Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2021

Mit Vollgas in den Pop-Kult

Kult war nicht geplant
0

Peter Illmann hat sie alle getroffen - die Stars der 80er wie Madonna, die Pet Shop Boys, Depeche Mode und Whitney Huston und mit der Sendung "Formel eins" die Songs in die heimischen Wohnzimmer gebracht. ...

Peter Illmann hat sie alle getroffen - die Stars der 80er wie Madonna, die Pet Shop Boys, Depeche Mode und Whitney Huston und mit der Sendung "Formel eins" die Songs in die heimischen Wohnzimmer gebracht. Das bis dahin vollkommen neue Format einer Musiksendung ist ganz auf die Interessen der Teens in den 80er zugeschnitten und hat bis heute viele begeisterte Fans.

Was einst bunt, poppig und außergewöhnlich gewesen ist, hat durch Illmann, Mann der ersten Stunde, einen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt bekommen und begeistert viele Kids der 80er bis heute. Seine Anmoderationen sind mitunter legendär und haben in den 80ern für so manchen Aufreger gesorgt (Keiner ist geiler als die Tyler )

Die Biografie liest sich wie ein Who is who der Musikszene und bietet interessante Einblicke in den Entstehungsprozess der Sendung, aber auch in den Werdegang des Moderators. Wegbegleiter wie Thomas Gottschalk, Fred Kogel und Co finden ebenso namentliche Nennung in diesem Buch.

Anekdoten, Hintergrundinformationen und kleine Schmunzler lockern das Ganze auf und machen dieses Buch sehr lesenswert. Die Teeniezeit wird lebendig und es schleichen sich bekannte Songs ins Ohr, die die Leser:innen unweigerlich mitsummen - Take on me, Like a prayer, When the rain begins to fall, Fade to grey und viele, viele mehr sind plötzlich wieder präsent und lassen Erinnerungen wach werden.

Geschichten und Geschichtchen von und mit Peter Illmann, der neben Stephanie Tücking, Kai Böcking und Ingolf Lück zum großen Erfolg der Sendung beigetragen hat.

Einfach lesenswert und mit dem gewissen Retro-Charme !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2021

Stille Wasser...

Hintertristerweiher
0

Aurelie kann es nicht glauben - ihre Tante Isabelle hinterlässt ihr eine Erbe, das mit einer ungewöhnlichen Bedingung verknüpft ist. Nur wenn Aurelie es schafft, sich ein Jahr lang um die Tiere auf dem ...

Aurelie kann es nicht glauben - ihre Tante Isabelle hinterlässt ihr eine Erbe, das mit einer ungewöhnlichen Bedingung verknüpft ist. Nur wenn Aurelie es schafft, sich ein Jahr lang um die Tiere auf dem Gnadenhof zu kümmern, gehören ihr nicht nur der Hof, sondern auch noch ein Haus und eine Ferienimmobilie in Frankreich. Alles in allem ein finanzieller Wert in Millionenhöhe. Nach einigem Hin und Her ist Aurelie bereit, dieses Wagnis einzugehen und muss erfahren, dass es Wahrheiten gibt, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden...



Mit "Hintertristerweiher" dreht Autorin Nicola Förg die Zeit ganz weit zurück und ermöglich den Leser:innen, den Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft mitten im Zweiten Weltkrieg mitzuerleben. Mit leisen, eindringlichen Worten erzählt sie von der ersten Begegnung von Isabelle und Fritz, die sich auf ewig in beider Herzen einbrennt und im Verlauf der Jahre immer mehr festigt.

Die beiden Figuren sind sehr charismatisch und nehmen die Leser:innen an die Hand, lassen sie tief eintauchen in ihre Lebensgeschichte und an ihrem Seelen & Gefühlseben teilhaben. Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges sind ebenso präsent wie die schönen, ruhigen Momente in den Dünen und zeigen, dass es doch auch glückliche Augenblicke inmitten dem unsinnigen Töten gegeben hat.

Der Erzählstrang in der Gegenwart bietet ein breite Spektrum an unterschiedlichen Charakteren - Eike ist ein selbstverliebtes Ekel, der genau weiß, wie er andere Menschen klein hält und ihnen das Gefühl gibt, neben ihm nicht wert zu sein. Warum Aurelie so lange an ihm als Ehemann festhält, ist mir ein Rätsel. Diesem Mann gehört einfach nur der berühmte Tritt in den Hintern verpasst, damit er auf den Mond fliegt und nie mehr zurück kommt.

Die anderen Agierenden am Hintertristerweiher sind unglaublich warmherzige Menschen - egal ob Frederik, Afra, die Gäste vom Stammtisch oder Mandy, die Aurelie mit Rat und Tat zur Seite steht - mit ihnen steht und fällt die Geschichte und sie bringen herzliche Momente und das Gefühl, ein Teil von dieser munteren Clique zu sein, in die Handlung ein.

