Nostalgie: Die Lichterkette der Erinnerungen (K-H Karius)
Die Welt war eine MurmelSiggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit ...
Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit angehören. So kommt es, dass Siggi unweigerlich mit Erinnerungen konfrontiert wird, die auf verblassten Fotos festgehalten in einer Kiste schlummern. Er reist zurück in seine Kindheit, als Urlaub in Italien noch etwas ganz Besonderes, Winnetou sein bester Freund und seine ersten Kochversuche fast lebensgefährlich war...
Mit "Die Welt war eine Murmel" öffnet Herbert Dutzler einen alten Karton voller Erinnerungen an seine eigene Kindheit und lässt den Leser daran teilhaben, in dem er ihn durch die Brille des 10jährigen Siggi schauen lässt und so ein Teil seiner Erlebnisse wird.
Der erste Urlaub mit dem Autobus in Italien wird zu einer abenteuerlichen Reise, bei der ohne Rücksicht auf Kind und Kegel, im Bus gequarzt wird, was das Zeug hält. Rauchen gehörte damals zum guten Ton und war somit selbstverständlich. Das Aufeinandertreffen mit der fremden Kultur und der fremden Sprache sorgt für manchen Lacher und für die eine oder andere Anekdote.
Züchtigen durch den Lehrer in der Schule, aber auch Zuhause mit einer Watschen waren nicht selten an der Tagesordnung und ich bin froh, dass sich das Weltbild gedreht hat, Kinder ihre Rechte haben und eben nicht auf diese Art und Weise misshandelt und großgezogen werden.
Modische Entgleisungen ( geblümte Badekappen, Polyester als gängige Faser), technische Neuerungen (Fernseher, Fotokamera mit Farbfilm) und die Entdeckung des Weltalls gehören ebenso zu Siggis Erinnerungen wie die Schräglage der Besinnlichkeit an Weihnachten.
Der Leser kramt unweigerlich in seiner eigenen Erinnerungsschublade, fördert die ein oder andere identische Erinnerung zu Tage und spürt den nostalgischen Flair, der aus den Seiten steigt.
Herbert Dutzler hat liebenswerte und schrullige Charaktere erschaffen, die den Leser an die Hand nehmen und ihm eine Zeitreise ermöglichen, als das nächste Abenteuer noch im Garten hinter dem Haus zu finden war, die Brause auf der Zunge geprickelt hat und Mamas Schnitzel der kulinarische Höhepunkt auf dem Teller gewesen ist.
Ein Buch voller Nostalgie und Charme, mit Augenzwinkern und guter Laune.