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Veröffentlicht am 22.07.2020

Das Rad muss sich weiterdrehen

Modehaus Haynbach – Schicksalhafte Jahre
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Der Krieg ist endlich vorbei und Claire kehrt mit ihren Töchtern zurück in die Villa Rabenfels. Das Herrenhaus steht zwar noch, aber das Herz, die Näherei, hat aufgehört zu schlagen, denn sie wurde völlig ...

Der Krieg ist endlich vorbei und Claire kehrt mit ihren Töchtern zurück in die Villa Rabenfels. Das Herrenhaus steht zwar noch, aber das Herz, die Näherei, hat aufgehört zu schlagen, denn sie wurde völlig zerstört. Doch das ist längst nicht alles - Helmut ist im Krieg geblieben, Richards Verbleib ungewiss. Viktoria schultert die ganze Last und versucht, mit neuen Ideen und handgefertigten Modellkleidern den Lebensunterhalt zu sichern. Doch sie hat nicht damit gerechnet, ihr Herz an einen mysteriösen Fremden zu verlieren...



Im zweiten Teil der Familiensaga gibt Elaine Winter einen sehr detaillierten Einblick in das beschwerliche Leben nach dem Krieg. Die Not und das Elend, aber auch die aufkeimende Hoffnung, dass jetzt endlich alles besser wird, hat die Autorin sehr authentisch für ihre Leser dargestellt und so kann man in Viktorias Schuhe schlüpfen und diesen steingien, aber aufregenden Weg mit ihr gehen.

Die Entwicklung von Viktoria ist enorm - sie hat ihre Vergangenheit abgestreift wie einen Handschuh und wirkt jetzt, mit der Verantwortung für ihre Familie, sehr gereift, besonnen und hat ein Ziel vor Augen. Aus der einst verwöhnten Tochter aus gutem Haus ist eine zielstrebige junge Frau geworden, die die Chance nutzt, dem Leben wieder einen Sinn zu geben und anzupacken. Ihr Tatendrang und ihre Energie wirken ansteckend, merkt man doch, dass sie sich mit dem was sie tut, vollkommen identifiziert.

Als die Liebe in ihrem Leben Einzug hält, ist Herzklopfen nicht nur bei Viktoria garantiert. Elaine Winter beschreibt die aufkommenden Gefühle inklusive Schmetterlinge im Bauch, Kloß im Hals und zarter Röte auf den Wangen für den Leser so echt, man meint fast, die zarten Bande selbst zu knüpfen und sich in das Abenteuer Liebe zu stürzen. Lukas bezirzt nicht nur sie, er weiß auch mein kleines Leserherzchen zu erobern und ich mag ihn wirklich sehr

Der Roman lebt von abwechslungsreichen Szenen, die mit wundervollen, einprägsamen Bildern zum Leben erweckt werden und lässt sich, dank des flüssigen Schreibstils, sehr gut lesen. Die Spannung bleibt erhalten und der Verlauf der Geschichte weckt die Neugier auf Band 3, in der man Mabelle intensiv begleiten wird.

Für mich eine gelungene Fortsetzung, die für kurzweilige und interessante Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Bielefelds Kult-Ermittler übernimmt mysteriösen Fall

Velmerstot
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Mittsommer im Teutoburger Wald - eigentlich ein wunderschöner Anlass, die Sommersonnenwende ausgelassen zu feiern, den nicht enden wollenden Tag zu genießen. Doch ausgerechnet auf dem Velmerstot treibt ...

Mittsommer im Teutoburger Wald - eigentlich ein wunderschöner Anlass, die Sommersonnenwende ausgelassen zu feiern, den nicht enden wollenden Tag zu genießen. Doch ausgerechnet auf dem Velmerstot treibt ein schonungsloser Mörder sein Unwesen, und enthauptet kaltblütig zwei junge Frauen. Hat er sich anschließend selbst das Leben genommen ? Jan Oldinghaus und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel, denn immer mehr Ungereimtheiten tauchen auf, führen die Ermittler auf die Spuren einer Sekte. Und der Täter mordet brutal weiter...



"Velmerstot" ist für mich der bisher beste Ostwestfalen-Krimi aus der Feder von Jobst Schlennstedt, denn noch nie hat er mich mit einer solchen Mischung aus Faszination und Grausamkeit, Brutalität und Einfallsreichtum an die Seiten gefesselt, wie im vierten Band dieser Reihe.



Der Autor gibt hier einen sehr fundierten Einblick in die wirre Gedankenwelt seines Täters und legt so eine schonungslose und abgebrühte Brutalität an den Tag, die ich bisher so in noch keinem Regio-Krimi von ihm gelesen habe.

