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Veröffentlicht am 04.09.2020

Fantastisch !

Kinder ihrer Zeit
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Auf der Flucht aus Ostpreußen werden die Zwillinge Emma und Alice getrennt und glauben beide von der jeweils anderen, dass sie nicht überlebt hat. Emma lebt mit der Mutter in West-Berlin, Alice im Ost-Teil ...

Auf der Flucht aus Ostpreußen werden die Zwillinge Emma und Alice getrennt und glauben beide von der jeweils anderen, dass sie nicht überlebt hat. Emma lebt mit der Mutter in West-Berlin, Alice im Ost-Teil der Stadt und es scheint, als würden sie sich nie wieder begebenen. Doch 12 Jahre später stehen sie sich gegenüber und merken, dass sie sich verändert haben. Emma ist von der westliche Politik geprägt, Alice stark vom Sozialismus beeinflusst. Als ein gemeinsamer Bekannter Zeuge einer Entführung eines geflohenen Ost- Wissenschaftlers wird, droht beiden jungen Frauen Gefahr und der Kalte Krieg steuert unweigerlich auf seinen Höhepunkt zu...



Wahnsinn ! Fantastisch ! Genial ! Highlight 2020 !

All das uns noch viel mehr könnte ich über dieses Buch schreiben, aber irgendwie fehlen mir die richtigen Worte um das auszudrücken, was dieses Buch tatsächlich für mich ist.

Claire Winter hat mit "Kinder ihrer Zeit" mal wider bewiesen, dass sie die Queen of historical drama ist und nimmt ihre Leserschaft mit auf eine spannenden, nervenaufreibende und absolut fesselnde Zeitreise, die es in sich hat.

Beginnend mit den Szenen von der Flucht aus Ostpreußen, wo einem die klirrende Kälte direkt in die Knochen kriecht und lähmt, erzählt die Autorin mit einer unglaublichen Eloquenz die Geschichte der Zwillingsmädchen Emma und Alice , die mich vom ersten Buchstaben an in ihrenBbann zieht.

Die Bilder des tiefverschneiten Ostreußen entstehen vor dem inneren Augen und ermöglichen so, dass man in die Geschichte direkt hineinschlüpfen kann. Man vergisst Zeit und Raum und ist direkt ein Teil der Gesichte, hofft, bangt, leidet und zittert mit.

Der Zeitsprung hinüber in die 1950er Jahre ist der Schreibenden hervorragend gelungen, denn sie fängt die Szenen in beiden teilen Berlins perfekt ein und man meint, dass sich die Bilder wie in einem Pop-up-Band entfalten und so immer plastischer werden.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt - Emma, Alice, Max, Julius, Markov und Sergej lassen den Leser an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben und so ist es nicht verwunderlich, dass man mehr als einmal im Gefühlskarussell seine Runden dreht. Ein ständiges Auf und Ab an Emotionen ist die Folge, denn Claire Winter reaktiviert hier die heimtückischen Machenschaften des KGB und der Stasi. So kommt es, dass man, wie die Figuren im Roman, bald selbst nicht mehr weiß, wem man noch trauen kann und stellt viele Entscheidungen der Beteiligten ebenfalls in Frage. Ist das kleine Samenkorn des Misstrauens erstmal gesät, sprießen die Keime Zweifel, Skepsis und und Unbehagen und man wird selbst als Leser des Buches unsicher. Hier wird mit aller Macht deutlich, mit welcher Überzeugungskraft (-gewalt) die Machthaber dieser Institutionen auf die Menschen im Osten Berlins regelrecht eingeprügelt haben und kein noch so fieser Trick ist ihnen fremd, um den Willen der Menschen zu brechen und sie so nach ihren Vorstellungen zu formen.

Die Zeit des Kalten Krieges verändert die Menschen und genau diese Gefühlsregungen, Diskrepanzen und Missverständnisse sind von Claire Winter ihren Protagonisten auf den Leib geschneidert worden.

Immer wieder hält man den Atem an, blättert neugierig und aufgeregt die Seiten um, denn der Spannungsbogen ist stramm gezurrt und die Ereignisse sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit immer im Fokus der Geschehnisse liegt. Nervenkitzel , Nervosität und Aufregung wechseln sich mit großen Gefühlen ab und bewirken , dass dieses Buch ein absolutes Lesehighlight 2020 wird . Der perfekte Genre-Mix aus Spionageroman, Familiensaga und Romanze fasziniert und begeistert - dieses Buch muss man einfach lesen !

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Zu viele Parallelen mit "Vom Winde verweht"

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Während die verwöhnte Gutstochter Dora auf einer Hochzeit im September 1939 ausgelassen in den Armen von Wilhelm tanzt und das Leben feiert, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Mit diesem Tag ändert sich ...

Während die verwöhnte Gutstochter Dora auf einer Hochzeit im September 1939 ausgelassen in den Armen von Wilhelm tanzt und das Leben feiert, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Mit diesem Tag ändert sich das Leben in Ostpreußen von jetzt auf gleich und Dora sieht sich der großen Aufgabe gegenübergestellt, von nun an das Gut zu führen, da ihr Vater und zwei ihrer Brüder an die Front eingezogen werden. Doch Dora lässt sich nicht unterkriegen, gibt es doch zwei Männer in ihrem Leben, zu denen sich ihr Herz hingezogen fühlt. Während die Welt immer mehr in Scherben zerbricht, wird aus der verwöhnten Gutstochter eine starke Frau, die sich durchzusetzen weiß...



Der Klappentext kündigt dieses Buch als "Die größte Liebesgeschichte seit Vom Winde verweht" an und ja, es gibt unglaublich viele Parallelen zu diesem Monumentalfilm und dem Bestseller von Margaret Mitchel. Dora ist ein ebenso querschädeliger Dickkopf wie Scarlett O'Hara, sie tanzt das Leben und ihr sie bricht reihenweise Männerherzen. Auch findet man das grüne Hütchen aus dem Film ebenso in diesem Buch wieder, wie das mit unverhohlener Wut an er Wand zerschmetterte Porzellankännchen und eine unerfüllte Liebe, um nur einige wenige Beispiele zu nennen ohne zu spoilern.

Was ich zu Beginn noch ganz amüsant finde, da sich Dora und Scarlett so gleichen, wird mir über die gesamte Länge des Buches ein wenig zu viel des Guten, denn zum einen sehe ich immer Scarlett anstatt Dora vor mir stehen und zum anderen weiß man in etwa schon, wie sich die Handlung des Romans abspielen wird, da sich die Szenen wirklich sehr ähneln.

Dabei ist die Geschichte von Dora auf Gut Twardy wahnsinnig emotional und mitreißend denn sie macht vor den Grausamkeiten des Krieges nicht halt, schildert Not und Elend , Flucht und Vertreibung in erschütternden Szenen, sodass mir beim Lesen manchmal das Blut in den Adern gefriert und der Atem stockt. auch die Verwandlung von der verwöhnten Gutstochter ist nachvollziehbar und sehr glaubhaft beschrieben.

Doch immer wieder sind da die vielen Ähnlichkeiten die sich davorschieben und die eindrucksvollen Bilder der Autorin verdrängen und so das Buch in den Schatten stellen. Ich mag Dora, Curt, Wilhelm, Elli und alle, die das Leben auf dem Gut bereichern und dieser Geschichte so viel Leben einhauchen, fast so, als wäre man vor Ort und würde die Schrecken des Krieges miterleben. Aber der immerwährende, unwillkürliche Vergleich mit dem größten Bestseller der Geschichte überrollt diesen wunderbaren Roman und lässt ihn kleiner erscheinen, als er ist. Denn Theresia Graw arbeitet mit diesem Buch ein Stück Familiengeschichte auf und gibt allen, die damals ihre Heimat verloren haben, eine Stimme.

Für mich reicht es daher nur für 3,5 Sternchen...

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Veröffentlicht am 02.09.2020

Spionage und Rache in Südtirol - dramatisch und fesselnd inszeniert

Commissario Pavarotti probt die Liebe
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Was man aus Liebe alles macht - Commissario Pavarotti willigt ein, Lissie bei einem ganz besonderen Anliegen zu helfen. Sie möchte nämlich ihren verschollen Vater suchen, der vor 30 Jahren bei einem Urlaub ...

