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Veröffentlicht am 14.04.2024

Wie eine Landschaft zum heilsamen Pflaster wird

Hochschwarzwald
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Doris Feil ist selbst im Hochschwarzwald aufgewachsen und kennt das Rauschen der Baumwipfeln, das tosen der Wasserfälle und die Faszination, die von dieser Landschaft ausgeht. Doch ganz anders, wie bei ...

Doris Feil ist selbst im Hochschwarzwald aufgewachsen und kennt das Rauschen der Baumwipfeln, das tosen der Wasserfälle und die Faszination, die von dieser Landschaft ausgeht. Doch ganz anders, wie bei allen anderen Bücher in dieser Reihe, widmet die Autorin sich nicht überwiegend den Vorzügen des Landstrichs, sondern sie verbindet die glasklaren Seen und atemberaubende Ausblicke mit einem aussergewöhnlichen Treffen zwischen zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können.

Der eine hat -zwar nicht mittelbar, aber dennoch - durch die Hand des anderen seine Familie im Holocaust verloren und der andere bleibt, trotz mehrfacher Gespräche ein unnahbarer Klotz. Behutsam nähert sich Feil dem Dichter Paul Celan und dem ehemaligen Nazi Martin Heidegger,bringt Narben ans Tageslicht und konfrontiert die Leser:innen mit der Uneinsichtigkeit Heideggers, die immer noch vorherrscht.

Gedichte,bei denen im Verlauf der Lektüre ein intensives Auseinandersetzen mit dem Inhalt unabdingbar wird, lassen alte Wunden wieder aufbrechen, holen das Unheil wieder hervor und trotzdem ist da immer wieder dieses Schweigen, das auf den Schulter lastet wie eine drückende Rüstung, aus der sich beide nicht befreien können.

Kohlezeichnungen, atemberaubende Landschaftsfotografien, Liederblätter aus dem KZ und Ablichtungen von Originaldokumenten machen dieses Buch zu einer nicht alltäglichen Lektüre und beweisen, dass eine Landschaft zu einem heilsamen Pflaster werden kann, auch wenn längst nicht alle Fragen eine zufriedenstellende Antwort erhalten.

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Aus wertlosen Sachen schöne Dinge machen

Das große Upcycling-Buch - Alles verwenden. Nichts verschwenden.
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Das Frühjahr ist die beste Gelegenheit, um die Kleiderschränke mal wieder ordentlich auszumisten, die gesammelten leeren Flaschen und das Altpapier zum Container zu bringen.....Halt ! Stopp! Bitte genau ...

Das Frühjahr ist die beste Gelegenheit, um die Kleiderschränke mal wieder ordentlich auszumisten, die gesammelten leeren Flaschen und das Altpapier zum Container zu bringen.....Halt ! Stopp! Bitte genau das nicht tun, denn hinter den scheinbar wertlosen Sachen verbergen sich ganz viele Möglichkeiten, um aus Altem etwas wundervolles Neues entstehen zu lassen.

Wie das geht ? Ganz einfach und Ina Mielkau zeigt in ihrem Upcycling-Buch mit den vielen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie es funktioniert. Alte Jeans werden nämlich mit ein bisschen Geschick an der Nähmaschine ganz schnell zu einem megacoolen Sitzsack, auf dem sich garantiert die ganze Familie lümmeln möchte. Aus ollen Thunfischdosen entstehen mit wenigen Handgriffen echte Glanzlichter, denn die Dosen dürfen als Gartenfackeln zeigen, dass sie mehr sind als nur Blech. Für die selbstgebastelten Tannenbäume in Falttechnik braucht es zwar ein bisschen Fingerspitzengefühl und Geduld, aber so schöne Bäumchen gibt es einfach nirgendwo zu kaufen und sie sind einfach großartig. Solarlaternen aus Billigproduktionen gehören ebenfalls der Vergangenheit an, denn Tapetenreste erstrahlen im wahrsten Sinne des Wortes im neuen Glanz und sorgen in lauen Sommernächten auf der Terrasse mit ihren individuell gestalteten Ornamenten für magischen Lichterzauber.


