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Veröffentlicht am 30.01.2021

Nostalgie: Die Lichterkette der Erinnerungen (K-H Karius)

Die Welt war eine Murmel
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Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit ...

Siggi muss die Wohnung seiner Mutter auflösen und kann es nichts übers Herz bringen, dass eine Entrümpelungsfirma sich mit den persönlichen Dingen seiner Mutter befasst, bevor diese endgültig der Vergangenheit angehören. So kommt es, dass Siggi unweigerlich mit Erinnerungen konfrontiert wird, die auf verblassten Fotos festgehalten in einer Kiste schlummern. Er reist zurück in seine Kindheit, als Urlaub in Italien noch etwas ganz Besonderes, Winnetou sein bester Freund und seine ersten Kochversuche fast lebensgefährlich war...

Mit "Die Welt war eine Murmel" öffnet Herbert Dutzler einen alten Karton voller Erinnerungen an seine eigene Kindheit und lässt den Leser daran teilhaben, in dem er ihn durch die Brille des 10jährigen Siggi schauen lässt und so ein Teil seiner Erlebnisse wird.

Der erste Urlaub mit dem Autobus in Italien wird zu einer abenteuerlichen Reise, bei der ohne Rücksicht auf Kind und Kegel, im Bus gequarzt wird, was das Zeug hält. Rauchen gehörte damals zum guten Ton und war somit selbstverständlich. Das Aufeinandertreffen mit der fremden Kultur und der fremden Sprache sorgt für manchen Lacher und für die eine oder andere Anekdote.

Züchtigen durch den Lehrer in der Schule, aber auch Zuhause mit einer Watschen waren nicht selten an der Tagesordnung und ich bin froh, dass sich das Weltbild gedreht hat, Kinder ihre Rechte haben und eben nicht auf diese Art und Weise misshandelt und großgezogen werden.

Modische Entgleisungen ( geblümte Badekappen, Polyester als gängige Faser), technische Neuerungen (Fernseher, Fotokamera mit Farbfilm) und die Entdeckung des Weltalls gehören ebenso zu Siggis Erinnerungen wie die Schräglage der Besinnlichkeit an Weihnachten.

Der Leser kramt unweigerlich in seiner eigenen Erinnerungsschublade, fördert die ein oder andere identische Erinnerung zu Tage und spürt den nostalgischen Flair, der aus den Seiten steigt.

Herbert Dutzler hat liebenswerte und schrullige Charaktere erschaffen, die den Leser an die Hand nehmen und ihm eine Zeitreise ermöglichen, als das nächste Abenteuer noch im Garten hinter dem Haus zu finden war, die Brause auf der Zunge geprickelt hat und Mamas Schnitzel der kulinarische Höhepunkt auf dem Teller gewesen ist.

Ein Buch voller Nostalgie und Charme, mit Augenzwinkern und guter Laune.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Die Seele gehört Meer und Boot

Ich bin auf See
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Mit der Autobiografie von Wilfried Erdmann "Ich bin auf See" hält man ein ganz außergewöhnliches Buch in den Händen, das von der Liebe zum Wasser, zum Segeln und vom Einklang mit den Naturgewalten erzählt ...

Mit der Autobiografie von Wilfried Erdmann "Ich bin auf See" hält man ein ganz außergewöhnliches Buch in den Händen, das von der Liebe zum Wasser, zum Segeln und vom Einklang mit den Naturgewalten erzählt und genau das verkörpert, was der Titel bedeutet - Wilfried Erdmann ist ganz er selbst auf den Meeren, wenn er ganz allein die Welt umsegelt, nur den unendlichen Horizont vor sich ,das Knallen der Segel über und neben sich unter unter sich die Wellen des Atlantiks, der Ostsee, dem Pazifik.

Im edlen Schuber in Leinenoptik befindet sich ein 270 Seiten starkes Buch, das voll mit Erinnerungen und Fotos von Reisen ist, die den Charakter Erdmanns geprägt und ihn Ehrfurcht vor Wind und Wellen gelehrt haben.

