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Veröffentlicht am 09.05.2023

Vergebung ändert nie deine Vergangenheit, aber sie bereichert deine Zukunft

Im See der Himmel
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Marie kann den Verlust ihres geliebten Jack nicht verkraften, denn dieser Mann war ihr nicht nur Ehemann, treuer Freund und Weggefährte, sondern er wusste zu Lebzeiten immer, wie es um Marie bestellt ist. ...

Marie kann den Verlust ihres geliebten Jack nicht verkraften, denn dieser Mann war ihr nicht nur Ehemann, treuer Freund und Weggefährte, sondern er wusste zu Lebzeiten immer, wie es um Marie bestellt ist. Seine letzte Bitte führt Marie von Amerika zurück nach Mühlbach. Das kleine Örtchen war einmal ihr Zuhause und es es gibt so viel Ungesagtes , was noch in der Luft hängt. Als Marie in Mühlbach ankommt, sieht sie sich nicht nur mit ihrer alten neuen Familie konfrontiert, sondern es kommen alle Erinnerungen hoch, die unweigerlich Narben aufreißen...


Helen M. Sand erzählt von einer großen Liebe, von Vergebung und dem Glauben an Gott, der auch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges eine feste Burg ist. Dabei gelingt es ihr, Maria in jungen Jahren als einen unangepassten Freigeist darzustellen, der gerne einmal aneckt und nicht immer nach der Pfeife der Erwachsenen tanzt. Ich mag es , wie sie sich gegen die harte Hand in den heimischen vier Wänden auflehnt und ihr Ding durchzieht. Michael iht ihr mit seiner Liebe und dem Glauben an Gott eine große Stütze und so ist es kein Wunder, dass Maria regelrecht aufblüht. Ihre Gefühlswelt kommt so richtig durcheinander, denn der Zwiespalt zwischen heimlicher Liebe und den Erwartungen an den Teenager ist sehr gut nachvollziehbar geschildert.

Auch gefällt mir, dass Erinnerungen und Gegenwart wie Zahnräder ineinandergreifen und aus den Erzählungen von Maria eine sehr authentische Lebensgeschichte einer Zeitzeugin entsteht, die für die Nachkriegsenkel:innen erzählt wird. Die Stimmen dieser Generation verstummen immer mehr und so leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag, um einen bleibenden Eindruck von einst in das Hier und Jetzt zu transportieren.

Die christliche Botschaft fließt dabei alltagstauglich und unaufdringlich in die Handlung ein und findet Ausdruck in Gebeten, die mal Hilferuf, mal Flehen sind. Sand versteht es sehr gut, die Schrecken des Krieges mit der Romanze zu vereinen und scheut auch nicht davor zurück, Missbrauch und Schändung anzusprechen. Ich muss zugeben, dass ich beim Lesen dieser Textpassagen die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und mit Maria die seelischen und körperlichen Qualen geteilt habe.

Auch wenn Jack nur einen recht kurzen "Auftritt" im Buch hat, so bleibt er als wahrer Gentleman und Retter für Marias Herz und Seele in Erinnerung. Dieser Mann beweist Größe und ist für Maria der Halt in dunkeln Stunden. Mit diesem Mann an ihrer Seite kann sie neuen Mut fassen und den Schritt über den Ozean wagen.

Der Epilog geht mir unglaublich nah und es ist ein Abschied in Würde, den die Autorin für ihre Hauptfigur Maria erdacht hat. Fast fühlt es sich an, als würde der Wind, der über den See, streicht eine Aufforderung zum Loslassen und Frieden finden herüberwehen.

Ein sehr emotionales Buch, das trotz der Fülle der Seiten eine unglaubliche Gedankentiefe und Emotionalität in sich trägt. Dadurch können die Leser;innen Seite an Seite mit Maria an deren Erinnerungen teilhaben


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Veröffentlicht am 07.05.2023

Superwoman trifft auf ganz viele Zufälle

Das Vermächtnis
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Vanessas großer Traum von einer erfolgreichen beruflichen Zukunft rückt immer mehr in die Ferne, denn sämtliche Vorstellungsgespräche verlaufen im Sand. Der Zufall will es, dass sie als persönliche Assistentin ...

