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Veröffentlicht am 30.04.2022

Sterile Porträts ohne echte Emotionen

Gesichter Afrikas
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Der Titel suggeriert mir die Vielfalt der afrikanischen Geschichte, seiner Bewohner:innen und eine Möglichkeit, die vielen Rituale, Traditionen und Lebensformen kennenzulernen, die in der Wiege der Menschheit ...

Der Titel suggeriert mir die Vielfalt der afrikanischen Geschichte, seiner Bewohner:innen und eine Möglichkeit, die vielen Rituale, Traditionen und Lebensformen kennenzulernen, die in der Wiege der Menschheit beheimatet ist.

Zugegeben, der Fotograf versteht sein Handwerk und setzt Menschen perfekt in Szene, aber genau das ist es was mich hier so unglaublich stört. Es sind gestellte Porträts, die in seinem mobilen Fotostudio entstanden sind, aber sie erzählen mir keine lebendigen Geschichten. Vielmehr vermitteln sie das Gefühl, zu einer vom Fotograf klug ausgedachten Bilderstrecke zu gehören, die routiniert und professionell geplant und ausgeführt wird.

Die Menschen blicken meist starr, manchmal etwas hilflos, in die Kamera und zeigen den Betrachtenden ihre Gesichter. Sie wirken unsicher und aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen, sind schutzlos dem Fotografen und seinen Ideen "ausgeliefert".

Manche Porträts sind farbig, zeigen bunten Perlenschmuck und andere dekorative Elemente ihrer Träger:innen. Die überwiegende Anzahl der Fotografien ist jedoch in schwarz-weiß gehalten, sodass diese Aufnahmen dem Grunde nach schon eine gewisse Anziehungskraft ausüben. Die Lebenslinien in den Gesichtern der älteren Menschen wollen die Geschichten erzählen, die ihre Träger:innen erlebt haben, aber der Funke springt leider nicht über, um Neugier und Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Bei manchen Bildern schafft es Marion allerdings, das zu transportieren, was ich mir erhofft habe - den Geruch, die Atmosphäre und den Staub Afrikas einzufangen, um die Menschen und ihr Leben in Afrika authentisch, ungezwungen und glaubwürdig bildlich festzuhalten.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Gesundes Naschwerk

Bakerita
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Mal wieder zeigt eine Bloggerin ihre schöne Welt der tollen Rezepte und wie einfach es ist, gesundes Naschwerk, süße Verführungen und köstliches Backwerk herzustellen.

Klingt super und für Betroffene, ...

Mal wieder zeigt eine Bloggerin ihre schöne Welt der tollen Rezepte und wie einfach es ist, gesundes Naschwerk, süße Verführungen und köstliches Backwerk herzustellen.

Klingt super und für Betroffene, die wegen Unverträglichkeit von Gluten, Lactose oder Zucker auf der Suche nach einfachen Rezepten sind, scheint dieses Buch eine Offenbarung zu sein. Naschwerk in den Kategorien Frühstück und Snacks, Kuchen und Torten, Pies, Tartes und Crumbles, Kekse, Brownies, Schnitten und Riegel, Pralinen und Co sowie die Zubereitung von Nussbutter und Sossen ist hier zu finden

Zugegeben, mit dem ein oder anderen Rezept weiß mich Rachel Connera auch um den Finger zu wickeln und von Ihrem Können zu überzeugen, aber wer eine Nussallergie hat, der ist mit diesem Buch schlecht beraten, denn es finden sich hier viele Rezepte, die Nüsse als Inhaltsstoffe haben.

Gesunder und bekömmlicher Genuss ohne Reue, köstliche Ergebnisse und einsetzbar in den Ernährungkategorien vegan, paläo-basiert oder getreidefrei gepaart mit verführerischen Fotos - macht Laune, bremst aber auch den Backeifer aus. Manche Zutaten (wie beispielweise Tapiokamehl, Pfeilwurzelstärke und Xanthamgummi) sind in der ländlichen Gegend nur schwer oder gar nicht zu erhalten und es muss die Fahrt in die nächstgrößere Stadt oder doch der Onlinehandel bemüht werden, was ich nicht wirklich nachhaltig finde.

Das Buch bietet die ein oder andere Inspiration, ist aber in meinen Augen auch wieder ein strategisch geschickter Marketingschachzug, um auf den eigenen Blog aufmerksam zu machen und die Zahlen in die Höhe zu treiben.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Durchwachsener Auftakt mit Luft nach oben

Das Land, von dem wir träumen
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Nach dem Krieg ist alles anders - die Lebensumstände haben sich geändert, viele Verluste sind zu beklagen und Südtirol gehört nun zu Italien. Demzufolge ist die Amtssprache nicht mehr deutsch, sondern ...

Nach dem Krieg ist alles anders - die Lebensumstände haben sich geändert, viele Verluste sind zu beklagen und Südtirol gehört nun zu Italien. Demzufolge ist die Amtssprache nicht mehr deutsch, sondern italienisch und im Zuge dessen werden die Nachnamen auch angepasst. Franziska, die eigentlich als Lehrerin arbeiten möchte, bekommt ein Berufsverbot erteilt, da sie nicht italienisch spricht und kann sich mit der herrschenden Ungerechtigkeit nicht abfinden. Sie gründet eine geheime Schule, in der sie neben Deutsch auch Heimatkunde und Geschichte unterrichtet. Knecht Wilhelm steht ihr zu Seite, hegt er doch Gefühle für Franziska. Aber das ist längst noch nicht alles, denn in den Zeiten des Umbruchs scheinen Geheimnisse an der Tagesordnung zu sein...

Anna Thaler wählt einen wundervollen Landstrich zum Handlungsort für ihre neue Familiensaga und beschreibt die Gegend mit sehr bildhaften Worten. Die eindrucksvolle Bergkulisse steigt aus den Seiten auf und macht es den Leser:innen leicht, sich direkt vor Ort einzufinden.

Mit der Wahl ihrer Protagonist:innen bin ich allerdings nicht ganz so glücklich, denn gerade Franziska, die hier als Hauptfigur agiert, kann mich nicht wirklich von sich überzeugen. Sie wirkt sehr von sich eingenommen und drückt mit einer Vehemenz den Lesenden ihren Standpunkt auf, was sie verbissen und hartnäckig erscheinen lässt. Sicher hat sie auch ihre weichen, warmherzigen Seiten, aber diese rücken immer wieder in den Hintergrund, sodass ich es vorziehe, von Franziska Abstand zu nehmen.

Gerade was die Beziehung zu Wilhelm betrifft, wirkt vieles unglaubwürdig und gestellt. Die Bedenken von Franziska, sich mit dem Knecht ihres Vaters einzulassen lösen sich plötzlich in Luft auf und beide werden ein Paar . Welche Hintergründe und Ursachen haben Franziska zum Umdenken beweg ? Ist es tatsächlich Liebe ?

Auch bleibt vieles als loser Faden in der Luft hängen, ohne dass die Autorin ein wenig Ordnung und Struktur in die Erzählung hineinbringt. Das Wirken des Widerstandes und das Verteilen der Flugblätter taucht immer wieder mal am Rande auf, aber so richtig vertieft wird diese Thematik nicht. Dem politischen Hintergrund mit den schwelend heißen Themen, dem Aufkommen des Antisemitismus und den bereits spürbaren Folgen wird für mein Empfinden zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet.

Vielmehr erzählt die Schreibende eine Familiengeschichte, wie sie gerade aktuell "in" ist - junge Frau begehrt auf, stellt sich der Frage, ob ihr Lebensweg in alter Form weiter beschritten werden kann und stellt sich der historisch belegten politischen Situation.

Der zeitgeschichtliche Hintergrund bietet extrem viel Potenzial, um eine mitreißende, mehrteilige Familiensage daraus zu stricken. Mir brennen die Fragen unter den Nägeln, wie es sich anfühlt, wenn man der Traditionen beraubt wird, mit Verboten leben muss, die den Alltag harsch beschneiden und was das mit der eigenen Gefühls- & Gedankenwelt anstellt. Antworten finde ich leider nicht in diesem Buch, sodass der Auftakt eher durchwachsen ist und ich enttäuscht zurück bleibe.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Das Leben ist zu kostbar, um es dem Schicksal zu überlassen (Walter Moers)

Das Leben in unseren Händen
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Für die jüdischen Schwestern Hannah und Ada ist die Ausreise mit dem letzten Schiff von Deutschland nach New York die einzige Chance, um dem braunen Sumpf zu entfliehen und zu '(über)leben. Hannah ahnt ...

Für die jüdischen Schwestern Hannah und Ada ist die Ausreise mit dem letzten Schiff von Deutschland nach New York die einzige Chance, um dem braunen Sumpf zu entfliehen und zu '(über)leben. Hannah ahnt nicht, dass das neue Leben im sprichwörtlichen Sinne bereits mitfährt, denn ihre Schwester ist schwanger und verdrängt diese Tatsache zuerst noch erfolgreich. Als das kleine Mädchen viel zu früh geboren wird, steht es am Scheideweg zu Leben und Tod. Hannah gibt die Kleine in die fürsorglichen Hände von Martin A.Couney, der mit seiner Arbeit unglaublich viel dafür tut, dass Frühgeborene überleben. Hannah erhält von ihm ein Jobangebot, dass sie nicht ausschlagen kann und es scheint, dass sich ihr Traum verwirklicht...

Eva Neiss erzählt in sehr bildreichen Worten die Geschichte von Hannah und Ada und lässt die Grauen des Dritten Reiches wieder wahr werden. Während Hannah mir von Anfang an sympathisch ist, tut Ada alles dafür, die Leser:innen auf Abstand zu halten und mit ihrer Hartherzigkeit immer wieder von sich zu weisen.

Der Roman benötigt eine gewisse Zeit, um die Lesenden von der Handlung zu überzeugen, denn Eva Neiss verliert sich in Nichtigkeiten, die den Roman zu Beginn die Länge ziehen und ihn damit unnötig aufbauschen.

Die Arbeit von Martin A. Couney wird von der Autorin zwar beschrieben, aber es fehlt mir an manchen Stellen die Herzlichkeit und Wärme, die für die kleinen Würmchen so wichtig ist, damit sie sich zu gesunden Kindern entwickeln. Der Bezug zum Titel wird hergestellt, da Hannah und Couney das Leben der Frühgeborenen in den Händen halten, aber mir fehlt eine tiefe innere Verbundenheit, um beiden Figuren ihr Tun und Handeln vollends abzukaufen. Dazu geht das Buch nicht genügend in die Tiefe der Materie, um das Wirken von Courey hier zu huldigen.

Während Hannah sich im Verlauf des Buches immer mehr zu einer starken Persönlichkeit entwickelt, die ihren Weg geht, tut Ada alles dafür, ihren Egoismus auszuleben. Auch wenn sie zum Ende hin eine Wandlung um fast 360 Grad vornimmt, nehme ich ihr die Läuterung nicht ab. Auf mich wirkt sie weiterhin künstlich, unberechenbar und auf ihren Vorteil bedacht. Zwar lässt sie Hannah und die Leser:innen hinter ihr Geheimnis blicken und offenbart somit, warum sie so hartherzig und gefühlskalt geworden ist. Die Schilderung ihres Schicksals scheint mir auch hier eher Mittel zum Zweck zu sein, obwohl sie ihre weiche Seite ansatzweise erkennen lässt.

Die Story liest sich flüssig, kann an der einen oder anderen Stelle mit Überraschungen aufwarten, aber im Großen und Ganzen ist es ein solider Roman, der sich nicht wirklich aus der breiten Masse abhebt. Ich vergebe daher 3 Sternchen


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Veröffentlicht am 18.04.2022

Bewährtes und Bekanntes in neuem Gewand

Vantastic Kitchen
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Die vegane Küche brummt..und das hier im doppeldeutigem Sinn, denn Anina Gepp verlegt kurzerhand ihren Wohn- & Lebensraum von der stationären Wohnung in den Campervan und ist so am Puls der Zeit.

Auch ...

Die vegane Küche brummt..und das hier im doppeldeutigem Sinn, denn Anina Gepp verlegt kurzerhand ihren Wohn- & Lebensraum von der stationären Wohnung in den Campervan und ist so am Puls der Zeit.

Auch die Tatsache, dass im Van nun mal das Platzangebot eher begrenzt als geräumig ist, ist nicht gerade neu. Wo also setzt man an, um das sprichwörtliche Rad neu zu erfinden und die Leser;innen dermaßen zu begeistern, dass aus dem Kochbuch ein echter Schlager wird ? Diese Frage habe ich mir gestellt, denn ich vermisse hier wirklich Innovation, Überraschungsmomente und Pep, der mich vollkommen von diesem Buch überzeugt.

Aber so ganz springt der Funke der Begeisterung nicht über, denn viele Rezepte erleben hier ein Comeback aus bereits gelesenen veganen Kochbüchern, nur dass hier ein paar kulinarische Abwandlungen vorgenommen werden. Zwar wird mit minimalem Aufwand maximaler Genuss produziert, aber mir fehlt der Kick, das Alleinstellungsmerkmal, um komplett von den Rezepten überzeugt zu sein. Der Omnia ist bei Camper:innen ein absolutes Muss und er erfährt hier ein Revival, da er zum viel benutzten Kochutensil wird.

Die Rezepte sind simpel in der Zubereitung, einfach erklärt und bieten Kochtopfneulingen und bereits geübten Kochlöffelschwinger:innen die ein oder andere Inspiration. Die Foodfotografie dient als Appetitanreger, um Lust auf die fertigen Gerichte zu machen.

Allerdings ist dieses Buch ein sehr geschickt geplanter Werbefeldzug der Autorin, um auf sich selbst aufmerksam zu machen. Das Buch ist von vorne bis hinten durchgestylt und zeigt eine ziemlich sterile und perfekte Welt, die ich so vom Camping her nicht kenne. Im weißen Kleidchen mit perfekt sitzender Frisur, bei strahlend schönen Sonnenschein vor Postkartenkulisse...das wirkt unglaubwürdig. Der Fokus scheint hier mehr auf den Eigeninszenierung statt auf der veganen Küche mit ihren vielfältigen Möglichkeiten zu liegen, die mit wenigen Handgriffen im Camper umgesetzt werden können.

Schade, da liegt viel ungenutztes Potenzial auf der Straße :(

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