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Veröffentlicht am 13.09.2021

Verzaubert Kinder und Erwachsene gleichermaßen

5-Minuten-Märchen zum Lauschen Teil 2
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Wie klingt es wohl rund um den Globus, wenn Kinder aus Russland, Rumänien, Indien oder in Griechenland abends zu Bett gehen und eine Gute-Nacht-Geschichte von ihren Eltern vorgelesen bekommen ?

Dieser ...

Wie klingt es wohl rund um den Globus, wenn Kinder aus Russland, Rumänien, Indien oder in Griechenland abends zu Bett gehen und eine Gute-Nacht-Geschichte von ihren Eltern vorgelesen bekommen ?

Dieser Frage ist Michaela Brinkmeier nachgegangen und hat mit "5-Minuten-Märchen zum Lauschen, Teil 2" wieder zauberhafte Märchen und Sagen zusammengetragen und zu einem wunderschönen Hörbuch arrangiert. Untermalt wird das Ganze mit feenhaften Harfenklängen, die zum Träumen einladen.

Außergewöhnliche Freundschaften zwischen Bär und Hase, Sterntaler oder gar eine englische Adaption von "Die Schöne und das Biest" werden mit einer weichen Erzählstimme wiedergegeben, die die Facetten von einfühlsam und sensibel, forsch und fordernd aber auch aufbrausend und zeternd perfekt einsetzen kann und somit für aufmerksames Lauschen sorgt.

Ein Hörbuch zum Wegträumen, Entspannen und sanft aus dem Tag gleiten.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Mit Herz und Mut gegen die Nazis

Die Edelweißpiratin
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Das Leben in Köln ist für Familie Kühlem von Anfang an nicht auf Rosen gebettet, denn die Liebe von Gertrud zu ihrem Peter muss gegen Standesdünkel und politischen Idealen bestehen. Aber gegen Liebe ist ...

Das Leben in Köln ist für Familie Kühlem von Anfang an nicht auf Rosen gebettet, denn die Liebe von Gertrud zu ihrem Peter muss gegen Standesdünkel und politischen Idealen bestehen. Aber gegen Liebe ist nun mal kein Kraut gewachsen und aus Getrud wird nach und nach eine große Anhängerin der kommunistischen Ideen, für die Peter entbrannt ist. Tochter Mucki ist immer mittendrin, wenn die Küche der Kühlems zum Umschlagplatz der Genossen wird. Nach der Machtergreifung der Nazis wendet sich das Blatt, Peter Kühlem wird von ihnen verschleppt, gequält und kommt später zu Tode. Mucki möchte sich nicht kampflos dem braunen Gesocks ergeben und schließt sich dem Widerstand an...


Michaela Küpper lässt ihre Leser erneut in die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte eintauchen und sorgt mit ihrem Buch "Die Edelweißpiratin" mit Spannung vor realpolitischer Kulisse.

Die Lebensgeschichte der Mucki Kühlem ist dabei so exakt recherchiert und für den Leser aufbereitet, dass man wirklich nicht die Grenzen zwischen Realität und Fiktion erkennen kann. Es entsteht ein sehr komplexes Bild, das auf der einen Seite das Familienleben der Kühlems beleuchtet und ihre tiefe innere Verbundenheit den Leser spüren lässt, aber auch auf der anderen Seite den leidenschaftlich-mitreißenden Einsatz von Mucki bei den "Edelweißpiraten" im couragierten Handeln gegen die Nazis.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Gertrud und Mucki erzählt und bietet so einen sehr intensiven Einblick in Gedanken und Gefühle. Es wird sehr deutlich, was die beiden antreibt und Küpper lässt die Figuren hier eindeutig Position beziehen. Der Leser ist sofort mit dabei, kann den Zorn, die Erregung und die Leidenschaft nachvollziehen, die Mucki antreiben. Die Angst denunziert und somit entdeckt zu werden, immer im Nacken, aber trotzdem mit Herz und Mut gegen die Nazis.

Michaela Küpper bringt hier schön den Freiheitsgedanken zur Geltung, der die Menschen im Widerstand angetrieben hat, zeigt die offensive Abwendung vom Rollenbild der Frau während der Naziherrschaft und gibt erneut den "Edelweißpiraten" eine kräftige Stimme, damit ihre Ideen und Ideale gehört werden, denn der deutliche Rechtsruck in unserem aktuellen politischen Zeitgeschehen würde Mucki bitter aufstoßen.

Ein Buch, das immer den richtigen Ton findet und eine deutliche Botschaft in sich trägt.


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Veröffentlicht am 11.09.2021

Jeder hat sein Päckchen zu tragen...

Weißer Sand
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Birger Andresen hat nach seinem Sabbatjahr einen Fall, der ihm alles abverlangt. Der Ostseesand scheint eine Frau verschluckt zu haben, denn von ihr ist nicht die kleinste Spur zu finden. Ihr Mann gibt ...

Birger Andresen hat nach seinem Sabbatjahr einen Fall, der ihm alles abverlangt. Der Ostseesand scheint eine Frau verschluckt zu haben, denn von ihr ist nicht die kleinste Spur zu finden. Ihr Mann gibt vor, einen Blackout und somit keinerlei Erinnerungen an irgendwelche Details zu haben. Der Fall wird immer verworrener, als eine Leiche in der Ostsee treibt...


Band 11 der Birger-Andresen-Reihe ist wieder mit ganz viel Gespür für die kleinen Hinweise zwischen den Zeilen von Jobst Schlennstedt geschrieben und entführt die Leser in die idyllische Lübecker Bucht, die als Schauplatz für Mord, Spielsucht und Kurzschlusshandlungen ihre dunkle Seite zeigen darf.

Birger hat sich in seiner Auszeit ganz schön viele Gedanken über seine berufliche und private Zukunft gemacht. Er erscheint charakterlich reifer und innerlich gefestigt und diese Entwicklung ist für den Leser nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt.

Der Fall bietet wieder ganz viele Spuren, denen es nachzugehen gilt und damit entwickelt sich eine komplexe Handlung, die auf den ersten Blick nicht viel an Gemeinsamkeiten mit den einzelnen Vorkommnissen bietet, aber beim näherem Hinsehen laufen die Fäden im Hintergrund zusammen und lassen Schuld und Sühne , sowie Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen.

"Weißer Sand" spielt mit den verschiedenen Arten von Spannung - dunkle Nächte gepaart mit undefinierbaren Geräuschen, aufsteigende Panik gepaart mit Meeresrauschen, knarzende Holzbohlen, eine sanfte Brise, die über den Arm streift und den Tod mit sich bringt. Dazu ein klug durchdachter Plot, vielschichtige Charaktere und immer wieder Andresen, der abwägt, Hinweise kombiniert, Lügen enttarnt und so den Täter überführt.

Ein Küstenkrimi in gewohnter guter Qualität, der für Quereinsteiger als auch für Liebhaber der Buchreihe gut zu lesen ist und für beste Unterhaltung sorgt.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Schräger Humor mit Allgäuer Charme

Sissi Sommer und der Mord beim Alpenglühen
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Ganz Legau trifft sich beim Krimidinner und es werden schon Wetten abgeschlossen, wer als erstes den Mörder entlarvt. Dass aber aus dem mehr oder weniger unterhaltsamen Abend plötzlich bitterer Ernst wird, ...

Ganz Legau trifft sich beim Krimidinner und es werden schon Wetten abgeschlossen, wer als erstes den Mörder entlarvt. Dass aber aus dem mehr oder weniger unterhaltsamen Abend plötzlich bitterer Ernst wird, das konnte niemand ahnen. Ein Schrei zerfetz die Nacht und Christian, der Banker, liegt tot auf den Stufen der Bankfiliale. Wen schert es da noch, ob das Krimidinner drinnen weitergeht, während draußen die Suche nach dem Täter auf Hochtouren läuft...

Sissi Sommer und Klaus Vollmer dürfen wieder mit schlagfertigen Dialogen, unverblümten Feststellungen und einer großen Portion Allgäu-Charme ermitteln und Barbara Edelmann nimmt dieses Mal die Krimidinner auf die Schippe. Zugegeben, die Schauspieler sind wirklich ein wenig grenzwertig, so dass es kein Wunder ist, dass sich halb Legau auf den Weg macht, um den echten Mordfall live und in Farbe zu erleben.

Die Autorin bedient sich bei diesem Roman an uralten Motiven, nämlich Eifersucht und Habgier und verpackt sie in einen kurzweiligen, aber bitterbösen Regio-Krimi.

Erna Dobler ist die Reinkarnation von Else Kling aus der Lindenstraße und kein Dorfbewohner ist vor ihr sicher. Sie taucht immer und überall auf, hat Augen und Ohren sperrangelweit offen, damit ihr auch ja nichts durch die Lappen geht. Die Frau ist ein Tauchsieder und stippt ihre Nase in alles herein.

Auch die anderen Figuren sind mit herrlich spitzer Feder gezeichnet und dürfen ihre Ecken und Kanten ausleben. Grinsend habe ich gelesen, wie der Pfarrer einer leichtbekleiden Dörflerin hinterherrennt oder einem wohnungssuchendem Pärchen seine Kirche als Haus mit offenen Türen und leichtem Renovierungsstau anpreist - ach, hätten wir doch bloß mehr von solchen tollen Geistlichen Mehr Schein als Sein, oberflächliche Freundschaften und toxische Beziehungen sind ebenfalls im Dorfleben zu finden und sorgen für eine bunte Mischung an Nebenschauplätzen, die es in sich haben.

Die Ermittlungsarbeit ist routiniert, aber keinesfalls langweilig. Sissi und Klaus müssen einige Hürden nehmen, um letztendlich den Fall zu lösen. Gelegenheit macht Diebe...und Mörder. Die Schreibende lässt hier keinen Zweifel aufkommen, dass der Täter der Versuchung nicht widerstehen kann und es scheint wirklich ein Leichtes zu sein, seine Mitmenschen so zu täuschen.

Auch in diesem Fall kann das liebenswerte Ermittlerduo die Leser von sich überzeugen - spannend, unterhaltsam und flott zu lesen.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Schöne Bescherung...

SCHWEIG!
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Weihnachten ist für Esther das Fest der Liebe und der Familie. Selbstverständlich fährt sie, wie in jedem Jahr, zu ihrer Schwester und überreicht ihr ein Geschenk. Auch wenn die Verbindung zwischen den ...

Weihnachten ist für Esther das Fest der Liebe und der Familie. Selbstverständlich fährt sie, wie in jedem Jahr, zu ihrer Schwester und überreicht ihr ein Geschenk. Auch wenn die Verbindung zwischen den beiden Schwestern nicht unbedingt die innigste ist, gehört es sich doch, dass man sich beschenkt. Die Stimmung ist irgendwie eisig und aufgewühlt, passend zum Schneegestöber draußen. Da fassen sich beide ein Herz und bringen Themen aufs Tablett, die schon lange unter der Oberfläche schwelen. Und dann passieren Dinge, die das Fest der Liebe für immer nachhaltig beeinflussen....


Wow, was ein Brett - dieser Thriller ist definitiv mein ganz persönliches Lesehighlight 2021 und ich bin immer noch total geflasht von diesem zermürbenden Schwesternkrieg, der mich in Abgründe blicken lässt, die ich besser nicht gesehen hätte,. Ein facettenreicher Psychotrip, der nach und nach die Fassaden bröckeln lässt und die absolut kranken Seiten der Figuren offen legt.

Esther ist unglaublich dominant und weiß, wie sie sich die Menschen so zurecht biegt, dass sie nach ihrer Pfeife tanzen. Ihre kleine heile Welt ist ein perfekt inszeniertes Schauspiel, ihre Kinder und der ihr Mann Martin gleichen Marionetten. Sie werden von ihr manipuliert und beeinflusst, sodass die bald wirklich den verfälschten Darstellungen glauben, die Esther sich so schön ausgedacht hat.

Martin, devot und zu keiner eigenen Meinung fähig, hat sich kampflos seinem Schicksal ergeben und flüchtet sich in immer häufiger werdende Umarmungen mit Freund Alkohol. Wie er es an der Seite seiner Frau überhaupt aushält, ist mir ein Rätsel. Aber auch er hat seine Schattenseiten, die nach und nach hervorbrechen.

Sue ist labil, wirkt auf den Leser stoisch und emotionslos. Sie will einfach nur ihre Ruhe haben und dieser Wunsch wird von ihrer Schwester übergangen, so als würde Sue nicht existieren. Mir ihrer kühlen Gelassenheit wirkt sie aber trotzdem unheimlich und bedrohlich, auch wenn sie ein zartes Persönchen ist. Stille Wasser sind eben tief..

Mit Einsetzen des Schneegestöbers beginnt Judith Merchant, die sorgsam errichteten Fassaden einzureißen und zerrt ihre Leser in eine unheilschwangere Szenerie, die dem Leser emotional einiges abverlangt. Die Schwestern beherrschen perfekt die verschiedenen Varianten ihrer perfiden Psychospielchen. Wie ein Ping-Pong wechseln die fiesen kleinen Stiche, Schuldzuweisungen und aufgestauten Emotionen hin und her und der unterdrückte Konflikt kann ungehindert die "heilige" Ordnung durcheinander wirbeln, bis diese im vollkommenen Kontrollverlust komplett zerstört ist und der Leser fassungslos dabei zusehen muss, wie hier längst vergangene Taten aufs Tablett kommen und sich die sicheren Strukturen auflösen.

Beide Schwestern sind vollkommen irrational unterwegs, krankhaft besessen von dem Gedanken, der jeweils anderen einen reinzuwürgen. Es sind erschreckend glaubhafte Einblicke in menschliche Abgründe, die sich hier auftun und so fesselt die Autorin ihre Leser an das Buch. Beide Figuren spucken Gift und Galle, übertrumpfen sich in Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit, geizen nicht mit Sarkasmus und Scheinheiligkeit.Es entsteht eine Gänsehaut, die das drohende Unheil ankündigt. Obwohl man es nie greifen kann, ist eine Langzeitwirkung zu spüren - es ist wie bei einem Verkehrsunfall. Man weiß, dass man nicht hinsehen soll, tut es aber unweigerlich weil man von der Erregung und Sensationslust gepackt wird.

Die Schreibende legt durch die ständigen Perspektivenwechsel die Gefühls- & Gedankenwelt schonungslos offen und es ist wie ein Horrortrip auf der Achterbahn des Grauens. Immer am Rande eines Nervenzusammenbruchs, begleiten Traumata, Intrigen und perfide Ideen den Leser bis zum Showdown.

Spannend vom ersten bis zum letzten Buchstaben und mit einer absoluten Leseempfehlung versehen !!


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