Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2021

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Vom Ende eines Sommers
0

Für de vierzehnjährige Edith bedeutet das Landleben auf der elterlichen Farm harte Arbeit. Ihre einzig Rückzugsmöglichkeit findet sie in Büchern und wird dafür von den anderen Dorfbewohner schon ein wenig ...

Für de vierzehnjährige Edith bedeutet das Landleben auf der elterlichen Farm harte Arbeit. Ihre einzig Rückzugsmöglichkeit findet sie in Büchern und wird dafür von den anderen Dorfbewohner schon ein wenig schräg angeschaut. Als Journalistin Constance FitzAllen im Dorf aufschlägt, dreht sich plötzlich der Wind, denn die junge Frau aus der Großstadt will alles moderner und effizienter gestalten. Doch hinter ihrem vordergründigen Interesse steckt ein fieser politischer Gedanke, der schon bald ganz Europa fest in seinen Klauen hält....

Von den überragenden positiven Stimmen und einem bezaubernden Cover extrem neugierig geworden, habe ich erwartungsvoll den Roman zu lesen begonnen. Aber so ganz will mir nicht in den Sinn, warum hier so viel Lob und Anerkennung ausgesprochen wird, denn die Geschichte mitsamt ihrer Protagonisten kann mich nicht überzeugen.

Zwar mag ich die nostalgisch gezeichneten Bilder des Landlebens, die mit dem Duft von frischem Heu, hart arbeitenden Bauern, die ihr Tagwerk verrichten und wunderschönen Skizzen der Natur überzeugen können, aber die Charaktere, die sich in der Szenerie bewegen, sind für mich Statisten in ihrer eigenen Geschichte.

Constance finde ich extrem übergriffig und in ihrem Auftreten schon recht penetrant, Edith wirkt unscheinbar und irgendwie übrig geblieben...sie passt nicht so recht ins Bild, hat keinen festen Platz und ich habe das Gefühl, dass die Autorin viele Ideen anfängt zu erzählen, aber keine wirklich so richtig zu Ende bringt.

Der aufkommende Faschismus , die familiären Probleme und die Entwicklung von Edith stellen in meinen Augen ein unglaublich großes Potenzial dar, um hier eine Geschichte zu erzählen, die von den Figuren verlangt, eindeutig Stellung zu beziehen und ihre Haltung offenzulegen. Aber es bleibt alles ein wenig schleierhaft, die Beweggründe sind nicht erkennbar und so finde ich nicht so recht den Zugang zum Erzählten und den Figuren.

Es gibt jetzt auch nicht unbedingt großartige Spannungsmomente, die mich an den Seiten kleben lassen und damit die Handlung aufregender gestalten. Die Kapitel lesen sich recht mühsam und zäh, ein aktives Eingreifen der Figuren in die Handlung vermisse ich über den kompletten Verlauf des Buches.

Alles in allem ein Retro-Ausflug aufs Land, der bei mir keine Begeisterung hervorruft und eher in die Kategorie "Kann man lesen, muss man aber nicht" fällt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2021

Manchmal braucht es Geduld, um etwas zum Wachsen zu bringen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen
0

Lehrerin Galilee hat es noch nie leicht im Leben gehabt, denn dazu hat ihre Nierenerkrankung sie einfach zu fest im Griff. Der Wunsch, endlich ein normales Leben zu führen, ohne Dialyse, ist einfach übermächtig. ...

Lehrerin Galilee hat es noch nie leicht im Leben gehabt, denn dazu hat ihre Nierenerkrankung sie einfach zu fest im Griff. Der Wunsch, endlich ein normales Leben zu führen, ohne Dialyse, ist einfach übermächtig. Einzig ihre Liebe zu ihren Rosen, das Züchten neuer Sorten und die Hoffnung, einmal eine Siegerrose zu präsentieren, sind ihr großer Rückhalt. Aus dem ruhigen, zurückgezogenen Leben wird plötzlich ein Gefühlschaos, denn mit dem neuen Chemielehrer und dem plötzlichen Auftauchen ihrer Nichte Riley wird alles anders...



"Rosengartenträume" versteckt hinter einem zarten Cover eine recht erdrückende Handlung, denn die Erkrankung von Gal nimmt sehr viel Raum ein und sorgt für eine sehr niedergeschlagene Stimmung. Zwar versucht die Autorin, hier immer wieder ein wenig Optimismus durchblitzen zulassen , in dem sie Gals Aufmerksamkeit den Rosen widmet, aber manchmal fühlt man sich als Leser ebenso kraftlos und niedergeschlagen wie die Hauptfigur.

