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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.02.2019

Unfassbar gut - nur ds Ende enttäuscht ein bisschen

Die Träumenden
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Santa Lorna in Kalifornien ist ein Ort wie jeder andere - auf den ersten Blick vielleicht. Doch beim näheren Hinsehen ein verschlafenes Nest - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn eine rätselhafte Epidemie ...

Santa Lorna in Kalifornien ist ein Ort wie jeder andere - auf den ersten Blick vielleicht. Doch beim näheren Hinsehen ein verschlafenes Nest - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn eine rätselhafte Epidemie greift um sich. Die Menschen werden müde, legen sich und schlafen. Sie schlafen und wachen einfach nicht mehr auf. Ein seltsames Phänomen und nur wenige sind überhaupt imstande, dieser Seuche die Stirn zu bieten...

"Die Träumenden" ist ein Buch, das mich vor Begeisterung fast vom Hocker haut - ein echter Pageturner, der mich regelrecht an die Seiten fesselt und mich das Buch nur schwer aus den Händen legen lässt.
Durch die wechselnden Erzählperspektiven gelingt es der Autorin, mir einen sehr guten Einblick in das Leben der vielen Figuren zu geben, die sie hier sehr schön skizziert.
Sie zeichnet das Bild einer Stadt, die vom Schrecken heimgesucht wird und in der Angst und Panik von nun an an der Tagesordnung sind. Wirkungsvoll und sehr anschaulich werden Schock und Hilflosigkeit der Bewohner hier zu Papier gebracht, die Angst springt beim Lesen auf mich über und ich verfolge gebannt, wie Beunruhigung und Entsetzen die Akteure immer mehr einnimmt und sie hilflos dem Ganzen gegenüberstehen.
Die aktiven Figuren haben etwas Einnehmendes an sich, ziehen mich mit ausgestreckten Händen immer tiefer in das Geschehen mit hinein und so werde ich schließlich einer von ihnen. Das ist letztendlich der sehr guten Recherche geschuldet, die die Autorin bzgl. Traumdeutung, Schlafkrankheiten und Verbreitung von Epidemien hier sehr wirkungsvoll und plastisch umsetzt.
Ein Buch, das mit seiner düsteren Atmosphäre, mit viel Spannung und geheimnisvollen Sequenzen bis zum Finale begeistert.
Und dann kommt für mich die große Enttäuschung - das Ende wirkt lieblos und ist in meinen Augen absolut unkreativ gelöst. Nach so vielen Seiten Einfallsreichtum und genialen Szenen hätte ich mir hier noch den großen Knall gewünscht- doch der bleibt leider aus

Veröffentlicht am 27.01.2019

Blick eines Schwulen auf das Großdeutsche Reich mit der Frage, was wäre wennn...

Allein unter seinesgleichen
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Wolfgang lebt im Großdeutschen Reich und wächst mit dem Gedankengut der Partei auf. Alles läuft in geordneten Bahnen, weil es die Partei so vorsieht. Es gibt nur noch Menschen, die nach den Vorstellungen ...

Wolfgang lebt im Großdeutschen Reich und wächst mit dem Gedankengut der Partei auf. Alles läuft in geordneten Bahnen, weil es die Partei so vorsieht. Es gibt nur noch Menschen, die nach den Vorstellungen der Partei geformt sind. Schwule existieren, wenn überhaupt, nur noch im Verborgenen.
Wolfgang merkt, dass er sich zum männlichen Geschlecht hingezogen fühlt, aber wie soll er damit umgehen, wenn er doch überhaupt keine Informationen darüber bekommen kann. Erst in seiner Lehre bei einem Buchhändler entdeckt er sog Winkel-Literatur und begreift, dass er nicht nur anders liebt, sondern auch ein Volksfeind ist...

Christian Kurz spielt hier mit dem Gedanken, was wäre wenn... und setzt seine Geschichte um den jungen Wolfgang und andere Schwule im Großdeutschen Reich sehr schön um.
Lediglich die ersten 3 Kapitel sind gewöhnungsbedürftig, da sie sehr derb und obszön sind und mir einiges an Verständnis abverlangen.
Doch dann gewinnt der Roman an Fahrt, die Darsteller werden glaubhaft und so fühle ich mit, wenn sie sich in ihrem Leben aus Angst und Verstecken nur noch schemenhaft bewegen. Ein Leben, das nicht lebenswert ist, wenn man entdeckt wird. Das Anders-sein wird vom Autor nicht abwertend, sondern positiv ins Licht gerückt und ich bekomme einen Einblick, wie sich die einzelnen Personen fühlen, was sie denken und wie sie handeln, um nicht aufzufallen.
Das vorgefertigte Schubladendenken der Partei ist allgegenwärtig und hindert die Menschen an der Entfaltung ihrer Persönlichkeit.
Mit dem Auftauchen einer im Buch fiktiven Geschichte um das freie Leben von Schwulen in einer Welt, in der sie sich austoben und frei sein dürfen, den CSD und der Akzeptanz der Gesellschaft lernt Wolfgang plötzlich umzudenken und zu hinterfragen, ob das Leben im Großdeutschen Reich wirklich noch lebenswert ist.
Es gibt, gerade im letzten Kapitel, viele Stellen, die mich traurig und betroffen machen und ich bin froh, dass wir in einem Land leben, in dem jeder sein Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit genießt.
Leider ist dieses Thema momentan wieder sehr aktuell, da sich immer wieder im aktuellen politischen Geschehen manche nicht mit dem Grundsatz von Freiheit und Gleichheit anfreunden können
Eine fiktive Geschichte mit dennoch sehr aktuellen Hintergrund.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Lebe deine Träume - eine Frau wagt den Weg aus den Normen

Allee unserer Träume
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Berlin liegt immer noch in Schutt und Asche und Ilse möchte aus diesen verstaubten Steinen wieder etwas wundervolles Neues aufbauen. Sie träumt davon, die Stadt wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen ...

Berlin liegt immer noch in Schutt und Asche und Ilse möchte aus diesen verstaubten Steinen wieder etwas wundervolles Neues aufbauen. Sie träumt davon, die Stadt wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen und auch den einfachen Arbeitern zu ermöglichen, dass Wohnraum für sie bezahlbar bleibt. Ihre große Chance steht vor der Tür, als die Ausschreibung für die Arbeiterpaläste ansteht und Ilse ihre Ideen und Pläne einreichen kann und als Gewinnerin aus diesem Wettbewerb hervorgeht. Doch Ilse hat nicht mit ihrem Mann gerechnet, der sie zwingt ihre Ideen an ihn "abzutreten", damit er glänzen kann.
Vom Leben und der Liebe enttäuscht fasst Ilse einen Entschluss - das muss anders werden und fortan kämpft sie für ein Leben, das ihren Träumen entspricht...

"Allee unserer Träume" entführt mich in das Nachkriegsberlin und zeigt mit aller Deutlichkeit auf, wie die Stellung der Frau damals gewesen ist. Kinder, Küche, Kirche - diese Bild haftet noch immer in den Köpfen und eine Frau als Architektin ist schier unvorstellbar.
Das Autorenduo beschreibt die Szenen so lebhaft und bildlich, sodass es mir unendlich leicht fällt, in Ilses Schuhe zu treten und ihr durch die Geschichte zu folgen. Ich mag diese Figur sehr, denn sie steht für Mut, Tatkraft und Entschlossenheit ohne dabei überheblich oder egozentrisch zu wirken.
Die Szenen werden mit vielen kleine Rückblenden erzählt und schaffen so einen guten Einblick in das Große und Ganze. Dadurch wird die Geschichte rund und stimmig. Es gibt viele Charaktere, die einfach nur so mitlaufen und nicht wirklich ins Gewicht fallen, aber Ilses Ehemann Helmut lässt mich manchmal einfach nur genervt mit den Augen rollen, wenn er mal wieder auf der Bildfläche erscheint und seinen Größenwahn und seine Geltungssucht zum Besten gibt.
Manche Sequenzen sind mir aber einfach zu umfangreich beschrieben, ohne dass großartig etwas passiert . Diese Szenen ziehen das Buch nur unnötig in die Länge und sorgen dafür, dass das gerade Gelesene plötzlich uninteressant wird. Weniger ist manchmal mehr und so wäre eine kurze knackige Betrachtung sinnvoller gewesen.
Ansonsten ein solider Roman, der den Weg einer Frau nachzeichnet, die ihre Träume lebt und sich nicht verbiegen lässt.

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

AlleeUnsererTräume

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 19.01.2019

Romance vom Feinsten

Was mein Herz sucht
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"Was mein Herz sucht" ist eine Auskopplung von zwei bereits erschienen Einzelbänden von Nora Roberts.
Beide Geschichte für sich betrachtet bieten alles, was das romantische Leserherz begehrt - eine wundervolle ...