Was man aus Liebe alles macht - Commissario Pavarotti willigt ein, Lissie bei einem ganz besonderen Anliegen zu helfen. Sie möchte nämlich ihren verschollen Vater suchen, der vor 30 Jahren bei einem Urlaub in Südtirol verschwunden ist. Doch was ist in den 80ern wirklich geschehen und warum sind plötzlich diverse Menschen daran interessiert, dass diese Spurensuche möglichst unterbleibt ? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, aber wird diese Jagd nach Klarheit wirklich Licht ins Dunkel bringen ?



Für mich ist "Commissario Pavarotti probt die Liebe" der erste Roman aus dieser Reihe und ich muss gestehen, dass ich mit den ersten Seiten anfänglich meine Probleme hatte, da mir die Zusammenhänge und Informationen aus den Vorgängerbänden fehlen. Aber nachdem ich mich durchgewurschtelt habe, steht für mich fest, dass dieses Buch ein echter Krimiknaller ist, denn hier wird ein falsches Spiel gespielt, das im wahrsten Sinne mit Netz und doppelten Boden versehen ist.

Elisabeth Florin entführt uns nämlich in die Welt der Spionage und ihre zwielichtigen Agenten, lässt die augenschmeichelnde Gegend des Vinschgau und des Meraner Landes zu Schauplätzen von eiskalt geplanten Taten, knallhart und rücksichtslos agierenden Drahtziehern und skrupellosen Mitläufern werden und hält somit ihre Leser in Schach.

Der Roman wirkt wie eine Droge - einmal angefangen, kann man nicht anders, als das Buch regelrecht durchzusuchten. Der Puls schnellt in die Höhe, das Herz rast, wenn hier actionreiche Szenen sich mit Ereignissen aus der Vergangenheit verbinden und so zu einem unglaublich fesselndem Plot werden. Die hochexplosive Mischung aus Agenten, Vertrauen und Verrat, Vergangenheitsaufarbeitung an Originalschauplätzen und Familienbande ist dramaturgisch sehr raffiniert aufgebaut und die Schreibende spielt geschickt mit den Emotionen ihrer Leserschaft.

Auch das Heranführen an die Geschichte von Lissies Vater ist ganz großes Kino...hier wird die Vergangenheit lebendig und haut mit voller Wucht in das Hier und Jetzt rein. Superklasse !!

Nervenkitzel ist mit jedem neuen Kapitel vorprogrammiert und so vergisst man Zeit und Raum, taucht komplett ein in die spannende, undurchsichtige Welt der italienischen Geheimdienste und wird Zeuge von Verbrechen, abgekaterten Spielchen und einer großen Liebe.

Fantastico !

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Manche Tage vergisst man nicht, egal wie lange sie her sind

Leben mit Auschwitz
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zum 75. Jahrestag der Befreiung hat Andrea von Treuenfeld ein Buch herausgebracht, das Erinnerungen von Zeitzeugen, Gespräche mit der nachkommenden Enkelgeneration und ganz vielen persönlichen Erfahrungen ...

zum 75. Jahrestag der Befreiung hat Andrea von Treuenfeld ein Buch herausgebracht, das Erinnerungen von Zeitzeugen, Gespräche mit der nachkommenden Enkelgeneration und ganz vielen persönlichen Erfahrungen mit Auschwitz und dem, was es in den einzelnen Familien an Erinnerungen und Gesprächen hervorgerufen hat, enthält.

Ein Buch von unglaublicher Intensität, nicht nur, was das Grauen betrifft, sondern auch an intensiven Momentaufnahmen, Empathie, Licht und Liebe.

Oft taucht die Frage auf, wie sich die Enkelgeneration mit dem Schicksal ihrer Großeltern auseinandersetzt und viele erzählen, dass das Thema nicht tabuisiert wurde, sondern die meisten offen mit dieser grausamen Zeit in ihrem Lebenslauf umgehen. Hass, Bitterkeit und Rachegelüste sind aber allen Überlebenden fremd. Ja man liest sogar häufiger den Satz - Es waren ja nicht alle schlecht.

Die Erinnerungen prägen nicht nur die Überlebenden, sondern auch deren Kinder und Kindeskinder, viele bekennen sich öffentlich zu ihrem jüdischen Glauben, leben und arbeiten mit den Momenten und Erfahrungen der Geschichte, die so viel Einfluss auf ihre Vita hatten.

Ein bewegendes Dokument, das mit leisen, einfühlsamen Worten den Weg der Geknechteten erzählt und sich so Gehör verschafft.

Ein mahnendes Buch, das gegen das Vergessen geschrieben worden ist und aufzeigt, dass mit diesem Teil der deutschen Geschichte niemals abgeschossen werden kann und darf.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Eiskalter Krimi mit viel Regio-Charme

Helle und die kalte Hand
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Die beliebte Wanderdüne Rabjerg Mile ist normalerweise Touristenmagnet und Dreh- & Angelpunkt von guter Laune und wunderschönen Erinnerungen. Doch Kommissarin Helle Jespers wird zu einem äußert grausigen ...

Die beliebte Wanderdüne Rabjerg Mile ist normalerweise Touristenmagnet und Dreh- & Angelpunkt von guter Laune und wunderschönen Erinnerungen. Doch Kommissarin Helle Jespers wird zu einem äußert grausigen Fund an eben diesem Touristen-Hotspot gerufen. Die Düne ist das Grab einer jungen Asiatin, die sich offenbar nicht legal in Dänemark aufgehalten hat. Helle setzt alles daran, den Mordfall aufzuklären und gerät dabei in die sogenannten besseren Kreise Dänemarks, die auch ihre Schattenseiten haben....

Judith Arendt hat mit "Helle und die kalte Hand" den zweiten Band um die sympathische Polizistin veröffentlicht, der sich auch für Quereinsteiger der Reihe ohne Vorkenntnisse sehr gut lesen lässt. Die Autorin lässt nämlich immer wieder kurz die Ereignisse des ersten Bandes mit in das aktuelle Geschehen einfließen und so knüpft man nahtlos an Band eins an und kann sich ganz dem dänischen Krimi hingeben.

Die Umgebung um die bekannte Wanderdüne ist mit wunderschönen Bildern wiedergegeben und wer, wie ich, Jütland kennt, wird sich sofort an den im Buch genannten Orten zurechtfinden und den Bezug zu den Schauplätzen herstellen können.

Der Plot ist hervorragend ausgearbeitet, spannend von der ersten bis zur letzten Seite und zeigt auf, zu was Menschen fähig sind, wenn sie mit Eiseskälte anstatt mit Herz und Wärme durch das Leben gehen. Geld regiert die Welt, ist Allheilmittel und Seelentröster und lässt den einen oder anderen schon mal wegschauen, wenn es in den sogenannten besseren Kreisen um Ansehen und bei Politkern um Wählerstimmen geht. Bei viel Ignoranz, Selbstdarstellung und Narzissmus kann ich ich nur den Kopf schütteln.

Unberechenbare Gedankengänge des Täters , brutale Gewalt und Misshandlungen, ja selbst Menschenhandel werden hier im Buch angesprochen und zeigen so die ganze Bandbreite menschlichen Elends und Martyrien auf, die einem wirklich den Atem stocken lassen. Man möchte einfach nur die betreffenden Protagnisten im Buch am Arm packen und ihnen helfen, aus dieser zermürbenden Mühle und den Höllenqualen zu entfliehen.

Der Fall baut sich nachvollziehbar und mit einigen undurchsichtigen Wendungen kontinuierlich auf, der Spannungsbogen ist immer gestrafft und so blättert man gespannt die Seiten um, damit man endlich erfährt, ob Helle und ihr Team dem Täter endlich das Handwerk legen können.

Was mir leider nicht so gut gefallen hat - man findet im Buch recht oft Fäkalsprache und eine derbe Ausdrücke, die ich unangebracht finde. Man kann doch auch brutale, verrohte, grobschlächtige Personen auch anders darstellen, ohne sich im Ton zu vergreifen.

Ansonsten ein wirklich eiskalter Krimi, der mit viel Regio-Charme den Leser in seinen Bann zieht.

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