Das wirre Weltbild des Täters lässt eine Scheinwelt vom Leben nach dem Tod für seine Anhänger und Glaubensschwestern in glühenden Farben lebendig werden und man merkt, dass er ganze Arbeit geleistet hat, um die Gedankengänge seiner Sektenmitglieder mit seinen verqueren Thesen zu beeinflussen.

Schlennstedt lässt den Leser mit vielen Metaphern grausame Bilder erleben ("...das Schwert geht wie Butter durch den Hals...", "...die Frauenköpfe lagen wie Puppen da und blickten mit Augen wie aus Glas"), die für ordentlich Gänsehaut und Nervenkitzel sorgen. Spannung vom ersten bis zum letzten Buchstaben inbegriffen.

Die kurzen Einblicke in Jans Privatleben sorgen immer wieder dafür, dass man durchatmen und sich sammeln kann, um dann wieder für den nächsten heftigen Schlag des Täters gewappnet zu sein.

Der Autor verpackt die mystische Atmosphäre um den lippischen Velmerstot und die Externsteinen mit Spannung, brisanten Themen und überragend agierenden Figuren, erzeugt somit eine energiegeladene Szenerie und lässt das Kribbeln den Leser immer wieder spüren, um auf die Spuren des Täters zu gelangen.

Der Showdown ist in meinen Augen die Krönung des Buches, denn hier hat der Schreibende genialen Ideen zu Papier gebracht, die mich atemlos die Seiten umblättern lassen.

Ein Krimi, der besser nicht hätte sein können und daher gibt e gerne volle 5 Sternchen und eine absolute Leseempfehlung !

Chapeau !

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Buchhändler als Haudegen

Schneewittchen und die sieben Särge
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Robert Modrian hat den Job als Geheimdienstler an den Nagel gehängt und verdient seine Brötchen jetzt als Buchhändler. Doch so ganz kann er die Finger nicht von der Aufklärung von Verbrechen lassen und ...

Robert Modrian hat den Job als Geheimdienstler an den Nagel gehängt und verdient seine Brötchen jetzt als Buchhändler. Doch so ganz kann er die Finger nicht von der Aufklärung von Verbrechen lassen und schliddert in einen brisanten Mordfall hinein. Ausgerechnet seine Herzensdame soll ihren Lieferanten mit einem vergifteten Apfel ermordet haben - das kann und will Robert nicht glauben und ermittelt auf eigene Faust...



Jürgen Seibolds Allgäu-Krimis haben Suchtfaktor und genau aus diesem Grund habe ich mit Spannung und großer Neugier den Start seiner neuen Krimi-Reihe erwartet. Aber mit Suchtfaktor, Bezug zum Märchen und mörderisch guten Seiten hat zumindest der erste Teil nicht viel gemein.

Robert Modrian knüppelt wie ein Haudegen auf seine Gegner ein, wendet mehr als einmal fragwürdige Methoden an, um ans Ziel zu kommen und geht auch sonst nicht gerade zimperlich mit seinen Mitmenschen um. Das lässt ihn unnötig aufgeblasen und wichtigtuerisch erscheinen, obwohl der das eigentlich gar nicht nötig hätte. Weniger ist manchmal mehr und der Autor hätte gut daran getan, hier eine gewisse Balance zu finden, um seinem Roman ein wenig mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität zu verleihen.

Da hilft es auch nicht, wenn der Schreibende ein paar muskelbepackte nicht gerade hell scheinendem Licht als Handlager des Bösen auftreten lässt, um die Situation ins gewollt Komische zu ziehen. Die Gags zünden nicht richtig, die Pointen verpuffen und lösen noch nicht einmal ein schiefes, misslungenes Grinsen bei mir aus.

Einen Spannungsbogen sucht man hier vergeblich, denn Seibold vergaloppiert sich in seiner eigenen Erzählung, öffnet ganz viele Türen zu Nebenschauplätzen und sorgt so für unnötige Unruhe, die den Leser mehr oder weniger durch die Seiten hetzt.

Heimlicher Held des Romans ist allerdings Alfons mit seinen beiden Kakadus - er ist mir mit seinem Spleen für Comichelden richtig ans Herz gewachsen und bleibt daher im Gedächtnis. Alleine für seine dchräge Idee mit den Bookman-Capes könnte man ihn dauerknutschen gg

Ansonsten ist noch gaaaanz viel Luft nach oben, um an die Qualität der Allgäu-Krimis heranzureichen. So ist dieses Buch schnell gelesen, aber auch genau so schnell wieder vergessen - schade

2,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Wenig Flair, dafür viel Alkohol und Drogen

Limonenküsse - Herzklopfen auf Italienisch
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Bella, 23 und noch ungeküsst, reist mit ihrer besten Freundin Jazz nach Ischia. Alle Phobien dieser Welt reisen bei Bella mit im Gepäck und so fällt es ihr schwer, sich auf einen relaxten Urlaub einzulassen. ...

Bella, 23 und noch ungeküsst, reist mit ihrer besten Freundin Jazz nach Ischia. Alle Phobien dieser Welt reisen bei Bella mit im Gepäck und so fällt es ihr schwer, sich auf einen relaxten Urlaub einzulassen. Als ihr der gutaussehende Davide über den Weg läuft, ändert sich Bellas Verhalten schlagartig, denn Davide ist ein Adrenalinjunkie, wie er im Buche steht. Doch dann werden die sonnigen Tage jäh getrübt, als das Schicksal zuschlägt...



Wenn man das Cover betrachtet und den Klappentext liest, fühlt man sich gleich in Urlaubsstimmung versetzt und möchte am liebsten sofort nach Bella Italia reisen, den Blick über das glitzernde Meer schweifen lassen und La Dolce Vita in vollen Zügen genießen.

Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr verliert die wunderschöne Urlaubsstimmung ihren Reiz. Sind Bellas Phobien zu Beginn des Buches noch recht amüsant und mit einem Schmunzeln zu lesen, so werden ihre Ängste und Wahnvorstellungen langsam aber sicher anstrengend und nervig. Diese Frau kann nichts genießen, steht sich selbst im Weg und der einzige Ausweg aus dieser Misere scheint nur mit ordentlich viel Alkohol- und Drogenkonsum möglich zu sein.

Mir ist es unbegreiflich, wie man solche Mengen an Alkohol zu sich nehmen muss, um in Stimmung zu kommen - Ischia hat doch wahrhaftig so viel Schönes für Herz und Seele zu bieten, das muss man sich nicht erst schön trinken.

Die Charaktere sind eher unterkühlt und reißbrettartig dargestellt, sodass für mich kein echter Bezug zu ihnen möglich ist und so verläuft die Lovestory auch eher mau, anstatt mich mit Kribbeln im Bauch, Kloß im Hals und zarter Röte auf den Wangen zu begeistern. Die Läuterung von Bella von der Duckmäuserin zum abenteuerlustigen, aufreizenden Vamp ist ebenfalls wenig glaubhaft dargestellt. Manchmal lässt die Ausdrucksweise der Figuren sehr zu wünschen übrig und ich fühle mich ab und zu wie im falschen Roman- das hatte ich mir anders vorgestellt.

Leider ein Reinfall.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Der Täter ist schneller entlarvt, als mir lieb ist

Letzte Spur: Ostsee
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Endlich Semesterferien und Chillen bei Oma - genauso stellt sich Johanna, genannt Ann, ihre Auszeit von Studium vor. Aber dass sie dabei einem Geheimnis, das 12 Jahre zurückliegt, auf die Spur kommt, das ...

Endlich Semesterferien und Chillen bei Oma - genauso stellt sich Johanna, genannt Ann, ihre Auszeit von Studium vor. Aber dass sie dabei einem Geheimnis, das 12 Jahre zurückliegt, auf die Spur kommt, das hätte sie nicht gedacht. Wer ist die junge frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist und warum ist sie damals verschwunden ? Je mehr Details Ann zusammenfügt, desto mehr fühlt sich der Täter in Bedrängnis und setzt fort, was der damals begonnen hat...



"Letzte Spur: Ostsee" ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe an der der Ostsee, in der die angehende Journalistin Johanna unvermittelt in den Fokus einer Tat rückt, die eigentlich schon längst in Vergessenheit geraten ist. Ihre Nachforschungen als angehende Journalistin lassen mich den nötigen Biss vermissen und so bleibt alles doch recht vage bzw. lässt Ann andere die Arbeit für sich erledigen. Die Stimme im Kopf, die ihr immer wieder sagt, dass sie nicht gut genug für diesen Job sei, ist auch eher störend als hilfreich, deuten sie doch auch eine leichte Schizophrenie hin und die will so gar nicht zu dem Gelesenen passen.

Auch ist der Täter allzu schnell entlarvt, wird regelrecht auf dem Silbertablett serviert, obwohl die Autorin immer wieder versucht zurückzurudern und andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Doch ist der Leser erstmal auf diese Personen eingeschossen, so kommt man eben nicht mehr davon los und die Hinweise sind gar zu erdrückend und eindeutig.

Das geht sehr zu Lasten der Spannung, denn wenn ich schon nach gut einem Drittel des Romans weiß, wer hier der Böse ist, bleibt nicht viel Raum für eigene Ermittlungen, für das Zusammensetzen von einzelnen Puzzlestücken und Rätselraten - was ich sehr schade finde.

Die Schreibende versucht zwar immer wieder, durch neue Opfer und grausame Taten die Kurve zu kriegen, aber diese Einfälle sind eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Für den Beginn der Krimi-Reihe kann ich daher nur 3 Sterne vergeben und hoffe, dass die nachfolgenden Bücher mehr Thrill, mehr Spannung und Abwechslung zu bieten haben.

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