"Was mein Herz sucht" ist eine Auskopplung von zwei bereits erschienen Einzelbänden von Nora Roberts.
Beide Geschichte für sich betrachtet bieten alles, was das romantische Leserherz begehrt - eine wundervolle Liebesgeschichte, gemixt mit Spannung und einem Touch Dramatik, Leidenschaft und einem Hauch Erotik.
Die Erzählungen sind vielseitig aufgebaut, lassen den Leser träumen und entführen durch die bildlichen Landschaftsbeschreibungen direkt an die wunderschönen Handlungsorte, die Roberts sich immer für ihre Figuren aussucht.
Die Handlungen sind sehr abwechslungsreich , haben immer einen kleinen Spannungsbogen der den Leser bei der Stange hält und so wird aus der Liebesgeschichte immer ein Stück Hoffen und Bangen, ob sich die beiden am Ende doch noch kriegen.
Für mich ist Roberts die Königin unter den Romance-Schreibern.
Schade nur, dass ich beide Bücher schon vor Jahren
bereits gelesen habe und aufgrund dessen mir der Verlauf der Geschichten n bekannt war.
Ich finde es unnötig, dass immer wieder Bücher unter neuem Namen herausgebracht werden, obwohl es sie bereits als Bestseller gibt

Veröffentlicht am 18.01.2019

Der Blick zurück tut weh - Biler einer Freundschaft, die einem alles abverlangt

Die vergessene Freundin
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Carina ist momentan nicht gerade vom Glück geküsst, als sie den Auftrag erhält, eine Festschrift zum 90jährigen Jubiläum des Frankfurter Lichtspieltheaters Odeon erhält. Sie erhofft sich durch die Recherche ...

Carina ist momentan nicht gerade vom Glück geküsst, als sie den Auftrag erhält, eine Festschrift zum 90jährigen Jubiläum des Frankfurter Lichtspieltheaters Odeon erhält. Sie erhofft sich durch die Recherche endlich den Sprung ins Berufsleben geschafft zu haben.
Doch ihre Aufgabe gestaltet sich nicht ganz so einfach, denn Elisabeth Kramer, Tochter des einstigen Besitzers, ist mittlerweile eine betagte Dame und einst war sie ein gefeierter Star. Elisabeth möchte erst verhindern, dass Carina einen Blick in ihre Vergangenheit wirft. Doch dann stellt sie sich ihren Dämonen und erzählt von einer Mädchenfreundschaft, die einst wundervoll begann und in einer Katastrophe endete...

"Die vergessene Freundin" lässt mich schon von den ersten Seiten an in Nostalgie schwelgen, entführt mich in das alte Frankfurt und nimmt mich mit auf eine Reise durch die Jahrzehnte unserer deutschen Geschichte.
Die Figuren von Tonja und Elly sind auf der einen Seite sehr agil und kraftvoll ausgearbeitet, aber auf der anderen Seite bleiben mir beide Mädchen mitunter etwas fremd und so kann ich nicht mit Haut und Haaren in ihre Rollen schlüpfen. Ich bleibe ein bisschen aussen vor und betrachte manche Szenen wie durch Nebel. Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr fasziniert mich, wie beide sich in eine gegenseige Abhängigkeit stürzen und so sich Halt geben und doch mit unterschwelligen Vorwürfen nicht sparen.
Ihre Freundschaft wird mehrmals hart auf die Probe gestellt - Elly gelingt der Durchbruch als Schauspielerin, Tonja liebt Ellys Kinderfreund Corbin und das treibt schon einen Keil zwischen die beiden. Doch über die Jahrzehnte hinweg gelingt es ihnen, eine Basis zu finden, auf der ihre Freundschaft halbwegs auf Augenhöhe bestehen kann.
Die Autorin webt immer wieder kleine geschichtliche Ereignisse mit in ihr Grundgerüst ein, strickt so den Roman geschickt drumherum und lässt zum Schluss eine Bombe platzen, mit der ich so nicht gerechnet habe.
Eine Freundschaft, die mir als Leser manchmal recht verstörerische Bilder aufzeigt und mir alles abverlangt - genau wie den Protagonisten.
Ein toller Roman, der trotz nostalgischem Flair nicht angestaubt wirkt, sondern frisch und sehr flüssig erzählt ist und somit für kurzweilige Lesestunden sorgt.