Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2021

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? (van Gogh)

Unsere allerbeste Zeit
1

Katja bricht die Brücken in Hamburg ab und kehrt zurück nach Stuttgart, denn mit der Liebe hat es im hohen Norden nicht funktioniert und in ihrer Heimatstadt braucht ihre Mutter ihre Hilfe, da sie zunehmend ...

Katja bricht die Brücken in Hamburg ab und kehrt zurück nach Stuttgart, denn mit der Liebe hat es im hohen Norden nicht funktioniert und in ihrer Heimatstadt braucht ihre Mutter ihre Hilfe, da sie zunehmend dement wird. Doch ganz so einfach, wie sie sich das vorgestellt hat, lässt sich der Start im neuen alten Leben leider nicht bewerkstelligen und schon bald steht Katja vor der Frage, ob ihre Entscheidung die richtige gewesen ist?

Mit „Unsere allerbeste Zeit“ verknüpft Gaby Hauptmann ganz viele Lebensfragen, die dem einen oder anderen sicher bekannt vorkommen dürften. Der Neuanfang nach einer gescheiterten Beziehung; der neue Job, bei dem nicht alles so läuft, wie erhofft oder die zunehmende Hilfebedürftigkeit der Mutter – alles Meilensteine in Katjas Leben, die ihr binnen kürzester Zeit einige Entscheidungen abverlangen, die sie mal mehr, mal weniger in Schleudern bringen.

Mit ihren 44 Jahren erscheint mir Katja recht wankelmütig und sie richtet ihr Fähnlein gerne in den Wind, der ihr am wenigsten Gegenwehr entgegenbringt. Wird sie von der Autorin als taffe und erfolgsverwöhnte Mitarbeiterin in der Hamburger Agentur geschildert, so merkt man leider sehr wenig davon in ihrer neuen Tätigkeit in der Stuttgarter Agentur. Sie lässt sich von ihren jüngeren Teammitgliedern allzu leicht die Butter vom Brot nehmen und wird an allen Ecken und Enden gemobbt. Ihre guten Ideen werden boykottiert und sie sieht manchmal recht planlos dabei zu, wie ihr Job den Bach hinunter geht.

Gern greift sie zum Alkohol und trinkt ein Glas Wein oder eine Flasche Bier – grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, aber hier lässt die Autorin ihre weibliche Hauptrolle doch allzu oft zum Glas/zur Flasche greifen und sie dann auch noch Auto fahren und das gefällt mir nicht. Es geht doch auch ohne und man kann ein gemütliches Treffen doch auch mit anderen Getränken genießen.

Bei der Recherche zum Buch ist Gaby Hauptmann ein grober Schnitzer unterlaufen – sie spricht von der Einstufung in die Pflegestufe von Katja Mutter, aber die Pflegestufen sind bereits im Jahr 2017 in Pflegegrade umgewandelt worden. Nach den Vorschriften zur Beurteilung der Pflegegrade hat Katjas Mutter keinen Anspruch auf Sachleistungen durch den Pflegedienst, im Buch wird ihr aber Pflegestufe eins anerkannt und somit bezieht sie Leistungen aus der Pflegeversicherung.

Die Autorin lässt viele unterschiedliche Charaktere in ihrem Buch auftreten und sorgt so für viel Wirbel und teilweise recht viel Chaos. Katjas Bruder Boris ist ein echter Kindskopf und für sein lachhaftes Verhalten habe ich nur ein müdes Kopfschütteln übrig. Von Verantwortungsgefühl gegenüber seiner Frau und seinen Kindern keine Spur, dafür aber umso mehr sein purer Egoismus. Ein Blender vor dem Herrn. Hingegen sind Petrolein und Ingrid echte Herzensmenschen – ihre Auftritte im Buch sind eine echte Wohltat und Balsam für die Seele.

Auch versucht Haupt, unterschiedliche Ansichten von westlicher und türkischer Kultur in Einklang zu bringen, schafft es aber in meinen Augen nicht, über den Tellerrand der Klischees hinwegzusehen und nur „das übliche“, bereits bekannte Bild zu vermitteln.

