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Veröffentlicht am 02.02.2018

Kriminalistische Zeitreise ins Berlin der Goldenen Zwanziger

Der weiße Affe
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Welche Verbindungen haben ein erschlagener jüdischer Bankier, ein weißer Porzellanaffe und das exzentrische Berliner Nachtleben ? Diesen Fragen muss Kommissar Ariel Spiro, der neu in Berlin ist, nachgehen ...

Welche Verbindungen haben ein erschlagener jüdischer Bankier, ein weißer Porzellanaffe und das exzentrische Berliner Nachtleben ? Diesen Fragen muss Kommissar Ariel Spiro, der neu in Berlin ist, nachgehen und gerät dabei immer mehr in einen Strudel aus Widersprüchen, Ausflügen in das schillernde Berliner Nachtleben und muss sich gegen die enorme Anziehungskraft der Tochter des Toten wehren. Denn es könnte sein, dass ihm nicht nur der Fall zu entgleiten droht...


"Der weiße Affe" entführt mich in der Berlin der 1920r Jahre. Sehr authentisch werden die Szenen der Metropole geschildert und das beweist eine saubere Recherche. Das Ganze wird durch den Berliner Dialekt noch aufgepeppt, sodass man hier richtig in die Geschichte abtauchen kann und sich mitreißen lässt. Die Spannung wird konstant gehalten und so wird die Suche nach dem Täter nicht langweilig, denn es gibt genügend falsche Fährten, denen man bereitwillig folgt. Die Charaktere sind sauber ausgearbeitet und überzeugen mit ihren Eigenarten und vor allen Dingen Spiro schleicht sich in mein Leserherz. Er hat sofort meine ganze Sympathie und es ist erfrischend, mal nicht einen abgewrakten, mürrischen oder gar geschiedenen Ermittler aus der Suche nach dem Sinn des Lebens hier vor sich zu haben. Die Geschichte überzeugt mit tollen Wendungen, schillernden Szenen und einem anspruchsvollen Schreibstil. Der Autorin ist es gelungen, mit diesem Krimi eine kleine Zeitreise mit tollen Krimielementen zu verknüpfen, daher spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein Buch zum Wegträumen

Küstenträume
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uristin Tanja hat einen alten Bauernhof an der Nordsee geerbt - jedoch nur zur Hälfte. Die andere Hälfte gehört der alleinerziehenden Mutter Judith. Anstatt sich mit Aktenbergen und schwierigen Fällen ...

uristin Tanja hat einen alten Bauernhof an der Nordsee geerbt - jedoch nur zur Hälfte. Die andere Hälfte gehört der alleinerziehenden Mutter Judith. Anstatt sich mit Aktenbergen und schwierigen Fällen herumzuplagen, sieht sich Tanja nun Problemen wie einem undichten Dach, einem bockigen alten Badeofen und einem süßen Knäuel verwaister Katzenbabys gegenüber gestellt. Und immer wieder ist da Judith, die ihr in die Quere kommt. Doch dann erkennen beide Frauen, dass das Leben mit einer Freundin so viel lebenswerter ist und das Landleben und seine - männlichen - Bewohner nicht mit Reizen geizt...

"Küstenträume" ist ein echtes Herzensbuch - einfach lesen, wegträumen und genießen. Die Charaktere sind sehr lebendig und überzeugen durch ihre Handlungen. Nichts wirkt aufgesetzt oder künstlich und ich kann mich sofort in Tanja und ihre neuen Aufgaben hineinversetzen. Dazu kommen noch die tollen Landschaftsbeschreibungen und fertig ist ein Roman, der mir dabei hilft, die Seele baumeln zu lassen, den Sand zwischen den Zehen zu spüren und den salzigen Geschmack der Nordseeluft auf den Lippen zu schmecken.
Schnell ist man in der Geschichte versunken und folgt den kleinen und größeren Katastrophen, die sich auf dem Hof ereignen und ich ertappe mich dabei, dass ich mir wünsche, genau jetzt auf diesem Hof zu sein und mit anzupacken. Klar kommt auch die Liebe nicht zu kurz und so entsteht ein rundherum gelungener Wohlfühlroman.
Also, wer eine kurze Flucht aus dem stressigen Alltag sucht - einfach dieses Buch zur Hand nehmen und einen Kurzurlaub an der Nordsee genießen !

Veröffentlicht am 31.01.2018

Ich verneige mich und kann nur Applaus geben - ganz, ganz großes Kino

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen
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Wenn eine Annonce in der Tageszeitung den Stein ins Rollen bringt, kann nur Fräulein Hedy dahinter stecken. Die alte Dame ist alles andere als tatterig, als ihr in den Sinn kommt, endlich einmal einen ...

Wenn eine Annonce in der Tageszeitung den Stein ins Rollen bringt, kann nur Fräulein Hedy dahinter stecken. Die alte Dame ist alles andere als tatterig, als ihr in den Sinn kommt, endlich einmal einen nackten Mann in voller Größe zu bestaunen.

Jan, ihr Physiotherapeut, ist der Auserwählte, der sie an den Ostseestrand fahren soll. Zu dumm nur, dass er weder Lesen kann noch einen Führerschein besitzt. Doch Fräulein Hedy wäre nicht Fräulein Hedy, wenn sie nicht ihren Kopf durchsetzen könnte...

