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Veröffentlicht am 27.09.2024

Im Herzen von Europa...

Frankfurter Taxigeschichten
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Was wäre Frankfurt ohne seine Taxis...sie gehören zum Stadtbild wie die imposante Wolkenkratzerkulisse, das heißgeliebte Waldstadion (obwohl es schon längst den Namen diverser Werbepartner trägt) und das ...

Was wäre Frankfurt ohne seine Taxis...sie gehören zum Stadtbild wie die imposante Wolkenkratzerkulisse, das heißgeliebte Waldstadion (obwohl es schon längst den Namen diverser Werbepartner trägt) und das Stöffsche im Gerippte. Und wer kennt die Stadt besser als diejenigen, die die Fahrgäste von Hibbdebach nach Dribbdebach, "da'naus" und an viele andere Orte innerhlab und außerhalb der Stadtgrenze fahren.

"Frankfurter Taxigeschichten" lässt die Lesenden zunächst in ein Taxi steigen, um dann den Geschichten der Taxifahrenden zu lauschen, die sich in den Hinterbänken abspielen und normalweise nicht den Weg an die Öffentlichkeit finden. Frankfurt mit den Augen der Taxifahrenden zu sehen, ist eine neue, ungewohnte und interessante Erfahrung.

Die Episoden sind nicht unbedingt als große literarische Schreibkunst zu verstehen, leben jedoch von der herzlichen, humorigen aber auch schnoddrigen Erzählweise, die eben echt Frankfodderisch ist. Anekdoten, die eine abwechlsungsreiche Mischung aus Wortwitz, Szenekomik und Ernsthaftigkeit darstellen und so das bunte Treiben in und um Frankfurt abbilden. Der Frankfurter Dialekt findet leider nur minimal dosiert seinen Weg in die Texte, ist er doch das Tüpfelchen auf dem i, um dem Ganzen noch mehr Autentizität und Schalgfertigkeit zu verleihen.

Insgesamt ein kurzweiliges Buch mit Herz und Schnauze und somit der beste Beweis dafür, dass das Leben immer wieder die witzigsten, aufregendsten und abwechslungsreichsten Geschichten schreibt.


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Veröffentlicht am 26.09.2024

Familie. Wir haben vielleicht nicht alles, was wir wollen, aber zusammen sind wir alles, was wir brauchen.

Noch besser als Schokolade
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Während Witwer und Autor Johann Weißborn in einer echten Schreibkrise steckt, tobt um ihn herum das liebevolle Chaos, was sich Familie nennt. Seine Kinder sind nämlich alles andere als auf den Mund gefallen, ...

Während Witwer und Autor Johann Weißborn in einer echten Schreibkrise steckt, tobt um ihn herum das liebevolle Chaos, was sich Familie nennt. Seine Kinder sind nämlich alles andere als auf den Mund gefallen, haben ihre eigenen Vorstellungen von "Vorfreude ist die schönste Freude" und dann treibt auch noch ein dreister Schokoladendieb sein Unwesen. Besinnlichkeit und Ruhe im Advent sehen definitiv anders aus. Eine wundervolle Idee lässt die ganze Familie etwas näher zusammenrücken und zeigt ihnen, dass sie gar keine Schokolade brauchen, um die eigentliche Botschaft von Weihnachten in ihren Alltag zu integrieren...


Ich liebe, liebe dieses Buch, denn es ist so herrlich unkompliziert, liebenswert chaotisch und randvoll mit echter Herzenswärme, dass die Seiten sich einfach wie von selbst umblättern, die Zeit wie im Flug vergeht und der ein oder andere Lachmuskelkater sich den Weg in Regionen sucht, von denen die Leser;innen gar nicht gewusst haben, dass diese beim Lachen überhaupt beansprucht werden.

Thomas Franke öffnet mit den Buchdeckeln nicht nur die imaginären Türchen eines Adventskalender, sondern auch die Türen der Familie Weißborn, lässt die Lesenden an dem turbulenten Alltag teilhaben und ermöglicht ihnen einen Blick in ihre Herzen. Während Johann immer noch in seiner Trauer gefangen ist, gelingt es Till, ihn sanft an den Prozess des Lassens heranzuführen - Zulassen und Loslassen gehört in der Adventszeit ebenso dazu wie die Gabe, andere reich zu beschenken, ohne einen Cent auszugeben.

Die weihnachtliche Geschichte ist in 24 Kapitel unterteilt, die nicht nur von christlicher Nächstenliebe, Hoffnung und familiärem Zusammenhalt handelt, sondern sie vermittelt durch Till eine ganz wichtige Botschaft. Inklusion ist eine wundervolle Bereicherung für uns alle und jeder Mensch ist einzigartig und liebenswert.

Ein ganz besonderes Buch, warmherzig und mit viel Witz erzählt und definitiv süßer als alle Lollis, Bonbons und Schokoriegel in allen Adventskalendern dieser Welt :)

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Wunder geschehn ich war dabei, wir dürfen nicht nur an das glauben was wir sehen (Nena)

Der Herrnhuter Stern
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Langsam werden die Tage wieder kürzer, das bunte Herbstlaub raschelt und Weihnachten naht. Damit die vorweihnachtliche Hektik erst gar keine Chance hat, von uns Besitz zu ergreifen, hat James Stuart Bell ...

Langsam werden die Tage wieder kürzer, das bunte Herbstlaub raschelt und Weihnachten naht. Damit die vorweihnachtliche Hektik erst gar keine Chance hat, von uns Besitz zu ergreifen, hat James Stuart Bell ganz viele warmherzige Geschichten zusammengetragen, die auf wahren Ereignissen beruhen und viele kleine Wunder geschehen lassen.

Die einzelnen Episoden sind liebevoll nacherzählt und schaffen es, traditionelle Weihnachtswerte wie christliche Nächstenliebe, Hoffnung und Gemeinschaft auf eine berührende Weise zu vermitteln. Schutzengel in Menschengestalt, helfende Hände, Kindheitserinnerungen und Hoffnungslichter legen sich wie ein wärmendes Plaid um die Leser:innen. Wollsockenmomente, Weihnachtskerzenglanz und Tannenduft strömt aus den Seiten und vereint sich mit den Geschichten, die zu Herzen gehen, berühren und nachdenklich stimmen.

Das Glück liegt in den kleinen Dingen und manchmal braucht es nicht viel, um den Geist der Weihnacht auch in uns zu fühlen. Die Episodengeschichten berühren nicht nur das Herz, sondern regen auch zum Nachdenken über die Bedeutung von Geben und Teilen in der Weihnachtszeit an. Die Botschaft, dass wahres Glück im Geben liegt, wird durch die warmherzige Sprache und die lebendigen Beschreibungen der Szenen eindrucksvoll vermittelt und bringt den Herrnhuter Stern auf dem Buchcover für uns alle zum Leuchten.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Ein grandioses Debüt

Abseits
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Richards Kindheit ist geprägt von der offenen Ablehnung, die ihm an jeder Ecke entgegenschlägt. Onkel und Tante sehen in ihm ein notwendiges Übel, eine familiäre Verpflichtung, die man ihnen regelrecht ...

Richards Kindheit ist geprägt von der offenen Ablehnung, die ihm an jeder Ecke entgegenschlägt. Onkel und Tante sehen in ihm ein notwendiges Übel, eine familiäre Verpflichtung, die man ihnen regelrecht aufgehalst hat. Auch in der Schule muss Richard viel einstecken, denn die körperlichen Züchtigungen von Zuhause wiederholen sich auch im Klassenraum. Richard fühlt sich ausgegrenzt, gehört nirgends so richtig dazu und findet in der Einsamkeit des Waldes seine ganz persönliche innere Stille und Zufriedenheit. Mit dem "Wunder von Bern" scheint auch in seinem Leben etwas Glanz angekommen zu sein...


Debütromane sind immer etwas ganz Besonders und dementsprechend groß ist die Neutier auf "Abseits" von Ulrich Rüdenauer. Mit einer einfühlsamen und zugleich aufrüttelnde Schreibweise gelingt es dem Autor, die kindliche Figur Richard zum Leben zu erwecken und mit ihm zu fühlen, zu leiden und zu träumen. Ein Kind, übrig wie ein Kanten altes Brot, von allen verstoßen und ungeliebt, versucht seinen Platz im Leben und seine eigene Identität zu finden.

Nicht einfach im Nachkriegsdeutschland, im dem Schweigen und Züchtigungen an der Tagesordnung sind und eine ganze Generation prägen. Wenn Richard erzählt, werden die Szenen im Buch lebendig und die Leser;innen können sich den Hof, den alten Bauernschrank und das geheimnisvolle Kästchen sehr gut vorstellen, werden so zu Verbündeten des Jungen.

Richard ist gefangen im dörflichen Schweigen, wird dadurch zum Beobachter und verliert sich in Tagträumen. Rüdenauer lässt die Leserschaft die Welt mit Richards Augen sehen und setzt sie so schmerzhaften Erfahrungen aus. Wie kann ein Buch so weh tun und gleichzeitig von Träumen und Wünschen erzählen ? Ein mehr als gelungener Spagat , der in einem wundervollen Schluss endet.

Ein Buch zum Nachdenken, Grübeln und irgendwie auch zum Träumen - denn wie sagt Charly im Buch: "....man weiß, wenn einem das Unerwartete begegnet und es einem ein Glück beschert."


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Veröffentlicht am 23.09.2024

Und wo wir uns die Hände reichen und froh sind, teilen wir, was wirklich zählt. M.B. Hermann

Wunder passieren unterwegs
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Seifenblasen können platzen - das Gefühl kennt Mia nur zu gut, denn ihre Pläne, ihre Träume und ihre Liebe haben sich als Illusionen oder Irrtümer herausgestellt. Zurück im Schoß der Familie könnte es ...

Seifenblasen können platzen - das Gefühl kennt Mia nur zu gut, denn ihre Pläne, ihre Träume und ihre Liebe haben sich als Illusionen oder Irrtümer herausgestellt. Zurück im Schoß der Familie könnte es ihr eigentlich gut gehen, wären da nicht ständig die bohrenden Fragen und ungeschickten, nervigen Verkupplungsversuche. Als ein Fremder mit seinem Wohnmobil vor ihrer Haustür strandet und um Unterschlupf für sich uns seinen Sohn bittet, ahnt Mia nicht, dass sie sich schon mitten im Abenteuer befindet.....


Luisa Vogel strickt ein winterliches Roadmovie und lädt ihre Leser:innen dazu ein, im alten, klapprigen, dennoch gemütlichen Camper Platz zu nehmen und an der Seite von Mia, Finn und dem kleine Mattheo quer durch Deutschland zu reisen. Es ist kein herkömmlicher Trip, sondern was zu erst eine Art Flucht ist, entwickelt sich nach und nach zu einer Reise zu sich selbst.

Mia wird von ihrer Familie kleingehalten und genau das macht sie unsicher. Was sie sich aber nicht nehmen lässt ist ihr Glaube an Gott, der ihr immer wieder Halt und Zuversicht gibt. Sie findet Kraft im Gebet und zieht daraus ihre Energie. Manchmal wirken die christlichen Apsekte jedoch zu aufsegetzt und fast schon missionarisch, zwingt eventuell Lesende in eine Ecke, in der sie sich nicht wohl fühlen.

Auch platziert Luisa Vogel sehr oft und gerne Markennamen und streut so unnötig Schleichwerbung ein, wenn sie von Drogeriemärkten, Stapelchips, Autos etc berichtet. Das hinterlässt einen faden Beigeschmack.

Die Geschichte selbst ist gut durchdacht und hat ganz viele herzerwärmende Momente. Gerade der kleine Mattheo weiß, wie er die Leser.innen um den Finger wicklen kann. Er ist ein liebenswerter kleiner Kerl, der uns vor Augen führt, dass Toleranz, Akzeptanz und Inklusion in der Gesellschaft nicht erst bei anderen anfängt, sondern in der eigenen Familie. Es braucht so wenig, um den ersten Schritt zu gehen.

Die Kapitel lesen sich flüssig und der Duft von gebrannten Mandeln und Lebkuchen zieht durch die Seiten, Lichterkettengefunkel und Schneeflockentanz verbreiten weihnachtliches Flair. Auch wenn die Themen im Buch nicht von Familienidylle handeln sondern eher vom Kampf um ein Kind erzählen, bahnt sich nach und nach die Weihnachtsbotschaft ihren Weg.

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