Wie kommt man dazu, ganz alleine die Welt zu umsegeln ? Ist man in all der Zeit alleine auf dem Schiff nicht einsam ? Erdamnn sagt, dass er bewusst das Alleinsein in Kauf nimmt, weil er dabei das Allerschönste genießen kann - nämlich das Leben auf dem Meer. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem selbstgewählten Alleinsein und der Einsamkeit -Einsam ist, wer alleine und verlassen ist und so fühlt sich Erdmann auf seinen vielen Törns rund um den Globus nur selten.

Erdmann atmet regelrecht das Seglerleben mit jeder Pore ein, übt diese Passion intensiv mit seiner Familie aus und beschert seinem Sohn so eine einzigartige Kindheit zwischen Südseepalmen, Delfinen und dem Gefühl von Freiheit und Glück.

Das Buch ist aber so viel mehr als Erinnerungen an seine Reisen, denn es gibt auf den Fotos vieles zu entdecken: von wutschäumender Gischt, meterhohen Wellen, traumhaften Südseestränden,exotischer Blütenpracht, Momente des Innehaltens, das achtsame Leben mit den Eingeborenen - ein Fest für Augen und Sinne. Der Autor gibt einen ganz intimen Einblick in sein Leben, lässt Momente der Angst und der Freude für den Leser Revue passieren und teilt mit ihm die kostbaren Augenblicke, die er auf seinen Reisen erlebt hat - ein bewegtes Leben auf und mit den Wellen der Ozeane dieser Welt.

Ich könnte stundenlang zuhören, wenn Wilfried Erdmann erzählt. Ein Mann, dessen Seele Meer und Boot gehört. Sein Buch ist ein kleiner Schatz im Bücherregal.

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Was man als Kind geliebt hat, bleibt im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter (Khalil Gibran)

Wo wir Kinder waren
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Einst war die Puppenfabrik Langbein das Aushängeschild in Sonneberg. Die Wurzeln reichen zurück bis in die Kaiserzeit, aber von dem Glanz und dem Erfolg ist nichts mehr übrig geblieben. Zwei Kriege, die ...

Einst war die Puppenfabrik Langbein das Aushängeschild in Sonneberg. Die Wurzeln reichen zurück bis in die Kaiserzeit, aber von dem Glanz und dem Erfolg ist nichts mehr übrig geblieben. Zwei Kriege, die deutsche Teilung, die Umwandlung in einen VEB und dann die Wiedervereinigung haben nicht nur an der Fabrik genagt, sondern auch auch den Langbein-Erben. Außer verbitterten Menschen und dem Streit um den Nachlass scheint kein Band sie zu verbinden. Erst als eine eine Auktion im Internet eine seltene Langbein-Puppe zum Vorschein bringt, rückt die Vergangenheit mit aller Macht in den Fokus und weckt die Chance auf einen Neubeginn...



"Wo wie Kinder waren" entführt den Leser in das Spielzeugwunderland von Sonneberg und lässt das geschäftige Treiben in der alten Puppenfabrik wieder lebendig werden. Die Nähmaschinen rattern, der Geruch von Vinylmasse und Pappmache liegt in der Luft und über allem liegt der Zauber einer längst vergangenen Zeit, in der das Handwerk des Puppenmachers hochangesehen gewesen ist.

Die Figuren verfügen über ein unglaubliches Charisma und begeistern den Leser mit einer sympathische Ausstrahlung und einem großen Herz für Puppen und Spielzeug. Man wird wieder zum Kind und möchte so gerne mit der Anita-Pupe spielen, Trost von einem der kuscheligen Teddy gespendet bekommen oder Abenteuer im Zoo erleben, wenn Affen und Krokodile, Zebras und Papageien unter den Händen der fleißigen Mitarbeitenden der Puppenfabrik entstehen.

Die Autorin zeichnet farbenfrohen und plastische Bilder, sodass es den Leser unendlich leicht fällt, sich direkt vor Ort einzufinden und die aufregende Zeitreise anzutreten. Die technischen Neuerungen und Erfindungen der jeweiligen Ära werden schön in den Verlauf der Geschichte eingebunden und man staunt über den Zeppelin am Himmel, die ersten Automobile auf den Straßen und die ersten Fernsehgerät, die Einzug in die Wohnzimmer halten.

