Wer Hass sät, wird Hass ernten
Der FeindEs sollte ein schöner Abend im geschützten Rahmen werden, doch so haben sich die Frauen ihren Besuch in der Frauendisko definitiv nicht vorgestellt. Statt ausgelassen zu tanzen und zu feiern, endet der ...
Es sollte ein schöner Abend im geschützten Rahmen werden, doch so haben sich die Frauen ihren Besuch in der Frauendisko definitiv nicht vorgestellt. Statt ausgelassen zu tanzen und zu feiern, endet der Abend in einem Amoklauf. Was hat den Täter dazu bewogen, diese unfassbare Tat auszuführen ? Zeitgleich wird eine grotesk zur Schau gestellte männliche Leiche entdeckt, die rote Stöckelschuhe trägt. Hängen die beiden Taten zusammen ? Wenn ja, wie ? Sandro Bandini und TV-Reporterin Milla Nova recherchieren in beiden Fällen und stossen dabei auf eine Vereinigung von Männern, die sich in Selbstmitleid und in ihrem grenzenlosen Hass auf Frauen regelrecht suhlen. Doch sind sie auch bereit, Menschen zu töten ?
Ich habe schon viele Krimis gelesen, die unter die Haut gehen und mich zutiefst schockiert und nachdenklich zurück lassen. Mit "Der Feind" hat der Schock aber eine ganz andere Dimension eingenommen und ich lese fassungslos, wie sich der Hass gegen Frauen in Terrorakte und Gewaltfantasien verwandelt und die Katastrophe unaufhaltsam ihren auf nimmt. Die radikalisierte Denkweise, das Frauen verachtende Weltbild und die unfassbaren Taten, die als "Denkzettel" aufs Tablett kommen, verlangen mir beim Lesen einiges ab.
Die Handlung ist fesselnd und fast schon paralysierend, denn Christine Brand lässt die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit verschwimmen, legt die wirre Gedankenwelt der Incels frei und macht sie für die Leser;innen zugänglich. DIe Morde geschehen im Namen der Gerechtigkeit, doch welches Unrecht soll gesühnt werden ? Gemeinsam mit Sandro und Milla gehen die Lesenden auf die Suche nach Hinweisen, begeben sich mehr als einmal in Gefahr und müssen tief in der Vergangenheit graben, um den Schlüssel zu finden, der des Rätsels Lösung bietet.
600 Seiten, die sich wie von selbst umblättern, denn auf jeder einzelnen Seite ist die Bedrohung, der Nervenkitzel und die Angst zu spüren. Irre Zwist und ein raffinierter Plot gehen hier Hand und Hand, Tabu-Themen werden angesprochen und Brand scheut sich nicht, auf die Problematiken hinzuweisen, die entstehen, wenn durch das Internet eine Plattform geschaffen wird, die hirnverbrannten Ideologien gleich welcher Art ein guter Nährboden ist. In der Anonymität des World Wide Web blühen diese Fantasien erst so richtig auf und schüren den Hass immer wieder neu.
Bis zum Schluss bleibt die Neugier und der Lesefluss vorhanden, sodass dieser Roman ein echter Pageturner ist - dafür gbt es 5 Sternchen !