Fantastisch !
Kinder ihrer ZeitAuf der Flucht aus Ostpreußen werden die Zwillinge Emma und Alice getrennt und glauben beide von der jeweils anderen, dass sie nicht überlebt hat. Emma lebt mit der Mutter in West-Berlin, Alice im Ost-Teil ...
Auf der Flucht aus Ostpreußen werden die Zwillinge Emma und Alice getrennt und glauben beide von der jeweils anderen, dass sie nicht überlebt hat. Emma lebt mit der Mutter in West-Berlin, Alice im Ost-Teil der Stadt und es scheint, als würden sie sich nie wieder begebenen. Doch 12 Jahre später stehen sie sich gegenüber und merken, dass sie sich verändert haben. Emma ist von der westliche Politik geprägt, Alice stark vom Sozialismus beeinflusst. Als ein gemeinsamer Bekannter Zeuge einer Entführung eines geflohenen Ost- Wissenschaftlers wird, droht beiden jungen Frauen Gefahr und der Kalte Krieg steuert unweigerlich auf seinen Höhepunkt zu...
Wahnsinn ! Fantastisch ! Genial ! Highlight 2020 !
All das uns noch viel mehr könnte ich über dieses Buch schreiben, aber irgendwie fehlen mir die richtigen Worte um das auszudrücken, was dieses Buch tatsächlich für mich ist.
Claire Winter hat mit "Kinder ihrer Zeit" mal wider bewiesen, dass sie die Queen of historical drama ist und nimmt ihre Leserschaft mit auf eine spannenden, nervenaufreibende und absolut fesselnde Zeitreise, die es in sich hat.
Beginnend mit den Szenen von der Flucht aus Ostpreußen, wo einem die klirrende Kälte direkt in die Knochen kriecht und lähmt, erzählt die Autorin mit einer unglaublichen Eloquenz die Geschichte der Zwillingsmädchen Emma und Alice , die mich vom ersten Buchstaben an in ihrenBbann zieht.
Die Bilder des tiefverschneiten Ostreußen entstehen vor dem inneren Augen und ermöglichen so, dass man in die Geschichte direkt hineinschlüpfen kann. Man vergisst Zeit und Raum und ist direkt ein Teil der Gesichte, hofft, bangt, leidet und zittert mit.
Der Zeitsprung hinüber in die 1950er Jahre ist der Schreibenden hervorragend gelungen, denn sie fängt die Szenen in beiden teilen Berlins perfekt ein und man meint, dass sich die Bilder wie in einem Pop-up-Band entfalten und so immer plastischer werden.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt - Emma, Alice, Max, Julius, Markov und Sergej lassen den Leser an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben und so ist es nicht verwunderlich, dass man mehr als einmal im Gefühlskarussell seine Runden dreht. Ein ständiges Auf und Ab an Emotionen ist die Folge, denn Claire Winter reaktiviert hier die heimtückischen Machenschaften des KGB und der Stasi. So kommt es, dass man, wie die Figuren im Roman, bald selbst nicht mehr weiß, wem man noch trauen kann und stellt viele Entscheidungen der Beteiligten ebenfalls in Frage. Ist das kleine Samenkorn des Misstrauens erstmal gesät, sprießen die Keime Zweifel, Skepsis und und Unbehagen und man wird selbst als Leser des Buches unsicher. Hier wird mit aller Macht deutlich, mit welcher Überzeugungskraft (-gewalt) die Machthaber dieser Institutionen auf die Menschen im Osten Berlins regelrecht eingeprügelt haben und kein noch so fieser Trick ist ihnen fremd, um den Willen der Menschen zu brechen und sie so nach ihren Vorstellungen zu formen.
Die Zeit des Kalten Krieges verändert die Menschen und genau diese Gefühlsregungen, Diskrepanzen und Missverständnisse sind von Claire Winter ihren Protagonisten auf den Leib geschneidert worden.
Immer wieder hält man den Atem an, blättert neugierig und aufgeregt die Seiten um, denn der Spannungsbogen ist stramm gezurrt und die Ereignisse sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit immer im Fokus der Geschehnisse liegt. Nervenkitzel , Nervosität und Aufregung wechseln sich mit großen Gefühlen ab und bewirken , dass dieses Buch ein absolutes Lesehighlight 2020 wird . Der perfekte Genre-Mix aus Spionageroman, Familiensaga und Romanze fasziniert und begeistert - dieses Buch muss man einfach lesen !