Vanessas großer Traum von einer erfolgreichen beruflichen Zukunft rückt immer mehr in die Ferne, denn sämtliche Vorstellungsgespräche verlaufen im Sand. Der Zufall will es, dass sie als persönliche Assistentin eines älteren Herren eine Anstellung findet. Vanessa ahnt nicht, dass sie mit Antritt der neuen Stelle nicht nur kriminelle Machenschaften aufdecken wird, sonder auch Einblicke in Verbindungen erhält, die ihren Arbeitgeber mit ihrer eigen Familie eint....


Der Klappentext klingt schon sehr verführerisch und nach einer Familiensaga, die mit großen Überraschungen, alter Schuld und viel Gefühl aufwartet. Jedoch wird schon nach wenigen Seiten klar, dass hier Superwoman ihren Auftritt bekommt und Kommissar Zufall ganz oft die Strippen zieht.

Nicht nur, dass Bodyshaming (....und ich will in einem Jahr nicht Sachen in ihrer Größe tragen müssen"), Hohn und Spott an der Tagesordnung sind, nein, es finden sich auch Familienangehörige ein, die schlimmer sind als Hyänen. Stutenbissigkeit, Neid und verbale Entgleisungen treffen auf geldgierige Raffzähne, die so gar nichts von der feinen Gesellschaft haben, zu der sie gehören wollen.

Gebelein scheint in seinem Geld zu schwimmen und merkt über Monate nicht, dass er Opfer seiner eigenen Angestellten wird. Er wird ausgenommen wie ein Fisch und das im ganz großen Stil. Mir ist nicht begreiflich, wie ein solcher Betrug nicht auffallen kann.

Die Geschichte lebt von den unglaublich vielen Zufällen, die sich in ihrem Verlauf ereignen. Diese scheinbar willkürlichen Aufeinandertreffen von diversen Personen löst eine Kette von Ereignissen aus, die im Verlauf der Handlung einfach nicht mehr logisch und schlüssig sind. Vanessa mutiert zu Superwoman, knackt Codes, an denen sich die Spezialisten der Polizei die Zähne ausbeißen, ist somit Allzweckwaffe und individuell einsetzbar und das lässt den Roman unglaubwürdig werden.

Die Figuren sind von allem ein bisschen zu viel: zu gut aussehend, zu intelligent, zu reich, zu naiv, zu raffgierig.... und so geht die Grundidee in ihrer Geschichte komplett verloren. Das Buch soll eine Mischung aus Wirtschaftskrimi, Familiengeheimnis und Romanze a la Nora Roberts sein, kann aber diesem Vergleich bei Weitem nicht standhalten.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Zwischen Licht und Schatten

Unter Bäumen
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Helmut Schreier verführt seine Leser:innen direkt dazu, sich in das magische Spiel des grünen Blätterdaches fallen zu lassen, die abstrakten und manchmal nahezu perfekten Lichtkreise im Schatten auf sich ...

Helmut Schreier verführt seine Leser:innen direkt dazu, sich in das magische Spiel des grünen Blätterdaches fallen zu lassen, die abstrakten und manchmal nahezu perfekten Lichtkreise im Schatten auf sich wirken zu lassen und die Verbindung zu spüren, die nicht nur die Bäume untereinander haben, sondern die die Besucher:innen mit jedem Schritt im Wald direkt fühlen können.

Das Büchlein ist randvoll mit Erinnerungen aus Kindheitstagen, Erfahrungen im Verlauf des Lebens und fachlich informativen Ausführungen, die die Leser;innen immer tiefer in die Materie Wald eintauchen lassen. Schützendes Blätterdickicht, sensibles Ökosystem, gestresste Bäume und Gefährdung durch den Klimawandel sind ebenso zu finden wie wunderschöne Aufnahmen und Zeichnungen, die den Spaziergang durch den Wald zum "Erlebnisreich" werden lassen.