Das Leben und Wirken der Familie Langbein über mehr als hundert Jahre wird von Kati Naumann als mitreißende Geschichte erzählt und man merkt gar nicht, wie die Zeit verstreicht. Gerade noch hat die Puppenfabrik ihre Tore geöffnet und die ersten Aufträge sind zu verzeichnen, da steht auch schon der Erste Weltkrieg vor der Tür und macht die großen Träume zunichte. Der Verfall der Währung, der zunehmende politische Wandel bis hin zum Zweiten Weltkrieg, der Teilung Deutschlands und der Zwangsenteignung durch das DDR-Regime - das alles läuft wie eine extrem gut recherchierte Dokumentation in bewegten Bildern vor dem Leser ab und man wächst direkt in die Firmengeschichte und Fehden mit hinein. Liebe, Lügen, Intrigen und Hoffnung schwingen immer mit, wenn Kati Naumann über Langbein-Tradition erzählt und den Leser das fast vergessen Handwerk des Puppenmachers näherbringt. Fast meint man, bei den einzelnen handwerklichen Schritten dabei zu sein und mitzuerleben, wie aus vielen Einzelteilen eine wunderschöne Puppe wird. Erinnerungen an die eigene Kindheit werden wach und lassen die verblassten Bilder aus dem Buch mit den eigenen Wahrnehmungen verschmelzen. Kati Naumann gelingt es, die einzelnen Episoden und Erinnerungen wie in einem Leporello aneinanderzufügen und so nostalgische Gefühle effektvoll zu entfalten.

Die Langbein-Nachkommen müssen über den drohenden Verlust des Traditionsunternehmens feststellen, dass sie doch mehr verbindet, als entzweit. Die gemeinsam erlebten Kindheitserinnerungen sind fest im Herzen verankert und legen den Grundstein für ein neues Miteinander. Ein mitreißender Familienroman, der vielen Fragen nach Schuld und Verlust nachgeht, aber auch die Hoffnung auf einen Neubeginn weckt.

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Familie: Wo das Leben seinen Anfang nimmt und die Liebe niemals endet

Weiter als der Ozean
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Edna McAlister hat es nach dem Tod ihres geliebten Mannes nicht leicht und kümmert sich nach allen Kräften um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Tochter Laura, die älteste, arbeitet bereits als ...

Edna McAlister hat es nach dem Tod ihres geliebten Mannes nicht leicht und kümmert sich nach allen Kräften um die Versorgung ihrer drei jüngsten Kinder. Tochter Laura, die älteste, arbeitet bereits als Hausmädchen auf einem Anwesen. Als Edna schwer erkrankt, reißt man ihr die Kinder buchstäblich aus der Hand und bringt sie in einem Waisenhaus unter. Noch bevor Laura das Sorgerecht für ihre Geschwister beantragen kann, sind diese bereits auf einem Schiff Richtung Kanada unterwegs und sollen dort für den Rest ihres Lebens als Arbeistkräfte eingesetzt werden. Laura wendet sich an den jungen Anwalt Andrew Frasier, bei dessen Eltern sie in Stellung gewesen ist und gemeinsam finden sie heraus, dass es bei der Emigration der Kinder einige Ungereimtheiten gibt...


"Weiter als der Ozean" befasst sich mit dem Thema Kinderemigration zu 'Beginn des 20.Jahrhunderts und Autorin Carrie Turnansky bietet dem Leser eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle im Verlauf ihres Romans.

Die Szenen, wie man Lauras Geschwister gegen ihren Willen zuerst ins Waisenhaus verfrachtet und dann voneinander trennt, um sie später wie ein Möbelstück regelrecht zu verschachern, gehen mir sehr zu Herzen und ich leide mit den Kinder mit, wenn ich von ihrem Schicksals lese. Dass die zweifelhafte Praktik zur damaligen Zeit üblich gewesen ist, um sich den Schutzbefohlenen zu entledigen, schürt meine Wut und meinen Zorn, denn wie kann man kleinen Kinderseelen nur etwas so grausames antun.

Laura ist eine echte Kämpfernatur, die sich durchzusetzen weiß - für die damalige Zeit noch unüblich, aber sie lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Unerschütterlich in ihrem Glauben und an das Gute im Menschen wagt sie sich an die Mission, ihre Geschwister wieder zu finden und nach Hause zu bringen.

