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Veröffentlicht am 02.03.2024

Die Welt der Bücher als Pflaster für Wunden, die durch den Krieg entstanden sind

Fräulein Liebe und das Glück der Bücher
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Ein Bombenangriff zerstört alles, was für Eva Familie, Zukunft und große Träume bedeutet hat. Was bleibt sind Erinnerungen und der Versuch eines Neuanfangs. Eva erinnert sich, dass in Andernach noch Onkel ...

Ein Bombenangriff zerstört alles, was für Eva Familie, Zukunft und große Träume bedeutet hat. Was bleibt sind Erinnerungen und der Versuch eines Neuanfangs. Eva erinnert sich, dass in Andernach noch Onkel und Tante wohnen, denen eine Buchhandlung gehört. Dort angekommen, schlägt ihr zunächst Abneigung und Misstrauen entgegen, denn die Buchhandlung ist ein geheimer Treffpunkt von Literaturbegeisterten, die sich dem Nazi-Regime mehr als kritisch gegenüberstehen. Eva beginnt, sich in Andernach wohl zu fühlen und das liegt nicht nur an der Welt der Bücher, die für sie plötzlich so viel mehr ist, als nur gedruckte Buchstaben auf Papier....


Ein Buch über Bücher zu schreiben ist eine wundervolle Idee. Diese dann auch noch mit wahren Begebenheiten zu verknüpfen und mit emotionalen Momenten zu verbinden, ist wirklich der Stoff, aus dem lesenswerte Romane gemacht sind. Susanne Esser lässt mit Eva Liebe eine junge Frau durch die Kapitel streifen, die vom ersten Augenblick an die Leser:innen mit an ihre Seite nimmt. Ihr Schicksal geht zu Herzen und bewirkt, dass eine ganz starke Bindung zwischen Lesenden und Figur entsteht. Eva wird nämlich im Verlauf der Kapitel zu einer guten Freundin, mit der Freude und Leid, Hoffen und Bangen, Träumen und Lieben geteilt werden kann.

Die Schilderungen der Kriegsszenarien sind sehr authentisch, sodass der hohe Pfeifton und das Einschlagen der Bomben allgegenwärtig ist und sich in den Ohren festsetzt. Der Weg nach Andernach hat auch seine Tücken und ich bewundere Eva, wie sie trotz aller negativen Ereignisse nie den Mut verliert, immer wieder aufsteht und ihren Weg geht.

Tante Maria ist auch sehr schön skizziert und ihre Bedenken verständlich. In einer Zeit, in denen ein unbedachtes Wort schon das letzte gewesen sein kann, verschenkt sie ihr Vertrauen nicht leichtfertig. Hinter ihrer harten Schale steckt aber ein recht weicher Kern, der nach und nach zum Vorschein kommt.

Esser lässt den Mikrokosmos Buchhandlung für die Leser:innen aus den Seiten steigen und es ist unglaublich schön zu lesen, wie die Welt der Bücher sich für Eva öffnet und sie in ihren Bann zieht. Auch wenn die Widrigkeiten des Krieges Tante und Nichte vor manche Hürde stellen, so gehen beiden doch immer mehr aufeinander zu.

Evas Nachname sorgt für Herzklopfen - überwiegend im positiven Sinne, aber es gibt auch eine Szene, in der die Lesenden unweigerlich den Atem anhalten und hoffen, dass alles gut ausgeht. Hier weiß die Autorin ganz genau, wie sie spannende und aufwühlende Sequenzen mit in die Handlung einfließen lässt, um ihre Leser:innen bei der Stange zu halten.

Die Buchhandlung am Rhein wird für Eva ein neues Zuhause und auch für Buchbegeisterte öffnet sie bereitwillig ihre Türen, um all die Geschichten zu erzählen, die sich nicht nur auf Papier, sondern auch im Zwischenmenschlichen ereignen. Authentisch und nachvollziehbar erzählt, ist der Start in diese Buchreihe mehr als geglückt.


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Veröffentlicht am 01.03.2024

Hab keine Angst du selbst zu sein

Alberto einfach einzigartig
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Mitten in der Wüste geht es hoch her, denn in der Karawane ist eine heiße Diskussion entbrannt, ob Alberto wirklich dazugehört. Irgendwie sieht er mit seinen drei Höckern komisch aus und es scheint, als ...

Mitten in der Wüste geht es hoch her, denn in der Karawane ist eine heiße Diskussion entbrannt, ob Alberto wirklich dazugehört. Irgendwie sieht er mit seinen drei Höckern komisch aus und es scheint, als würde er nicht so recht zu allen anderen Kamelen passen. Erst als das kleinste Kamel zu bedenken gibt, dass zwar alle Kamele in der Karawane gleich sind, aber trotzdem mehr oder weniger anders aussehen, überdenken die älteren Kamele ihre Haltung...


