Venedig und der lange Arm der Cosa Nostra
Der TintenfischerDas Corona-Virus hat auch Venedig fest im Griff und La Serenissima erscheint während des Lockdowns wie eine schlafende Schönheit. Aber selbst in Pandemiezeiten macht das Verbrechen nicht Halt vor den Lagunen ...
Das Corona-Virus hat auch Venedig fest im Griff und La Serenissima erscheint während des Lockdowns wie eine schlafende Schönheit. Aber selbst in Pandemiezeiten macht das Verbrechen nicht Halt vor den Lagunen und Antonio Morello ist plötzlich wieder mittendrin in einem neuen Fall. Und dass dieser ihn ausgerechnet wieder zurück in seine Heimat Sizilien führt, ist jetzt nicht unbedingt der klügste Schritt. Denn um eine junge afrikanische Geflüchtete aus den Fängen der Cosa Nostra zu befreien, muss Morello erst einmal das Dickicht aus Korruption und falschen Freunden durchkämmen....
Die ganze Welt hat während des Lockdowns den Atem angehalten und auch Venedig profitiert von der Ruhe, die sich wie eine schützende Hand über die Stadt legt und so ist es kein Wunder, dass der zweite Fall von Commissario Morello dieses ungewöhnliche Ereignis als Hintergrundhandlung hat.
Die beiden Autoren beschreiben sehr schön, wie Venedig regelrecht aufatmet und so der Herzschlag dieser Stadt wieder zu hören ist. Aber das Verbrechen schläft nicht und Morello wird zur Zielscheibe der Cosa Nostra.
Die Themenvielfalt im Buch ist überwältigend und reicht von Wirtschaftskriminalität und Schleuserbanden über Drogenschmuggel und Menschenhandel. Die Dosierung ist aber gut gewählt, sodass man als Leser nicht von der ganzen Bandbreite erschlagen wird. Zwar braucht der Roman ein paar Seiten, bis er wirklich den Leser mit Schwung abgeholt hat, aber dann ist der Lesefluss nicht mehr zu bremsen. Die Machenschaften der Cosa Nostra und der persönliche Bezug von Morello wirken hier fast schon wie ein Strudel, in den man unwillkürlich mit hineingezogen wird.
Anna und Morello ergänzen sich perfekt, geben ein schönes Paar ab - beruflich als auch privat - und es gibt neben aufregenden und nervenaufreibenden Szenen auch wunderschöne stille, ja fast schon romantische Momente (Morello zeigt Anna bei Mondschein, wie man auf sanfte Art Tintenfische fängt), die immer wieder für kleine Atempausen sorgen und so einen steten Wechsel zwischen Anspannung und Regeneration bedeuten.
Leider ist aber zum Schluss eine Sequenz enthalten, bei der einer der Agierenden so offensichtlich und vehement seine Nachfragen anbringt, dass für den Leser klar ist, welche Rolle er spielt. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl erwünscht, um den Leser bei der Stange und die Spannung aufrecht zu halten.
Wer mag, kann die im Buch zubereiteten schmackhaften italienischen Köstlichkeiten nachkochen, denn im Anhang befinden sich die Rezepte. Hätte ich jetzt nicht unbedingt als kulinarisches Schmankerl gebraucht, ist aber eine nette Geste der Autoren, um den Eindruck des Buches zu festigen.