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Veröffentlicht am 23.06.2023

Statt Druck Vertrauen aufbauen

Ankommen dürfen statt loslassen müssen
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Für Kinder bedeutet die Eingewöhnungszeit im Kindergarten, dass sie ihre gewohnte Umgebung verlassen, neue Gesichter, neue Gerüche, neue Spielsachen kennenlernen und sich von ihren Bezugspersonen schrittweise ...

Für Kinder bedeutet die Eingewöhnungszeit im Kindergarten, dass sie ihre gewohnte Umgebung verlassen, neue Gesichter, neue Gerüche, neue Spielsachen kennenlernen und sich von ihren Bezugspersonen schrittweise lösen. Damit aus dem Abenteuer Kindergarten kein Trauma wird ist es wichtig, die Bedürfnisse eines jeden einzelnen Kindes zu kennen, sie richtig zu deuten und gemeinsam mit den Eltern das sanfte Gleiten von Zuhause in die liebevollen Arme der Kita zu gestalten, um sicher und voller Neugier in den neuen Lebensabschnitt zu kommen.

Weg von Tränen und Trennungsschmerz hin zu Vertrauen und Bindung, aber genau das braucht Zeit, um zu wachsen. Bei Kindern genauso wie bei Eltern und dem pädagogischen Fachpersonal in der Kita. Damit die Unsicherheit bei diesem sensiblen Thema verschwindet, hat Lea Wedewardt einen wundervollen Ratgeber verfasst, der mit Beispielsituationen arbeitet und daraus Handlungsalternativen ableitet. Es gelingt der Autorin, das Wohl des Kindes immer in den Vordergrund zustellen, um den Prozess des Loslassens sanft, und vollkommen auf die Bedürfnisse aller Beteiligten ausgerichtet, zu gestalten, sodass aus der "Eingewöhnungszeit" eine Zeit des Ankommens und Wohlfühlens wird.

Dabei gilt es, die Feinfühligkeit für das Kind und die jeweilige Situation als Basis für die zukünftige Bindungsbeziehung anzusehen, um angemessen auf die Ereignisse während der Übergangsphase eingehen zu können. Auch wenn es vermeintliche Rückschritte gibt, können diese einen Schritt nach vorne sein, denn das Kind zeigt deutlich, was es nicht möchte und womit oder wobei es sich unwohl fühlt.

Haltgebende Rituale, das Lieblingskuscheltier oder kleine "Brücken", die den Übergang erleichtern schaffen Sicherheit und Vertrauen und helfen dem Kind dabei, sich von den bis dahin gewohnten Abläufen zu lösen.

Ein sehr wertvolles Buch, das in keiner Kita fehlen darf.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Zeit, dass sich was dreht (H. Grönemeyer)

Kitarevolution
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Der Fachkräftemangel macht auch vor Kitas nicht Halt und es ist an der Zeit, die so wertvolle Arbeit auch zu würdigen und wertzuschätzen. Doch das kann nur gelingen, wenn sich das Bild der Kita dreht und ...

Der Fachkräftemangel macht auch vor Kitas nicht Halt und es ist an der Zeit, die so wertvolle Arbeit auch zu würdigen und wertzuschätzen. Doch das kann nur gelingen, wenn sich das Bild der Kita dreht und der öffentliche Gedanke vom Erziehen verschwindet und stattdessen in ein bedürfnisorientiertes Begleiten umgewandelt wird.

Dabei leben uns die Kinder vor, wie sie die Welt mit ihren Augen sehen und genau da setzt dieses kleine wertvolle Büchlein an. Die Kita wird zum Abenteuerspielplatz, zum Terrain des Ausprobierens, Entdeckens und Wohlfühlens und warum soll das, was für Kinder gilt, nicht auch für die pädagogischen Fachkräfte gültig sein ?

Weg vom "Müssen" und hin zum "Wollen" und "Dürfen" sind die Zauberworte, die die Türen zu einem achtsamen Miteinander, mehr Selbstfürsorge und persönlicher Stärke öffnen. Das Buch setzt liebevolle Impulse, um in kleinen Schritten das eigene Handeln zu überdenken und zu verändern. Es geht darum, alte Strukturen aufzubrechen, Denkweisen sanft aber bestimmt umzuändern und so nicht nur den Kindern mehr Freiraum zu geben, sondern auch sich selbst.

Gefühle von Jungen und Mädchen ernst nehmen, dabei sich selbst nicht aus den Augen lassen und so eine bunte, quirlige und lebhafte Welt zu erschaffen, in der Vielfalt, Diversität, Anerkennung und eine Begegnung auf Augenhöhe selbstverständlich ist. Weg von dem Drang, Kinder zu kleinen Erwachsenen zu formen und sie in ein gesellschaftliches Korsett zu zwängen, das längst überholt ist.

Kinder handeln intuitiv, leben uns mit Humor und Neugier vor, wie ein achtsames und verantwortungsvolles Miteinander jeden Tag aufs Neue gelingt. Und genauso sollte der Alltag in der Kita auch für die pädagogischen Fachkräfte sein -zusammengetragen in diesem wundervollen Buch, das die Motivation der pädagogischen Fachkräfte immer wieder neu entfacht und ihnen das Gefühl gibt: Schön, dass du da bist!

Wenn es gelingt, diesen Satz zu verinnerlichen und ihn als Leitsatz der Kita nach aussen zu tragen, ist die "Kita(R)evolution" geglückt.

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Veröffentlicht am 21.06.2023

Wenn das Meer die Liebe ist...

Mann vom Meer
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Volker Weidermann hat mit "Mann vom Meer" einen sehr feinfühligen und einfühlsamen Einblick in die wohl einzig große Liebe im Leben von Thomas Mann geschrieben und bringt seinen Leser:innen die Passion ...

Volker Weidermann hat mit "Mann vom Meer" einen sehr feinfühligen und einfühlsamen Einblick in die wohl einzig große Liebe im Leben von Thomas Mann geschrieben und bringt seinen Leser:innen die Passion Manns zum Meer mit sehr plastischen Bildern nah.

In Rückblenden erzählt, wird Weidermann nicht müde, die Familienchronik der Manns immer wieder mit dem Meer zu verbinden, die in kleinen Wellen die Episoden rund um den Schriftsteller an die Leserschaft herantragen. Angefangen bei der Auswanderung von Julia bis hin zum letzten Atemzug, der zwar in Meernähe, aber ohne Meerblick geschieht. Es ist dem Buch sehr deutlich anzumerken , dass Weidermanns Herz für Thomas Mann schlägt und aus jeder Zeile spricht seine Verehrung für den Literaten.

Mann als Zauberer, Mann als Grübler, Mann als Wortpoet, Mann als unbeschwerter Genießer - Weidermann bringt die vielen Facetten zum Vorschein, zeigt kleine und größere Schwächen, aber auch die Stärken von Thomas Mann auf. Es sind Begegnungen mit seinen Alter Ego, die sich immer wieder in seinen Romanen einfinden und das Meer genauso lieben wie er selbst.

Sauber recherchiert und unterhaltsam zu Papier gebracht, lernen die Leser;innen Thomas Mann von einer sehr persönlichen und fast schon intimen Seite kennen. "Mann vom Meer" ist nicht einfach noch eine Erzählung über das Leben von Thomas Mann, es ist eine demütige Verbeugung Weidermanns vor seinem Idol.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Die Handlung hat sich tot gelaufen

Der Kommissar in Wanderschuhen
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Brigitte setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um gemeinsam mit Daniel die Wanderung in der Rhön als Pärchenurlaub buchen zu können. Nach den Lobpreisungen auf dem Flyer scheint der Trip ein echter Höhenflug ...

Brigitte setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um gemeinsam mit Daniel die Wanderung in der Rhön als Pärchenurlaub buchen zu können. Nach den Lobpreisungen auf dem Flyer scheint der Trip ein echter Höhenflug zu werden. Aber die Wandergruppe hat es in sich, denn wenn unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen, kann es schon mal zur Explosion kommen. Der große Knall lässt auch nicht lange auf sich warten, denn ein abgängiger Mitwanderer wird tot aufgefunden.....

Wetterfrosch Tim Frühling schickt das Ermittler-Duo Rohde/Schilling in die Rhön und greift thematisch das ein oder andere heiße Eisen an, das auf der Wanderung durchdiskutiert wird. Klimakleber, Gerangel um nordhessische Krankenhausstandorte und sogenannte Todesengel waren und sind als Nachrichten in der Hessenschau vertreten, an deren Ende Frühling die Wetterkarte präsentiert.

Stapfen die Leser:innen zunächst noch in gewohnt zynisch und humorvoll erzählter Weise neben Brigitte und Daniel her, vergeht der Leserschaft schon bald das Lachen. Der Autor füttert nämlich das Phrasenschwein und lässt Sprücheklopfer Mo auf die Menschheit los. Plattes und abgeschmacktes Geschwätz mit sinnfreien Sätzen wie "...an und Pfirsich", "Sleep well in your Bettgestell" oder "Bob in die Bahn jagen" drückt das Niveau auf ein Minimum herunter. Das geht auch zu Lasten einer spannenden Handlung, denn da tut sich nicht wirklich viel.

Zwar sind alle Wandervögelchen nicht ganz so unschuldig, wie sie zunächst glauben machen wollen, aber echter Nervenkitzel entsteht dadurch nicht. Die Handlung ist eher seicht, läuft sich mit jedem Kapitel mehr und mehr tot und auf den letzten Zügen geht dem Buch sogar ganz die Puste aus.

Positiv ist hervorzuheben, dass teilweise Dialekt gesprochen wird und das macht die Dialoge lebendig. Hilft ihnen aber auch nicht wirklich weiter, denn hier geben sich triviale Binsenweisheiten, Stammtischparolen und platte Phrasen die Klinke in die Hand. Ich weiß, das kann der Autor um ein Vielfaches besser und bin daher wirklich enttäuscht.

Meinen Geschmack hat das Buch nicht wirklich getroffen, sodass ich hier leider nur 2,5 Sternchen vergeben kann. Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, wird dieser Krimi sicherlich auch begeisterte Leser;innen finden.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Sehr bemüht und konstruiert

Ein böses Haus
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Die Nachricht vom Tod ihrer Schwester reißt Alix den Boden unter den Füßen weg. Doch es ist nicht die Tatsache, dass Marion ermordet wurde, sondern der Verdacht, dass ausgrechnet ihre Tochter Lilli diese ...

Die Nachricht vom Tod ihrer Schwester reißt Alix den Boden unter den Füßen weg. Doch es ist nicht die Tatsache, dass Marion ermordet wurde, sondern der Verdacht, dass ausgrechnet ihre Tochter Lilli diese schreckliche Tat begangen haben soll. Alix kann und will nicht glauben, dass ihre kleine Nichte so abgebrüht und grausam ist und daher steht für sie fest, dass sie den Täter ausfindig machen muss. Die Fragen, die Alix den Hausbewohner:innen stellt, wühlen Staub und Dreck auf und es kommen Dinge ans Tageslicht, die lange im Verborgenen geschlummert haben.....


Mit den ersten Seite ihres Romans packt mich Gabriella Wollenhaupt, katapultiert mich mitten in die Handlung und jagt mir eine Gänsehaut über die Arme, die sich sehen lassen kann. Hat ein bisschen was von "Mickey" und "Das Omen" und mich gruselt es. Aber schon nach wenigen Kapiteln ist von dieser anfänglichen Spannung und nichts mehr übrig geblieben, denn irgendwie will die Handlung nicht mit dem Erzählstil zusammenpassen.

Alix erlebt zwar alles in Echtzeit, aber ihre Schilderungen wirken wie durch eine dicke Glaswand gesehen und lassen mich als Betrachtende aussen vor. Es entsteht keine Verbindung zu ihr, sodass sie mir fremd und unnahbar erscheint. Der Plot selbst ist eher schwerfällig, wirkt sehr bemüht und konstruiert und verliert dadurch an Tempo. Es gibt viele - fast zu viele - Verdächtige, die alle einen Grund gehabt haben könnten, aber wer den Plot genau liest, kann tatsächlich erkennen, wer Marion das Licht ausgeknipst hat. Der erste Hinweis kommt schon recht früh, erscheint auch schon als Aufmacher im Klappentext und so können sich die Leser:innen ihrem Reim darauf machen, was passiert ist. Nur das warum bleibt bis zum Ende des Romans unter Verschluss.

Manchmal vergaloppiert sich Wollschläger in ihren eigenen Schilderungen, versucht dann noch die ein oder andere Wendung einzubauen, aber so ganz gelingt es ihr nicht. Was sehr stark beginnt, flaut leider sehr schnell auch wieder ab und es bleiben nur gut gemeinte 3 Sternchen übrig.

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