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Veröffentlicht am 28.03.2020

Das bisher schwächste Buch der Autorin

Zu wahr, um schön zu sein
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Eine Überraschungsparty zur Silberhochzeit – Caro ist voll in ihrem Element und plant, was das Zeug hält. Doch ausgerechnet am Ehrentag steht sie auf den Trümmern ihrer Ehe, denn ihr Mann Matthias hat ...

Eine Überraschungsparty zur Silberhochzeit – Caro ist voll in ihrem Element und plant, was das Zeug hält. Doch ausgerechnet am Ehrentag steht sie auf den Trümmern ihrer Ehe, denn ihr Mann Matthias hat seit Jahren ein Verhältnis - mit seinem besten Freund. Als würde das nicht reichen, wird ihr auch noch der Job gekündigt und Sohn Felix reißt einen Klöpper nach dem anderen. Doch Caros Mutter setzt allem noch die Krone auf, denn mit ihrem fröhlich-munterem Lebensstil in der Welt der Esoterik eckt sie bei Caro ordentlich an. Es ist Zeit, die Segel neu zu setzen und endlich nach vorne zu schauen…

„Zu wahr, um schön zu sein“ soll eine schräge Familienkomödie mit Herz und Charme darstellen, doch dieser Roman bleibt weit von den herzlichen, warmherzigen Büchern der Autorin entfernt, die ich bisher von ihr gelesen habe.
Sie selbst schreibt auf S. 14 ihres Buches :„Wäre diese Geschichte ein Buchmanuskript, würde die Lektorin garantiert in anklagendem Rot Klischee, holzschnittartig oder Stereotyp als Kommentar danebenschreiben“
Engelmann hat, in meinen Augen, hier ihr eigenes Urteil über das Buch geschrieben, denn es zeigt wirklich die oben genannten Anmerkungen an jeder Stelle auf. Die Gags zünden nicht, wirken wie bei einer Sitcom sehr brachial und manchmal deplatziert. Es fehlen nur noch die Lacher aus der Konserve, um nicht nur den Leser, sondern auch die Protagnisten im Buch auf die konstruierte Szenekomik hinzuweisen.
Caro ist mit ihren 45 Jahren eher ein wenig unbeholfen, wirkt überfordert und findet sich in ihrem eigenen Leben nicht zurecht. Dass sich Matthias outet, mag ja für die eigentliche Geschichte ganz ok sein, aber selbst sein Leben ist noch vom Suchen und Finden des Sinnes in selbigem angefüllt. Lediglich in der Sparte Beruf scheint er eine feste Vorstellung zu haben und setzt seine Idee auch in die Tat um.
Flora, Caros Mutter, schwebt wie auf Droge durch die Seiten und ihr aufgesetztes Eso-Gehabe zerrt ganz schön n den Nerven des Lesers -weniger ist manchmal mehr und so würde ihr ein bisschen Zurückhaltung gut tun.
Hamburgs Charme und die Touren zu den Sehenswürdigkeiten lassen hier gute Laune aufkommen und trösten so über vieles hinweg, was ich nicht prickelnd finde.
Einzig Hedwig hat genau die richtige Dosis Herz und Köpfchen, zwinkert dem Leser zu und beweist Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und genau die richtige Portion Herzenswärme, um sich als liebevolle alte Dame in mein Leserherz zu schleichen.
Leider bleibt dieses Buch weit hinter den Möglichkeiten zurück und ist so anders als die klugen, einfühlsamen Sommerromane, die die Autorin bisher ausgezeichnet haben.
Schade, für mich ein Bauchplatscher in den Fluten der Elbe ☹

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Exzellenter Krimi

Dänische Dämmerung
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Es ist die Nachricht in der Tageszeitung, die Sibylle erschüttert- ein deutsches Ehepaar wurde an der dänischen Nordseeküste ermordet aufgefunden, nur der kleine Sohn hat überlebt. Als sie ihren Mann Daniel, ...

Es ist die Nachricht in der Tageszeitung, die Sibylle erschüttert- ein deutsches Ehepaar wurde an der dänischen Nordseeküste ermordet aufgefunden, nur der kleine Sohn hat überlebt. Als sie ihren Mann Daniel, der bei der Polizei arbeitet, auf diesen Fall anspricht, weicht er ihr aus. Tage später ist Sibylle verschwunden. Daniel Konermann stellt Nachforschungen an und findet heraus, dass seine Frau ausgerechnet in der Ferienhaussiedlung untergetaucht ist, in dem der Mord geschehen ist. Er packt die Taschen, nimmt seinen klein Sohn Oscar und reist nach Norden, um seine Frau zu suchen. In Dänemark angekommen, erwartet ihn das kalte Grauen…

Wow,wow,wow – „Dänische Dämmerung“ ist ein echter Pageturner und mit allen Raffinessen und psychischen Kniffen versehen, die man sich für einen fesselnden, nervenaufreibenden Krimi nur wünschen kann.
Lynn Andersen strickt hier einen genialen Plot, der unter die Haut geht, der mit den Ängsten der Figuren und des Lesers spielt und so für ein ordentliches Reißen am Nervenkostüm sorgt. Würde man Fingernägel knabbern, sie wären im Verlauf des Buches bis auf den Grund abgebissen :)
Während in Nordjütland mit jeder Brise Nordseewind der Hauch des Todes durch die Seiten weht, taucht man ein in ein Geflecht aus Lügen, Intrigen und falschen Idealen.
Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Figuren in Rückblicken und lässt diese mit in die Geschehnisse der Gegenwart mit einfließen. Dem daraus resultierenden Sog kann man sich nur schwer entziehen und man liest gespannt noch eine Seite und noch eine Seite, weil man dem Täter auf die Spur kommen will. Dabei nutzt Andersen die von ihr zum Leben erweckten Schlüsselfiguren, um den Leser wie zufällig Zeuge der gut durchdachten Pläne des Täters werden zu lassen. Die Katastrophe nimmt unausweichlich ihren Lauf und man hält mehrfach den Atem an, hat Gänsehaut auf den Armen und ist schockiert von so viel Skrupellosigkeit und eiskalter Berechnung.
Das Buch wirkt wie eine Droge und lässt den Leser alles um sich herum vergessen – man ist so mittendrin im Geschehen, das man Zeit und Raum vergisst und sich mit Daniel Konermann auf die Suche seiner Frau und des Rätsels Lösung begibt.
Lynn Andersen hat hier einen phänomenalen, hochexplosiven Thriller zu Papier gebracht, der den Leser an die Seiten fesselt und mit seiner ungeheuren Spannung nicht mehr aus seinen Klauen lässt.
Dazu der Charme von Nordjütland, exzellent agierende Figuren und erstaunliche Wendungen, die zu keiner Zeit zu erahnen, geschweige denn, vorherzusehen sind – so geht Krimi !

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Rasante Verbrecherjagd mit Schwächen

Wenn die Alpen Trauer tragen
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Mitzi kann es einfach nicht sein lassen – sie ermittelt mal wieder auf eigene Faust in einem Fall, bei dem eine alte Dame bei einem Brand ums Leben gekommen ist. Inspektorin Agnes Kirschnagel muss Mitzi ...

