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Veröffentlicht am 05.08.2023

Bringt den Toaster zum Glühen

Toast it!
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Wer Toast hört, denkt unweigerlich an die kleinen weißen labbrigen Brotscheiben aus der Plastiktüte, die mehr oder weniger enthusiastisch in den Toaster gestckt werden, um dann leicht gebräunt auf dem ...

Wer Toast hört, denkt unweigerlich an die kleinen weißen labbrigen Brotscheiben aus der Plastiktüte, die mehr oder weniger enthusiastisch in den Toaster gestckt werden, um dann leicht gebräunt auf dem Frühstückstisch zu landen oder für einen schnellen Snack zwischendurch den Teller zu vevölkern.

Spätestens nach der Erfindung des "Toast Hawaii" von Clemens Wilmenrod oder dem "Jägertoast" in den späten 80er Jahren erfreut sich das Toastbrot immer größerer Beliebtheit und darf zeigen, wie vielfältig und abwechslungsreich Rezepte mit geröstetem Brot eigentlich sind. In "Toast it !! jongliert Prue Leith nicht nur mit dem normalen weißen Sandwich-Toast, sondern sie zaubert auch mit Baguette, Vollkorn- oder Sauerteigbrot, Focaccia und einigen anderen Sorten mehr leckere Snacks auf den Teller, die nicht nur den Toaster zum Glühen bringen.

Zwar nutzt sie viele Fertigprodukte, die wir beim Testen der Rezepte häufig durch frische Zutaten ersetzt haben, aber hier darf nach Belieben und Geschmack das passende Brot aus den Rezeptvorschlägen belegt werden, sodass für Jede/n etwas dabei ist. Wenn es schnell gehen soll, hat sich natürlich das Fertigprodukt mehr als bewährt. Prue Leith betont ausserdem ausdrücklich, dass alles kann und nichts muss...auch wenn eine Zutat mal nicht im Laden um die Ecke besorgt werden kann oder vorrätig ist, lädt sie zum Experimentieren und Ausprobieren ein, um das Rezept so abzuwandeln, dass es zu den eigenen Vorlieben passt.

Die Rezepte sind einfach und verständlich aufgeschrieben, sodass direkt mit dem Belegen der Brote begonnen werden kann. Vorkenntnisse in der Küche braucht es nicht, daher ist diese Rezeptsammlung für alle geeignet, die den Hungerast absägen möchten. Wir haben die Nährwertangaben ein wenig vermisst, aber auch hier gilt: Alles kann, nichts muss.

Was wir aber festgestellt haben ist die Tatsache, dass sich die Rezepte prima eigenen, um in einer Ferienhausküche kleine Gustostückerl zu kreieren, die den Ferientag auf der Terrasse einfach wunderbar ausklingen lassen. Gerade bei Avocado, Sommertomanten & Tapenande auf Olivenbrot, Chicken Tikka mit Joghurt auf Naan, Jakobsmuschel-Caesar auf geröstetem Brot , Garnele & Spargel asiatischer Art auf Vollkornmischbrot oder Ziegenkäse, Birne & Balsamico auf Baguette lässt sich der Sommertag einfach noch ein Stück weit verlängern und hält, was der Titel auf der Buchrückseite verspricht "Kross, krass köstlich!"

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Leo macht das schon...

Nordseesturmtage
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Leonie hat das Studium fast beendet und es fehlt nur noch das Praktikum, um gemeinsam mit ihrem Vater kleine Fellnasen, Samtpfoten und vielen andere Tiere zu verarzten. Der Weg zurück an die Nordsee fährt ...

Leonie hat das Studium fast beendet und es fehlt nur noch das Praktikum, um gemeinsam mit ihrem Vater kleine Fellnasen, Samtpfoten und vielen andere Tiere zu verarzten. Der Weg zurück an die Nordsee fährt sich fast von alleine, bis Leonies Auto den Geist aufgibt. Hilfe naht in Gestalt von Nils, der als Mechaniker genau weiß, wo er mit den Reparaturen - nicht nur am Auto - beginnen muss. Aus dem anfänglichen Blickkontakt wird mehr, denn Nils gesteht Leonie, dass er schon länger etwas für sie empfindet. Und auch Leonie ist nicht abgeneigt. Zwischen Dünengras und Nordseewellen wartet aber die ein oder andere Überraschung auf die beiden, die nicht nur romantischer Art ist...


