Eine satirische Schlacht am chinesischen Buffet
Der 80. Geburtstag von Frau Duan, der Matriarchin eines Bohnenpasten-Imperiums, steht an, und natürlich soll es ein großes Fest geben. Allerdings flößt die Dame vielen so viel Respekt ein, dass sich kaum ...
Der 80. Geburtstag von Frau Duan, der Matriarchin eines Bohnenpasten-Imperiums, steht an, und natürlich soll es ein großes Fest geben. Allerdings flößt die Dame vielen so viel Respekt ein, dass sich kaum einer mit ihr unterhalten kann oder will geschweige denn, ein Fest mit ihr zusammen zu feiern. Man könnte ja unangenehm auffallen. Zumindest die Familie lässt sich blicken und besonders ihr Sohn gewährt tiefe Einblicke in sein (Seelen-)Leben und seine Meinung über die Familie.
Yan Ge hat mit seinem Buch „Frau Duan feiert ein Fest“ einen Roman vorgelegt, der mit scharfzüngigem Witz und sarkastischen Dialogen zu unterhalten weiß. Der Schreibstil ist flüssig, allerdings muss der Leser sich erst einmal mit den chinesischen Namen auseinandersetzen, die nicht jedermanns Sache sind und eine Herausforderung darstellen, zumal man sie schnell durcheinanderbringen kann, was der Geschichte nicht würdig wäre. Ein Personenregister gleich am Anfang soll diese Hürde beseitigen, doch sollte man sich einfach Spitznamen ausdenken, damit man der Handlung besser folgen kann. Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive erzählt und lässt den Leser oftmals rätseln, um wen es sich bei dem Berichterstatter handelt, was sich aber dann aufklärt. Die Geschichte selbst lässt an bösem Humor und recht freizügigen intimen Schilderungen nichts missen, die gegenseitigen Manipulationen innerhalb der Familie sowie deren gegenseitiges Verhältnis zueinander werden bis ins kleinste Detail auf ungewöhnliche Art offenbart und die betreffenden Protagonisten auf dem öffentlichen Präsentierteller gestellt. Der tolle Einblick in die chinesische Kochkunst läuft eher nebenbei, doch gerade der lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, während man dem Schlagabtausch der Protagonisten lauscht.
Die Charaktere sind durchweg sehr vielfältig und bunt angelegt. Sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, die sie sehr authentisch wirken lassen. Die Reibungspunkte untereinander lassen ein sehr pulsierendes Bild einer Familie entstehen, die sich neckt, hasst, liebt und irgendwas dazwischen. Sie sind sich nicht gleichgültig, aber jeder versucht, das größte Stück vom Kuchen zu bekommen und den anderen irgendwie unterzubuttern.
„Frau Duan feiert ein Fest“ ist ein Roman voller fernöstlicher Farben, Leckerbissen und bösem Witz. Muss man mögen, dann ist es eine recht gelungene Unterhaltung.