Alberto ist der neue Liebling in den Kinderzimmern und ihm fliegen die Herzen reihenweise zu. Die liebevollen Zeichnungen laden direkt dazu ein, das niedliche Kamel zu knuddeln und Kinder wie Erwachsenen können einfach nicht anders, als Alberto zu mögen.. Zwischen den liebevoll gestalteten Buchdeckeln befindet sich eine einzigartige Geschichte, die von Akzeptanz, Diversität und Selbstbewusstein erzählt.

Schon die Kleinsten werden mit viel Humor und einer diskriminierungssensiblen Sprache sanft an die Thematik herangeführt um ihnen zu zeigen, dass es völlig in Ordnung und normal ist, verschieden zu sein und dass diese Vielfalt unser Miteinander bunt und aufregend werden lässt. Die Geschichte vermittelt zudem, wie leicht es sein kann, offen für Vielfalt und Diversität zu sein.

Ein sehr modernes Kinderbuch, das Kinder in ihrer Identitätsentwicklung stärkt, Selbstbewusstein aufbaut und sie zu aufgeschlossenen Menschen heranwachsen lässt.


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Veröffentlicht am 01.03.2024

Nur bedingt geeignet

Ein kleines Geheimnis – Spiel mit mir und ich verrat es dir!
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Das kleines Eichhörnchen turnt munter und flink durch die Seiten und animiert schon die Kleinsten zum Mitmachen, um ein gut gehütetes Geheimnis zu erfahren. Was auf den ersten Blick ganz niedlich gemacht ...

Das kleines Eichhörnchen turnt munter und flink durch die Seiten und animiert schon die Kleinsten zum Mitmachen, um ein gut gehütetes Geheimnis zu erfahren. Was auf den ersten Blick ganz niedlich gemacht ist, ist aber nur bedingt geeignet, um Kindern zu vermitteln, dass sie geliebt werden.

Hier wird mit dem Belohnungsprinzip gearbeitet und das ist wenig bedürfnisorientiert, um Kindern jederzeit das Gefühl zu vermitteln, dass sie geliebt werden. Zwar gefällt die Gestaltung der stabilen Pappkartonseiten, denn sie sprechen Jungen und Mädchen ab zwei Jahren direkt an, aber das Ziel, die intrinische Motivation zu fördern sowie die motorischen Fähigkeiten zu schulen, um eine Belohnung in Form der Aussage zu erhalten "Ich habe dich lieb" erscheint fragwürdig, um Kindern ein liebevolles und bedingungsloses Miteinander zu vermitteln.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Versprochen ist versprochen...

Ich verspreche, dich zu finden
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Quenby ist Journalistin und immer auf der Suche nach guten Geschichten, die unter die Haut gehen. Ihre aktuellen Recherchen befassen sich mit Spionage im Zweiten Weltkrieg und sie taucht immer tiefer in ...

Quenby ist Journalistin und immer auf der Suche nach guten Geschichten, die unter die Haut gehen. Ihre aktuellen Recherchen befassen sich mit Spionage im Zweiten Weltkrieg und sie taucht immer tiefer in die Thematik ein. Ein Anruf macht sie mehr als neugierig, denn ein reicher Amerikaner bittet sie darum, ihr bei der Suche nach einer vermissten Person zu helfen, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist. Quenby ist zwiegespalten, doch sie kann sich diesem Angebot einfach nicht entziehen. Die Schilderungen berühren sie und schaffen so eine erste emotionale Verbindung. Noch ahnt sie nicht, welche Zusammenhänge sie aufdecken wird.....


Melanie Dobson schreibt Bücher, die nicht nur Geschichten erzählen, sondern auch tief unter die Haut gehen. Mit "Ich verspreche, dich zu finden" verbindet sie die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und die Themen, Flucht, Vertreibung und Spionage mit dem Einlösen eines gegebenen Versprechens und ermöglicht so ihren Leser:innen, sich vollends in die ergreifende Handlung fallen zu lassen und gemeinsam mit Quenby auf Spurensuche zu gehen.