"Nordseesturmtage" ist ein Buch, das mich mit dem Cover regelrecht zum Lesen verführt hat. Ein bisschen Dünenromantik schadet nicht und ist gerade jetzt bei den doch eher verregneten Sommertagen genau das Richtige, um die grauen Wolken am Himmel leicht rosa zu färben. Leonie ist so eine Art "Hans Dampf in allen Gassen", denn egal was gerade ansteht - Leonie kann alles, macht alles, hat für alles eine Lösung....und wenn nicht, fragt sie ihren Daddy. Das lässt sie in meinen Augen leicht überheblich und auch ein Stück weit unglaubwürdig wirken, denn so eine Überfliegerin mit gerade einmal 25 Lebensjahren habe ich bisher noch nicht kennengelernt.

Ein bisschen erinnert die Handlung an die früheren Tierarztserien im TV "Ein Heim für Tiere" und "Tierärztin Dr Mertens" und es finden sich viele Tiere in der Handlung ein, die Leonies Weg kreuzen. Auch das ein oder andere menschliche "Schaf" ist darunter und gerade die reichlich versnobte Alina tut alles dafür, fleißig Punkte auf der Antipathie-Skala zu sammeln.

Die Dialoge wirken alle ein bisschen hölzern und sehr konstruiert, bieten nicht unbedingt ausgefeilte sprachliche Tiefe und die Probleme, mit denen sich Leonie herumschlägt, lösen sich fast immer mit einem Fingerschnippen in Luft auf. Mag sein, dass ich mit meiner doppelten Anzahl an Lenzen nicht unbednigt die Zielgruppe bin, auf die das Buch abzielt, aber normalerweise lese ich einen schönen Liebesroman mal ganz gerne zur Abwechslung. Hier finde ich allerdings recht plumpe Romantik, die mit Pseudoerotik auf den letzten paar Metern noch ein wenig die Stimmung ankurbeln soll. Auch ein bisschen Spannung findet sich im raschelnden Dünengras, aber das ist so wenig, dass der Spannungsbogen noch nicht einmal ansatzweise gespannt wird. Naja, nicht unbedingt mein Ding, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und das ist gut so.

Das Buch ist schnell gelesen und tatsächlich genauso schnell wieder vergessen. Die tollen Landschaftsbeschreibungen und das maritime Feeling zaubern ein bisschen Strandkorbstimmung, aber mehr wird daraus leider nicht. 2,5 Sternchen - schade

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Manchmal muss man das Chaos nur ein bisschen schütteln und es wird ein Wunder daraus

Glück ist da, wo man es hinträgt
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Der nächtliche Anruf von Simon bringt Katharinas Leben so richtig aus dem Gleichgewicht. Ihr Zwillingsbruder ist von der Leiter gestürzt, hat so einige Blessuren davon getragen und ausgerechnet jetzt stehen ...

Der nächtliche Anruf von Simon bringt Katharinas Leben so richtig aus dem Gleichgewicht. Ihr Zwillingsbruder ist von der Leiter gestürzt, hat so einige Blessuren davon getragen und ausgerechnet jetzt stehen in seiner Event-Agentur wichtige Feiern vor der Tür, die über das Schicksal seiner Firma entscheiden. Für Katharina steht ausser Frage, dass sie sofort alles stehen und liegen lässt , um ihrem Bruder zur Hilfe zu eilen. Doch der Weg zu Simon ist auch ein Weg zurück in die eigene Vergangenheit, denn Katharinas Zuhause ist eine Burg, deren Mauern so manche schlechte Erinnerung und Demütigung festhalten. Kann Katharina das Alte abstreifen, damit etwas Neues beginnen kann ?


Kristina Günak hat mit "Glück ist da, wo man es hinträgt" einen kunterbunten Blumenstrauß an großen Gefühlen, ganz viel Liebe und vielen wichtigen Botschaften gebunden, der mit liebevollen Charakteren, ordentlich Glitzer und jeder Menge Herzchen bestückt ist. Es gelingt ihr, ein sehr sympathisches Plädoyer für mehr Toleranz, Vielfalt und Diversität zu halten und die Botschaft zu vermitteln, dass jeder Mensch ein Geschenk und mit all seinen Ecken und Kanten, Macken und Makeln liebenswert ist. Es ist nicht wichtig, wie du aussiehst, wie du gehst, dich kleidest oder wen du liebst - sei einfach nur du, denn genauso bist du richtig und wichtig für uns alle!