Andreas Izquierdo hat mit diesem wundervollen Roman alle Register gezogen, die ein Autor ziehen kann, um eine Geschichte zu Papier zu bringen, die vom ersten bis zum letzten Buchstaben grenzenlose Begeisterung hervorruft. Seine Charaktere, allen voran Fräulein Hedy, sind mit so viel Liebe und Authentizität gezeichnet, dass man gar nicht anders kann, als sofort in der Geschichte zu versinken und ein Teil von ihr zu werden. Glaubhaft und mit einem äußert lebendigen Schreibstil schafft es er Autor, die Lebensgeschichte von Fräulein Hedy so zu erzählen, dass ich mit jeder Seite, die ich gelesen habe, immer mehr mit ihr verwachsen bin. Eine echte Achterbahn der Gefühle wirbelt mich regelrecht durch das Buch und so kann ich mit Jan und Hedy lachen, weinen, hoffen und bangen und ertappe mich ab und an dabei, dass atemlos die Luft anhalte, weil mich die Ereignisse so berühren und mitnehmen.

Die Ausflüge in die Zeit des Zweiten Weltkrieges werden sehr schön in das bestehende Grundgerüst eingebaut und so entsteht ein rundherum gelungenes Buch, das mich sehr gut unterhalten hat. Ein Buch, das begeistert und auch noch lange nachklingen wird.

Für mich ein absolutes Lesehighlight 2018 !! Ganz, ganz großes Kino

Veröffentlicht am 31.01.2018

Potential nicht ausgeschöpft

Der Letzte von uns
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Während des Bombenhagels auf Dresden wird im Februar 1945 Werner Zilch geboren. Seine Mutter überlebt diese Nacht leider nicht und hat in weiser Voraussicht dem Arzt schon Anweisungen gegeben, was mit ...

Während des Bombenhagels auf Dresden wird im Februar 1945 Werner Zilch geboren. Seine Mutter überlebt diese Nacht leider nicht und hat in weiser Voraussicht dem Arzt schon Anweisungen gegeben, was mit Werner passieren soll. Ihre Worte "Er ist der letzte von uns" weisen ihm den Weg zu seiner Tante Martha , die Werner dann seinem Vater übergibt.


25 Jahre später lebt Werner in Amerika, ist ein echter Beau und steht kurz davor, mit Rebecca den Rest seines Lebens zu verbringen. Doch warum beendet diese plötzlich die Beziehung ? So ganz ohne Erklärung bleibt Werner ratlos zurück und dann lüftet sich nach und nach ein Geheimnis...


Kaum habe ich das Buch angefangen zu lesen, da wollte ich es fast schon zur Seite legen und auf den Stapel - "Irgendwann mal begonnen und dann ganz viel später fertig gelesen" legen. Denn hier steht die Liebesgeschichte und nicht die Suche nach dem Geheimnis der Vergangenheit im Vordergrund. Der Erzählstrang aus der Vergangenheit, der die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges beleuchtet, hat mich dabei noch fesseln können. Aber von dieser Faszination ist leider nicht viel übrig geblieben. Die Charaktere sind eher oberflächlich dargestellt, es fehlt an Tiefe und ich kann mich nicht mit ihnen identifizieren.
Auch wirkt die Geschichte träge und zäh und das macht es mir sehr schwer, dem Ganzen überhaupt bis zum Schluss zu folgen. Lediglich die letzten Kapitel lassen mich wieder ein wenig von der Faszination spüren, die ich mir zu Beginn erhofft habe...aber ich bleibe doch sehr enttäuscht zurück...


Herzlichen Dank an den Verlag, der mir über NetGalley dieses Rezi-Exemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt hat

Veröffentlicht am 27.01.2018

Gewöhnungsbedürftiger Schreibstil, nerviger Protagonist und irgendwie nicht das, was ich erwartet habe

Einatmen, Ausatmen
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ängerin Giorgina liegt nach einem Autounfall im Koma. Am Krankenbett biete sich ein höchst ungewöhnliches Bild - drei Männer, die um ihr Leben bangen. Alle drei spielen in ihrem Leben eine große Rolle ...

ängerin Giorgina liegt nach einem Autounfall im Koma. Am Krankenbett biete sich ein höchst ungewöhnliches Bild - drei Männer, die um ihr Leben bangen. Alle drei spielen in ihrem Leben eine große Rolle und beginnen nun, um die Gunst der Kranken zu buhlen. Es beginnt ein Schlagabtausch voller Eifersucht, Schuldzuweisungen und letztendlich auch das Auseinandersetzen mit der Vergangenheit und ihrer Liebesgeschichten.


Hier eine Bewertung zu schreiben fällt mir schwer, denn ich bin mit einer sehr hohen Erwartung und einer sehr genauen Vorstellung, wie diese Geschichte aussehen soll, an dieses Buch herangegangen. Und dann habe ich Seite um Seite meine Erwartungen zurückschrauben und meiner Enttäuschung Platz machen müssen.
Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und die vulgäre Ausdrucksweise des Protagonisten Ben raubt mir den letzten Nerv. Seine Art macht mich rasend und ich möchte eigentlich nur noch das Buch zuklappen und zur Seite legen. Ein sehr unangenehmer Zeitgenosse.
Dem stehen aber Konrad und Cecso gegenüber und machen alles wieder wett, was vorher zunichte gemacht wurde. Ihre Charaktere sind, genauso wie Bens, mit Instrumenten verglichen und sehr stimmig. Ihre Art bereichert das Buch und es entsteht in diesen Passagen eine stimmige Geschichte.
Die Erinnerungen von Giorgina sind ohne Interpunktion geschrieben und wirken dadurch geleiert und ich neige dazu, diese Passagen zu überlesen.
Alles in allem eine Geschichte voller gegenseitiger Schuldzuweisungen, viel vulgärer Sprache, Selbstmitleid und wenig Liebe.
Schade, denn ich hatte mir eine gute Komposition aus Freundschaft, Liebe und Schuld vorgestellt - und leider nicht bekommen.