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Veröffentlicht am 13.07.2019

Kratzt leider nur an der Oberfläche

Das Haus des Dämmerlichts
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Anne hat man gerade den Boden unter den Füßen weggezogen - erst wird sie von ihrem Mann wegen einer jüngeren Frau verlassen, dann stirbt auch noch ihre Großmutter Charlotte. Anne reist nach Innsbruck, ...

Anne hat man gerade den Boden unter den Füßen weggezogen - erst wird sie von ihrem Mann wegen einer jüngeren Frau verlassen, dann stirbt auch noch ihre Großmutter Charlotte. Anne reist nach Innsbruck, um die letzte Reise ihrer Großmutter zu organisieren.
Bein Sichten das Nachlasses entdeckt Anne die Tagebücher von Charlotte - einfache Schulhefte mit Bleistifteinträgen, die es in sich haben. Anne erfährt nicht nur schreckliche Erlebnisse aus Großmutters Vergangenheit, nein, die Einträge betreffen auch sie selbst und ihre verstorbene Mutter...

Mit großen Interesse habe ich die Inhaltsangabe regelrecht verschlungen und gehofft, dass ich vieles über die Schicksale von den Menschen in den sogenannten Heilanstalten des Zweiten Weltkrieges erfahre. Doch dieses Buch kratzt wirklich nur die Oberfläche an und die Autorin vergisst dabei, dem Ganzen mehr Tiefe und Sinn mit auf den Weg zu geben.
Die Figuren wirken auf mich wie Holzmarionetten, die sich ziemlich ungelenk in der doch recht sperrigen Geschichte bewegen. Anne zerrt ziemlich an meinen Nerven, denn bei ihr dreht sich nicht etwa alles um des Ergründen von Charlottes Vergangenheit und der Bedeutung für ihre Familiengeschichte, nein, Anne will unbedingt ein heißer Feger sein und als Vamp in der Männerwelt anerkannt werden. Das Bild von ihr passt zu diesem Roman in etwa so gut wie Zwiebeln zum Eiskaffee Dafür, dass Anne eine der Hauptfiguren in diesem Roman ist, weiß sie mich leider überhaupt nicht von sich zu begeistern.
Mit Charlotte sieht es da schon ganz anders aus - sie hat sofort mein Leserherz erobert und ich habe mich direkt in sie hineinversetzen können.
Doch die Geschichte wirkt irgendwie "unfertig" - die Stimmung in Schattwald kommt recht harmlos und unschuldig rüber, wenn man bedenkt, was sich tatsächlich hinter den Türen abgespielt hat. Ich habe mir einen detaillierteren Einblick in die Behandlung und den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen gerade zu dieser brisanten Zeit gewünscht. Mir erscheint es fast so, dass das Schicksal derer von der Autorin mit einem leichten Kopfnicken zur Kenntnis genommen wird und dann wieder in der Versenkung verschwindet , damit sie sich den anderen Themen ihres Romans widmen kann.
Das Buch erzählt von Unglück und Leid, Not und Entbehrung im Zweiten Weltkrieg, reicht aber definitiv nicht an andere großartige Romane dieses Themas heran.
Für mich leider nur unterer Mittelbereich, aber das Buch wird sicherlich seine begeisterten Leser finden.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Mein Lieblingsroman 2019 !

Für immer die Deine
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Klara und Fritz stecken schon als Kinder immer die Köpfe zusammen und Fritz verspricht ihr "Wenn ich groß bin heirate ich dich".
Aus diesem Versprechen als Kind wird die große Liebe und Klara bringt als ...

Klara und Fritz stecken schon als Kinder immer die Köpfe zusammen und Fritz verspricht ihr "Wenn ich groß bin heirate ich dich".
Aus diesem Versprechen als Kind wird die große Liebe und Klara bringt als junges Mädchen einen Buben zur Welt. Doch der Beginn des Zweiten Weltkrieges setzt dem jungen Glück ein jähes Ende, denn Fritz muss, wie so viele an die Front. Klara muss in Hamburg alleine mir ihrem Sohn Paul durchs Leben kommen und entdeckt dabei einen Mann, der nicht der ist, für den er sich ausgibt. Klara trifft eine Entscheidung die ihr Leben verändern wird...

"Für immer die Deine" ist für mich mein absoluter Lieblingsroman 2019, denn ich habe mich in dieses Buch wirklich verliebt.
Die Geschichte von Klara und Fritz ist so gefühlvoll und sensibel erzählt, hat viele Szenen, die sich mir auf Dauer ins Herz gebrannt haben, sodass ich dieses Buch sofort nach dem Beenden wieder zu Hand genommen und erneut zu lesen begonnen habe.
Ich begleite Klara und Fritz durch alle Stationen ihres Lebens, erlebe mit wie sich aus der Kinderfreundschaft die eine große Liebe entwickelt und beide für ihre Gefühle und ihre Liebe kämpfen müssen.
Vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges, der ohnehin schon viele Entbehrungen mit sich bringt, spinnt Jana Voosen das Leben von Karla und Fritz weiter.
Dabei wird Klara zur stillen Heldin und wächst über sich hinaus. Dass sie dabei ihre Liebe zu Fritz verrät und dieser Verrat Folgen trägt, lässt mich in eine Wechselbad der Gefühle eintauchen und die ganze Tragik miterleben.
Die Bilder im Lazarett, als Klara den verwundeten Fritz besucht, haben sich mir tief eingebrannt - der Marsch der jüdischen Bewohner des Ghettos, der Schuss im Wald - ich merke jetzt noch, wie ich zusammenzucke, wenn ich an die Szenen denke.
Die Rückblenden, die Klara der Journalistin Marie erzählt, sind so eindringlich geschildert, sodass das Erlebte für mich lebendig wird und ich zu Klara werde und so ihre Geschichte wahrnehmen, fühlen und spüren kann.
Die leisen Worte, die Klara beim Erzählen ihrer Lebens- & Liebesgeschichte wählt, berühren mich, schildern aber mit aller Grausamkeit, was damals wirklich passiert ist. Ein Leben, das von Verzeihen und Liebe geprägt ist.
Die letzten Kapitel lassen die Tränen nicht versiegen - eine Liebe, die trotz aller Schicksalswendungen niemals aufgehört hat und die uns Leser als Vorbild dienen sollte.

1.Kor 13,7-8a
Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Mordkomplott trifft auf Komödie = herrlich schräg

Der Alte muss weg
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Steffis Leben ist so herrlich bequem alles läuft nach einem festen Plan, alles ist überschaubar und unaufgeregt. Genau wie ihre Ehe mit Thomas.
Bei einem routinierten Treffen mit den Stammtischfrauen wird ...

Steffis Leben ist so herrlich bequem alles läuft nach einem festen Plan, alles ist überschaubar und unaufgeregt. Genau wie ihre Ehe mit Thomas.
Bei einem routinierten Treffen mit den Stammtischfrauen wird ein feister Plan geboren - die Männer müssen weg, damit die Frauen och einmal richtig durchstarten können. Das Mordkomplott wird geschmiedet und jede Stammtischschwester versucht auf ihre Art und Weise den Göttergatten bei Seite zu räumen.
Steffi hat auch schon eine Idee, wie sie Tom mägli8chst unauffällig aus ihrem Leben verschwinden lassen kann, doch es stirbt sich eben nicht so schnell, wie sie sich das in ihren Vorstellungen ausgedacht hat…

„Der Alte muss weg“ ist ein sehr kurzweiliger, humorvoller Roman, der mit viel Augenzwinkern geschrieben ist. Dazu kommt noch der Kölsche Dialekt, die rheinische Frohnatur und Lebensart und fertig ist eine amüsante Unterhaltung, die von der abstrusen Idee bis hin zur Durchführung der Mordpläne alles anbietet, was es an Komplott und Ränkespielen überhaupt zu verzeichnen gilt.
Die Figuren sind wirklich schräg, reichen von der biederen, grauen Maus Steffi bis hin zum männermordenden Vamp Babette und sind mit spitzer Feder gezeichnet.
Die Charaktereigenschaften wirken teilweise wirklich überspannt, aber genau das ist es, was den Reiz an der Geschichte ausmacht.
Steffi und Tom sind dabei die Hauptakteure in diesem Roman, deren Geschichte ihr gerne und voller Interesse verfolge. Was da alles passiert ist schon manchmal wirklich heftig und ich frage mich, woher man all diese guten Ideen nimmt, um eine Erzählung mit so viel Finesse, Einfallsreichtum und manchmal auch schon Hartnäckigkeit zum Leben erwachen lässt. Die Entwicklung, die beide durchmachen ist erstaunlich und verblüffend zugleich.
Steffis verzweifelte Versuche, Tom endlich zu beerben sind herrlich komisch und ich kann sie mir richtig gut vorstellen, wie sie bedröppelt aus der Wäsche guckt, wenn mal wieder ein „Mordversuch“ daneben geht. Tom weiß sich aber immer irgendwie geschickt aus der Affäre zu ziehen und ihr zu entwischen.
Während um Steffi herum alle Männer das Zeitliche segnen, ob mit oder ohne Hilfe durch die Hand der jeweiligen Ehefrau, muss sie sich immer wieder neue Ideen einfallen lassen wie sie Tom beseitigen kann.
Doch Tom verändert sich über die Wochen und diese Veränderung gefällt Steffi immer mehr- mir übrigens auch gg
Die Handlung ist variantenreich aufgebaut - ist witzig, teilweise anrührend und hat sogar leichte Krimielemente die für genügend Abwechslung und gute Unterhaltung sorgt.
Toms Veränderung ist geheimnisvoll und die Autorin hält die Spannung konstant bis zum Schluß. Die Wendung ist ihr hervorragend gelungen und ich komme aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Ein geschickter Schachzug, den ich so niemals vermutet hätte.
Wer Lust auf eine actionreiche, schräge Komödie mit leichtem Krimitouch hat, der greift bitte zu diesem Buch – Lacher, Tränen und Überraschungen sind hier wirklich an der Tagesordnung.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Saluti dal Lago di Garda

Dolci schmecken nur zu zweit
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Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Torta al Limone draus - so oder ähnlich könnte das Lebensmotto von Moniga lauten, denn die quirlige Frau passt einfach in keine Schublade. Sie lässt sich ungerne ...

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Torta al Limone draus - so oder ähnlich könnte das Lebensmotto von Moniga lauten, denn die quirlige Frau passt einfach in keine Schublade. Sie lässt sich ungerne vorschreiben, wie sie ihr Leben zu Leben hat und eine Entschuldigung beim Chef kommt gar nicht in die Tüte.
Dass sie nun arbeitslos ist, stört sie nicht, denn der Job war eh nicht ihr Ding.
Mit einer frischgebackenen Torta al Limona in der Hand besucht sie Oma Klara und die erzählt ihr von einer Reise an den Gardasee, die sie mit ihrer Tochter Susanna gemacht hat, ziemlich genau 9 Monate vor Monigas Geburt. Da Oma Klara aber schon leicht dement ist, wirft sie einiges durcheinander und Moniga kann sich keinen rechten Reim auf das Gehörte machen. Kurzerhand wird Oma Klara samt gepackten Koffern ins Auto verfrachtet und es beginnt eine Reise, die es in sich hat...

Ich stehe kurz vor der Abreise an den Gardasee, um meinen Sommerurlaub dort zu verbringen und habe dieses Buch als Einstimmung auf die Urlaubstage in Bella Italia gewählt. Besser hätte ich es nicht treffen können, denn dieser Roman ist für mich die absolute Verkörperung der italienischen Lebensfreude, lässt den Zauber der Örtchen rund um den See auf den Leser wirken und macht mit leckeren Köstlichkeiten den Mund wässrig.
Dazu kommt noch eine große Portion Humor und Liebe - fertig ist für mich d e r Sommerroman 2019 !
Ich weiß gar nicht, wo ich bei meiner Lobeshymne anfangen soll, denn es gibt so viele tolle Szenen, die das Buch lesenswert machen.
Allein schon die Bilder im Kopf , wenn Oma und Moniga mit ihrem Gepäck zusammengepfercht im Cinquecento Richtung Italien düsen, lösen schon Grinsebäckchen aus.
Dazu kommen noch die unfassbar witzigen Dialoge, die Oma Klara führt, wenn sie mal wieder aufgrund ihrer Demenz einiges durcheinander wirbelt und somit den Sinn einer Szene verfälscht. Sie ist aber auch einfach herzig und man kann nicht anders, als sie einfach ins Herz schließen und liebhaben.
Moniga ist aber auch nicht ohne und ihre Art durchs Leben zu gehen gefällt mir.
Die Erzählung lebt von den humorigen Szenen im Hier und Jetzt, wird zusätzlich durch die Rückblenden zur damaligen Reise interessant gestaltet und deckt so nach und nach das Geheimnis auf, das es herauszufinden gilt. Die Akteure sind alle so echt und authentisch, man meint, dass man wirklich mit ihnen am Gardasee auf Entdeckungstour ist. Ich fahre in Gedanken die Gardesana mit ab, um mit ihnen die Schönheiten des historischen Zentrums von Sirmione zu erkunden, genieße in Bardolino ein Gläschen des gleichnamigen Weins und mache Halt im idyllischen Hafen von Torri del Benaco, um einfach das wunderschöne Bild der bunten Fischerboote vor der mächtigen Skaligerburg zu genießen.
Damit der Trip an den Gardasee auch nachhaltig im Gedächtnis bleibt, hält der Autor noch ein paar wirklich leckere Rezepte zum Nachmachen und Zuhause genießen für den Leser bereit.
Ein rundherum gelungenes und kurzweiliges Lesevergnügen, das für eine kleine Auszeit am Gardasee sorgt.
Semplicemente meraviglioso !

Veröffentlicht am 06.07.2019

Gib dem Leben mehr Raum für deine Träume

Paulas erster Frühling
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Paula und Thilo haben sich mehr oder weniger in ihrer lieblosen Ehe arrangiert. Das Leben plätschert träge vor sich hin, sie teilen sich die Arbeit in der gemeinsamen Apotheke und Tochter Katharina wird ...

Paula und Thilo haben sich mehr oder weniger in ihrer lieblosen Ehe arrangiert. Das Leben plätschert träge vor sich hin, sie teilen sich die Arbeit in der gemeinsamen Apotheke und Tochter Katharina wird langsam flügge.
Als Thilo sie von einem auf den anderen Tag verlässt fragt sich Paula, was aus ihren Träumen eigentlich geworden ist.
Ihre Schwester Iris, die am Down-Syndrom erkrankt ist, nimmt sie in ihrer kindlichen Art an die Hand und zeigt Paula, wie das Leben funktioniert. Nämlich mit ganz viel Sonnenschein im Herzen und viele bunten Träumen, die es zu leben gilt...

Susanne Lieder schreibt wundervolle Romane, die nicht nur gut unterhalten, sondern auch immer eine Botschaft in sich tragen. In "Paulas erster Frühling" lässt sie uns an dem Leben von Paula teilhaben, das zuerst von der gegenseitigen Missachtung, Gleichgültigkeit und Eiseskälte zischen Paula und Thilo geprägt ist.
Es gib Szenen zwischen den Ehepartnern, die manch einer von uns sicherlich schon einmal erlebt hat (Verschanzen hinter der Tageszeitung, Rückzug mit einem Buch auf das Sofa) und die mir wirklich im Herzen weh tun. Man möchte einfach Paula und Thilo wachrütteln und ihnen aufzeigen, wie herz- & lieblos sie miteinander umgehen.
Nach der Trennung fängt Paula langsam an umzudenken und zu hinterfragen, was aus ihren Träumen eigentlich geworden ist, warum sie sie solange begraben und wieso sie immer wieder ihre eigenen Bedürfnisse zurückgesteckt hat. Es ist schön zu lesen, wie sie mithilfe ihrer gehandicapten Schwester wieder Licht und Liebe in ihr Leben lässt und dadurch regelrecht aufblüht.
Endlich bricht sie einmal aus ihren selbstauferlegten Regeln und Rahmen aus, gibt ihren Träumen mehr Raum , um sich zu entfalten und siehe da, aus der trägen, inaktiven Paula wird langsam eine lebensfrohe Frau, die mit viel Optimismus und bunten Ideen in die Zukunft schaut. Sie ist sogar bereit, ihr Herz für eine neue Liebe zu öffnen.
Susanne Leider schriebt einen regelrechten Mutmacher für Frauen im besten Alter, die auch vor einer Entscheidung stehen, wie sich ihr Leben von nun an gestalten soll. Es ist nie zu spät, die Richtung zu ändern und einen neuen Weg einzuschlagen. Bleib einfach neugierig auf das Leben und gib deinen Träumen Flügel...eine wunderschöne Botschaft, die nicht zuletzt von einer hervorragenden Protagonistin, nämlich Iris, ins Leben hinausgetragen wird.
Für mich ist Iris das Beste, was Susanne Lieder bisher an Figuren erschaffen hat - ich würde gerne mehr von ihr und ihrem Leben erfahren. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, ihre Geschichte in einem eigenen Roman fortzuführen