Katharina muss erst lernen, wieder sie selbst zu sein, denn sie hat mit der ungeplanten Schwangerschaft als Teenie sich selbst aufgegeben, da sie nicht der "Norm" entsprochen hat. Und genau diesen Lernprozess dürfen die Leser:innen mitverfolgen und sehen, wie Katharina die einzelnen Stufen nimmt: Zulassen - Weglassen-Loslassen.

Auch wenn hier und da mich ein paar Kleinigkeiten stören (es scheint momentan Usus zu sein, dass in Romanen immer wieder Markenartikel als Schleichwerbung genannt werden), gelingt es Günak, mich mit ihrer duftig zarten Wolke aus Tüll und Glitzer einzuhüllen und ein Teil der doch sehr bunten Truppe auf der Burg werden zu lassen. Zwischen flotten Dialogen, amüsantem geschwisterlichen Kräftemessen und einem Hund namens Hund entwickeln sich die Episoden, die einen Touch von diversen Hochzeitssendungen bekannter Privatsender tragen.

Die Entwicklung der Figuren ist glaubwürdig, wenn auch manchmal etwas vorhersehbar, aber trotzdem weiß Günak mit ihrem Buch sehr gut zu unterhalten und setzt ein Statement für die Liebe mit all ihren Facetten.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Trift nicht immer den richtigen Ton

Wenn wir von Nähe reden
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Iris wuppt den Alltag als alleinerziehende Mutter einer Teenietochter fast im Handumdrehen. Sie hat auch allen Grund, stolz auf sie zu sein, denn Livia trainiert für ihren großen Traum: Olympia. Aber zwischen ...

Iris wuppt den Alltag als alleinerziehende Mutter einer Teenietochter fast im Handumdrehen. Sie hat auch allen Grund, stolz auf sie zu sein, denn Livia trainiert für ihren großen Traum: Olympia. Aber zwischen Mutter und Tochter knirscht es richtig heftig, denn irgendwie haben die beiden den Draht zueinander verloren. Ein Fahrradunfall stellt die Weichen neu und bringt Mutter und Tochter zum Nachdenken....


Jana Bennings erzählt in einer sehr flotten und mitunter sehr gefühlsbetonten Schreibweise von den Alltagssorgen, die Alleinerziehende sicherlich alle gut kennen. Der Spagat zwischen Job und Familie gelingt mehr schlecht als recht und die Beziehung zwischen Kind und Elternteil ist manchmal zum Zerreißen gespannt. Eine Entfremdung scheint vorprogrammiert und es fällt meist beiden Parteien schwer, aufeinander zuzugehen.

Iris ist in meinen Augen noch nicht ganz bei sich angekommen, wirkt rastlos und gehetzt und vergisst bei aller Hektik nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Tochter. Livia läuft im wahrsten Sinne des Wortes einfach so nebenher mit und dadurch wird der Riss, der die beiden entzweit, größer und größer.

Livia versucht mit ihrem verbissen Training und den daraus resultierenden Erfolgen das zu kompensieren, was ihr Zuhause verwehrt bleibt: Anerkennung und das Gefühl, etwas geleistet zu haben und gesehen zu werden.

Der Roman hat gute Ansätze, die aber durch die immer wiederkehrende Schleichwerbung von Markenartikeln (Auto, Notizbuch, Kleinanzeigen-Portal, Tapete, Supermarkt, Handwerker-Portal etc pp) gestört werden. Bei der Häufigkeit, wie Bennings Produkte benennt entsteht das Gefühl, dass diese Firmen das Buch gesponsert haben könnten oder eine wie auch immer geartete Kooperation vorliegt.

Auch missfällt mit, dass Iris als erwachsene Frau sehr diskriminierend ist - ihre Gedankengänge bzgl. Sebastian und und seiner sichtbaren körperlichen Einschränkung sind diffamierend und abwertend zugleich. In meinen Augen rückt das Iris in ein schlechtes Licht und ich muss ehrlich gestehen, dass ich hier negativ überrascht bin, solche Schmähworte in einem Buch zu finden.

Die Handlung ist in weiten Teilen sehr einfach gestrickt, sodass der Ausgang schon deutlich erkennbar ist. Die Entwicklung von Iris und Livia ist absehbar, auch die vermeintlich überraschende Wendung in der Geschichte zeichnet sich recht früh sehr deutlich ab. Ein netter Roman, der gut gedacht ist, aber in der Ausführung noch deutlich Luft nach oben hat. 2,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Vielschichtige Charaktere, die erst nach und nach zeigen, was in ihnen steckt

Diesseits vom Jenseits
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Paul Blom hat es sich in seinem Leben als Anwalt bequem gemacht. Die genauen Vorgaben der Gesetze und die immer wiederkehrende Routine geben ihm Halt, um den schlimmsten Verlust zu ertragen, der einem ...

Paul Blom hat es sich in seinem Leben als Anwalt bequem gemacht. Die genauen Vorgaben der Gesetze und die immer wiederkehrende Routine geben ihm Halt, um den schlimmsten Verlust zu ertragen, der einem Menschen widerfahren kann. Ein Anruf seines Freundes Iain wirft den Alltagstrott komplett aus den Fugen, denn dieser erteilt Paul den Auftrag, Goldbarren zu suchen. Eine Erbschaftsangelegenheit, die es in sich hat und Paul aus seiner Komfortzone herauslockt. Paul reist nach Zürich, wird dort "Opfer" eines Missverständnisses und prompt zum Praktikanten der Friedhofsgärtnerei degradiert. Doch zwischen den ruhigen Grabsteinen brodelt es, denn es gibt noch andere, die das Gold suchen....


Mit "Diesseits vom Jenseits" beschreitet Gabriela Kasperski neue Wege und öffnet die Türen des Zürcher Friedhofs Enzenbühl für ihre Leser:innen. Zwischen schlichten Grabkreuzen und imposanten Gedenkstätten gelingt es ihr, ihre Geschichte in leisen Worten zu erzählen, die ganz viel Platz für kraftvolle Zwischentöne bietet. Es sind die ungesagten Worte, die die Verstorbenen vielleicht nach an ihre Liebsten hätten richten wollen, Liebe bis über den Tod hinaus, sowie Geheimnisse und Erinnerungen - mal schöne, mal traurige - die sich den Weg aus den Seiten bahnen.

Die Autorin erschafft mit Paul Blom einen ganz starken Charakter, der auf den ersten Blick sehr zurückhaltend und introvertiert ist, aber je mehr der Roman fortschreitet, desto mehr gibt diese Figur von sich preis. Eine vernarbte Seele, die schwer am Verlust zu tragen hat, hemmt Paul und bietet ihm doch de Möglichkeit, sich in die Menschen auf dem Friedhof einzufühlen.

Ruby Kosa ist das krasse Gegenteil - extrovertiert, auffällig und um keine Ausrede verlegen, versucht sie gegen die offensichtliche Geldknappheit anzukämpfen und ihr Leben zu meistern. Sie bugsiert sich dabei auch gerne mal in die ein oder andere brenzlige Situation. Ruby ist aber eine Meisterin im Erzeugen von mystischen Stimmungen - ihr Livestream vom verborgenen Friedhof in London ist Gänsehaut pur und ich hätte ihr noch stundenlang zuhören können.

Die Suche nach dem Gold ist eher in der Sparte Cosy-Crime anzusiedeln, trotzdem ist eine gewissen Spannung vorhanden. Es muss nicht immer literweise Blut fließen und Gewalt zwischen den Seiten vorherrschen, sondern die Spannung besteht darin, die Entwicklung der Figuren miterleben zu können und das schrittweise Öffnen ihrer Gefühls- & Gedankenwelt. Kasperski ist darin unglaublich gut, denn sie kann nicht nur atmosphärisch erzählen, sondern sie entführt an Orte, die mit mit fernen Erinnerungen verbunden sind, die sich wie der Weinstock auf dem Grab von Margerita verwurzeln. Auch zeigt sie, dass ihre Protas Macken und Makel haben, eben nicht glatt geschliffen, sondern eben herrlich unperfekt sind und genau deshalb finden sie einen Platz in den Herzen der Leser:innen.

Die Autorin verwebt Zwischenmenschliches mit Fiktion, streut einen Hauch Grusel und Mystik mit ein und lässt auch die Sonne immer wieder scheinen, damit es keine düstere oder traurige Grundstimmung gibt. Der Schauplatz Friedhof ist perfekt gewählt, um Geschichten zum Leben zu erwecken, die lange im Verborgenen geschlummert haben. Ich freue mich auf eine Fortsetzung dieser Reihe :)

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