Die würzige Waldluft steigt förmlich aus den Seiten, dringt mit ihren ätherischen Ölen aus Kiefern, Harz und Moos in das Bewusstsein der Lesenden und macht die Erkundungstour durch die Waldlandschaften zu einem einzigartigen Leseerlebnis. Schreier weiß seine Leserschaft mit kurzweiligen Hintergrundinformationen und verständlich verfassten, wissenschaftlichen Erklärungen zu begeistern und lädt dazu ein, den Lebensraum Wald mittels digitalen Wanderkarten zu erkunden.

Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Heimatgefühle

Heide
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Claus-Peter Lieckfeld verfasst in seinem Buch "Heide" eine Liebeserklärung an das lilafarbene Meer, das nicht nur in Niedersachsen als erhaltenswerte Landschaft die Besucher:innen in Verzückung geraten ...

Claus-Peter Lieckfeld verfasst in seinem Buch "Heide" eine Liebeserklärung an das lilafarbene Meer, das nicht nur in Niedersachsen als erhaltenswerte Landschaft die Besucher:innen in Verzückung geraten lässt. Dabei gelingt es ihm, Informatives so kurzweilig, humorig und einladend zu verpacken, dass es eine Freude ist, seine Worte zu lesen.

Die Leser:innen begeben sich gemeinsam mit dem Autor auf eine außergewöhnliche Wanderung, die nicht nur die kräftigen Lila-Töne der Heide zum Leuchten bringt, sondern auch Geschichten und Geschichtliches abseits der Wanderwege erzählt. Die Heide wird zum Spiel- & Abenteuerplatz, dient als Weideland für die berühmten Heidschnucken, ist Broterwerb der Heidebauern und lässt den Tourismus im wahrsten Sinne des Wortes aufblühen.

Sonja Ziehmann und Rudolf Prack haben der Heidelandschaft romantische Stunden zu verdanken, Bienenvölker schwärmen aus, um den Nektar für den Heidehonig zu sammeln und die Dichtkunst Hermann Löns' wäre ohne die Heide nur halb so erfolgreich.

Wissenswertes, Anekdoten und Insidertipps gehen Hand in Hand und der Autor weiß seine Leserschaft zu begeistern. Ein kleines Büchlein, das Lust auf Reisen in die vielen Heiden auf unserem Globus macht.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Historischer Stadtspaziergang

Die Stadt von gestern
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"Die Stadt von gestern" ist eine wundervolle, fast schon melancholische Zeitreise, die Thomas Hofmann und Beppo Beyerl ihren Leser:innen ermöglichen. Wie in einer Laterna magica laufen die Stadtansichten ...

"Die Stadt von gestern" ist eine wundervolle, fast schon melancholische Zeitreise, die Thomas Hofmann und Beppo Beyerl ihren Leser:innen ermöglichen. Wie in einer Laterna magica laufen die Stadtansichten von einst in bewegten Bildern vor dem inneren Auge ab, wenn die verschwundenen Sehenswürdigkeiten plötzlich aus den Seiten steigen.

Eine Geschichtsstunde der ganz besonderen Art, denn hier wird Stadtgeschichte sehr lebendig erzählt und erlebbar gemacht. Es ist, als würde sich der letzte Vorhang noch einmal lichten, um den Geist des vorigen Jahrhunderts zu wecken und ihn durch die Seiten ziehen zu lassen. Die Leser;innen werden zu Weltengänger:innen, die das Hier und Jetzt verlassen, um sich in den colorierten Ansichtskarten oder schwarz-weißen Originalaufnahmen wiederzufinden.

Die Rotunde im Prater, der Nordbahnhof im maurischen Stil, Synagogen, Figuren von Denkmälern oder Schwimmhallen - was damals zum Stadtbild gehörte, ist heute nur noch liebgewordene Erinnerung und findet in diesem Buch Erwähnung. Es sind kleine Wiener Geheimnisse, verborgene oder verschwundene Orte, die Wien so einzigartig machen.

Schicksalsnächte, siechende Krankheiten und nicht nur der technische Fortschritt haben den Zahn der Zeit vorangetrieben und das Gesicht von Wien nachhaltig verändert. Das Stadtbild hat sich immer wieder neu geformt und in diesem Buch erhalten die alten Bauten einen zweiten glanzvollen Auftritt.

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