Dabei schildert die Autorin mit einem unglaublichen Gespür für die leisen Zwischentöne und ganz viel Sensibilität viele berührende Momente der Verbundenheit zischen den Kindern Dietmar und Brigitte, deren Freundschaft ein ganz besonderes Geschenk ist. Es sind Augenblicke der Hoffnung und der Zuversicht, die aus dem christlichen Glauben wachsen und den Kindern in einer dunklen Zeit Halt geben. Die Lesenden werden durch die sehr lebendige und bildhafte Sprache zu Augenzeug;innen und erleben die Schrecken der Flucht und der Kriegstage hautnah mit. Dietmar reicht nicht nur Brigitte immer wieder seine helfende Hand, sonder er führt die Leserschaft ebenso stark und sicher durch diese aufwühlenden und emotionalen Kapitel.

Die Zeitreise wird immer wieder durch die Recherchen ein der Gegenwart unterbrochen, sodass sich die beiden Zeitstränge miteinander verflechten können. Hier gelingt es Dobson, die Handlungen ineinander fließen zu lassen, Zusammenhänge herzustellen und und nach und nach ein stimmiges Gesamtbild zu kreieren. Es ist die Mischung aus Spannung, Zeitgeschichte, Emotionen und spirituellem Inhalt, die die Leser:innen regelrecht an den Seiten kleben lässt, um sich an der Suche nach Brigitte zu beteiligen. Auch ist der Roman eine Einladung, sich selbst an bereits gegebene Versprechen und deren Einhaltung zu erinnern und den christlichen Glauben als Wegweiser zu nutzen, um das Einlösen in die Tat umzusetzen.

Die Autorin beherrscht die Klaviatur der Gefühle und weiß, wie sie überraschende Wendungen und echte Taschentuchmomente kreieren kann. Lachen und Weinen, Hoffen und Bangen, Angst und Freude, Dankbarkeit und Schmerz liegen hier oft nur wenige Zeilen voneinander entfernt und überwältigen das Herz beim Lesen.

Ein Roman, der noch lange nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Unglaubwürdig erzählt

Das Mädchen mit dem blauen Stern
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Die Säuberungsaktionen nehmen und nehmen kein Ende und es scheint, als würde es auch Sadies Familie treffen. Durch eine aberwitzige Idee bleiben sie vor größerem Unglück verschont und können sich in die ...

Die Säuberungsaktionen nehmen und nehmen kein Ende und es scheint, als würde es auch Sadies Familie treffen. Durch eine aberwitzige Idee bleiben sie vor größerem Unglück verschont und können sich in die Kanalisation retten. Das Versteck unter der Stadt Krakau ist ein hoffnungsloser Ort und es scheint ein Überleben möglich. Doch Sadie sehnt sich nach Normalität und streift durch die Tunnel. Bei einem Blick durch den Kanaldeckel entdeckt sie Ella, die einen Farbtupfer im Arm hält. Die gelben Blüten leuchten und sind der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft....


Es gibt viele Bücher, die über das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg berichten, zu Herzen gehen und betroffen machen. Pam Jenoff versucht mit "Das Mädchen mit dem blauen Stern" Realität mit Fiktion zu verknüpfen, aber so ganz gelingt es ihr nicht, Authentizität herzustellen und einen Roman zu schreiben, der unter die Haut geht.

Es gibt einfach zu viele Ungereimtheiten und Auffälligkeiten, die die Handlung unglaubwürdig werden lassen. Nicht nur, dass Ella eine Art Aschenputtel darstellt (es sind in ihrem Leben und häuslichen Umfeld sehr viele Parallelen zum Märchen zu finden, die in meinen Augen deplatziert wirken), sondern auch, dass zwei Mädchen im besetzten Krakau scheinbar völlig unbehelligt ihre außergewöhnliche Art der Konversation betreiben können, ohne dass Sadie entdeckt wird oder es Außenstehenden irgendwie merkwürdig vorkommt, dass sich eine junge Frau mit dem Gitter der Kanalabdeckung unterhält. Die braunen Schergen haben ihre Augen und Ohren überall, aber immer ausgerechnet dann, wenn sich Ella und Sadie treffen, ist niemand zur Stelle und entdeckt das doch eher auffällig unauffällige Verhallten der beiden.

Die Charaktere sind nicht ausgreift und die Ausdrucksweise, die die Autorin ihnen in den Mund legt, wirkt unbeholfen und sehr konstruiert. Die Geschichte bietet wiederholt Logik- & Verständnisfehler, aber der Schluss setzt der Unglaubwürdigkeit die Krone auf. Hier wird an Klischees, Effekthascherei und Gefühlsduselei nicht gespart, die Leserschaft manipuliert und das passt zu einer solch ernsten Thematik überhaupt nicht.

Leider schafft es Pam Jenoff nicht, eine Geschichte zu schreiben, die unter die Haut geht und Spuren hinterlässt. Schade um die verschenkte Lesezeit.

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