Mir Andrew Fraiser hat ihr die Autorin einen feschen und gleichzeitig distinguierten Mann an die Seite gestellt, der sich für Recht und Gesetz einsetzt und ebenfalls Rückhalt im christlichen Glauben findet.

Die Suche nach den Kindern ist wie der Wellengang auf See....mal peitschen die Emotionen hoch und schlagen richtige Wellen, mal gibt es ruhigere Momente, in denen der Leser durchschnaufen und neue Kräfte sammeln kann. Die Bilder von den misshandelten Kindern aber brennen sich tief im Herzen fest und wecken mein Mitleid mit den armen kleinen Kinderseelen, die fernab ihrer Heimat keine Liebe und Zuwendung erfahren.

Carrie Turansky lässt ihren Figuren viel Raum, um sich und ihre Charaktereigenschaften zu entfalten, damit sie für den Leser wie gute Freunde werden, um die aufregende und beschwerliche Reise nach Kanada, die Suche nach den Kindern und das Kämpfen um die Rückkehr der Geschwister hautnah zu erleben.

Das offene Ende lässt natürlich die Frage im Raum schweben, ob es Laura und Andrew gelingen wird, Grace zu finden und in den Schoß der Familie zurück zu holen.Die Neugier auf den Fortsetzungsroman ist somit geweckt und ich kann es kaum erwarten, die Geschichte weiterzuverfolgen.

Ein unglaublich abwechslungsreicher Roman, der die christlichen Werte mit einem Hauch Abenteuer und Liebe verbindet und so für wundervolle und aufregende Lesemomente sorgt.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Welt ist ein schönes Buch. Aber es nützt dem nichts, der es nicht lesen kann.

Secret Citys Italien
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Mit "Secret Citys Italien" entdeckt man 60 charmante Städte, die fernab von Trubel, Massentourismus und Kommerz den Italienliebhaber und -Kenner verzaubern und mit Charme und Esprit ihre Geschichte erzählen.

Auf ...

Mit "Secret Citys Italien" entdeckt man 60 charmante Städte, die fernab von Trubel, Massentourismus und Kommerz den Italienliebhaber und -Kenner verzaubern und mit Charme und Esprit ihre Geschichte erzählen.

Auf einer Reise von Nord nach Süd, von Ost nach West entdeckt man Glurns , die Perle des Vinschgaus und fühlt sich wie in einer historischen Filmkulisse. Das Wort Entschleunigung nimmt von einem Besitz und man fängt sofort an, Seele und Füße baumeln zu lassen. Ganz im Süden lebt der barocke Traum, denn Noto verzaubert mit seiner üppigen Bauweise und Palästen, die sich wie die Perlen einer Perlenkette aufreihen und in der Sonne Siziliens ihre ganze Pracht entfalten. In Mittelitalien laden warme Quellen dazu ein, sich ein Gratisbad in den Naturwannen zu gönnen, in denen sich einst schon Cicero vom stressigen Leben in Rom erholt hat. Wer es lieber fantastisch im wahrsten Sinne des Wortes mag, der sollte auf seiner Entdeckungstour den Giardino di Bomarzo besuchen, denn der Zauberpark bietet fantasievolle Skulpturen und geheimnisvolle Figuren, die den Betrachter faszinieren und ins Staunen versetzen.

Der Reisebildband ist eine sehr gelungene Komposition aus sonnigen Farben und mediterranem Flair, zeigt ehrwürdige Baumgreise ebenso wie geschichtsträchtige Ruinen, verbindet Orte der Spiritualität mit überwältigender Architektur, verströmt einen Duft von Leichtigkeit und Lebenslust und lässt zauberhafte Aromen durch die Luft wabern.

Das Buch lässt unbekannte Sehenswürdigkeiten wie kleine Glühwürmchen in der Nacht aufleuchten und weckt so den Zauber von Naturkino und Panoramabildern, von künstlerischen Spitzenleistungen und kleinen stillen Wundern. Dem Reiz dieser ausdrucksstarken Bilder und informativen Texte zu widerstehen ist somit fast unmöglich und das Fernweh ist geweckt.

Das Buch ist Balsam für alle Sinne, denn 60 Städte bieten einzigartige Momente zum träumen, entdecken, genießen, innehalten, wohlfühlen und glücklichsein

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