Alltag aus, Abenteuer an - leider nein
Das Geheimnis des blauen SkarabäusCleo hat schon früh auf ihren Vater verzichten müssen, denn als Archäologe führen ihn seine langen Reisen immer wieder nach Ägypten. So ist es nicht verwunderlich, dass Cleo auch mit diesem Entdecker-Gen ...
Cleo hat schon früh auf ihren Vater verzichten müssen, denn als Archäologe führen ihn seine langen Reisen immer wieder nach Ägypten. So ist es nicht verwunderlich, dass Cleo auch mit diesem Entdecker-Gen ausgestattet ist und davon träumt, gemeinsam mit ihrem Vater alte Grabstätten zu entdecken. Mit dem Geschenk ihres Vaters, ein Armreif mit einem blauen Skarabäus als optischem Hingucker, wird ihre Abenteuerlust noch mehr angeheizt. Aber das Schicksal kann manchmal unbarmherzig sein und schlägt ausgerechnet dann zu, wenn man am wenigsten damit rechnet. Und trotzdem wird dieser Schicksalsschlag zum Beginn eines großen Abenteuers, denn Cleo begibt sich auf der Suche nach der Wahrheit nach Ägypten und kommt dort einem dunklen Geheimnis auf die Spur...
Die Leser:innen merken deutlich die Faszination und Leidenschaft der Autorin, die sie für die Archäologie und das alte Ägypten empfindet. Aus jeder Zeile spricht die Bewunderung der Schreibenden für die die Menschen, die mit Ausdauer, Hoffnung und dem gewissen Quäntchen Glück großartige Schätze finden und so längst vergangene Epochen für die Nachwelt zugänglich machen.
Dass das Herz von Rebecca Michéle ebenso für Cornwall und die englische Geschichte, besonders aber die deutlichen Unterschiede zwischen der betuchten Oberschicht und den weniger Begünstigten schlägt, ist ebenfalls ein sichtbares Merkmal für diesen Roman.
Die Schreibende versucht hier, ihre beiden Leidenschaften zu einem Herzensprojekt zu vereinen und verwebt Abenteuer- und Liebesgeschichte mit eben jenen Faible, um daraus eine Erzählung entstehen zu lassen, die leider nicht die Kraft hat, die Begeisterung der Autorin mit einer solchen Energie zu entfachen, dass sie auf die Leser:innen überspringt.
Zu Beginn braucht es fast 100 Seiten, um überhaupt einmal zum Wesentlichen zu kommen. Die Leser:innen lernen sehr ausführlich den Alltag von Cleo kennen, die Nerven werden von einer oberflächlichen und zickigen Miranda ziemlich strapaziert und das gesellschaftliche Leben der britischen Oberschicht wird erschöpfend beschrieben.
Die Umstände, die dann zur Reise nach Ägypten führen, sind in meinen Augen recht zweifelhaft und ich muss mir mehr als einmal verwundert die Augen reiben, wenn ich lese, dass sich Cleo heiraten lässt, um als Frau die Möglichkeit zu haben, nach Ägypten zu reisen. Das widerspricht sich in sich, denn normalerweise möchte Cleo ihren eigenen Weg gehen, unabhängig sein und die Welt entdecken.
In Ägypten angekommen sterben die Reisebegleiter:innen wie die Fliegen und es soll damit ein wenig Aufregung und Spannung aufkommen, denn Cleo will natürlich wissen, wer hinter all diesen mysteriösen Geschehnissen steckt. Zur Aufklärung reihen sich viele, viele Zufälle und glückliche Fügungen aneinander, die Cleo in die Hände spielen.
Leider bleibt der Armreif mit dem geheimnisvollen Skarabäus ein schmückendes Objekt, das immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Als Titel gebende Kostbarkeit hätte ich erwartet, dass er hier mehr in den Fokus gerückt wird, um seine Geschichte kennenzulernen und gemeinsam mit Cleo sein Rätsel zu entschlüsseln.
Ich bin von Rebecca Michéle ganz andere, faszinierende Geschichten gewohnt und weiß daher, dass kann sie besser. Hier kann ich leider nur 2 Sternchen vergeben, da meine Erwartungen in keinerlei Weise erfüllt worden sind.