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Veröffentlicht am 28.03.2020

Tödliche Insel

Schiffsmord
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Florian Gerber wird tot auf seiner Yacht im Hafen von Sassnitz aufgefunden. Romy Beccare ermittelt, kann aber zunächst keine Ungereimtheiten feststellen. Doch je mehr Informationen sie über Gerber sammelt, ...

Florian Gerber wird tot auf seiner Yacht im Hafen von Sassnitz aufgefunden. Romy Beccare ermittelt, kann aber zunächst keine Ungereimtheiten feststellen. Doch je mehr Informationen sie über Gerber sammelt, desto mehr Fragzeichen erscheinen in seiner Vita. Wie kann sich ein Finanzbeamter ein derart kostspieliges Hobby leisten ? Was hat Gerber, der nach den Schuldigen am Tod seiner Nichte sucht, entdeckt ? Ist er deshalb beiseite geschafft worden, um dunkle Machenschaften zu vertuschen ? Romy steht zunächst vor einem Rätsel....
Inselkrimis gehören zu meiner ganz persönlichen Leidenschaft, weil sie einen ganz besonderen Charme in sich tragen, der das Geheimnisvolle mit dem Düsteren verbindet. Dort wo sich sonst Touristen tummeln, schlägt immer wieder das Verbrechen unbarmherzig zu und wirft Schatten auf die makellos polierten Hotspots.
In "Schiffsmord" wird das Thema Korruption und Bestechung von Beamten in einen packenden und mitreißenden Fall eingearbeitet und zeigt auf, dass in einer noch so unscheinbaren Hülle eine intrigante und verlogene Persönlichkeit stecken kann.
Der Roman ist für mich das beste Beispiel dafür, dass man dem Menschen doch nur vor die Stirn und nicht dahinter schauen kann . Romy sucht jeden noch so kleinen Hinweis und puzzelt diesen an die bisher vorhandenen Erkenntnisse , bis es endlich passt. Dadurch entsteht eine spannende Suche nach dem Täter und der Leser lässt sich bereitwillig darauf ein.
Durch die vielen Dialoge, die im Buch zu finden sind, hat man immer das Gefühl, direkt beim Erfahrungsaustausch und den Ermittlungen dabei zu sein. Romys Ermittlungsansätze schleichen sich auch in meine Gedanken und ich fange unweigerlich mit an, die Zusammenhänge zu hinterfragen und eigene Theorien aufzustellen. Das macht den Krimi sehr authentisch, denn nichts ist spannender, als auf Tätersuche zu gehen und den Fährten zu folgen, die hier im Buch manchmal auch auf den Holzweg führen.
Die von Peters gewählten Schauplätze auf Rügen lassen zum einen die Schönheit der Insel hervorblitzen, vermitteln aber zum anderen spannende Atmosphäre und werden somit zur Bühne des Verbrechens. Die abwechslungsreiche Handlung sorgt dafür, dass die Spannung konstant erhalten bleibt und bis zur Lösung des Falles für gute Unterhaltung sorgt.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Kirtische Worte, die etwas überfordern

Florence Nightingale
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Es gibt wohl kaum eine Person aus der Vergangenheit, die so verehrt wird wie Florence Nightingale. Doch was ist dran an dem Kult, an dem Hype um diese Frau ?
Hedwig Herold-Schmidt macht es sich in ihrem ...