Das Buch überzeugt durch ergreifende Schilderungen, gut gehütete Geheimnisse, die nach langer Zeit ans licht drängen und eine emotionale Such nach dem eigenen Ich. Ein Roman, der von Heimatlosigkeit, Zugehörigkeitsgefühl und Erlebnissen der Kriegsgeneration erzählt, die bis in das Hier und Jetzt hineinreichen.

Wunderschönen Szenen am Weiher, die Schönheit der Allgäuer Natur und einfühlsame Charaktere machen diesen Roman zu einem echten Lesehighlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2021

Alle unsere Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, sie zu verfolgen (Walt Disney)

Apfelblütenjahre
0

Lange hat Karen keinen Fuß mehr in ihr Elternhaus gesetzt, denn der Erfolg als Modedesignerin in Amerika zollt seinen Tribut. Zur Beerdigung ihrer Mutter kehrt sie in die Pfalz zurück, um dort den Nachlass ...

Lange hat Karen keinen Fuß mehr in ihr Elternhaus gesetzt, denn der Erfolg als Modedesignerin in Amerika zollt seinen Tribut. Zur Beerdigung ihrer Mutter kehrt sie in die Pfalz zurück, um dort den Nachlass zu regeln. Eigentlich hat sie sich dazu entschieden, das kleine Häuschen und die alte Apfelplantage zu verkaufen, aber da sind noch die Erinnerungen an ihre Kindheit und an ihre Mutter und Großmutter, die plötzlich sehr lebendig werden....

Mit "Apfelblütenjahre" ist Katrin Tempel ein wundervoller Roman gelungen, der mit einer unglaublich seelenvollen und bildlichen Schreibweise die Bilder der Vergangenheit und Gegenwart mit einander verbinden und von drei starken Frauen erzählt, die mit Mut und Entschlossenheit ihren Weg gehen, ohne sich dabei von den äußeren Umständen beirren zu lassen.

Angefangen von den Wirren des Zweiten Weltkrieges, der Flucht aus Ostpreußen und dem Wunsch, etwas von der alten Heimat zu erhalten und fest im neuen Zuhause zu verwurzeln bis hin zu Träumen, die Flügel verleihen und großen Erfolg mit sich bringen ist hier eine Bandbreite an emotionalen Themen verarbeitet, die mit starken Frauencharakteren belebt ist.

Alle drei Generationen haben viel gemeinsam - ein großes Herz mit dem Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung, Ideen die zukunfts- & richtungsweisend sind und Träume, die nach Apfel schmecken.

Die Autorin ermöglicht den Leser:innen, den Prozess vom ersten Gedanken der Idee bis hin zur Umsetzung nachzuvollziehen und an der Seite ihrer Protagonistinnen mitzuerleben. Durch jede Seite zieht sich der aromatische Duft von alten Apfelsorten, die nach Heimat, Liebe und Zuhause schmecken. Auch wenn es es Karen nach Amerika getrieben hat, kann sie nicht leugnen, dass ihre Wurzeln genauso fest verankert in der Pfalz sind wie die knorrigen alten Bäume ihrer Großmutter.

Auf der Suche nach dem eigenen Ich und der Verarbeitung der Erinnerung entsteht eine wundervolle Idee, die Romantik, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Ertrag miteinander harmonisch verbindet.

Ein wundervoller Roman, der berührt und mit einer sympathischen Hauptfigur überzeugen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2021

Hinter den Türen eines Hotels

Das Weiße Haus am Rhein
0

Emil Dreesen ist es Leid, einen Krieg zu führen, der schon längst verloren ist. Als Deserteur kehrt ein zurück an das heimische Rheinufer, um dort im familieneignen Hotel zukünftig die Geschicke zu lenken. ...

Emil Dreesen ist es Leid, einen Krieg zu führen, der schon längst verloren ist. Als Deserteur kehrt ein zurück an das heimische Rheinufer, um dort im familieneignen Hotel zukünftig die Geschicke zu lenken. Aber so lange seine bornierten Eltern noch an den alten Werten aus Kaiserzeiten festhalten, scheint es fast unmöglich, die neuen Ideen einzubringen. In Zimmermädchen Elsa findet Emil die große Liebe, aber auch hier muss er gegen Standesdünkel kämpfen...

"Das weiße Haus am Rhein" öffnet seine Türen und lässt die Leser:innen hinter die Kulissen des mondänen Hotels am Rhein blicken. Es klappert Geschirr, es klingen die Gläser und die Zimmermädchen huschen lautlos durch die Gänge, aber eines fehlt - die Seele im Hotel und in der Geschichte.

Helene Winter ermöglicht zwar ein Blick durchs Schlüsselloch und schreibt historische Ereignisse mit fiktiven Ideen zu einem Roman zum Film, aber so ganz kann der Funke nicht überspringen und die Leser:innen als Gast im Hotel willkommen heißen.

Die Handlungen folgen einem Stakkato, es geht alles irgendwie Schlag auf Schlag und und die zeitlichen Sprünge sind mitunter enorm, die hier von Kapitel zu Kapitel zu überwinden sind. Die Zusammenhänge sind zwar erkennbar, werden aber durch das unruhige Hin und Her gestört.

Emil und Elsa können mir ihrer heimlichen Liebe zwar die Herzen der Leser:innen erobern, aber irgendwie ist die Lovestory nicht neu und man hat das alles schon mal irgendwo gelesen. Auch sind manche Ereignisse recht vorhersehbar (gerade Ullas Schwangerschaft) und tragen nicht großartig zum Aufbau eines Spannungsbogens bei.

Dreesen senior nebst Frau merkt man deutlich die Borniertheit an und die stößt die Leser:innen ab, anstatt sie zu einem Teil der Familie zu machen. Einzig Großmutter Adelheid verfügt noch über ein gutes Herz, das sie mitunter gut verschlossen hält, aber doch nach und nach freilegt.

Der politische Wandel vom Kaiserreich zum Dritten Reich wird im gestreckten Galopp herbeigeführt und Hitler wird zum Dauergast im jüdischen Haus Dreesen.

Widersacher, braune Schergen und frivole Auftritte im Hotel sorgen für kleine Aufreger, können aber nicht das Ruder herumreißen und für Begeisterung sorgen.

Ich stelle es mir schwer vor, zu einem bereits abgedrehten Film das Buch zu verfassen, da hier die Figuren bereits feste Vorgaben haben und die Ideen einer vorgegebenen Spur folgen.

Vielleicht wäre es andersherum spannender gewesen, um die guten Ideen der Autorin mit den Vorstellungen der Filmemacher zu vereinen.

Mich hat der Einblick in das weiße Haus am Rhein leider nicht ganz so begeistern können, wie erhofft- schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2021

Wirkt, als müssten unbedingt alle Ideen der Autorin in einen Roman gefasst werden

Die andere Tochter
0

Antonia, genannt Toni, entrümpelt die Häuser von Verstorbenen. Als sie wieder einmal am Ausräumen ist, geschieht ein tragischer Unfall, bei dem sie sich mit Säue die Augen verätzt und daran erblindet. ...

Antonia, genannt Toni, entrümpelt die Häuser von Verstorbenen. Als sie wieder einmal am Ausräumen ist, geschieht ein tragischer Unfall, bei dem sie sich mit Säue die Augen verätzt und daran erblindet. Eine Hornhaut-Transplantation lässt wie wieder sehen und in Toni reift der Wunsch, die Angehörigen der Spenderin kennenzulernen. Sie ahnt nicht, dass sie sich auf einen Weg in die Hölle begibt...



Das Thema Organspende in einem Roman zu verarbeiten, finde ich richtig und wichtig, denn immer noch wird viel zu wenig über diese wichtige, lebensrettende Entscheidung diskutiert und sie regelrecht totgeschwiegen. Umso mehr habe ich mich auf diesen Roman gefreut, der laut Klappentext eine ungeheure Spannung und Nervenkitzel verspricht.

Jedoch erwartet mich eine absolut enttäuschende Handlung, die dermaßen vollgestopft mit unterschiedlichen Themen ist, die nicht wirklich zusammenpassen und dadurch den Roman unruhig und hektisch werden lassen. Die Leser:innen finden hier nämlich von Organspende über Flashbacks, Seelenwanderung und Schamanismus, Beutekunst der Nazis und Aufarbeitung der familiären Vergangenheit alles, was normalerweise gut und gerne in mehreren Romanen an spannender Handlung angesiedelt werden könnte.

Es wirkt auf die Leser:innen, als habe die Autorin unbedingt alle ihre Ideen in dieses eine Buch verfrachten wollen, um für aufregende Lesemomente zu sorgen. Das ist aber leider nach hinten losgegangen, denn die Ereignisse wirken teilweise schon recht unglaubwürdig (z Bsp: die polnische Polizei verweigert aus datenschutzrechtlichen Gründen die Herausgabe der Adresse, fährt aber Toni bereitwillig zur gesuchten Person).

Auch sind die Figuren nicht unbedingt mit Sympathiepunkten gesegnet - Toni ist übergriffig, penetrant wie eine Schmeißfliege und manchmal schon sehr pietätlos, wenn sie da so in den Sachen der Verstobenen herumwühlt und sich einige Stücke abgreift, um ihre Wohnung damit zu bestücken.

Familie Mertens ist großspurig und selbstgefällig. Aber auch hier gilt - je glitzernder die Oberfläche, desto schwärzer die Weste. Das gesamte Auftreten der Familie ist in meinen Augen fragwürdig und eher nervig.

Manche Ereignisse sind schon vorab zu erahnen und es fehlt hier ein durchgängiger Spannungsbogen, der den Roman zu einem echten Highlight werden lässt. Ein paar Flashbacks hier und ein bisschen Verfolgungswahn da lassen aus diesem Buch leider keinen Psychothriller werden.

Schade um die verschenkte Lesezeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere