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Veröffentlicht am 09.07.2020

Meer ist nicht die Antwort, aber man vergisst dort alle Fragen

Rügenträume und Meeresrauschen
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Die familieneigene Pension ist Fluch und Segen zugleich und doch steht Hanna vor der Entscheidung, ob sich der Aufwand überhaupt noch rentiert. Das Interieur ist in die Jahre gekommen, dringend benötigtes ...

Die familieneigene Pension ist Fluch und Segen zugleich und doch steht Hanna vor der Entscheidung, ob sich der Aufwand überhaupt noch rentiert. Das Interieur ist in die Jahre gekommen, dringend benötigtes Geld für Renovierung und Modernisierung ist auch nicht wirklich aufzutreiben. Da bucht ein charmanter, gutaussehender männlicher Gast für ziemlich lange Zeit das schönste Zimmer in der Pension. Die Rettung oder doch eher der Anfang vom Ende ?



Evelyn Kühne hat mit ihrem neuen Roman "Rügenträume und Meeresrauschen" die Sehnsucht nach der Ostsee in einen kleinen, gut abgestimmten Roman verpackt und serviert ihren Lesern eine abwechslungsreiche Geschichte, die Lust auf Meer und mehr macht.

Man schmeckt die See, fühlt die Brise, lauscht dem Meer und genießt die Erzählung, die so viel mehr ist als ein gewöhnlicher Liebesroman. Hier werden die Probleme aus dem Generationenkonflikt zwischen Hanna und ihren Eltern auf den Tisch gebracht und sorgen so dafür, dass man sich auch mal an die eigene Nase fasst und gewisse Dinge überdenkt. Hannas Eltern sperren sich vehement gegen alles Neue und Moderne und übersehen dabei, dass sie mit ihrer Ignoranz den Familienbetrieb in den Ruin treiben. Erst als eine Krankheit ihren Vater mehr oder weniger in die Knie zwingt, gibt er grünes Licht.

Auch werden alte Wunden wieder aufgerissen, als Hannas Zwillingsschwestern Emma vor der Tür steht und quasi Feuerwehr spielt. Beide Frauen müssen sich zusammenraufen, ihre Befindlichkeiten über Bord werfen und so wieder Vertrauen zueinander aufbauen.

Die Liebe hält in diesem Roman mit vielen romantischen Szenen Einzig und Evelyn Kühne weiß, was ihre Leserinnen glücklich macht. Die Szenen sind ansprechend, mit einem Hauch Erotik versehen und sorgen so für genügend Raum, um das Kopfkino anzuheizen

Kleinere und größere Hürden werden von den Protagonisten gekonnt gemeistert, auch wenn der eine oder andere den berühmten Tritt in den Hinten braucht, um endlich in die Puschen zukommen und das Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Rügen darf mit allen Facetten seiner wundervollen Natur glänzen, man fühlt sich sofort wohl und herzlich willkommen - eine kleine literarische Auszeit mit Wolkengedöns, frischer Meerluft und ganz viel Liebe, die man Dank der Autorin auch in Coronazeiten genießen kann.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Erinnert ein wenig an Poirot

Die Kreuzfahrt
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Carlas großer Traum, einmal als Violinistin auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, zerschlägt sich jäh, als sie hinter das gut gehütete Familiengeheimnis kommt. Eine spontane Einladung ihres Vaters, ...

Carlas großer Traum, einmal als Violinistin auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, zerschlägt sich jäh, als sie hinter das gut gehütete Familiengeheimnis kommt. Eine spontane Einladung ihres Vaters, mit der ganzen Familie und dem Geigenlehrer eine Kreuzfahrt Richtung Ägypten und Palästina zu unternehmen, entpuppt sich als Flucht vor dem immer größer werdenden Einfluss des Nazi-Regimes in Deutschland. Doch warum taucht ihr ehemaliger Verlobter auf dem Schiff auf ? Welche Rolle nimmt der deutsche Nachwuchs-Regisseur Uhl ein ? Carla weiß nicht mehr, wem sie noch trauen darf und fühlt sich gejagt, gehetzt, verfolgt...



"Die Kreuzfahrt" widmet sich dem Thema der aufkommenden Judenverfolgung in Deutschland 1936 und lässt den immer größer werdenden Einfluss der braunen Ideologien sehr dezent dosiert in die Geschichte einfließen.

Die Figuren, allen voran Carla, bewegen sich auf der historischen Schiffskulisse sehr unbeholfen und hölzern, wirken wie Pappfiguren ohne eigene Gedanken und Gefühle, denn sie können mich nur in wenigen guten Szenen von sich überzeugen. Die Szenen auf dem Schiff erinnern stark an Agatha Christies "Tod auf dem Nil" , aber im Vergleich zu dieser aufregenden und abwechslungsreichen Handlung schneidet dieser Roman eher mittelprächtig ab. Viele Ereignisse sind schon lange im voraus zu erahnen, nichts wird dem Zufall überlassen und wirkt daher sehr konstruiert.

Der Genre-Mix aus historischem Roman, Romanze und Krimi ist in der Grundidee gut angedacht, aber in der Umsetzung nicht ganz so gut gelungen. Die Sprünge zwischen den einzelnen Genres sind nicht fließend, sondern eher abgehackt, sodass die Übergänge zur eigentlichen Handlung bzw. Geschichte teilweise recht abrupt sind und die Vorgänge eher zerreißen, als sie zusammenzufügen.

Das doch eher offen gestaltete Ende lässt zwar genügend Raum für eigenes Kopfkino, aber für ein rundes, stimmiges Gesamtbild hätte ich mir hier schon noch den einen oder anderen erklärenden Satz gewünscht.

"Die Kreuzfahrt" ist eine ganz nett zu lesende Familiengeschichte, deren Potenzial leider nicht ganz ausgeschöpft wurde. Schade

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Selbst wenn alles zerbricht, die Scherben spiegeln das Licht

Schatten der Welt
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Carl, Artur und Isi verbindet eine Freundschaft, die sie durch dick und dünn gehen lässt. Vom Charakter her könnten sie unterschiedlicher nicht sein, doch für alle drei steht fest, nichts und niemand kann ...

Carl, Artur und Isi verbindet eine Freundschaft, die sie durch dick und dünn gehen lässt. Vom Charakter her könnten sie unterschiedlicher nicht sein, doch für alle drei steht fest, nichts und niemand kann das Trio auseinanderbringen. Egal ob schräge Ideen, verrückte Streiche oder die ersten Schritte ins Erwachsenwerden - alles durchleben sie gemeinsam und sind unzertrennlich. Erst als die Schatten der Weltpolitik mit Beginn des Ersten Weltkrieges die Freunde aufsucht, wendet sich das Blatt...werden sie die Kriegswirren überstehen und wieder zueinanderfinden ?



Mit "Schatten der Welt" hat Andreas Izquierdo einen unfassbar mitreißenden, emotionalen und aufwühlenden Roman geschrieben, der mich berührt und fasziniert.

Beginnend mit den ersten Streichen der jungen Freunde kann man herzhaft lachen, wenn Carl und Artur gerissen genug sind und sogenannte Weltuntergangspillen an den Mann/die Frau bringen und ihr Geld machen. Vor der historischen Kulisse des noch jungen Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts ist man live und in Farbe mit dabei, wenn die neuesten technischen Errungenschaften wie Fotografie und Lastkraftwagen die Szenerie beleben und so für die ersten modernen Umbrüche im Leben der drei Freunde sorgen.

Der Autor sieht die Menschen hinter seinen Figuren und lässt sie mit dem Leser kokettieren, spielen und reizen - fast so, was würden sie vor einer Kamera sich in Pose setzen und ihr Spiel mit der Linse beginnen.

Die unbeschwerte Kindheit nimmt ein jähes Ende, als der Erste Weltkrieg beginnt und somit das Trio regelrecht im Land versprengt. Die eindrucksvollen Ereignisse formen aus den unschuldigen Kinderseelen gebrandmarkte Menschen, die einiges an Leid, Schicksalsschlägen und Niedertracht ertragen müssen.

Izquierdo schildert mit aller Grausamkeit die Schrecken des Krieges, lässt aber immer wieder die Hoffnung aufblühen und sorgt so für eine abwechslungsreiche, spannungsgeladene und emotionale Handlung, die mich regelrecht an die Seiten kettet. Die Entwicklung der Persönlichkeiten ist sehr stark und mitreißend geschrieben, die einzelnen Charakterzüge prägen sich beim Lesen ein und brennen sich mit den durchlittenen Schicksalsschlägen wie Narben auf die Seelen der drei Freunde. Liebe, Vergebung, Rache und Freundschaft sind die großen Themen, die der Schreibende als fiktive Handlung in die großartige historische Kulisse einwebt.

Ein Buch, das die großen Schatten des Lebens mit dem Älterwerden und dem damit verbunden Reifeprozess auf geniale Weise dem Leser nahebringt.

Chapeau !

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Veröffentlicht am 06.07.2020

An manchen Tagen tut es gut, vom Himmel Herzen geschenkt zu bekommen (Beate Pracht)

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Charlotte hat gerade ihre neue Stelle im Kinderhospiz angetreten, als sie mit aller Macht wieder an den Verlust ihrer vor einem Jahr verstobenen Tochter erinnert wird. Ein junger Straßenmusiker spielt ...

Charlotte hat gerade ihre neue Stelle im Kinderhospiz angetreten, als sie mit aller Macht wieder an den Verlust ihrer vor einem Jahr verstobenen Tochter erinnert wird. Ein junger Straßenmusiker spielt seinen Song „Daisy“ und sorgt so dafür, dass sich alle Emotionen ihren Weg bahnen und Charlotte zu Tränen rühren. Sam kann nicht anders, er muss die junge Frau ansprechen, die emotional so sehr von seinem Lied berührt wird. Zwischen beiden entwickelt sich eine zarte Liebe, die auf eine harte Probe gestellt wird…



Violet Thomas hat mit „Jeden Tag ein neuer Himmel“ eine emotionsgeladene Story zu Papier gebracht, die dem Leser eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle beschert und so die Tränen ungehindert fließen dürfen. Also, Taschentücher auf jeden Fall bereithalten!

Im Roman werden die Themen Verlust und Trauer, Vertrauen und Misstrauen, Liebe und Freundschaft auf ganz behutsame Weise miteinander verknüpft, sodass, trotz der Schwere der Themen die Leichtigkeit nicht verloren geht.

Charlotte ist eine warmherzige junge Frau, die mit dem Verlust des geliebten Kindes zu kämpfen hat. Ein schwerer Einschnitt in ihrem Leben, denn niemand hat sich wirklich darauf vorbereit. Sie muss damit zurechtkommen, ein verwaistes Elternteil zu sein und den schmerzhaften Verlust verarbeiten. Damit sie die Situation besser ertragen kann, widmet sie sich ganz ihrer Aufgabe im Kinderhospiz und geht regelrecht darin auf, den kleinen Hamish in seinen letzten Tagen zu begleiten.

Der kleine Knirps erinnert mich ein wenig an Jim Knopf, ist trotz seiner schweren Erkrankung und seinem Schicksal, ein kleiner Sonnenschein und nicht auf den Mund gefallen.

Sam, der Straßenmusiker, ist ein einfühlsamer und überaus talentierter Musiker, der das Herz auf dem rechten Fleck, sich aber bisher nicht so richtig aus den Startlöchern getraut hat.

Violet Thomas schafft es, die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren auf den Leser zu übertragen, sodass man eins mit den Protagonisten wird und in ihre Haut schlüpft. Man spürt die Tränen aufsteigen und trauert mit, man hat Schmetterlinge in Bauch, den berühmten Kloß im Hals und fühlt den zarten Kuss auf den Lippen.

Der Roman lebt von den einfühlsamen Worten, dem leisen, aber trotzdem ausdrucksstarken Schreibstil der Autorin und ermöglicht so ein eindrucksvolles Leseerlebnis, das noch lange im Herzen nachklingt.

Absolute Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Wenn zwei Menschen füreinander bestimmt sind, dann bringt das Schicksal sie immer wieder zusammen

Mit dir für alle Zeit
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Mitten im Dezember 1937 geht für Weichsteller Joe im berühmten Grand Central Terminal die Sonne auf - er sieht eine junge Frau, die ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint, und verliebt sich ...

Mitten im Dezember 1937 geht für Weichsteller Joe im berühmten Grand Central Terminal die Sonne auf - er sieht eine junge Frau, die ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint, und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Beide verbringen einen wunderschönen Abend zusammen, doch dann ist Nora spurlos verschwunden. Joe möchte ein neues Date mit der Frau seines Herzens und erfährt bei einem Anruf unter der von ihr gegeben Telefonnummer, dass Nora eigentlich schon vor 12 Jahren bei einem Zugunglück gestorben ist. Im Dezember 1938 begegnet Joe seiner Nora wieder und ihre Liebe wird auf einem mysteriösen Geheimnis aufgebaut. Doch wie können sie es schaffen, dass Nora für immer bei Joe bleiben kann....



"Mit dir für alle Zeit" ist nach "Ghost-Nachricht von Sam" die wohl schönste Liebesgeschichte zwischen einem unerklärlichem Mysterium und einem Menschen. Lisa Grunwald hat die historische Kulisse des Grand Central Terminal perfekt in Szene gesetzt, um das einzigartige Flair dieses faszinierenden Bahnhofsgebäudes als wundervolle Untermalung für ihre Liebesgeschichte zu nutzen.

Man spürt regelecht den Zauber, der sich mit den Sonnenstahlen durch die hohen Fenster ergießt und wird in diese romantische Geschichte regelrecht hineingezogen. Joe und Nora sind der Autorin hervorragend gelungen und verkörpern ihre Rollen so überzeugen, sodass man sich als Zuschauer direkt unter der goldenen Uhr befindet, wenn Nora mit dem Strahl der Sonne wieder auftaucht.

Mystisch und geheimnisvoll führt die Schreibende den Leser durch ihre Romanze, lässt ihn an großen Gefühlen, vielen Anekdoten und amerikanischer Zeitgeschichte teilhaben und erschafft somit eine einzigartige Atmosphäre, die aus Abschied und Wiederkehr am Bahnsteig, aber auch Loslassen und verzweifeltem Festhalten von Nora und Joe besteht.

Der Mittelteil ist mir allerdings zu künstlich aufgebauscht, weil nicht wirklich etwas Neues passiert. Vielmehr verliert sich Grundwald in der sehr ausführlichen Schilderung des Alltags und das nimmt dem Roman ein wenig vom Zauber und der Anziehungskraft. Hier wäre eine Straffung, oder der Blick aus Wesentliche sinnvoller gewesen, um die Magie des Romans aufrecht zu erhalten. So geht ein wenig der Glanz verloren, aber die Autorin bekommt gerade noch rechtzeitig die Kurve, um die Faszination für diese außergewöhnliche Geschichte wieder einzufangen.

Aber lest selbst, zu was Liebe alles fähig ist, wenn sie vor große Herausforderungen gestellt wird. Ein Roman voller Magie, Sehnsüchte und großen Gefühlen

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