Es gibt wohl kaum eine Person aus der Vergangenheit, die so verehrt wird wie Florence Nightingale. Doch was ist dran an dem Kult, an dem Hype um diese Frau ?
Hedwig Herold-Schmidt macht es sich in ihrem Buch „Florence Nightingale – Die Frau hinter der Legende“ zur Aufgabe, sich dem Leben und Wirken einer außergewöhnlichen Frau zu widmen, ohne sie dabei erneut auf einen Sockel zu stellen und sie im verklärten Licht erscheinen zu lassen.
Sie erzählt von dem vorherrschenden Frauenbild zu der Zeit Nightingales und versucht völlig neutral darzustellen, dass sich Nightingale nur der ihr zugedachten Aufgabe gestellt hat und dabei manchmal recht rigoros vorgegangen ist. Mit eisernem Willen, Einsatz der Ellenbogen und strikten Anweisungen ist eben nur das zu erreichen, was Nightingale erreicht hat. Aber genau diese Neutralität der Autorin ist es, die hier den Leser außen vor lässt und eine gewisse Unnahbarkeit entstehen lässt.
Oft hat Nightingale ihre eigenen Befindlichkeiten hinten an gestellt und nicht, wie ihr viele unterstellen, Krankheiten und (gesundheitliche) Einschränkungen vorgeschoben, um sich der Pflege von Kranken zu widmen und so Gutes zu tun. Gesellschaftliche Konventionen haben sie nicht interessiert, auch wenn man das von ihr verlangte. Das lässt sie verbissen erscheinen – auch in diesem Buch.
Herold-Schmidt gelingt es, hier einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken einer Frau für den Leser freizugeben, der von ihrer Geburt auf der Hochzeitsreise ihrer Eltern bis hin zum Ableben geht.
Ihr Wirken ist vorbildlich, wird an vielen Stellen von der Autorin als verklärtes und verzerrtes Bild der Öffentlichkeit angemerkt und Herold-Schmidt versucht, der heroischen Darstellung einen schlichten Hintergrund zu geben. Das Buch ist auf der einen Seite interessant und aufschlussreich, denn nirgendwo sonst habe ich bisher einen so fundierten und akribisch recherchierten Blick in das Leben dieser „Legende“ erhalten. Auf der anderen Seite ist es eben doch recht sachlich, manchmal kühl präsentiert, aber das ist wohl der Natur der Sache geschuldet.
Herold-Schmidt räumt mit verklärten, verzerrten Sichtweisen auf und lässt die Klischees fallen, denn Florence Nightingale wird zeitlebend und über ihren Tod hinaus idealisiert und auf einen Sockel gestellt. Dass sie aber weder Engel noch Emanze gewesen ist, beweist uns hier die Autorin mit vielen fundierten Hinweisen und Belegen. Nach so vielen Jahren ein Leben zu rekonstruieren, ist nicht einfach und die Aufzeichnungen, die wir heute kennen, sind lückenhaft – es wird also niemals gelingen, alles so darzustellen, wie es sich damals wirklich zugetragen hat.
Nightingale ist einfach eine außergewöhnliche Frau, die sich für die Belange der Kranken eingesetzt hat und der wir im heutigen Gesundheitswesen sehr viel zu verdanken haben.
Herold-Schmidt spart nicht mit Lob, ist sich aber auch nicht zu schade, Kritik zu üben. Sie zeigt die Rolle der Frau zur damaligen Zeit auf, gibt die Ideologien wieder und lässt Frauenrechte und die Geschlechterrolle der viktorianischen Frau auf der Bildfläche erschienen. Es wird Nightingales religiöse sowie sexuelle Neigung diskutiert, die aber völlig wertfrei zu lesen ist. Einzig Nightingale könnte hierrüber Auskunft geben.
Das Buch ist eine sehr ausführliche, fast langatmige Zusammenfassung ihrer Leistungen, ihrer Wirkungsstätten, ihrer Erfolge und Fehler und zeigt ihren beispiellosen Einsatz auf. Durch die überbordende Flut an Informationen fühlt man sich aber leider regelrecht erschlagen und ein wenig überfordert.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Humorvolle Zahlenspiele

Statistisch gesehen
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Wenn ich Statistik höre, sehe ich automatisch Helmut Markwort vor mir, der sich mir mit seinem Leitspruch "Zahlen, Daten, Fakten" ins Gedächtnis eingeprägt hat. Dementsprechend skeptisch bin ich an dieses ...

Wenn ich Statistik höre, sehe ich automatisch Helmut Markwort vor mir, der sich mir mit seinem Leitspruch "Zahlen, Daten, Fakten" ins Gedächtnis eingeprägt hat. Dementsprechend skeptisch bin ich an dieses Buch herangegangen und bin mehrfach positiv überrascht, denn Zahlen sind nicht nur einfach schwarze Tinte auf weißem Papier. Nein, Zahlen können ein humorvolles Eigenleben entwickeln, den Leser begeistern und wirklich gut unterhalten - es kommt nur darauf an, wie man sie präsentiert.
Zahlen können , mit der passenden interessanten Verpackung, für ordentlich Charme auf den Seiten sorgen, man muss einfach nur die richtige Lesart entwickeln und schon sind sie nicht mehr bierernst und brottrocken, sondern sie faszinieren.
Der Autor verpackt seine humorvollen Zahlenspiele in die amüsanten Vergleiche zwischen Deutschen und Ösis und geizt nicht mit gängigen Vorurteilen. Alleine das zu lesen, sorgt schon für Grinsebäckchen und Schmunzler.
Im ersten Teil werden direkte Vergleiche zwischen den Städten beider Länder vorgenommen und im zweiten Teil schürt der Autor die Reiselust quer Österreich. Wer da nicht Lust bekommt, sich genauer mit den angebotenen Zahlen zu befassen, der ist in meinen Augen für nichts mehr zu begeistern. Spätestens im dritten Teil, in dem der Autor der Sehnsuchtsstadt Wien ein (Zahlen-)Denkmal setzt, ist es ganz um mich geschehen… ich wusste gar nicht, dass man sich in nackte Zahlen so sehr vergucken kann
Gerade werden uns tägliche neue Zahlen und Statistiken aus der vorherrschenden Corona-Pandemie präsentiert - warum nimmt man sich nicht ein Beispiel an diesem Buch und verpackt das Grauen ein wenig anschaulicher. Auch in dieser Krise sollten wir die Leichtigkeit des Seins nicht verlieren - Klemens Himpele zeigt, wie es geht, ohne dabei den Ernst der Sache aus den Augen zu verlieren.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Historischer Krimi der Extraklasse

Pandora
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Braunke, ein stadtbekannter Schieberkönig, wird brutal in seinem Haus ermordet. Ausgerechnet dieser brisante Fall ist der erste Einsatz für Kommissar Stein, der 1933 mit seinen Eltern emigriert ist. Nun ...

Braunke, ein stadtbekannter Schieberkönig, wird brutal in seinem Haus ermordet. Ausgerechnet dieser brisante Fall ist der erste Einsatz für Kommissar Stein, der 1933 mit seinen Eltern emigriert ist. Nun ist er zurück in Berlin, doch seine Heimat ist ihm fremd geworden. Überall sind nicht nur die Spuren des Krieges noch sichtbar, sondern auch noch offene Rechnungen aus der Zeit des Nazi-Regimes scheinen hier nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ beglichen zu werden. Stein ermittelt und stößt dabei auf ein regelrechtes Wespennest….

„Pandora“ ist ein sehr gelungener historischer Kriminalroman, der hervorragend die Zerrissenheit der Stadt Berlin, ihrer Bewohner und der Gesellschaft wiedergibt. Man geht mit Stein und Wuttke durch das zerstörte Berlin, sieht die Gerippe der zerbombte Häuser förmlich vor einem aufragen und spürt das immer noch allgegenwärtige Misstrauen. Die Stadt hat schwer zu kämpfen – nicht nur, was die politische Vergangenheit betrifft, sondern auch die Gegenwart, denn durch die erfolgte Teilung der Siegermächte herrscht auch in den Sektoren Machtgerangel und es werden Misstrauen und Neid geschürt.
Stein, der den Spitznamen „Duke“ verpasst bekommt, bewegt sich mit Eleganz und Geradlinigkeit durch den Roman und von ihm geht eine gewisse Ruhe und Strahlkraft aus, die mich als Leser fasziniert. Sein Drang nach Recht und Gerechtigkeit ist vorbildlich und er eckt damit in seiner Dienststelle ziemlich an. Nicht umsonst werden seine Ermittlung sabotiert - es verschwinden Akten, die brisante Informationen enthalten und so reimt sich Stein nach und nach zusammen, dass er in einem Fall ermittelt, der noch größere Kreise zieht und die braune Vergangenheit der Beteiligten betrifft.
Es wird vieles unter den Teppich gekehrt, man versucht ihn mundtot zu machen und er fragt sich, ob so etwa Gerechtigkeit aussieht? Stein lehnt sich auf und wird unbequem, ohne dabei sich selbst und seine Werte zu verlieren.
Die Figuren sind sehr authentisch, wie überhaupt die ganze Geschichte – alles wirkt lebendig, greifbar und man hat das Gefühl, eine Zeitreise zu unternehmen und mit Stein und Wuttke durch eine Stadt zu streifen, die sich erst wieder neu erfinden muss.
Die Machenschaften der Oberen, die sich gegenseitig eine weiße Weste geben, um entnazifiziert zu werden, grenzen schon an Hohn und Spott, wenn man bedenkt, was sie alles auf dem Kerbholz haben.
Amber und Berg lassen hier die hier Gräueltaten wieder zum Vorschein treten, schildern sie mit aller Deutlichkeit, ohne reißerisch zu werden.
Die Suche nach dem Täter ist mit vielen spannenden Szenen gespickt und wartet mit einer absolut überraschenden Lösung auf – ich habe vieles vermutet, aber das sicherlich nicht !
Ich bin begeistert über so viel Einfallsreichtum, brillanten Ideen und dem notwendigen Fingerspitzengefühl für dieses heikle Thema – ein historischer Krimi der Extraklasse