Dann taucht Riley auf - ein Teenie, der übriger ist als ein Kanten Brot, von der Mutter immer nur hin und hergestoßen, mal mehr mal weniger liebevoll behandelt und wie ein Gebrauchsgegenstand lieblos in die Ecke gestellt. Dass dieser junge Mensch rebelliert und aneckt, ist nicht von der Hand zu weisen. Bei Gal kann Riley aber endlich Fuß fassen, fühlt sich geliebt und findet ein Zuhause.

Der Roman zeigt, mit wieviel Geduld und Hingabe sich Gal ihren Rosen, aber auch ihrer Nichte widmet, damit aus den jungen Pflanzen etwas Schönes wachsen kann. Im Verlauf der Handlung merkt Gal, dass es schön ist, Menschen um sich zuhaben und sie öffnet ihr Herz, wirft ihren eigenen dornigen Panzer ab und kann so mit Freude das Leben genießen.

Mache Stellen sind mir zu rührselig, manchen einfach nur zu weitschweifig erzählt. Es fehlt ein bisschen Glamour, gerade bei den Rosenschauen, um hier die üppige Blütenpracht so richtig zur Geltung zu bringen. Auch fehlt mir die Bindung an die Charakteren, um in ihre Haut zu schlüpfen und ihre Geschichte mitzuerleben.

Es gibt ein paar schöne Momente, allerdings ohne große Romantik. Das Gros des Buches dreht sich um die Nierenerkrankung, die Dialyse und das Warten auf ein Spenderorgan - ein wichtiges Thema, das hier angesprochen, aber falsch aufgezogen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2021

Heller muss handeln

Verlorene Engel
0

Die Nächte in Dresden werden für junge Frauen immer gefährlicher, denn ein Triebtäter treibt sein Unwesen an der Elbe. Doch als die erste weibliche Leiche gefunden wird, werden die Rufe nach Vergeltung ...

Die Nächte in Dresden werden für junge Frauen immer gefährlicher, denn ein Triebtäter treibt sein Unwesen an der Elbe. Doch als die erste weibliche Leiche gefunden wird, werden die Rufe nach Vergeltung immer lauter. Die Menschen wollen Resultate sehen, aber Heller kommt mit seinen Ermittlungen nicht wirklich voran. Erst als er eine Kollegin als "Köder" für den Täter einsetzt, scheint sich ein Erfolg einzustellen. Aber dann geraten die Ermittlungen ausser Kontrolle, denn Hellers Adoptivtochter Anni ist verschwunden...

Mit dem 6. Band seiner Max-Heller-Reihe kann Frank Goldammer erneut an die großen Erfolge seiner Vorgängerroman anknüpfen und lässt die Zeit nach den Unruhen in der DDR wieder lebendig werden. Die angespannte politische Situation, Hellers standhaft Weigerung, in die SED einzutreten und die nervenaufreibenden Ermittlungen werden vom Autor wieder sehr authentisch vermittelt und geben dem Leser einen sehr tiefen Einblick in das Leben in Dresden 1956.

Die Ermittlungen sind gefährlich und manchmal hat man das Gefühl, dass der Täter den Kommissar regelrecht an der Nase herumführt und sich dabei noch hinterhältig ins Fäustchen lacht. Auch als sich die Probleme im privaten Bereich für Heller zuspitzen, spürt man, wie der Kommissar hier seine Gefühle in den Vordergrund stellt, was eigentlich untypisch für ihn ist.

Der Schreibende spielt mit gängigen Vorurteilen, die sich hartnäckig bis in die heutige Zeit halten und hält so dem Leser den gesellschaftskritischen Spiegel vor. Die innere Zerrissenheit, der immer größer werdende Einfluss der Stasi (wer wird hier von wem bespitzelt, wem kann man noch trauen und wer wird als nächstes denunziert) und Hellers Drang, seine Meinung frei von der Leber weg zu reden, ohne dabei auf die Partei Rücksicht zu nehmen, werden sehr gut in die spannende Suche nach dem Täter eingebunden.

Hellers 6. Fall ist erneut ein großes Rätselraten, das mit einer Zeitreise und einem gut durchdachten Plot überzeugen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2021

Die Frau, die mit Herzblut "Hildegard Sonnbichler" darstellt

Und dann kam es anders
0

Als Hildegard Sonnbichler hat sich Antje Hagen in die Herzen der Zuschauer gespielt, verkörpert mit einer unglaublichen Authentizität die Rolle, die mit so vielen Facetten ausgestattet ist und für die ...

Als Hildegard Sonnbichler hat sich Antje Hagen in die Herzen der Zuschauer gespielt, verkörpert mit einer unglaublichen Authentizität die Rolle, die mit so vielen Facetten ausgestattet ist und für die Schauspielerin ein echter Glücksgriff ist.

Aber dass Antje Hagen auch noch andere, sehr gute Rollen gespeilt hat, das ist den wenigsten bewusst. Mit ihrer Biografie lässt Antje Hagen einen sehr privaten Einblick in ihr Leben zu und erzählt von ihrer Kindheit, die mitten im zweiten Weltkrieg stattfindet und von Angst, Entbehrungen und Verlusten geprägt wird.

Ihr unbedingter Wunsch, Schauspielerin zu werden, lässt sie mit Größen wie Gustav Gründgens, aber auch mit Ulrike Meinhof zusammentreffen, die später einen ganz anderen Weg einschlägt.

Um ihren Traum von der Schauspielerei leben zu können, ist Disziplin und Stärke, aber auch Eigeninitiative und Glück von Nöten. Antje Hagen bekommt mehr als einmal von Fortuna das Füllhorn über ihrem Kopf ausgeschüttet und so fügt sich eins ins andere. Aber es gibt auch Schicksalsschläge, die die beliebte Schauspielerin verarbeiten muss - viel zu früh muss sie ihre große Liebe gehen lassen, als dieser einem Krebsleiden erliegt.

Aber Antje Hagen hat nie aufgegeben, immer weitergemacht, sich den großen Aufgaben des Lebens gestellt und der Erfolg gibt ihr Recht. Ihre Biografie ist ein unterhaltsamer, aber auch emotionaler Einblick in ihr Leben, ein Widersehen mit bekannten Schauspielern und Serien und vor allen Dingen ein kleines Dankeschön an das Leben selbst, das es, trotz mancher Stolperfallen, gut mit ihr gemeint hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2021

Fällt in sich zusammen wie ein misslungenes Soufflé

Zitronensonne
0

Romy hat sich mit der "Suppenfee" den großen Traum vom eigenen Foodtruck erfüllt. Aber der Erfolg will sich einfach nicht einstellen und das Geschäft läuft eher schleppend. Ganz anders beim benachbarten ...

Romy hat sich mit der "Suppenfee" den großen Traum vom eigenen Foodtruck erfüllt. Aber der Erfolg will sich einfach nicht einstellen und das Geschäft läuft eher schleppend. Ganz anders beim benachbarten Kollegen Leonard, der mit italienischen Leckereien und künstlichen Zitronen wohl den Nerv seiner Kunden trifft. Eine Steuernachforderung bedeutet das endgültige aus der "Suppenfee", aber Romy möchte noch eine letzte Reise mit dem Foodtruck nach Italien unternehmen. Dort will sie den Foodartist "Quinto" suchen, der mit seinen geheimnisvollen Auftritten für Furore sorgt. Im Gepäck muss sie allerdings Leonard mitschleppen...



Mit "Zitronensonne" hält man eine absolut seichte und vorhersehbare Lektüre in den Händen, die mit eindimensionalen Charakteren und leeren Worthülsen gespickt ist.

Romy ist unglaublich kindisch und ihr Hype um Quinto ähnelt dem eines kreischen Teenies, der einen Popstar anhimmelt und ihm als Groupie hinterherreist.

Auch Chris, ihr Ex, ist nicht die hellste Kerze auf der Torte und sein Verhalten entbehrt jeglicher Diskussion.

Auf der schicksalhaften Reise durch Italien mit Romy sich mit Leonard, ihrem eigentlichen Koch-Konkurrenten, arrangieren und ihre Suche nach dem mysteriösen unbekannten ähnelt der Jagd nach Mister X beim Scotland Yard. Mit dem großen Unterschied, dass das Gesellschaftsspiel für gute Unterhaltung, Abwechslung und aufgeregtes Rätselraten sorgt.

Zwar tauchen auch hier immer wieder mal Hinweise auf Quinto auf, aber die Lösung liegt von Beginn an auf der Hand und das Happy End steht auch schon nach wenigen Seiten fest. So fällt die Romanze und der Unterhaltungswert in sich zusammen wie ein misslungenes Soufflé.

Eine Zitrone macht leider noch keinen Sommer und italienisches Flair ist nicht immer ein Garant für Erfolg.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere