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Veröffentlicht am 15.01.2022

Kleiner Vogel ganz groß

Ein kleiner Vogel rettet die Welt
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Rosa versteht die Welt nicht mehr, denn ihr gemütliches Zuhause gibt es nicht mehr. Einfach weg - von einem Menschen zerstört, der den Baum gefällt hat, in dem sich Rosa ihr Nest so kuschlig eingerichtet ...

Rosa versteht die Welt nicht mehr, denn ihr gemütliches Zuhause gibt es nicht mehr. Einfach weg - von einem Menschen zerstört, der den Baum gefällt hat, in dem sich Rosa ihr Nest so kuschlig eingerichtet hat.

Rosa stibitzt sich den Hut des Mannes und baut sich daraus kurzerhand auf dem Dach seines Hauses ein neues Zuhause und ruft entrüstet "Kein Mensch darf uns Tieren das Zuhause wegnehmen". Sie ahnt nicht, dass ihre Worte alle Tiere auf der ganzen Welt erreichen werden...

Dieses Kinderbuch ist ein wichtiger Beitrag, um schon die Kleinsten für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Mit wunderschönen und detailreichen Zeichnungen wird hier vermittelt, wie sehr der Mensch in den Lebensraum der Tiere eindringt und sie mit schweren Geräten (Planierraupe, Bagger) zerstört und so das empfindliche Gleichgewicht in Wanken kommt.

In kindgerechten Worten und Zeichnungen ausgedrückt, können hier die kleinen Zuhörer:innen miterleben, was passiert, wenn die Menschen rücksichtslos mit Natur und Umwelt umgehen. Auch wenn die Illustrationen mit der halb verknoteten Giraffe im Bett und denn neugierigen Lemuren , die ihren Kopf in die Toilette stecken, für Schmunzler sorgen, ist die Botschaft doch klar und deutlich für die Kleinsten.

Es gelingt nur mit einem rücksichtsvollen Miteinander, die Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und dafür zu sorgen, dass noch viele viele Kinder staunend ihre Umgebung entdecken.

Auch werden hier die Werte eines liebevollen gemütlichen Zuhauses vermittelt, in dem sich nicht nur Menschen, sondern auch Tiere wohl und geborgen fühlen.

Ein wundervolles Kinderbuch, das seine Botschaft weit hinaus trägt, Klein und Groß begeistert und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Scharfzünging

Gärten, Gift und tote Männer
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In Oberdistelbrunn ist es aus mit der beschaulichen Idylle, denn ein Giftmischer treibt sein Unwesen. Die mörderische Bilanz seiner Panscherei kann sich sehen lassen und ruft zwei betagte Damen auf den ...

In Oberdistelbrunn ist es aus mit der beschaulichen Idylle, denn ein Giftmischer treibt sein Unwesen. Die mörderische Bilanz seiner Panscherei kann sich sehen lassen und ruft zwei betagte Damen auf den Plan, die der Dorfpolizei zeigen, wo der Hammer hängt und wie man Bösewichte überführt...

Zugegeben, der Krimi fängt mit einer gemächlichen Seelenruhe und einer eher trägen Szenerie an, steigert sich dann aber zum humorigen Regio-Krimi. Zu Beginn fühlen sich die Leser;innen eher wie "Zugeroaste", die erst einmal einen ausführlichen Einblick in das dörfliche Leben inklusive aller seiner Bewohner:innen erhalten, um überhaupt in den erlauchten Kreis der Ermittler:innen aufgenommen zu werden. Ist diese Prozedur aber überstanden, gibt es kein Halten mehr, denn Paulines spitze Zunge und der schwarzhumorige Schreibstil der Autorin merzen den holprigen Start aus.

