Gut erzählt, aber mit Mankos in der Gegenwart
Die verlorene Schwester
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Marie und Lena müssen nicht nur den Tod des Vaters verkraften, nein, man entreißt sie auch noch der Mutter, da diese krank ist und nicht ausreichend für sie sorgen kann. Sie werden an Pflegefamilien ...
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Marie und Lena müssen nicht nur den Tod des Vaters verkraften, nein, man entreißt sie auch noch der Mutter, da diese krank ist und nicht ausreichend für sie sorgen kann. Sie werden an Pflegefamilien "verdingt" und getrennt. Und das alles zum Wohl des Kindes. Als dann eine von beiden schwanger wird, man ihr ebenfalls das Baby entreißen will, steht für sie fest - das ist nicht das Leben, von dem sie geträumt hat...
Linda Winterberg ist für mich normalerweise ein Garant für spannende und faszinierende Geschichten, die sie um das Suchen und Finden von Familienmitgliedern drehen. Doch hier bleibe ich mit sehr gemischten Gefühlen zurück.
Die Erzählung aus der Vergangenheit ist packend, emotional und aufwühlend geschildert, lässt ich mehr als einmal den Kopf schütteln und bin ich immer wieder nahe dran, einfach einzuschreiten und den Kindern zu helfen, so sehr berührt mich ihr Schicksal. Was man alles im Namen des Kindeswohl über die Köpfe der Betroffenen hinweg entscheidet ist unglaublich und macht mich sprach- & fassungslos.
Der Leidens- & Lebensweg der Schwestern ist wirklich sehr emotional geschildert und macht mich betroffen.
Der Sprung in die Gegenwart ist aber das komplette Gegenteil- hier wirkt die Protagonistin fahl und grau, fast schon leb- & lieblos dargestellt, Nebensächlichkeiten bekommen zu viel Aufmerksamkeit und lassen so die Faszination des bereits Gelesenen schwinden. Annas Part wirkt aufgesetzt und sprunghaft und verleiht so dem ganzen Roman eine Unruhe, die es in meine Augen nicht bedurft hätte.
Das Thema ist viel zu wichtig, um es mit platten Effekten, die in Annas Sequenzen sehr häufig zu finden sind, aufzubauschen. Das lässt eine gewisse Kälte entstehen und Anna wirkt dadurch stoisch und leidenschaftslos.
Schade, denn dieses wichtige Thema birgt in meinen Augen sehr viel Potential für einen mitreißenden Roman.
Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.