Mehr Wirtschaftskrimi als Thriller
Das Letzte, was du siehstMarie hat ihren Job als Polizistin an den Nagel gehängt und umgesattelt. Jetzt ist sie als IT-Beraterin für Immobilienfonds unterwegs und hat Einblick in die Finanzwelt der Banken. Überstunden sind vorprogrammiert ...
Marie hat ihren Job als Polizistin an den Nagel gehängt und umgesattelt. Jetzt ist sie als IT-Beraterin für Immobilienfonds unterwegs und hat Einblick in die Finanzwelt der Banken. Überstunden sind vorprogrammiert und so kommt es, dass sie mal wieder als Letzte das Büro verlassen will. Doch irgendetwas stimmt nicht und sie entdeckt die Leiche ihres Kollegen, der Opfer einer Gewalttat geworden ist. Die Ermittlungen zeigen, dass er Tote alles andere als eine weiße Weste im Unternehmen gehabt hat. Doch wer steckt tatsächlich hinter der Tat ?
"Das Letzte, was du siehst" beginnt mit einem regelrechten Horrorszenario und lässt dem Leser das Blut in den Adern stocken. Grausam und brutal hat der Täter sein Opfer zugerichtet und es regelrecht inszeniert und bildlich festgehalten. Doch nach diesem ersten Schockmoment kommt leider nicht mehr allzu viel an Nervenkitzel und die Handlung verliert sich schnell in einem Wirtschaftskrimi, der mit vielen Fachbegriffen aus dem Investmentbanking und Immobiliengeschäft bestückt ist. Zwar erklärt Marie Kommissar Kellermann, und somit dem Leser, viele Begriffe, aber es bleibt ein schaler Beigeschmack. Man liest viel über Bewertungsstrategie, Fondsanteile, Wertsteigerungen und Kapitaleinlagen und das gehört für mich eher in ein Fachjournal.
Die Handlung baut sich logisch auf, ist über weite Strecken spannend, auch wenn ab etwa der Hälfte deutlich wird, wer die Strippen zieht und aus welchen Beweggründen gehandelt wird. Die Spuren führen allzu deutlich auf das Naheliegendste , auch wenn die Autorin immer wieder versucht, einen anderen Täter in den Fokus zu rücken. Die Figuren sind abwechslungsreich angelegt, bieten ein breites Spektrum an Charakterzügen und ermöglichen dem Leser Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt.
Mache Szenen sind nichts für schwache Nerven denn die Bilder der Opfer, die brutal misshandelt und verstümmelt worden sind, gehen durch Mark und Bein und zeigen mit aller Deutlichkeit die Perversität des Täters.
Für einen Thriller fehlt mir der Nervenkitzel und die Spannung, die über den gesamten Verlauf der Handlung spürbar sein muss. Hier sind es immer wieder einmal kurze Momente, die für Luft anhalten und kalte Hände sorgen, aber die Wechselwirkung zwischen Anspannung und Entspannung ist weniger gut ausgearbeitet.
Für den Start der Serie kann ich daher nur drei Sternchen vergeben, denn es ist noch ordentlich Luft nach oben.