Die vorhandenen Probleme lösen sich nahezu immer mit einem Fingerschnippen auf und suggerieren mir, dass das Leben ein Spaziergang ist. Vom Mut, etwas zu riskieren, bleibt leider nicht viel übrig und so verpufft viel ungenutztes Potenzial.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.12.2020

Winterromantik ? Eher Sachbuch für Imkerei

Ein Winter im Alten Land
0

Ärztin Bea muss sich ganz neu sortieren, denn nach der Trennung von ihrem Mann stehen die Zeichen auf Veränderung. Als eine Patientin nach ihrer Chemo nicht mehr auffindbar ist und nur ihre ganz persönlichen ...

Ärztin Bea muss sich ganz neu sortieren, denn nach der Trennung von ihrem Mann stehen die Zeichen auf Veränderung. Als eine Patientin nach ihrer Chemo nicht mehr auffindbar ist und nur ihre ganz persönlichen Bienen-Geschichten als "Pfand" zurückbleiben sind, lernt Bea den Neffen ihrer Erkrankten kennen. Dadurch befasst sie sich zum ersten Mal im Leben intensiver mit Bienen....und dann mit Tom.


Nachdem ich "Ein Sommer im Alten Land" gelesen habe und eher mittelmäßig begeistert war, wollte ich der Fortsetzung eine Chance geben, um meine Meinung über diese Buchreihe zu ändern. Aber nach wenigen Seiten steht für mich fest, dass wird auch mit der Winterversion des Buches leider nichts.

Ich habe nichts gegen Romanzen, die in der ländlichen Idylle des Alten Landes angesiedelt sind, doch hier fehlt mir einfach die Authentizität, um das winterliche Paradies auf Erden gefunden zu haben. Die heimelige Adventsstimmung, die wir dieses Jahr leider alle wegen Corona vermissen, kommt zwar sehr deutlich rüber und sorgt so für die richtige Atmosphäre, aber leider, leider wird diese durch die eher unbeholfen wirkenden Protagonisten zerstört. Sie wirken sehr bemüht und kommen irgendwie nicht richtig aus ihrer Haut heraus, was dazu führt, dass sie in meinen Augen wie Statisten in ihrer eigenen Geschichte auftreten. Ihnen fehlt ein bisschen Pep, ein wenig Elan und Dynamik, um den Leser an die Hand zu nehmen und ihm ihre Welt zu zeigen.

Das Buch ist üppig angereichert mit einem Wissen über Bienen und Imkerei und vermittelt mir eher den Eindruck, ein Sachbuch über diese Thematik in den Händen zu halten, anstatt in einer gefühlvollen Winterromanze einzutauchen und mich wohlzufühlen. Schmetterlinge im Bauch, Kloß im Hals und Herzklopfen verspüre ich jetzt leider nicht, Winterzauber und Honigduft ist nur ansatzweise vorhanden - schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2020

Politkrimi gepaart mit Lovestory

Deutschland 1925
0

Eigentlich wollte Anna nur helfen, doch sie ahnt nicht, dass ihre Hilfe die Veränderung ihres ganzen Lebens bedeutet, als sie die Einladung des angeschossenen Maxim Rose nach Kiel annimmt. Doch anstatt ...

Eigentlich wollte Anna nur helfen, doch sie ahnt nicht, dass ihre Hilfe die Veränderung ihres ganzen Lebens bedeutet, als sie die Einladung des angeschossenen Maxim Rose nach Kiel annimmt. Doch anstatt in Kiel ein paar beschauliche Tage zu verbringen und Maxims Familie kennenzulernen, ufert die Situation aus und Maxim sieht sich mit dem Vorwurf des politischen Mordes konfroniert. Anna hält weiter zu Maxim, nicht ganz uneigennützig, denn sie hat ihr Herz an dessen Freund Kapitän Brandis verloren. Doch das Glück steht auf wackligen Beinen....


Ich liebe normalerweise historische Romane, die zur Zeit der Weimarer Republik spielen und die ein wenig mehr zu bieten haben, als die gängigen Schemen aus dem Mainstream. Doch mit "Deutschland 1925" ist Claudia Gross eindeutig über das Ziel hinausgeschossen und hat ganz viele wunderbare Ideen zusammengewürfelt, die auf den ersten Blick zwar einen aufregenden Roman ergeben könnten, aber bei genauerem Betrachten keine Brücke zum Leser schlagen können.

Der Leser erhält einen sehr fundierten Einblick in die maritime Welt, erfährt unglaublich viel über Seefahrt und die damit verbundenen Zusammenhänge und fühlt sich fast schon wie in einem Fachbuch für Schifffahrt. Ich mag es zwar, wenn man einen ausführlichen Einblick in den Hintergrund der Figuren erhält, aber hier gibt es eindeutig zu viele Informationen, die nichts zum Verlauf des Buches beitragen und trotzdem ein paar Seiten füllen.

Der politische Umschwung ist deutlich zu spüren , die zeitgenössische und gesellschaftliche Problematik ist mit der Handlung verknüpft, aber mir fehlt das gewisse Etwas, um mit meinen eigenen Überlegungen zu beginnen und mich als Ermittler zu betätigen.

Auch habe ich meine liebe Not damit, dass sich die Handlung nicht zwischen Politkrimi und Lovestory entscheiden kann - ein nicht ganz so gut gelungener Versuch, beide Genres miteinander zu verknüpfen. Das merkt man auch an den Figuren, deren Entwicklung auch irgendwie auf der Strecke bleibt. Sie versuchen zwar dem Leser ihre Geschichte nahe zubringen, können aber keine Spannung erzeugen oder der Leserschaft ihre Welt zugänglich machen. So verpuffen die guten Ideen der Autorin im Nichts und hinterlassen keine wirklichen emotionalen Spuren oder beeindruckenden Szenen.

Schade, ich hatte mir von diesem Buch so viel mehr versprochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2020

Mäßig spannend

Das verborgene Zimmer
0

Manchmal holt einen die Vergangenheit schneller ein, als einem lieb ist und dann muss man sich ihr wohl oder übel stellen. Das muss auch Sylvie feststellen, denn sie soll auf das verlassene Familienanwesen ...

Manchmal holt einen die Vergangenheit schneller ein, als einem lieb ist und dann muss man sich ihr wohl oder übel stellen. Das muss auch Sylvie feststellen, denn sie soll auf das verlassene Familienanwesen in die Provence zurückkehren. Also packt Sylvie die Taschen , nimmt ihre Tochter Emma an die Hand und macht sich auf den Weg. Doch auf "Le Reverie" angekommen, nehmen die Erinnerungen überhand und die Situation gerät außer Kontrolle....



"Das verborgende Zimmer " ist mal wieder ein Buch, bei dem ich mich vom Cover zum Lesen habe verleiten lassen, weil es mich an die Bücher von Katherine Webb erinnert - und die liebe ich heiß und innig.

Aber schon der Einstieg ist holprig, um nicht zu sagen zäh wie Honig, und dich komme einfach nicht in die Geschichte hinein. Immer wieder wechseln die Tempi und die Erzählweise empfinde ich als unangenehm, da Sylvie ihrer Tochter ihre eigene Geschichte erläutert und die vertrauliche Anrede "du" hier nicht passt, Denn würde Sylvie tatsächlich Licht ins Dunkel bringen und sowohl ihre Tochter, als auch den Leser mit ins Boot holen, dann würde auch eine persönliche Beziehung entstehen. So merkt man, dass Sylvie alles dafür tut, um die schrecklichen Ereignisse von ihrer Tochter und somit auch vom Leser fernzuhalten. Selbst als unmissverständlich klar ist, dass Sylvie Farbe bekennen müsste, bleibt sie reserviert und vage.

Was mich stört sind die immer wieder eingestreuten französischen Elemente - ok, mein Schulfranzösisch ist schon mehr als 25 Jahre alt, ich kann mir also noch ein bisschen die Worte übersetzen. Aber nicht jeder kann auf einen halbwegs noch funktionierenden Fremdsprachenwortschatz zurückgreifen und muss dann den Übersetzer von Mr. G bemühen, um den Sinn der Worte zu erfassen. Das ist auf die Dauer sehr mühsam und bremst den Lesefluss enorm aus.

Das titelgebende verborgene Zimmer habe ich vergeblich gesucht - ebenso wie die groß angekündigte Spannung. Ok, manche Szenen sind ganz nett aufgemacht und sorgen für ein wenig Dramatik und setzen ein paar Kontraste, aber Nervenkitzel, nein, den finde ich hier leider nicht.

Das Buch hat mich enttäuscht und kann leider nur 2 Sternchen vergeben


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2020

Nicht mein Ding

Mein Freund Sisyphos
0

Wenn aus einem Anwaltssohn und einem Normalo eine schicksalsträchtige Freundschaft wird, scheint das Rad der Geschichte neu geschrieben zu werden, denn Fabian von Fernau hat es sich in den Kopf gesetzt, ...

Wenn aus einem Anwaltssohn und einem Normalo eine schicksalsträchtige Freundschaft wird, scheint das Rad der Geschichte neu geschrieben zu werden, denn Fabian von Fernau hat es sich in den Kopf gesetzt, etwas in seinem Leben zu erreichen. Dass er dabei seinen Freund Martin als Hintergrundmann braucht, um ganz nach oben zu kommen, scheint ihm recht und billig zu sein. Denn Fabian will nur eines - im Rampenlicht glänzen und das kann er nur, wenn Martin hinter den Kulissen mit seinen genialen Ideen und Schachzügen die Fäden zieht. Aber wie so oft im Leben hat alles seinen Preis und nichts ist umsonst...



"Mein Freund Sisyphos" ist als Krim deklariert, aber alle wichtigen Eigenschaften dieses Genres suche ich hier vergebens. Weder sind die Hauptpersonen besonders markant, mysteriös und geheimnisvoll, noch kann man sich mit ihnen identifizieren. Auch fehlt eine genaue örtliche Zuteilung, Spannung und eine überraschende Wendung.

Vielmehr stehen hier gesellschaftliche Aspekte des Polit-Theaters im Vordergrund, die einzelnen Kapitel sind mit Rückblenden in die Vergangenheit kurz zusammengefasst (wobei hier die Jahreszahlen fehlen - wer da nicht in den geschichtsträchtigen Ereignissen fit ist, wird kaum wissen, welche Jahreszahl gemeint ist) und der Roman wirkt eher wie ein Tagebuch, das leider mit vielen Sprüngen in den Tempi und vielen eingeschobenen Nebensätzen ziemlich holprig zu lesen ist.

Aus der Sicht von Martin erzählt, bekommt man zwar einen kleinen Einblick in die Entwicklung der Freundschaft, der jeweiligen Lebenswege und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Ereignisse, aber der Autor kann kein aufregendes Gesamtpaket erstellen und so den Leser an die Seiten fesseln. Die Erzählung plätschert somit leise und ohne nennenswerte, dramatische Vorfälle vor sich hin und weiß keine kriminalistischen Glanzpunkte zu setzen.

Selbst das auf dem Klappentext schon angekündigte Ableben von Fabian von Fernau ist keine Überraschung mehr, die Tat an und für sich bleibt verschwommen und von dem Verschwinden von Moral und Anstand merkt man nicht viel. Es geht beim Lesen kein Aufschrei durch die Reihen, denn es ist alles sehr unspektakulär und monoton zusammengefasst.

Ich habe mir einen mitreißenden Politkrimi mit einem abgrundtiefen Blick in menschliche Abgründe erhofft, aber den habe ich leider nicht erhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere