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Veröffentlicht am 30.11.2019

Wenn sich der Nebel lichtet...

Bodden-Nebel
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Nichts ist schlimmer als der plötzliche Tod einer liebenswerten alten Dame. Das müssen Greta und Matthias Röwer am eigenen Leib erfahren und finden doch nicht richtig Zeit, den Verlust zu betrauern. Denn ...

Nichts ist schlimmer als der plötzliche Tod einer liebenswerten alten Dame. Das müssen Greta und Matthias Röwer am eigenen Leib erfahren und finden doch nicht richtig Zeit, den Verlust zu betrauern. Denn im Nachlass befindet sich eine goldene Kette, deren Herkunft Fragen aufwirft. Als dann auch noch ein Brief von Gretas Schwiegervater auftaucht, datiert aus dem Jahr 1943, wird es immer rätselhafter. Was haben die Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg mit dem idyllischen Leben auf Fischland zu tun? Die Fragen werden nicht weniger, als Greta und Matthias einen verborgenen Keller entdecken und dieser sein lang gehütetes Geheimnis preisgibt…


„Bodden-Nebel“ von Corinna Kastner ist ein atmosphärischer Regio-Krimi, der mit ganz viel Liebe zur Region geschrieben und mit vielen interessanten Details ausgestattet zu einem echten Pageturner geworden ist. Geheimnisvolle Gemälde, ein verborgener Schatz im Keller und eine tragische Liebesgeschichte sind die Grundlage für einen Krimi, der so anders ist als alles, was man bisher aus der Krimilandschaft kennt.
Während sich der Nebel auf dem Bodden immer dichter zuzieht, kommen immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht und verstricken so Greta und ihren Mann Matthias in die Ereignisse längst vergangener Zeiten.
Corinna Kastner weiß geschickt mit minimalem Aufwand den maximalen Effekt zu erzielen, in dem sie ihren Geschehnissen nur einen einzigen Schauplatz zur Verfügung stellt – Haus und Grundstück von Greta und Matthias. Dort laufen alle Fäden zusammen und es ist ein Aufeinandertreffen von Ereignissen, die im dichten Nebel den Leser regelrecht an sie Seiten fesselt.
Die Schilderung und das Aufdecken der Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg sind düster, legen sich aber nicht bleischwer auf die Seiten, sondern ermöglichen dem Leser, tief in das dunkelste Kapitel Deutschlands einzutauchen und Zeitzeuge zu werden. Manchmal kriecht die Gänsehaut über die Arme, weil das Gelesene ganz viele unterschiedliche Emotionen hervorruft und mal schockiert, mal Wut und dann wiederum Trauer auslöst.
Die Figuren sind sehr plastisch dargestellt und nehmen den Leser an die Hand, damit dieser den Ermittlungen folgen und sich selbst ein eigenes Bild von den Ereignissen machen kann. Corinna Kastner führt in ihrem Küsten-Krimi perfekt Regie, gibt ihren Darstellern genügend Raum, um sich zu entfalten und ermöglicht so dem Leser, sich mit den Personen zu identifizieren. Ihre Erzählweise ist sehr eloquent, denn die Autorin besitzt die Fähigkeit sich wirkungsvoll, und dem Hergang ihrer Geschichte angemessen, ausdrücken zu können. Die Gefühls- & Gedankenwelt der Beteiligten legt sie somit für den Leser offen und daher schlüpft man schnell in die Rolle der jeweiligen Person, um den Verlauf der Geschichte zu spüren und mitzuerleben.
Es gelingt der Autorin, Spannung und Atmosphäre so aufzubauen, dass es dem Leser unendlich schwer fällt, sich überhaupt vom Buch zu lösen. Denn je mehr Seiten verschlungen sind, desto mehr ergreift die Spannung auf Fischland von dem Leser Besitz und man kann nicht anders, als die kleinen Puzzleteile zu einem aufregenden, aufwühlenden und doch sehr emotionalen Gesamtbild zusammenzusetzen. Es muss nicht immer ein reißerischer Krimi sein, bei dem das Blut regelrecht von den Buchstaben tropft – Corinna Kastner liefert mit „Bodden-Nebel“ den besten Beweis, dass man mit tiefgründigen Geschichten, gut dosierter Spannung, tollen Swing-Evergreens, einem Hauch Romantik und ganz viel Küsten-Charme ebenfalls einen Krimi schreiben kann, der fasziniert und begeistert.

Veröffentlicht am 30.11.2019

Hier werden Apfelblütenträume wahr :-)

Morgentau
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Pia hat immer Ja und Amen zu allem gesagt, was man von ihr erwartet. Da ist es nicht verwunderlich, dass ihr ihr Vater die Geldquelle versiegen lässt, weil sie ihr Studium geschmissen hat. Pia will endlich ...

Pia hat immer Ja und Amen zu allem gesagt, was man von ihr erwartet. Da ist es nicht verwunderlich, dass ihr ihr Vater die Geldquelle versiegen lässt, weil sie ihr Studium geschmissen hat. Pia will endlich eigene Wege gehen und in Hamburg eine Ausbildung zur Fotografin beginnen. Wie kann sie ahnen, dass ausgerechnet eine Autopanne dafür sorgt, dass sie das Leben mir anderen Augen sieht und endlich zu leben beginnt...
Du nimmst dieses Buch in die Hand, folgst dem geschwungenen Pfad zum alten Apfelhof und schon bist du mittendrin im Roman. Valentina May nutzt die zauberhafte Umgebung des Alten Landes, um ihre Geschichte regelrecht aufblühen zu lassen. Man ist dabei wie sich nach und nach nicht nur die Figuren entfalten, sondern auch die Erzählung immer mehr Raum einnimmt und so sie Seiten füllt.
Pia ist ein kleiner Wirbelwind, der sich endlich aus den mehr oder weniger selbst auferlegten Zwängen befreit hat. Sie sprüht regelrecht über vor guten Ideen, eckt dabei aber ganz schön bei Tom an, der sich alles andere als höflich und fair ihr gegenüber verhält . Nur langsam steigt Pia dahinter, was der Grund für seine Ablehnung ihr gegenüber ist. Die Autorin gibt dem Leser die Möglichkeit, hinter die Fassaden von Tom und Pia zu schauen und sich so ein Bild von beiden zu machen. Dabei kommen eigentlich gut versteckte Geheimnisse ans Tageslicht, die beide fürs Leben geprägt haben. Manchmal ist der Drang, beide zu trösten, so übermenschlich groß, dass ich mir erst wieder vor Augen führen muss, dass beide Personen doch "nur" Figuren in einem Roman sind. Valentin May schafft es nämlich , den Leser eben genau diese Tatsache vergessen zu lassen, denn sie beschreibt den Gutshof, die Apfelplantage und das Alte Land so bildlich, dass man sich vor Ort einfindet, mit anpackt und sich in Null-Komma-Nix mitten in der beschwerlichen Apfelernte befindet. Irgendwie duftet alles nach Äpfeln, wenn man das Buch in den Händen hält...
Es ist der gelungene Wechsel zwischen harter Arbeit, entspannten Momenten und aufregender Spurensuche, die das Buch für den Leser kurzweilig gestaltet. Apfelblütenträume, die langsam ihre Knospen öffnen und wahr werden, Funken die fliegen, Gefühle die sich nicht mehr verbergen lassen, Geheimnisse, die den Weg zurück ans Licht suchen und so den Leser neugierig auf den Fortgang der Geschichte machen - für mich eine gelungener Einstieg in eine neue Familiensaga

Veröffentlicht am 30.11.2019

Für mich ein Abklatsch des Films "E-Mail für dich"

Das Weihnachtswunder von Pleasant Sands
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Angela steht vor der Frage, wie man einen kleinen, mit Herz geführten Weihnachtsladen gegen eine große Ladenkette aufrecht erhalten soll ? Zählt denn nur noch Kommerz und Umsatz, oder ist tatsächlich das ...

Angela steht vor der Frage, wie man einen kleinen, mit Herz geführten Weihnachtsladen gegen eine große Ladenkette aufrecht erhalten soll ? Zählt denn nur noch Kommerz und Umsatz, oder ist tatsächlich das Herz der Weihnacht den Kunden lieber ? In ihrer Not schreibt sie über die Dear-Santa-App einen Brief an den Weihnachtsmann, nicht ahnend, dass sich dahinter ihr Widersacher verbirgt ...

"Das Weihnachtswunder von Pleasant Sands" erinnert mich doch sehr stark an den wundervollen Film "E-Mail für dich" mit Meg Ryan und Tom Hanks, der das gleiche Thema beinhaltet....kleiner Laden mit Herz muss gegen große, unpersönliche Ladenkette ankämpfen. Wer den Film kennt, weiß, wie dieses Buch gestaltet ist, denn es wirkt wie die kleine Schwester des Films. Die Dialoge lesen sich leicht und flüssig, rufen aber immer wieder die Szenen aus dem oben genannten Film hervor und so verliert das Buch sehr schnell seinen Reiz.
Die Briefe an den Weihnachtsmann zu Beginn eines jeden Kapitels sind eine zauberhafte Idee und lassen tatsächlich richtiges Weihnachtsfeeling aufkommen. Man beginnt unweigerlich, sich in seine Kindheit hineinzuversetzen, als man selbst noch Briefe an den Weihnachtsmann oder das Christkind geschrieben hat. Diese wenigen Momente finde ich toll gelungen und sie lassen so etwas wie Weihnachtstimmung aufkommen.
Leider ist es das Einzige, was mir an dem Buch gefällt, denn die vielen Parallelen zu "E-Mail für dich" finde ich nicht wirklich schön. Ich habe mich so sehr auf diesen Roman gefreut, aber eine Geschichte, die ich bereits mit fast identischer Handlung kenne, muss ich nicht noch einmal lesen
Schade

Veröffentlicht am 26.11.2019

Blick durch das Kaleidoskop der Gefühle auf den Irrwegen des Lebens

Unter den hundertjährigen Linden
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Voilette findet Trost und Ruhe in ihrer Tätigkeit als Friedhofswärterin, denn nur so kann sie ihrer geliebten kleinen Tochter nahe sein, die durch ein tragisches Unglück ums Leben kam. Eines Tages steht ...

Voilette findet Trost und Ruhe in ihrer Tätigkeit als Friedhofswärterin, denn nur so kann sie ihrer geliebten kleinen Tochter nahe sein, die durch ein tragisches Unglück ums Leben kam. Eines Tages steht Julien Seul vor ihr und äußert eine ungewöhnliche Bitte: Seine Mutter soll neben einem für Julien unbekannten Mann beerdigt werden. Violettes Neugier ist groß, denn sie möchte unbednggt wissen, was sich hinter dieser außergewöhnlichen Bitte verbirgt und schon bald verbringen Violette und Julien ganz viel Zeit miteinander. Das Tagebuch von Juliens Mutter öffnet dabei nicht nur die Tore zu ihre Lebensgeschichte, es öffnet auch so manch verschlossene Tür bei Julien und Violette...

"Unter den hundertjährigen Linden" ist ein feines, leises Buch, das mit ganz vielen Emotionen und unterschiedlichen Blickwickeln das Leben, den Verlust, den Schmerz und die Trauer beleuchtet.
Valérie Perrin zeichnet mit zartem Pinselstrich ihre Charaktere und verleiht ihnen, trotz ihrer Zartheit, ganz viel Kraft und Stärke, die sie im Verlauf des Buches ausleben können und dürfen. Sie haben die Kraft und den Mut, Schwäche zu zeigen und zuzulassen. Man muss sich dem Buch und seinen Figuren öffnen, denn sonst können sie nicht richtig wirken und es geht vieles verloren, was oft zwischen den Zeilen zu lesen ist.
Gerade Violette die zu Beginn des Romans eher als gewöhnliche leicht blässlich wirkende Frau erscheint, hat so viele Facetten und Stärken zu bieten, die erst im Verlauf der Erzählung so richtig zum Vorschein kommen. Das Schicksal hat es nie wirklich gut mit ihr gemeint und sie kämpft sich immer wieder zurück ans Licht, egal wie schwer die Rückschläge aus sein mögen. Dafür bewundere ich sie sehr, denn sie hat sich vom Mauerblümchen zum charmanten, fast elfengleichen Charakter entwickelt.
Der Roman wird in vielen kleine Episoden erzählt, die aber immer mit Violette verknüpft sind und die zum Finale hin einen emotionalen, beeindruckenden Paukenschlag hervorbringen. Es gibt starke, teilweise recht dominante Persönlichkeiten, die in Violettes Leben eher über sie bestimmen und herrschen, als dass sie sie in ihrer Entfaltung unterstützen. Es gibt freundliche Menschen, d e ihr wohlgesonnen sind und die ihr den Weg zu einem entspannteren Leben ermöglichen.
Aber immer wieder gibt es da den Blick zurück, weil der Verlust ihres Kindes und die Trauer große Schatten wirft.
Für mich hat die Autorin hier einen vielfältigen Blick durch das Kaleidoskop der Gefühle auf den Irrwegen des Lebens ermöglicht und mich selbst an vielen Stellen des Buches innehalten lassen, weil die Tränen geflossen sind. Der Roman lebt vom Hoffen, von der Liebe und von dem Wissen, dass das Leben noch vor einem liegt mit all den kleinen wundervollen Augenblicken, die es dir bietet.

Veröffentlicht am 24.11.2019

Besticht mit wunderschönen Landschaftsbildern

Die Stille der Savanne
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So hatte sich Alexandra den Beginn ihrer Weltreise nicht vorgestellt ,denn als es eigentlich losgehen soll, findet sie auf dem Küchentisch einen Zettel von ihrem Freund und dieser teilt ihr mit, dass er ...

So hatte sich Alexandra den Beginn ihrer Weltreise nicht vorgestellt ,denn als es eigentlich losgehen soll, findet sie auf dem Küchentisch einen Zettel von ihrem Freund und dieser teilt ihr mit, dass er die Reise bereits mit einer anderen Frau angetreten hat. Alexandra steht vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens und versucht, trotzdem nach vorne zu schauen. Ihre Nachbarin hat auch schon eine Lösung parat- sie bittet Alexandra, ihre Tochter Eva zu suchen, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Alexandra nimmt an und ahnt nicht, dass sie auf der Suche nach Magdas Tochter den Weg nach Kenia antreten muss und sich dabei selbst findet...

Heike Franke hat mit "Die Stille der Savanne" ein wirklich bildgewaltiges Buch geschrieben, das mit dem Zauber Kenias den Leser regelrecht bezirzt und ihn die Sehnsucht nach diesem geheimnisvollen Land in der Ferne weckt.
Alexandras Suche nach Magdas Tochter ist für den Leser nachvollziehbar geschildert und man kann hautnah dabei sein, wie sich aus der gefügigen Ex-Lebensgefährtin von Paul eine lebensbejahende, weltoffene, kluge Frau entwickelt, die sich endlich aus der vorgefertigten Schublade befreit und den Weg geht, den sie für richtig hält. Die Zufallsbekanntschaften aus dem Hotel helfen ihr dabei, sich von Paul zu lösen und bringen langsam aber sicher die Frau zum Vorschein, die mit offenen Augen und einem weiten Herz durchs Leben geht. Sie unterstützen Alexandra bei der Suche nach Eva, helfen ihr aber auch zu erkennen, dass sich Alexandra hinter einer Fassade versteckt hat.
Mit den Szenen der Fußpirsch hat Heike Franke allerdings Bilder geschaffen, die so eindrucksvoll und imposant sind, dass man in Ehrfurcht vor der Schöpfung inne hält und die Stille der Savanne genießt. Der Buchtitel ist für diese Szenen hervorragend gewählt, denn man kann förmlich spüren, wie sich die ergreifende Stille in Alexandra ausbreitet und auch vom Leser Besitz ergreift.
Leider werden einige Sequenzen durch die Penetranz von Magda und Paul zunichte gemacht und ich fühle mich von beiden Figuren mehr belästigt, als dass sie die Werdegang der Geschichte positiv unterstützen. Sie tragen zwar dazu bei, dass man den Verlauf des Romans versteht, aber ich bin froh, dass ich beiden nicht wirklich häufig begebenen muss, denn sie sind in meine Augen eher störend als bereichernd.
Das Buch liest sich relativ schnell weg und hat eine schöne Botschaft - Man muss erst mit dem Alten abschließen, damit man sich etwas Neuem, Schönen öffnen kann