Durch die Vielfalt der vorgestellten Projekte kann jede/r, unabhängig von handwerklichem Geschick oder Erfahrung, etwas Passendes finden. Originelle Handarbeits- & Bastelanleitungen ermöglichen allen, die Spaß an DIY-Projekten haben, aus alten Gegenständen neue Schätze zu schaffen. Regale, Ordnungshelfer, Leselampen, Futterhäuschen , Dekoration und und und...das Buch bietet eine Fülle von Ideen, die nicht nur den Haushalt verschönern, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Manche sind nicht neu, nur anders interpretiert, aber das Buch setzt dennoch genügend Impulse, um selbst kreativ zu werden und das Thema Upcycling in den eigenen Alltag zu integrieren.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Cosy-Crime mit Charme und Humor

Schwöre, dass du schweigst
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Ein Handy im Brunnenschacht zu verlieren ist schon eine ärgerliche Angelegenheit, aber dass sich daraus ein echter Kriminalfall entwickelt, hätte sich Verena Psenner nicht vorstellen können. Schon bald ...

Ein Handy im Brunnenschacht zu verlieren ist schon eine ärgerliche Angelegenheit, aber dass sich daraus ein echter Kriminalfall entwickelt, hätte sich Verena Psenner nicht vorstellen können. Schon bald steh fest, dass ein Frauenskelett die Gegend rund um das Meraner Land in Atem hält. Ein alter, ungelöster Fall steht unmittelbar vor der Aufklärung...


Simone Dark schreibt mit "Schwöre, dass du schweigst" einen seht atmosphärischen Krimi, der von den landschaftlichen Reizen und den beiden Ermittelnden richtig in Szene gesetzt wird. Da sich Magnabosco unnd Pasqualina nicht immer selbst so ernst nehmen, gelingt ihnen, ebene jenes Augenzwinkern auch auf die Leser;innen zu übertragen und den Krimi mit einer Prise Humor zu genießen.

Von der Schreibweise in der Sparte Cosy-Crime bestens aufgehoben, streifen die Lesenden zusammen mit den beiden Hautfiguren durch die Ruinen, wirbeln das ein oder andere Staubpartikelchen auf und blicken hinter Fassaden, die den schönen Schein für zwanzig Jahre aufrecht gehalten haben.

Am Ende geht es immer nur ums Geld und wenn genügend davon im Spiel ist, vergessen manche Menschen einfach ihre Prinzipien und werden zu Raffzähnen, die anderen nach dem Leben trachten. Die Handlung ist von Dark schlüssig aufgebaut, sodass jederzeit die Zeitsprünge zwischen den Jahren 2000 und 2022 nachvollzogen werden können. Die Spannung ist zwar eher mäßig, da wenige oder kaum überraschende Wendungen anzutreffen sind, doch gerade bei einem Cosy-Crime steht die Unterhaltung und nicht das Gemetzel im Vordergrund.

So ist diese Krimi-Reihe bestens dafür geeignet, um Leser:innen, die neu in der Krimilandschaft sind, einen guten Einstieg in diese Sparte zu geben. Adel verpflichtet und so können Neugierige zwischen Burgruine, kleinen Neckereien und dem Ruf des Geldes miterleben, wie sich nach und nach der ungelöste Fall zu einem stimmigen Ganzen zusammensetzt.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Kunstbild der Nazis und der Umgang mit Raubkunst gut aufgearbeitet

Die Reise der Bilder
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In Linz sollte es entstehen - das "Führermuseum" und es sollte viele Kunstwerke zeigen, die dem Kunstbild der Nazis entsprachen. Um dieses wahnwitzige Zeil zu erreichen, wurden Bilder beschlagnahmt, geraubt, ...

In Linz sollte es entstehen - das "Führermuseum" und es sollte viele Kunstwerke zeigen, die dem Kunstbild der Nazis entsprachen. Um dieses wahnwitzige Zeil zu erreichen, wurden Bilder beschlagnahmt, geraubt, zwangs­ver­kauft und ver­scho­ben, in Salzstollen oder Schlössern eingelagert und aufbewahrt.

Hitler empfand dieses Vorgehen als Notwendigkeit, um seiner treuen Gefolgschaft aufzuzeigen, dass der "entarteten Kunst", als Werke der Moderne, so viel mehr "gute" Kunst, eben echte Meisterwerke von Munch, Goya, Tizian u.v.m das Auge der Betrachtenden verwöhnen und es sie zu huldigen gilt.

Das vorliegende Begleitbuch zur Ausstellung zeigt viele wundervolle Aufnahmen der Bilder, die eine ganz eigene Geschichte erzählen und eine wahre Irrfahrt hinter sich haben. Die kurzen Abhandlungen geben auch einen kleine Einblick in das mehr aus zeitaufwendige Klären der Provenienzen, die teilweise bis zum heutigen Tag unklar sind.

Die Ausstellung setzt sich sensibel mit der Thematik auseinander und ist gleichzeitig ein kleiner Hoffnungsschimmer, das Kunst, ganz gleich ob in Form von Bildern, Skulpturen oder Installationen, auch in unruhigen Zeiten und widrigen Umständen überlebt.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Gerücht ist der Klage Anfang (Sprichwort)

Hundswut
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Es ist eine ländliche Idylle, die anno 1932 im kleinen bayerischen Dorf zu finden ist, alle halten zusammen und sind eine eingeschworene Gemeinschaft, Diese Ruhe und Beschaulichkeit wird regelrecht zerfetzt, ...

Es ist eine ländliche Idylle, die anno 1932 im kleinen bayerischen Dorf zu finden ist, alle halten zusammen und sind eine eingeschworene Gemeinschaft, Diese Ruhe und Beschaulichkeit wird regelrecht zerfetzt, als mysteriöse Morde geschehen. Schnell steht fest, dass ein Wolf sein -Unwesen treibt...aber ist es wirklich ein Tier, das seine Opfer so grausam zurichtet ? Der Gemeinderat muss handeln und das schnell, denn ein Gerücht jagt das nächste....


Es gibt wenige Bücher, die so grausam sind und bis ins Mark erschüttern, doch Daniel Alvarenga spielt sein psychologisches Spiel fast bis zur Perfektion und zeigt seinen Leser:innen, was passiert, wenn sich ein ganzes Dorf wie eine Wand gegen einen einzelnen Menschen stellt. Dabei kehrt der Autor die Machtpositionen einiger erlauchten Dörfler sehr schön aus und zeigt, wie sich dieses Ansehen schnell in manipulative Gesten verwandelt.

Zwischen Furcht und Neugierde, Aberglaube und rationellem Denken mischen sich die Leser;innen unter die Bewohner:innen des Dorfes und werden so ein Teil der Geheimnisträger:innen, die immer tiefer in den Strudel aus menschlichen Abgründen, Verzweiflungstaten und Verunsicherung mit hineingezogen werden.

Die Figuren sind vielschichtig angelegt, vermitteln sowohl ihre Bigotterie als auch ihre manchmal eher einfältige Denkweise sehr glaubhaft und bieten immer wieder einen Nährboden für Ängste und Abgründe. Das gesprochene Wort, einmal in die Welt gesandt und als Gerücht verbreitet, kann nicht zurückgenommen werden und richtet im Verlauf der Handlung mehr Schaden als, als gut für das kleine Dorf ist. Hinter jeder Ecke, jedem Gässchen und jedem Winkel lauern Misstrauen und Verrat und bald können weder Provinzler:innen noch Leser:innen sich sicher sein, wem man noch sein Vertrauen schenkt.

Es geht hart zu im Buch und einige Szenen sind so grausam, dass sich mir ab und zu der Magen dreht...harter Tobak und nichts für zarte Gemüter. Das Grauen bekommt durch die Dorfbewohner;innen eine menschliche, wenn auch sehr verzerrte Fratze und zeigt, wie stark eine Gruppendynamik das eigene Tun und Handeln beeinflusst, wenn der Weg zurück zur Wahrheit unmöglich scheint.

Ein paar Ungereimtheiten bleiben dennoch offen im Raum stehen, die leider keine Auflösung finden und auch die Rolle der Kirche, gerade zum Ende des Buches, erscheint klischeehaft und recht überspitzt dargestellt. Solide 4 Sternchen für einen Krimi, der einem die Haare zu Berge stehen lässt.

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