Pauline hat ein Händchen für Tinkturen und Kräutermischungen und dieses Wissen ist es auch, was sie bei den Ermittlungen braucht, um den Täter zu überführen. Was die Sympathiepunkte betrifft, so schwanke ich immer wieder einmal zwischen entnervtem Augenrollen und Jubelschreien, denn ihre Sicht und Denkweise kann auf der einen Seite sehr verletzend sein, aber auf der andere Seite weiß sie bestimmte Dinge einfach auf den Punkt zu bringen und heimst dafür wieder Pluspunkte ein.

Das idyllische dörfliche Leben wird durch Klaudia Blasl sehr schön dargestellt und kehrt sowohl die positiven, als auch die negativen Seiten heraus. Wenn Jede/r Jede/n kennt, bleibt nichts im Verborgenen und so blühen Klatsch und Tratsch und befeuern zusätzlich Paulines Ermittlungen.

Die Autorin ermöglicht ihren Leser:innen mit mal mehr mal weniger dezenten Hinweisen, die eigene Ermittlungsarbeit voranzutreiben, um beim Zusammensetzen der Puzzleteilchen Erfolg zu haben. Zwar gibt es wenig Aufregung und Spannung im Buch zu finden, aber trotzdem bleiben die Leser:innen am Ball, um hier die Lösung zu erfahren. Die Charaktere sind wie sie sind - irgendwie eine eingeschworene Gemeinschaft und trotzdem blitzen Ecken und Kanten hervor, die sie zu schrulligen Originalen machen.

Wer Cosy-Crime mag, wird mit diesem Krimi wundervolle Lesestunden erleben. Wer aber auf ein bisschen mehr Action und Spannung steht, sucht sie hier vergeblich.


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Veröffentlicht am 15.01.2022

Politthriller vom Allerfeinsten

Wie wir töten, wie wir sterben - Shortlist Crime Cologne Award 2022
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Dan Vanuzzi steht vor der fast unlösbaren Aufgabe, zwei untergetauchte Mitglieder der algerischen Befreiungsarmee zu finden. Um die Zielpersonen ausfindig zu machen, muss Vanuzzi all seine Kraft und sein ...

Dan Vanuzzi steht vor der fast unlösbaren Aufgabe, zwei untergetauchte Mitglieder der algerischen Befreiungsarmee zu finden. Um die Zielpersonen ausfindig zu machen, muss Vanuzzi all seine Kraft und sein Können aus 20 Jahren Geheimdiensttätigkeit aufwenden, um zum Erfolg zu kommen. Er merkt, dass er alleine nicht weiterkommt und der Zufall spült Rosenberg an, der eigentlich gerade dabei ist, eine alte Schuld zu sühnen, in dem er den ehemaligen KZ-Kommandanten Florstedt finden und nach Israel entführen soll. Schnell wird klar, dass sie nur gemeinsam ihre Ziele erreichen können...


Bisher hat sich Martin von Arndt nicht wirklich auf meinem Radar bewegt und ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich literarisch ganz viel verpasst habe. Mit "Wie wir töten, wie wir sterben" hat mich der Schriftsteller von der ersten Sekunde an begeistert und ich werde mir auf jeden Fall die vorhergehenden Bände dieser Reihe besorgen, um das Defizit auszugleichen.

Nun aber zum Buch:

Schon die ersten Szenen nehmen mich komplett von sich ein und die aufgeheizte Stimmung beim Boxkampf lässt spüren, dass es hier um Schuld und Sühne, alte Wunden und Vergangenheitsbewältigung geht. Vanuzzi verdingt sich in Schaukämpfen, deren Ausgang vorher schon festgelegt worden ist und nach bestimmten Regeln abläuft. Wer es wagt, diese Regeln zu brechen, spürt umgehend die Konsequenzen.

Diese Szenen sind federführend für das ganze Buch, denn sowohl Vanuzzi als auch Rosenberg müssen sich durchboxen, regelrecht verbeißen, um hier das gesteckte Ziel zu erreichen.

Der Hintergrund des Romans erzählt von der Aufarbeitung des Holocaust und dem Aufspüren von Kämpfern des Unabhängigkeitskrieges und bewegt sich somit auf brisantem Boden - der Schreibende hat hier sehr gut recherchiert und die grausamen Tatsachen mit brillanten Ideen verwebt. Es entsteht ein packender Agententhriller, der mit zwielichtigen Charakteren gespickt ist und die Leser:innen in Atem hält. Gerade das Auseinandersetzen von Rosenberg mit seinen Schuldgefühlen - er hat alle seine Verwandten durch den Holocaust verloren - verlangt den Leser:innen einiges ab und bedeutet Seelenpein und quälende Gedanken.

Abwechslungsreich, aufregend und mit manchmal auch mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt, gelingt es hier dem Autor, den Spagat zwischen der Tätigkeit als Agent und dem eigenen Gewissen darzustellen und, wie ganz nebenbei, noch die politische Situation der 1960er Jahre wissensbildend

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Dieser Zug fährt leider oder mich ab

16 Uhr 50 ab Ellingen
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Es gibt nichts unmännlicheres für Markus Wieland, als Männer in Kniebundhosen und historische Tänze und doch kann er sich der Faszination der Regency-Zeit nicht entziehen, denn sein neuester Auftrag als ...

Es gibt nichts unmännlicheres für Markus Wieland, als Männer in Kniebundhosen und historische Tänze und doch kann er sich der Faszination der Regency-Zeit nicht entziehen, denn sein neuester Auftrag als Reporter führt ihn gemeinsam mit Kollegin Elif zu einer Veranstaltung, die historisches Jane-Austen-Flair mit modernen Annehmlichkeiten verbindet. Was auf den ersten Blick romantisch erscheint, wird nach und nach zu einem Schaulaufen der Eitelkeiten. Die Veranstaltung bekommt eine dramatische Wende, als eine Teilnehmerin tot auf der Bank im Park gefunden wird...

Jane Austen und Miss Marple, zwei britische Frauen, die jede auf ihre Weise die Literatur von Generationen geprägt haben, dienen hier als Zugpferde für diesen Regio-Krimi, der leider nicht ganz so überzeugen kann, wie ich mir das erhofft habe.

Cosy-Crime mit zu viel gewolltem britischen Charme im fränkischen Land - kann gut gehen, tut es aber leider nicht. Auch wenn die wunderschönen historischen Kostüme im Epire-Stil die Teilnehmenden des Balls kleiden, bleiben sie doch eher Staffage. Die Figuren wirken sehr gekünstelt und weisen die Leser:innen eher ab, als dass sie sie an die Hand nehmen, um ihnen ihre Welt zu zeigen.

Auch stört, dass immer wieder englische Sprachfetzen zu gewollt in die Unterhaltungen einfließen, um hier so etwas wie Authentizität und Originalität zu vermitteln. Aber das wirkt über den Verlauf des Romans eher aufgesetzt und nervig.

Der Fall an und für sich ist ganz nett aufgemacht, da sich die Gliederung an dem Vorbild eines Regency-Tanzes orientiert, aber es fehlt an Lebhaftigkeit und Raffinesse, um hier über weite Strecken einen konstanten Spannungsbogen zu erzeugen bzw aufrecht zu erhalten. Auch fehlt die Möglichkeit, eigene Mutmaßungen anzustellen, kleinsten Hinweisen nachzugehen und die Puzzleteilchen so lange hin und her zuschieben, bis die Lösung klar vor den Leser:innen liegt.

Angepriesen als Retro-Krimi mit britischem Charme kann ich leider nicht viel davon finden.Vielmehr wirkt die Handlung ein wenig verstaubt und hätte ein bisschen mehr Pfiff verdient , sodass dieser Zug leider ohne mich abfährt. Schade

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Die Würde des Menschen ist unantastbar (Art 1 GG)

Unser kostbares Leben
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Ein Tag wie jeder andere und doch bestimmt sein Verlauf das Leben von Caro, Minka und Claire. Während Caro und Minka entsetzt mitzusehen müssen, wie aus einem harmlosen Schwimmbadbesuch eine Katastrophe ...