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Leider eine Fehlentscheidung

Das Alpaka
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Es ist ein Kreuz mit den Alten – Stefan und Bine wollen endlich ihren Demeter-Hof vergrößern, doch sowohl Bines als auch Stefans Vater wollen mit dem neumodischen Kram nichts zu tun haben. Erst recht nicht, ...

Es ist ein Kreuz mit den Alten – Stefan und Bine wollen endlich ihren Demeter-Hof vergrößern, doch sowohl Bines als auch Stefans Vater wollen mit dem neumodischen Kram nichts zu tun haben. Erst recht nicht, als vier süße Alpakas auf dem Biohof Einzug halten. Stefans Vater ist außer sich vor Zorn, denn nur Bares ist wahres und mit einem Alpaka ist seiner Meinung nach kein Geld zu verdienen. Als ein Fuß im Schweinekoben gefunden wird scheint klar zu sein, dass Stefan seinen Vater umgebracht und dort entsorgt hat. Das perfekte Verbrechen. Doch Kommissarin Karin Krafft glaubt nicht an die Kaltblütigkeit des Jungbauern.



„Das Alpaka“ von Hesse/Wirth ist ein Niederrhein-Krimi, der nicht so richtig in Fahrt kommt und den Leser vor Begeisterung aus dem Sessel reißt. Auf den ersten 100 Seiten passiert nicht wirklich viel und man wird lediglich Zeuge der gegenseitigen Familienfehden.
Die brütende Sommerhitze im Buch laugt auch den Leser aus und die ganze Geschichte schleppt sich eher schlecht als recht durch die Seiten.
Erst als im Schweinekoben der abgerissene Fuß gefunden wird, kommt ein wenig Spannung auf, aber auch hier reißt es mich nicht von den Socken. Zwar werden hier einige falsche Fährten gelegt, aber wer geschickt kombinieren kann und aufmerksam gelesen hat, der weiß, zu wem der Fuß gehört und wer letztendlich der Täter ist. Leider ist es zu offensichtlich, denn mit seinem scheinheiligen Getue und dem Gutmensch-Gehabe verrät sich der Täter und es liegt auf der Hand, warum die Tat ausgeführt wurde.
Es fehlt an Spannung und Nervenkitzel – der Roman plätschert eher vor sich hin und die Figuren sind teilweise schon recht anstrengend. Sie bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und bedienen, gerade was die beiden Altbauern betrifft, ziemlich viele Klischees.
Von den vielgepriesenen Alpakas gibt es wenig bis gar nichts zu lesen und ich frage mich, warum der Titel „Das Alpaka“ heißt, wenn es hauptsächlich um Schweinemast und Entsorgung von Gülle, Profit, Geldgier und Auskiesung am Niederrhein geht. Die süßen Tierchen dienen hier lediglich als Staffage und haben eine Rolle als Lückenfüller zugedacht bekommen.
Ich habe schon mitreißendere und spannendere Regio-Krimis gelesen – dieser hier gehört für mich in die Kategorie Fehlentscheidung ☹

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