Mitzi kann es einfach nicht sein lassen – sie ermittelt mal wieder auf eigene Faust in einem Fall, bei dem eine alte Dame bei einem Brand ums Leben gekommen ist. Inspektorin Agnes Kirschnagel muss Mitzi wieder hilfreich unter die Arme greifen und stößt tatsächlich auf ein Verbrechen. Der Tatverdächtige ist schnell gefunden und verhaftet. Es ist ein Fall von Erbschleicherei. Aber so schnell scheint der Fall dann doch nicht gelöst, denn Mitzi wird von einer Weißen Frau kontaktiert die ihr Botschaften aus dem Jenseits schickt…

„Wenn die Alpen Trauer tragen“ ist ein schräger Regio-Krimi mit ganz viel Lokalkolorit und einer extrem unkonventionellen Ermittlerin. Mitzi ist nicht auf den Mund gefallen, macht sich ihre eigenen Gedanken und reimt sich so Tathergänge und Verdächtige zusammen. Dass sie dabei ein wenig übergriffig wirkt und aneckt, nimmt sie in Kauf, denn sie lässt sich nicht verbiegen.
Die schöne Landschaft der Wachau, dem Tal zwischen Melk und Krems, dient hier als Schauplatz für einen Täter, der skrupellos und niederträchtig vorgeht. Leider ist nach gut einem Drittel schon für den aufmerksamen Leser erkennbar, wer hier den Opfern das Licht auspustet, die Hintergründe werden aber erst zum Schluss näher beleuchtet.
So ist schon recht früh die Spannung raus, aber die Recherche von Mitzi bleibt trotzdem unterhaltsam. Ihre Alleingänge haben es in sich, sie sorgt für Aufregung und Abwechslung in der Geschichte. Es gibt unterschiedliche Figurentypen, die auf der Bildfläche erscheinen und ihre Auftritte haben. Sie reichen vom etwas unterbelichteten Enkeltrickbetrüger über den spielsüchtigen Verwandten bis hin zu mysteriösen Wesen als Medium. Jede einzelne darf ihre charakteristischen Eigenarten ausleben und sorgt somit für ordentlich Bewegung und variationsreiches Spiel im Buch.
Es gibt einige Szenen, die brüllend komisch sind (Agnes‘ Suche nach Hamster Jo in der Küche ist mein ganz persönliches Highlight) und so für ordentliche Lacher sorgen.
Die rasante Verbrecherjagd quer durch Österreich, die mit einem kurzen Ausflug nach Köln bereichert wird, ist trotz der frühen Kenntnis des Täters noch kurzweilig, mit interessanten Ideen und schwarzem Humor gespickt und somit für den kleinen Krimihunger zwischendurch prima geeignet. Damit das Kulinarische nicht zu kurz kommt, hat Isabelle Archan noch das Rezept für Wachauer Marillenknödel zum Nachkochen beigefügt.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Gelungener Abschluss der Familiensaga

Sturm über der Villa am Elbstrand
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Die Verluste und Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges sind auch in den 1960erJahren bei den Nielands noch zu spüren. Irgendwie lässt sich das alles nicht so einfach abschütteln und bleibt noch Jahre später ...

Die Verluste und Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges sind auch in den 1960erJahren bei den Nielands noch zu spüren. Irgendwie lässt sich das alles nicht so einfach abschütteln und bleibt noch Jahre später in den Kleidern hängen. Sofies Enkelin Isabel möchte endlich als Journalistin ernstgenommen werden und versucht, sich ein berufliches Standbein zu sichern. Doch auch dieses Mal spielt das Schicksal eine große Rolle, denn nicht nur der Bau der Mauer und die große Sturmflut von Hamburg stellen die Familie vor große Herausforderungen...
Im letzten Teil der Elbstrand-Saga entführ uns das Autoren-Dou in das Hamburg der 1960er-Jahre. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, hat aber keine großen Probleme, sich in das Gefüge einzulesen, denn immer wieder werden in kleine Rückblenden die bisherigen Ereignisse skizziert und ermöglichen so den Durchblick. Auch für den Kenner der Reihe ist es eine gelungene Auffrischung, denn zwischen der Veröffentlichung der einzelne Bücher liegt eben doch eine größere Zeitspanne und so ist man wieder schnell ein Mitglied der Familie.
Besonders gut gefällt mir, dass hier die politischen und öffentlichen Ereignisse Einzug halten und ich darf sowohl die legendären Pilzköpfe in Hamburg treffen, als auch Zeitzeuge des Mauerbaus und der großen Sturmflut sein. Das Autorenduo macht deutsche (Zeit-)Geschichte lebendig und vermittelt so das Gefühl von Authentizität, Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit - mehr geht eigentlich gar nicht.
Die Figuren haben sich weiterentwickelt und leben ihre Träume und Wünsche aus. Der Generationenwechsel in der Familie ist ebenso glaubwürdig wie nachvollziehbar geschildert und bereitet den Leser im Verlauf des Buches schonend auf den Abschied von der Villa am Elbstrand vor.
Mir bleibt nur, mich mit den Worten von Heidi Kabel von dieser Reihe zu verabschieden "In Hamburg sagt man Tschüss" und klappe das Buch mit einem Seufzer zu. Eine aufregende Reihe geht zu Ende und hat mich vom Beginn der Erzählung im Jahr 1912 bis hin in die 1960er Jahre nicht nur gut unterhalten, sondern auch fasziniert und über ein halbes Jahrhundert deutsche Geschichte erleben lassen.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Emotionale Zeitreise