Ein Tag wie jeder andere und doch bestimmt sein Verlauf das Leben von Caro, Minka und Claire. Während Caro und Minka entsetzt mitzusehen müssen, wie aus einem harmlosen Schwimmbadbesuch eine Katastrophe wird, beginnt für das vietnamesische Waisenkind Claire mit der Ankunft in einem hessischen Kinderheim ein ganz neues Leben. Was alle drei nicht ahnen, sie werden zum Spielball ihrer Väter und ausgeklügelten Machenschaften, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Über die Jahre hinweg merken sie, dass das Kleinstadtleben längst nicht so idyllisch ist, wie es scheint, denn das Flusswasser ist vergiftet, Tierversuche werden bekannt und missbrauchte Heimkinder als Testobjekte für Arzneimittelversuche zerstören das krampfhaft aufrecht gehaltene Bild der Kleinstadtidylle. Und immer wieder stellen sich die Freundinnen die Frage, was ein Menschenleben zählt...


Wow, was ein Brett !!! Katharina Fuchs gelingt mit "Unser kostbares Leben" der wohl beste Roman ihrer bisherigen Karriere als Schriftstellerin, denn hier wird Zeitgeschichte der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts absolut lebendig erzählt und greifbar.

Während im ersten Drittel des Buches noch der Duft von Apfelshampoo und Hawaii-Toast durch die Seiten zieht und die Kinder mit dem Bonanza-Rad die Gegend unsicher machen, wird der Ton ab dem zweiten Drittel deutlich politischer und zielgerichteter.

Die Leser:innen entwachsen gemeinsam mit Minka, Caro und Claire den Kinderschuhen, verlassen den schützenden Kokon und gehen mit ihnen den steinigen Weg ins Erwachsenenleben. Während der Bass aus den Boxen des legendären Dorian Gray (bis heute sind die Besuche in der Flughafen-Disko unvergessen) wummert und erste Proteste gegen Tierversuche und Umweltzerstörung laut werden, decken die Protagonistinnen nach und nach immer mehr Vergehen auf. Der Siegeszug der frisch gegründeten Partei "Die Grünen" nimmt seinen Lauf und die Leser:innen sind mittendrin in den Protesten gegen den Ausbau der Startbahn West.

Auch gelingt es Katharina Fuchs, hier einen Teufel im Engelsgewand zu enttarnen und die Missstände in Kinderheimen aufzudecken. Was sich dort abgespielt hat, ist ungeheuerlich, erschüttert bis ins Mark und macht betroffen. Beim Lesen wird der Ruf nach Artikel 1 des Grundgesetzes immer lauter - Die Würde des Menschen ist unantastbar. Aber wie kann ein kleines, wehrloses Kind sich für die Wahrung seiner Menschenrechte einsetzen ? Es ist hilflos den Machenschaften der Erwachsenen ausgeliefert.

Wichtige Ereignisse aus zwei Jahrzehnten finden den Weg in das Buch und ermöglichen den Leser:innen, als Zeitzeug:innen hautnah dabei zu sein und gemeinsam mit den hervorragend ausgearbeiteten Figuren Geschichte zu schreiben - wichtige Ergebnisse in der Erforschung der menschlichen DNA, die Hochzeit von Lady Di und Prinz Charles und der großen Sprung hinüber in das 21. Jahrhundert mit dem Termin im Impfzentrum inmitten der Corona-Pandemie sind nur einige Meilensteine, die hier federführend sind.

"Unsrer kostbares Leben" ist ein Stern am Buchhimmel, der nicht nur gut unterhält, sondern auch deutliche Botschaften in sich trägt. Absolut empfehlenswert !

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