik und das geschickte Umsetzen in eine fließende Handlung, die mit liebevollen Charakteren bestückt ist, sind die Markenzeichen von Jan Steinbach. Wäre da nicht der kostenlose Werbefeldzug für die bereits erwähnte Fernsehserie und das Stadtmarketing Lüneburg, es hätte ein wirklich toller Roman werden können.

So vergebe ich 3 Sternchen, da mir die Grundidee des Buches sehr gut gefällt, Evergreens von Trude Herr und Catherina Valente zum Mitsummen verleiten und die ruhmreiche Zeit des Star Clubs in Hamburg wieder lebendig wird,.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Das Meer ist wie eine Waschmaschine für die Seele

Zwei am Meer
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Camille und Isabelle haben sich lange nicht gesehen und stehen sich bei der Beerdigung von Arnaud, Camilles Sohn und Isabelles Ex-Mann, wieder gegenüber. Abgesehen davon, dass sie beide mit dem Verlust ...

Camille und Isabelle haben sich lange nicht gesehen und stehen sich bei der Beerdigung von Arnaud, Camilles Sohn und Isabelles Ex-Mann, wieder gegenüber. Abgesehen davon, dass sie beide mit dem Verlust eines lieben Menschen fertig werden müssen, wirken sie nicht wirklich glücklich. Aber einfach mal alle Ängste und Zwänge über Bord werfen, durchstarten und das Leben in vollen Zügen genießen...ist das wirklich so einfach?

"Zwei am Meer" erzählt eine sehr feinfühlige Geschichte, die sehr tiefgründige Gedanken und die Fragen nach dem Sinn des Lebens beinhaltet. Während Camille sich die Frage stellt, welcher Anker sie eigentlich noch hält, muss sich Isabelle mit der Problematik befassen, in welche Richtung sich ihr Leben bewegen soll und ob es nicht besser ist, die Segel neu zu setzen und den Ballast abzuwerfen.

Auf einer gemeinsamen Reise durch die Normandie und die Bretagne lernen sich die beiden Frauen nicht nur besser kennen, sondern sie räumen auch mit den Vorteilen auf, die man im Allgemeinen beiden Landstrichen nachsagt.

Die Luft riecht nach Sonne, Salz und Kirschen wenn beide sich auf die Reise in die Vergangenheit begeben und alte Wunden heilen lassen. Musiknoten schweben aus den Seiten und werden zu klangvollen Melodien, ein prächtiger Farbrausch fließt aus den Seiten, wenn beide in Monets Garten lustwandeln.

Über allem legt sich der Zauber eines wunderbaren Chansons - "La Mer" von Charles Trenet - und begleitet nicht nur die Protagonist:innen im Buch, sondern lässt auch die Lesenden mitsummen.

Die Figuren leben ihre Gedanken und Gefühle aus, zeigen sich verletzbar und nachdenklich, feinfühlig und voller Hoffnungen, wenn sie die Orte von einst besuchen und dabei merken, dass sie mit jeder Erinnerung, die sie zulassen, auch wieder zu sich selbst finden. Die Leser:innen fühlen sich als literarische Flaneur:innen, die die lebendige Szenerie mitverfolgen können.

Das Buch überzeugt durch liebenswürdige Charaktere, die alle das Herz am rechten Fleck haben und die eine wundervolle Botschaft vermitteln: Egal wie alt du bist und woher du kommst - hab keine Angst, du selbst zu sein.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Leider das bisher schwächste Buch des Autors

Esthers Verschwinden
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Auch wenn der Krieg seit einem Jahr zu Ende ist, sind die Schrecken und Erinnerungen an die grausamen Ereignisse immer noch zu präsent. Elin und sein Sohn Isaak sind unter denjenigen, die zu den wenigen ...

Auch wenn der Krieg seit einem Jahr zu Ende ist, sind die Schrecken und Erinnerungen an die grausamen Ereignisse immer noch zu präsent. Elin und sein Sohn Isaak sind unter denjenigen, die zu den wenigen Überlebenden der Schreckensherrschaft der Nazis gehören. Auf der Suche nach Esther, Elins Frau, werden die beiden immer wieder mit Widrigkeiten konfrontiert. Selbst 20 Jahre später in Chicago, scheint die Vergangenheit keine Ruhe zu finden, denn Elin ist noch immer auf der Suche nach der Wahrheit...


Bisher hat mich Ronald H. Balson mit seinen gut recherchierten und packend geschriebenen Büchern von sich als Autor begeistern können, aber mit "Esthers Verschwinden" gelingt ihm das nicht einmal ansatzweise.

Das Buch lebt zwar wieder von der akribischen Beschaffung von Hintergrundinformationen und dem Zusammentragen von historisch belegten Fakten, aber die Handlung ist so unglaublich nüchtern und rational erzählt, dass die Leser;innen keinerlei Beziehung zu den Protagonist:innen aufbauen können. Es fehlt die Möglichkeit, sich emotional mit ihnen auseinanderzusetzen, um die persönlichen Schicksale mitzuerleben und die Gefühle nachzuempfinden.

Elin uns Isaak bieten dabei so viel Potenzial, um die Lesenden mit ins Boot zu holen, aber der Autor lässt die vielen Möglichkeiten ungenutzt verstreichen. Vielmehr erzählt er hier recht distanziert von den Ereignissen. Zwar habe ich bereits viele Bücher zu der Thematik gelesen, aber ich finde, dass es diesbezüglich nie genug an Informationen und Büchern geben kann, um mit diesem schweren Erbe zu leben.

Leider weiß Balson die Geschichte um die DP und Elins Suche nicht einmal in Bruchstücken spannend an die Leserschaft zu vermitteln, sodass hier eine gewisse Langatmigkeit und Monotonie entsteht. Das empfinde ich all denjenigen gegenüber ungerecht, die das Schicksal von Elin im realen Leben geteilt haben, denn eine solche Simplizität und Nichtbeachtung haben sie einfach nicht verdient.

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