Zeit der Dornen
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Wenn die Zeit im Stundenglas des Lebens zu schnell verrinnt, kommt man meist nicht mehr rechtzeitig. Diese bittere Erfahrung muss auch Leonie machen, denn sie hat es nicht mehr rechtzeitig ans Sterbebett ...

Wenn die Zeit im Stundenglas des Lebens zu schnell verrinnt, kommt man meist nicht mehr rechtzeitig. Diese bittere Erfahrung muss auch Leonie machen, denn sie hat es nicht mehr rechtzeitig ans Sterbebett ihrer Großmutter geschafft. Nun ist es an Leonie, den letzten Wunsch der Verstorbenen zu erfüllen, den ihr der Pfarrer mitteilt. Sie soll sich mit ihrem Vater aussöhnen und dessen Cousin Erwin aufsuchen. Was sich zunächst als unlösbare Aufgabe anhört, wird bald zu einer spannenden Zeitreise, die einige Geheimisse ans Tagelicht bringt...
"Zeit der Dornen" ist so viel mehr als "nur" ein Roman, denn hinter der fiktiven Erzählung steckt nämlich die Lebensgeschichte des Großvaters der Autorin und das macht das Ganze noch viel interessanter.
Grübl-Wiedmann gelingt es nämlich, die Spurensuche zu einer spannenden Zeitreise zu gestalten und mich an die Seiten zu ketten. Ich muss aber der Fairness halber gestehen, dass mich der Erzählstrang aus der Vergangenheit um ein Vielfaches mehr begeistert hat, als die Ereignisse in der Gegenwart.
Die Geschehnisse von damals verpackt die Autorin einfach ansprechender, mitreißender und lässt, dank detaillierter Beschreibungen und präziser Recherchearbeit, die Zeit um 1912 in Österreich wieder aufleben. Das Gelesenen katapultiert mich zurück in die Zeit, als in Österreich nicht alles eitel Sonnenschien gewesen ist und die politischen Umbrüche ihre Schatten voraus werden.
Mehr als einmal fließen hier ungehindert die Tränen wenn ich lese, welches Schicksal hier den beiden kleinen Jungen blüht und wie sie misshandelt werden. Es ist hart und geht an die Substanz, wenn man liest, wie zwei kleine Seelen nahezu gebrochen werden und doch den Widrigkeiten trotzen.
Der Schwenk zurück in die Gegenwart ist immer wie ein Aufatmen, ein Luftholen, um das Gelesene zu verarbeiten. Vielleicht ist aber auch genau dieser Wechsel zwischen Anspannung und Luftholen notwendig, um nicht von den emotionalen Eindrücken komplett überwältigt zu werden.
Das Buch verlangt mir einiges als Leser ab und hinterlässt tiefe Spuren..für mich eine emotionale Zeitreise, die ich in dieser Intensität nicht erwartet hätte.

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